Alle die vielleicht im Forum-Abentuer Zurück ins Licht gelesen haben und nun auf die Geschichte des dortigen \"eisigen Jägers\" hofften muss ich enttäuschen.
Es gibt noch andere Jäger in Aventurien und das wird die Geschichte von einem von ihnen.
Irgendetwas an ihm war anders. Ich konnte nicht sagen was und kann es bis heute nicht aber auf eine seltsame Art und Weise faszinierte er mich. Dabei sah er nicht anders aus als die anderen tausend Bettler die hier in Al`Anfa die Straßen und großen Plätze bevölkerten. In einen alten fleckigen Umhang gehüllt hatte er sich an einer Häuserwand am Rande des Marktes bequem gemacht. Das Holzbein von sich gestreckt, das andere Bein angewinkelt saß er dort schon eine ganze Weile. Immer wieder streckte er mit den Worten Herr bitte nur eine Kleinigkeit flehend seine zitternde Hand nach vorübergehenden Passanten aus. Doch allzu oft wurden seine Bemühungen nur mit Fußtritten und wüsten Beschimpfungen belohnt. Wenn ab und zu doch der ein oder andere Kreuzer den Weg zu ihm fand, krähte er jedes Mal mit seltsam schriller Stimme habt Dank edler Herr möge der Herr Boron immer wohlwollend auf euch herabblicken. Sein Alter war schwer zu schätzen, das schon ergraute Haar hatte er sich mit einem alten Lederband aus der Stirn gebunden. Sein Gesicht, seine Kleidung und sein ganzer Körper starrten so vor Schmutz das auch sie nur wenig Anhaltspunkte booten. Dennoch schätzte ich das er um die 50 Sommer gesehen haben musste.
Ein plötzlicher Ruck und ein stechender Schmerz im Rücken rissen mich aus meinen Gedanken. Ecuvano de Calleano, ein kleiner dürrer Mann mit grünen stechenden Augen, einer Halbglatze und einem ungemeinen Hang zum Sadismus, starrte mich zornerfüllt an. An dem unbeherrschten Zittern das seinen ganzen Körper ergriffen hatte und den Speichelfäden die ihm aus dem Mundwinkel tropften folgerte ich das er mich schon mehrmals angesprochen haben musste. Träumst du oder was ist los? Bei Boron noch nie ist mir so ein fauler nichtsnutziger Hund untergekommen. Ein leichtes Zucken der Hand die, die Peitsche hielt warnte mich vor und so konnte ich gerade noch schützend die Arme um meinen Kopf legen bevor er begann ungehemmt auf mich einzuschlagen. Dir werd ich deine Flausen schon noch austreiben kreischte er in immer schriller werdenden Tonlagen während er fortfuhr auf mich einzuschlagen. Irgendwann hörte er auf. Im nachhinein kann ich nicht sagen ob er 2 Stunden oder 2 Minuten auf mich eingeschlagen hat, mir kam es wie eine Ewigkeit vor.
Niemand schien Notiz von dem Vorfall genommen zu haben, als ich mich unter Schmerzen stöhnend und wimmernd aufrichtete ging um mich herum alles seinen gewohnten Gang. Misshandlung von Sklaven ist in Al Ánfa an der Tagesordnung und so verwunderte es mich nicht. Nur der Bettler, immer noch an der Häuserwand sitzend, nur unweit von mir entfernt, schaute zu mir herüber. Das heißt ich war mir nicht sicher ob er genau mich anschaute aber er blickte in meine Richtung und einen kurzen Augenblick dachte ich er hätte mir zu gezwinkert. Ecuvano de Calleano in dessen Händen unglücklicherweise mein Schicksal lag kehrte von einem nahen Tuchhändler zurück. Wortlos drückte er mir einige Bahnen feinste rote Seide in die Hand um mich dann an der Eisenkette die ich um den Hals trug hinter sich her zu ziehen.
Ich war noch nicht lange bei ihm. Er hatte mich letzten Sommer auf dem Sklavenmarkt erstanden und gleich damit begonnen meinen Willen zu brechen.
Ich war in Gefangenschaft aufgewachsen und so kannte ich nicht das wunderbare Gefühl der Freiheit, den betörenden Duft des Dschungel und das Gefühl der Sicherheit, in einer Sippe zu leben. Schon früh wurde ich von meiner Mutter getrennt und so ist es nicht verwunderlich das ich mich kaum an sie erinnern kann. Wenn ich an sie denke habe ich immer diese Bild vor Augen, wie sie von einigen Sklaventreibern brutal in die Höhe gezerrt und vergewaltigt wurde. Sie muss eine schöne Frau gewesen sein auch wenn ich ihr Gesicht nur blau geschlagen, mit vielen Schürfwunden überhäuft in Erinnerung habe.
Ecuvano de Calleano suchte damals einen neuen Leibdiener der ihm bei allen Erledigungen zur Seite stehen sollte. Ich war damals gerade 10, ein hübscher wenn auch etwas magerer Junge mit blauschwarzem Haar und schwarzen, traurigen Augen. Bis heute weiß ich nicht ob es Calleanos Vorliebe für kleine Jungen war, eine Tatsache die er seiner Frau sehr geschickt verheimlichte, oder ob ich wirklich seiner Vorstellung eines Leibdieners entsprach die ihn bewog mich zu erstehen.
Zielstrebig steuerte er Calleano das Gasthaus „zur blauen Sumpfranze“, eine wie der Name vermuten lässt üble Spelunke am Rande des Marktes an. Hier traf er seine Freunde, skrupellose Neureiche, die ein bequemes Leben auf kosten ihrer Sklaven lebten.
Als wir an dem Bettler vorbei kamen streckte dieser wie bei unzähligen Passanten bevor seine zitternde Hand nach meinem Herr aus Herr bitte nur eine Kleinigkeit krächzte er Mitleidserregend. Gleich darauf schüttelte ein trockener Hustenanfall seinen Körper. Calleano war stehend geblieben, weiß vor Wut riss er seine Peitsche aus dem Gürtel Du wagst mich anzusprechen du räüdiger Hund? Er schwang die Peitsche über seinem Kopf um sie dann gezielt über das Gesicht des Bettlers zu ziehen, doch dieser reagierte völlig unerwartet. Blitzschnell schlug er die alte Wolldecke beiseite die auf seinen Knien gelegen hatte und hob eine neue blitzsaubere Windenarmbrust die er auf Calleanos Brust richtete. Calleano erstarrte und Angst zeichnete sich auf seinen Zügen ab. Grüße vom Jäger war alles was der Bettler sagte dann war nur noch dieses für eine Armbrust charakteristische „plop“ zu hören.
So falls Bedarf besteht führe ich diese Geschichte weiter. Das heißt wenn ich einmal Zeit finde sie weiter zu schreiben denn obwohl ich sie im Kopf habe muss sie ja immer noch aufgeschrieben werden.
mfg