Also, dann wage ich es mal! Dies ist ein Abenteuer-Bericht in Form von Briefen, gerichtet an einen abwesenden Helden der Gruppe. Vorweg möchte ich euch um Nachsicht bitten für jeden regeltechnischen oder Metaplot-Fehler. Da wir fast ausschließlich selbst geschriebene Abenteuer spielen, mag sich der eine oder andere an den Freiheiten stören, die wir uns nehmen.
Auf eine genaue Beschreibung der Helden habe ich verzichtet; ich hoffe, sie werden durch ihre Handlungen trotzdem lebendig und ihr Aussehen möge sich jeder selbst vorstellen. Für anregende Kritik bin ich dankbar!
Die Gruppe:
Desmala bint Alaila Tulamidische Hexe aus Aranien mit adligem Hintergrund
El Sadarim Il’Iaca Tulamidischer Magier, seines Zeichens Elementarist mit einer beunruhigenden Affinität zu Feuer
Gorio Queseda Leibwächter aus Al’Anfa mit zwielichtiger Vergangenheit
Gero Dieb aus Gareth mit unstillbarer Goldgier und ebenso unstillbarem Durst auf Premer Feuer
Alifa Saba Ayvar Zahori-Gauklerin und Jahrmarktskämpferin aus Almada, Chronistin der Ereignisse
abwesend:
Wurbusch Hügelglut Hügelzwerg aus Kosch, Schmied und Genießer, Adressat von Alifas Briefen
weitere Mitreisende:
Hesidane Hesinde-Geweihte aus Kuslik mit großem Wissen über Runenmagie
immer anwesend, wenn auch selten sichtbar:
Die Zwölfgötter:
Praios Der Göttervater
Rondra Die Kämpferische
Travia Die Hüterin des Herdes
Pereine Die Hüterin der Felder
Rahja Die Liebreizende
Tsa Die Lebensspenderin
Phex Der Listenreiche
Firun Der Eisige
Boron Der Hüter des Schlafes und des Todes
Hesinde Die Kluge
Efferd Der Herr des Meeres
Ingerimm Der Hüter des Feuers
Bester Wurrbusch! (auch wenn ich Euch zürne!)
Thoran der Zwerg hat mir mitgeteilt, dass Ihr Kuslik verlassen habt und auf dem Weg nach Angbar seid. Ich weiß nicht, ob das wahr ist, denn ich finde, Ihr hättet Euch wenigstens verabschieden können; aber vielleicht hattet Ihr ja einen wichtigen Grund, Kuslik bei Nacht und Nebel zu verlassen?? Obwohl ich so etwas eher Gero zutrauen würde als Euch, aber wer weiß…
Wir haben jedenfalls unsere Siebensachen gepackt und sind jetzt auf dem Weg nach Olport im Lande der Thorwaller, stellt Euch vor: geradewegs in die Arme der Barbaren! Aber immer der Reihe nach!
Ihr wisst ja, dass die alte Frau auf dem Jahrmarkt mir eine Reise in den Norden vorhergesagt hatte, und ebenso El Sadarrim, der aber ihrer Weissagung etwas misstrauisch gegenüberstand. Er ist zwar Tulamide aber eben kein Zahori, und deshalb weiß er nicht, dass man den Worten der Alten immer Glauben schenken sollte, da sie über großes Wissen und tiefe Weisheit verfügen. Wie dem auch sei, am Abend, nachdem wir auf dem Jahrmarkt Euren Künsten im Baumwerfen zugesehen hatten, ging ich alsbald zurück zu Androschs Schenke, genehmigte mir noch einen Wein und legte mich dann schlafen. Gero war mit seinen zwei (eher käuflichen als rahjagefälligen) Dirnen verschwunden, um seine „Einnahmen“ seinem Geschmack entsprechend zu verprassen, wo die anderen waren, weiß ich nicht.
Jedenfalls, als ich am nächsten Morgen nach dem Frühstück Thoran aufsuchte und erfuhr, dass Ihr abgereist seiet, ging ich erneut auf den Markt, um das bunte Treiben um mich herum zu genießen, das ich seit so langer Zeit vermisst hatte. Außerdem wollte ich verschiedene Einkäufe tätigen, da ich mir ja sicher war, dass ich Kuslik bald den Rücken kehren würde. Ich begab mich auf die Suche nach einem Gaukler, der mir vielleicht ein paar Jonglierbälle verkaufen würde, denn meine sahen nach einem Bad im salzigen Meerwasser ziemlich mitgenommen aus, zumal sie noch nie besonders schön waren. Es dauerte auch nicht lange, bis ich einen jungen Gaukler sah, der die Bälle gar kunstfertig zu werfen wusste. Ich kam mit ihm ins Gespräch, ein Wort gab das andere, und am Ende gab ich auf dem Kusliker Jahrmarkt eine kleine Probe meines Könnens, was mir 6 Silbertaler einbrachte! Bälle bekam ich allerdings bei diesem Gaukler nicht, da er seine zu teuer verkaufen wollte, obwohl sie auch nicht viel besser als meine waren. Also zog ich weiter, und stell’ dir vor, bald stieß ich auf einen kleinen Sohn meines Volkes, der mich zu seiner Sippe führte. Nichts ist schöner als mit meinen Leuten zusammen am Feuer zu sitzen, zu singen, zu trinken und zu tanzen! Die Mutter des Jungen, eine stolze Frau, versprach mir, ein paar Bälle zu nähen und wir verabredeten uns für die nächsten Tage. Als ich zu später Stunde in unser Gasthaus zurückkehrte, war ich so glücklich wie schon lange nicht mehr.
Auch die anderen waren ihrer Wege gegangen, Gero wie immer in heimlichen Geschäften, auch Queseda und Desmala waren noch nicht zurückgekehrt, nur El Sadarim war schon da. Er hatte in der „Quelle“, dem Treffpunkt der örtlichen Magier, einen hochgelehrten Vortrag über „elementare Wesenheiten“ oder über „wesentliche Elemente“ oder so ähnlich gehalten (ich kann mir seine ausufernden Schilderungen immer nicht merken), und er hatte dort viele wichtige Persönlichkeiten getroffen. Eine von ihnen, die „Magisterin der Magister“ der Hesindekirche (das ist so etwas wie das „Schwert der Schwerter“ der Rondrakirche, also das Oberhaupt der Oberhäupter), hatte mit ihm gesprochen und ihn und uns (jawohl uns) für den nächsten Tag in den Tempel geladen, da es einen Auftrag für uns gäbe.
Anderntags zogen wir also los, wobei zu erwähnen ist, dass Desmala und Queseda sich sehr merkwürdig verhielten: sie blieben immer wieder zurück, flüsterten einander etwas ins Ohr und kicherten immerzu. Wenn ich es glauben könnte, würde ich sagen, sie turtelten regelrecht herum und beide trugen die ganze Zeit ein beseligtes Grinsen im Gesicht. Was das zu bedeuten hat, ist mir noch nicht ganz klar aber ich habe so meine Vermutungen…
Beim Tempel angekommen, wurden wir zur Hochgeweihten geführt, die uns kurz begrüßte und uns dann zu Hesidane, einer jungen Priesterin brachte. Diese weihte uns umgehend in ihre Pläne ein, nämlich ins Land der Thorwaller zu reisen und dort Runen und Runenzauber (glaube ich -es fehlte mir die Geduld, ihren Ausführungen zu folgen) zu erforschen. Hesidane ist eine Frau, die sicher in Ihrem ganzen Leben noch nie ihre Studierstube verlassen hat. Deshalb braucht sie uns als erfahrene Begleiter, damit sie nicht unterwegs von Orks, Wölfen oder Thorwallern umgebracht oder in die Sklaverei verschleppt wird. Nach langen, zähen Verhandlungen kamen wir überein, dass wir sie begleiten würden, für einen wirklich guten Sold, muss ich sagen! Es gibt allerdings einen Haken an der Sache: da Olport tausend Meilen weit im Norden liegt, werden wir wieder mit dem Schiff fahren, was mir wenig und Desmala überhaupt nicht behagt. Hesidane versprach, sich um ein Schiff und Proviant für die Reise zu kümmern, etwas, was wir, wie sich später herausstellte, besser selbst erledigt hätten, aber ich möchte hier nicht vorgreifen!
Wir verließen die Priesterin also in dem Gefühl, eine gute Übereinkunft getroffen zu haben, und jeder ging wieder seiner Wege. Mich zog es natürlich zum Jahrmarkt, aber ein Gefühl sagte mir, das ich vielleicht zuvor den Tempel der Herrin Rondra aufsuchen solle, um für unseren Erfolg im Kampf zu beten, da die Wahrsagerin ja von meinem „Säbel, der Blut trinken wird“ gesprochen hatte, und ich nehme ihre Worte als Stimme des Schicksals. Ich betete also in diesem wahrhaft beeindruckenden Tempel und opferte der Göttin mein maraskanisches Zwillingsschwert in der Hoffnung, dass sie meine Gabe mit Wohlwollen aufnehmen möge. Über meinen eigenen Säbel ließ ich von einem Geweihten einen Segen sprechen, und so gewappnet verließ ich den Tempel, um zu den Zahori zu eilen. Ich fand sie wie erwartet am selben Ort wie am Abend zuvor und zu meiner Freude waren auch die Bälle schon fertig. Sie sind wunderschön, jeder etwas anders und doch zueinander passend, und sie haben das richtige Gewicht, nicht zu leicht und nicht zu schwer und sie fliegen in die Luft und kehren in meine Hände zurück als wohne ihnen ein Zauber inne…trotzdem werde ich noch viel üben müssen, bis ich wahre Meisterschaft im Jonglieren erlangt habe. Ich blieb noch lange am Feuer sitzen, wir erzählten uns Geschichten und tanzten und sangen und wir feierten Abschied, wie es bei den Zahori Brauch ist, wenn einer von ihnen weiterzieht. Als ich sie verließ, war ich glücklich und traurig zugleich, weil es war, als verließe ich meine Heimat zum zweiten Mal.
Am nächsten Morgen brachen wir auf zum Hafen, fragten den Hafenmeister nach unserem Schiff und wurden von ihm zu einem Pier am Ende des Hafens gewiesen. Dort wartete schon der Kapitän auf uns, ein richtiger Seebär, der nur wenige Worte für uns übrig hatte, und sicher nur gegen gutes Geld bereit war, uns mitzunehmen. Wir gingen an Bord, während die Matrosen noch mit dem Beladen beschäftigt waren, und dachten, uns würde nun eine Kajüte zugewiesen. Weit gefehlt! Man führte uns in die Mannschaftsquartiere unter Deck, wo es übel nach Fisch riecht und nach ungewaschenen Matrosen-Socken, und wo jeder von uns eine Hängematte sein eigen nennt. Desmala kehrte auf dem Absatz um und war schon auf dem Weg an Land, bevor wir sie aufhalten konnten. Wir folgten ihr und es gelang uns, sie zu überreden, doch mitzufahren, allerdings war nichts mehr von dem Turteltäubchen des Vortages zu sehen. Gero fand alles, wie zu erwarten, ganz wunderbar, und wir anderen beschlossen, solange Efferd es erlaubt, auf Deck zu schlafen. Mit einiger Verspätung tauchte auch Hesidane auf, die Arme voller Pergamentrollen, die gefährlich im Wind flatterten. Sie schien allerdings wenig beeindruckt von unserer Unterkunft und akzeptierte klaglos die Hängematte. Überhaupt ist für sie alles nur Forschung und Abenteuer(das sie bis jetzt noch nie erlebt hat), und sie notiert sofort alles in einem kleinen Buch, welches sie immer mit sich führt.
Zu unserem großen Missfallen stellte sich alsbald heraus, dass wir auf einem Walfänger angeheuert haben; Gnade uns Efferd, wenn uns ein paar Thorwaller begegnen sollten! Sie beten nämlich einen Wal als Gott an und sehen es nicht gern, wenn man ihren Gott harpuniert. Allerdings werden wir mit diesem Schiff nur bis Havena fahren, und so hoffe ich, dass uns ein zweiter „Schiffbruch“ erspart bleibt. Hesidane hat sich scheinbar überhaupt keine Gedanken darüber gemacht, was einmal mehr zeigt, wie weltfremd sie ist.
Jetzt muss ich meinen Brief aber schnell beenden, da wir gleich ablegen werden. Ich gebe ihn einem kleinen Jungen am Hafen, der mir für einen Heller versprochen hat, den Brief zu Thoran zu bringen, der ihn dann an Euch weiterleiten kann, sobald er von Euch hört.
Wünscht uns Glück für unsere große Fahrt in den Norden! Ich werde Euch vielleicht schon aus Havena Neuigkeiten zukommen lassen, falls wir den ersten Teil unserer Reise überleben.
Ich grüße Euch!
Alifa saba Ayvar