Wie gut kennt sich Aventurien...

  • Schön gesprochen. Besuch mich doch mal morgen in Atlantis zu einer Graltasse Mana. Dann schmöckern wir in der Akasha-Bibliothek und schauen, was es neues in der Bundeslade gibt :)
    Spaß beseite, hier steht das "Aktuelle Buch der Allgemeinbildung" mit etwa 550.000 Daten und Fakten, bzw. 10.000 Einzelthemen. Selbst wenn jemand dieses Buch auswendig lernen könnte (und wer will das schon?), würde dies nicht den Hauptgewinn bei "Wer wird Millionär" garantieren ...
    Wir brauchen für einen irdischen Vergleich nciht gleich ins MA gehen sondenr können uns einen durchschnittlichen Western anschauen: Die Farmer/Bauern ackern vom Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang auf den Feldern und gehen Sonntags brav zur Kirche. Etwa alle 2-3 Wochen kommt die Postkutsche und bringt "Neues" aus den Nachbarorten. Liegt unser Ort ins Texas, wird man von New York vermutlich nie etwas gehört haben - außer man hat Verwandte dort.
    In Aventurien gibt es zwar Zaubersprüche und MIrakel, die über weitere Entfernungen Gespräche ermöglichen, aber wird diese kaum ein einfacher Bürger in Anspruch nehmen können. Und selbst der schnellste Beilunker Reiter wird einige Tage brauchen, um Ereignisse von einer Küste zur nächsten Küste zu melden.

    Pflicht des Historikers:
    das Wahre vom Falschen, das Gewisse vom Ungewissen, das Zweifelhafte vom Verwerflichen zu unterscheiden.

    (nach Johann W. von Goethe)

    Kinder deuten ohne Furcht in die Sterne, während andere, nach dem Volksglauben, die Engel damit beleidigen.

    (Vorrede der Grimms Märchen 1819)

  • Zitat von "Scaw"

    Das beste Beispiel ist die Existenz der Götter, aber es gibt auch viele weniger brisante Aspekte, wie z.B., dass es eben drei normale Elfenrassen gibt.

    Im Mittelalter wusste man auch, dass es Gott gibt...

  • Auch ich bin ein Anhänger eines eher unwissenden Aventuriens, denn letztendlich kann "08/15-Alrik", wie er hier so schön genannt wurde, gar nicht viel Wissen haben, und zwar schlicht aufgrund dem bereits angeführten geringen Verbreitungsgrad von Informationen. Selbst Magier, die als "gebildet" gelten, haben sicherlich nicht Zugang zu allen Wissensgebieten (z.B., Politik, Mechanik, Meeresströmungen...), da viele Bereiche eifersüchtig gehütet werden - übrigens hüten auch Zauberkundige ihr gesichertes Spezialwissen sorgsam vor der Verbreitung. Die Hesindekirche ist in dieser Welt aus hermetischen Bildungsfragmenten eher eine Ausnahme, und selbst die ist sich ja uneines, ob man Wissen verbreiten darf oder es lieber "hütet." Mit solchen Voraussetzungen ist der Hort an gesichertem Wissen für Alrik Aufdemfeld sicherlich nicht zu unterschätzend gering. "Nahema - ist das nicht diese Hexe aus dem Märchen von Großmutter?"

    Diese Philosophie des beschränkten Wissens führt natürlich beim Spielen zu einem unbequemen Effekt - ich muss ständig Spielerwissen von Charakterwissen trennen, und eigentlich, wenn ich es ernst nehme, meine Figur oft gegen mir bekannte Fakten handeln und entscheiden lassen. Sicherlich ist es einfacher zu sagen: Mein Trollzacker weiß halt auch alles, was so in den grünen Bänden steht...", plausibel ist aber für mich dieser Trollzacker nicht.

  • Im MA gab es den Gott .. und außerhalb der Großstädte heidnische Bräuche und viel Gottlosigkeit :) Es wird schon Gründe gehabt haben, warum im MA so manche Glaubenskrieg in Europa geführt wurden ... naja, zurück nach Dere.

    Ein Trollzacker der die Grünen Bände gelesen hat, hat er TAW 8 auf Lesen , oder wat? :)
    Die Ostregion Aventuriens wurde einst mal etwas im Lexikon beschreiben - bevor ein größenwahnsinniger Magier diese Länder "berühmt" machte. Das bedeutet aber nicht, daß jeder Bürger Al'Anfa etwas mit Borba-Rad (hat das irgendetwas mit Boron zu tun?) anfangen kann. Frag mal eine Garether, was Altaia ist? Einen Thorwaler wo Unau liegt. Einen bornländischen Bauern über Shafir (ein Schleiertanz?) oder den Heimort von Raidri (Der Schwertkönig, ja den kenne ich - lebt der noch?).

    Pflicht des Historikers:
    das Wahre vom Falschen, das Gewisse vom Ungewissen, das Zweifelhafte vom Verwerflichen zu unterscheiden.

    (nach Johann W. von Goethe)

    Kinder deuten ohne Furcht in die Sterne, während andere, nach dem Volksglauben, die Engel damit beleidigen.

    (Vorrede der Grimms Märchen 1819)

  • Ich würde sage ihr unterschätzt die Bauer und die Stärke und schnelligkeit der mundlichen Überlieferung. Den woher kommen die Grimmsmärchen und die Volkslieder von den Gemeine aus den lange Winternächte. Zwar steckt viele Halbwissen, aber so eine Gestalt wie Nahmea unsterbliche und schöne Magierin wird in den Märchen oder Lieder verwendet werden. Als Beispiel sollte man die Artussage http://de.wikipedia.org/wiki/Artus ansehen. Klar weis der Bauern nicht das es drei Elfenvölker gibt, aber das Elfen werden in den lokalen Märchen und Volkslieder auftreten.
    Zudem ist Aventurien näher bei Römer bezüglich Fernhandel und Strasse als dem Frühmittelalter.
    Aber jeder spielt sein Aventurien

  • Auf die Gefahr hin vom Thema wegzukommen: Grimms Märchen sind zu beinahe 100 % Erfindungen der romantischen Dichter Hans und Jakob Grimm (die eigentlich das ganze nur als entspannendes Hobby neben dem Wörterbuchschreiben betrachtet haben). Die meisten heutzutage bekannten sog. Volkslieder sind ebenso reine Kopfgeburten einiger romantischer Dichter (Heine, Eichendorff, Arnim...) und mitnichten tatsächliche Überlieferungen aus dem einfachen Volk der Jahrhundertwende. Vertont wurden sie von klassischen Komponisten. Von daher spricht das Beispiel eher gegen die Exitenz mündlicher Traditionen...

    Selbstverständlich aber glaube ich an eine mündliche Überlieferung innerhalb bestimmter Volksgruppen in Aventurien, nur besteht die in meinem Verständnis eher aus Mythen, Legenden und Gerüchten, die weit entfernt von jeder Art des gesichertern Wissens sind (Auch wenn Alrik Aufdemfeld vielleicht absolut "gesichert" glaubt, dass das Berühren eines Elfenohres von schrundigem Ausschlug befreit...). Darüber hinaus können diese Traditionen auch jeh nach Landstrich völlig widersprüchliche Dinge verkünden.

    Ich möchte keinesfalls die Intelligenz des "normalen Alriks" unterschätzen, glaube aber dass sein Zugang zu wirklicher Bildung und faktischem Weltwissen extrem limitiert ist.

  • Zitat von "Vibarts Voice"

    Auf die Gefahr hin vom Thema wegzukommen: Grimms Märchen sind zu beinahe 100 % Erfindungen der romantischen Dichter Hans und Jakob Grimm (die eigentlich das ganze nur als entspannendes Hobby neben dem Wörterbuchschreiben betrachtet haben).

    auch wenn wir jetzt wirklich vom Thema wegkommen (aber das Thema war eh die letzten Wochen eher tod ...): Die Märchen der Gebrüder Grimm sind mit nichten von ihnen komplett ausgedacht, so wie du das darstelltst, sondern basieren auf im Kasseler Raum erzählten Geschichten (die ihrerseits durch die Hugenotten häufig auf französischen Märchenmotiven beruhen, z.B. Dornröschen). Auch wenn wikipedia nicht die Superquelle ist, in diesem Fall deckt sie sich zumindest mit der Literatur, die ich kenne ;) . Diese Märchen beruhen also sehr wohl auf erzählten Geschichten, die auch einen wahren Kern haben könnten, allerdings ist dieser Kern für heutige Menschen nicht mehr erkenntlich (so weiß zum beispiel niemand, wann oder wo genau die Geschichte, die die Grundlage für Dornröschen gewesen sein könnte passiert ist (oder ob die Geschichte doch phantastisch ist)).

  • Man brauch nicht auf groß angelegte Märchensammlungen wie die der Gebrüder Grim schauen, oder heute allerseitsbekannte Sagen wie die über Siegfried oder Ditrich von Bern.

    Aleine aus meiner Ortschaft und den umliegenden Gemeinden von Pernitz, fallen mir auf die schnelle 4 regionale Legenden und Sagen ein, die noch aus der Zeit der 2 Türkenbelagerungen und davor stammen. Wobei ich die irgendwann einmal in der Volks- und später Hauptschule gehört habe.
    Ähnliche, mal milde ausgedrückt, ungenaue, mündliche Überlieferungen wird es vermutlich auch in Aventurien geben.
    Wobei der wahre Kern bei solchen regionalen Legenden nicht zu unterschätzen ist.
    Den heute sind sich noch zum Teil die Volkskundler darüber uneinig, was an den Legenden über das "Türkenloch" und den "Türkensturtz" wahr ist und was Legende. ;)

    Zur Erklährung der etwas seltsahm anmutenden Namen:
    "Türkenloch": Eine Höhle wo sich Dorfbewonder vor den einfallenden Türken versteckt haben und zum Schluß durch Verat alle getötet wurden.
    "Türkensturz": Angeblich haben da paar gewitze Burgbewohner einen Vorhang vor einem Tor gespannt und den Türken eingeredet das es dort etwas zu plündern gibt. Die türkischen Krieger sind mit einem Schlachtschrei durch das Tor gerannt, was jedoch direckt vor einem Abgrund stand, in dem alle in den Tod gestürzt sind.

    Ich denke in Aventurien werden einiges an Legenden im Umlauf sein, über ähnlich einschneidende Geschehnisse wie bei uns die 2 Türkenkriege.
    Man nenne nur Zug der 1000 Oger, 3. Orkensturm oder 3. Dämonenschlacht. :cool3:

    Lieber Efferd: Die Mauer muß weg!

  • Obwohl das jetzt wirklich total Off-Topic ist:

    Laut meinem, etwas antiquiertem Wissensstand über die Literatur der Romantik (stand: ca. Jahrtausendwende) ist die Geschichte von den reisenden und märchensammelnden Grimms wohl eine ziemlich weitgehende Erfindung aus dem Historismus des Kaiserreichs. Wenn mein Prof im Seminar damals recht hatte (und auch der gute Herr. Prof. Dr. Graevenitz konnte sich mal irren), sind nur ganz wenige Besuche der Grimms bei irgendwelchen alten Mütterchen im Umkreis durch tatsächliche Quellen belegt - umgerechnet hätten sie bei jedem "Treffen" mit "Informanten" 7-8 Märchen niederschreiben müssen. Aber selbst wenn sie alle der heute bekannten Grimmschen Märchen "gesammelt" hätten, stark verfremdet und intellektuell überformt wurden sie auf alle Fälle. Die Grimms waren keine Archivare, sondern Autoren mit einem literarischen Programm im Kopf. Wie gesagt, ist nur der Stand der Konstanzer Literaturwissenschaft um das Jahr 2000, falls sich seit dem der Forschungsstand verändert hat: ich bin raus aus dem wissenschaftlichen Tagesbetrieb und lasse mich gerne eines Besseren belehren...

    Aber gehen wir einmal davon aus, Sagen, Legenden und Mythen, wie die vom Türkenloch, seien in Aventurien genau so verfügbar wie hierzulande, und ich denke, davon muss man durchaus ausgehen. Wie viel objektiv gesichertes Weltwissen (im Sinne der "grünen Bände") resultiert dann daraus? Statt theoretischer Überlegungen gebe ich zur allgemeinen Anschauung ein Beispiel aus dem alltäglichen Aventurien, so wie ich es mir rein persönlich vorstelle.

    Wir befinden uns auf dem alljährlichen Viehmarkt in Sjepensgurken:

    Ungolf aus Obersjepengurken: "Also gestern, da waren wieder bewaffnete Kerle bei Wanja in der Taverne. Haben gesoffen wie Löcher und Geschichten erzählt, sag ich dir! Haben behauptet, bei Väterchen Praios, sie hätten im Orkland Nahema getroffen - ihr wisst schon, diese Schwarzhexe!"
    Joschi aus Gradnochsjepengurken: "Na, da wird ja wohl der Bronnjar in der Scheune verückt! Mütterchen Nahema! Das ist doch die alte Hofmagierin des Kaisers Hal, der bei uns kürzlich verschwunden ist! Wie kommt die denn ins Orkland?"
    Peradescha aus Jetztschonnichtmehrsjepensgurken:"Ach, du bist ja dümmer wie ein Borkenbär! Hat doch schon mein Väterchen erzählt, dass die Nahema eine tulamidische Prinzessin war, welche ist geritten auf einem Tsch... Tsch... Tschiiiin? Und mein Väterchen musste es wissen, ist er doch schließlich gereist bis nach Perricum im Süden!"
    Ungolf: Ja, mag schon sein, dass dein Väterchen im Süden war, aber ob er nüchtern genug gewesen ist, die Sachen da auch zu verstehen? Ich aber weiß zufällig genau, wer Nahema wirklich ist: Nahema ist die Tarnung von Zelda, der bösen Oberhexe vom Bornland, wenn sie sich unters Volk mischen will! Und weil Zelda nämlich so hässlich ist, dass die Milch im Eimer sauer wird wenn sie draufguckt, verkleidet sie sich als die wunderschöne junge Zauberin Nahema, um die Herzen der Bauern auf dem Feld zu betören..."
    Peradescha: "Das hättest du wohl gern, du unsansehlicher Klotz! Bei dir wird die Milch sauer! Und woher will ein obersjepengurkener Kartoschkentölpel wie du das schon wissen!"
    Ungolf: "Das hat mir der Perainepriester nach der Predigt erzählt, und der kann sogar Lesen und Schreiben!"
    Joschi: "Ach, ihr habt doch beide keine Ahnung! Aber mein Brüderchen, das fährt jetzt mit den Festumern Shivonen um ganz Aventurien! Der war letztens in Havenna - das liegt im tiefen Süden, kurz vor Brabak müsst ihr wissen - und hat mir erzählt, da steht im Hafenbecken ein alter Turm, da wo die Nahema drin gewohnt haben soll. Aber schon seit mindestens tausend Jahren verlassen ist der Turm, deshalb ist diese Nahema auch ganz sicher längst tot, ihr meschuggen Märchenerzähler!"
    Ungolf: "Na, sei's wie es immer sei - aber wie soll nun diese Nahema-Hexe ins Orkland kommen?"
    Peradescha: "Na, das ist doch klar wie Meskinne, Ungolf! Die feinen Herren Abenteurer haben dir einen Bären so groß wie der Sjepengurkener Viehmarkt aufgebunden! Wahrscheinlich waren die Strolche auch gar nie im Orkland, immerhin liegt ja das eherne Schwert zwischen hier und da, und da kann ja keiner, wie man allgemein weiß, auch nicht drübersteigen..."

    Verlassen wir den Sjepengurkener Viehmarkt, für mein Fazit aus dem - Entschuldigung im Nachhinein - langatmigen Beispiel: Was wissen denn jetzt die drei braven Bauern aus ihrem Mythenschatz über Aventurien? Erstens: Im Grunde ziemlich viel; Zweitens: Im Grunde eigentlich gar nichts. Können sie die "Wahrheit" über Nahema theoretisch kennen? Ja, zumindest in Teilen. Können Sie die Wahrheit vom Märchen, dem Aberglauben, der Lüge, der Übertreibung, Verfälschung, Verwechslung unterscheiden? Sicherlich nicht.