Hallo allerseits!
Ich stehe seit einigen Monaten vor der Herausforderung, dass sich meine DSA-Runden, die während des Studiums entstanden sind, langsam auflösen: Die Spieler verstreuen sich einfach in alle Winde. Dennoch möchten alle irgendwie mal zusammen weiterspielen, die Bindung ist allerdings nicht so eng, dass man die Gruppen diszipliniert mehrmals im Jahr irgendwie zusammenführen könnte, um längere Abenteuer oder gar Kampagnen anzugehen.
Darum habe ich vor einigen Wochen ein Kurzabenteuer mit vorgefertigten Charakteren ausprobiert: Als Geburtstagsgeschenk und kleines Komödienschmankerl musste eine Gruppe mit Klischeebesetzung (der übergenaue Magier, der moralisch flexible Dieb, die barbarische Kriegerin, der kultivierte Adelige, der freundliche Priester) ein Abenteuer voller Klischees bestehen (Start in der Taverne, ein sterbender Bote als Plothook, Bauern in Gefahr, ein altes Elfendorf, dass sich selbst nicht um ein noch älteres Problem kümmern will, die Lösung des Problems ist ein Gegenstand am Ende eines Dungeoncrawls und ein Finalkampf, in dem jeder Charakter seinem verzerrten Ebenbild begegnet und schließlich ein untoter Elfenmagier besiegt werden muss, der nur durch den Gegenstand aus dem Dungeoncrawl besiegt werden kann, für den praktischerweise einer der Charaktere - das Geburtstagskind - einen passenden Talentwert hat). Für die Spieler gabs eine viel zu kurze Beschreibung, warum sie eigentlich als Gruppe durch die Gegend ziehen (ihr habt den Eber der Finsternis besiegt und dann auf einen herumliegenden Stein geschworen, dass ihr jetzt beste Abenteuerfreunde seid), und ein paar allgemeine Hinweise auf die Hintergründe der Charaktere und ihre persönliche Motivation, sich als Abenteurer zu versuchen. Dazu noch jeweils ein prägnantes Zitat und die Charakterbögen, das war's.
Ziel des Abenteuers war schlicht und ergreifend ein unterhaltsamer Abend, und zu meiner eigenen Überraschung hat das problemlos funktioniert: Nach sieben Stunden waren wir fertig, die Gruppe hat sehr kreatives Rollenspiel betrieben und alle waren glücklich, besonders das Geburtstagskind, deren Haudrauf-Barbarin den Todesstoß setzen durfte.
Das Konzept des Kurzabenteuers, das an ein bis zwei Abenden oder an einem Wochenende durchgespielt werden kann, fasziniert mich seitdem, vor allem, weil ich die Chance sehe, immer mal wieder die Leute für eine Runde DSA zusammenzubringen, ohne zu viel Druck durch Verpflichtungen auszuüben. Mit vorgefertigten Charakteren reduziert man den Vorbereitungsaufwand für die Spieler außerdem erheblich und liefert der Gruppe sofort einige Grundlagen für ihr Rollenspiel (großer Vorteil: Die Charaktere müssen nicht erst einen Grund finden, zusammenarbeiten zu wollen). Ideen hätte ich für die Zukunft reichlich: Neben der nicht ganz ernst gemeinten Klischeetruppe könnte ich mir auch zum Beispiel einen Harry Potter-Verschnitt vorstellen, der vollständig in den Mauern einer Akademie spielt und in dem die Spieler unterschiedlich spezialisierte Lehrlinge spielen.
Meine Frage an euch: Welche Erfahrungen habt ihr mit Kurzabenteuern gemacht? Was sollte man plottechnisch beachten? Wie sehen eure Erfahrungen mit vorgefertigten Charakteren aus, wie viel darf man Spielern vorgeben, um das Rollenspiel nicht zu beeinträchtigen?
Das Thema liegt mir sehr am Herzen, schließlich möchte ich meinen alten Truppen damit langfristig eine Zukunft sichern und dem ein oder anderen Neuling einen möglichst zugänglichen Einstieg bieten.