In einer Guten Laune für den Unterricht entstanden, nach einer Idee eines Bekannten:
Neulich im Dungeon
„Mir ist kaaalt!“ Das junge Mädchen, nur mit einem Blumenkranz bekleidet, springt missmutig von dem kühlen Steinpodest. Einer der neun graubekutteten Männer im Raum reicht dem mitleiderregend niesenden Mädchen seine Kutte, die es sogleich um ihre Schultern schwingt. „Danke“ schnieft sie ihn lächelnd an, „Aber wie lange müssen wir hier den noch in diesem Loch sitzen?“ Mit einer ausladenden Handbewegung winkt sie durch die kleine Halle in der sie alle sitzen, abstruse Ornamente zieren die Wände aus einzelnen Betonquadern, ein riesiges Abbild eines seltsam verdrehten Wesens ist auf eine Wand vor dem Steinaltar gemeißelt.
Einer der Männer, der eben hinter einem Steinblock eine kleine Weinflasche in seiner Kutte verschwinden ließ, blickt auf. „Du musst gar nicht jammern, du hast noch den angenehmsten Teil der Arbeit....Hilfehilfe rufen, retten lassen, zum Essen einladen lassen....und wir dürfen dabei einer nach dem anderen draufgehen!“
Zwei noch eben mit einem Würfel beschäftigte Priester mischen sich mit ein:
„Guck doch mal bitte nach, wieweit sie sind, Bernhelf hat schon fast alle meine Silber gewonnen“
Bernhelf grinst seinen Würfelpartner an „Das nehmen sie uns doch sowieso gleich ab“
Ein ebenso in Robe gekleideter, doch durch zahlreiche bunte Bändchen gekennzeichneter Priester erhebt sich mühsam aus dem Schneidersitz, wo er bis eben ein Groschenroman gelesen hat. Mit einer geübten Handbewegung lässt er eine helle Lichtkugel zwischen seinen Händen entstehen, sofort scharen sich die übrigen acht Priester und das junge Mädchen um den Hochpriester. In der Kugel sind einige Gestalten zu sehen, die sich durch eine Ansammlung von laufenden Knochen kämpfen.
„Och nö! Sie sind erst bei den Skeletten, das kann ja noch ewig dauern!“ wirft einer der Kuttenträger ein.
Ein anderer intoniert „Danach kommt sie Rätseltür....das kann dauern“
„Noch ein Spielchen?“ fragt Bernhelf
Ein gewohntes „Nein“ antworten neun andere Kehlen.
Der Hohepriester fasst frustriert zusammen:
„Also, vor dem Magier müsst ihr euch in Acht nehmen, er hat ein paar hinterhältige Sprüche drauf, und der Streuner ist gewitzt, passt also auf euren Rücken auf. Die Elfe ist eine weibliche Spielerin und sehr auf elfisches Denken fixiert – ein wenig zu sehr, erst wird sie verhandeln wollen, das ist eure Chance. Der Krieger ist unaufmerksam und baut nebenbei Würfeltürme...aber wenn es zum Kämpfen kommt, ist er vorne mit dabei, passt auf seine Axt auf. Über die Geweihte weiß ich noch nichts, ich hab das Regelheft noch nicht ganz gelesen, aber hindert sie am besten am Sprechen...“
„Du hast es immer noch nicht gelesen?“ fragt eine Kutte, „Bereite dich nächstes mal darauf vor, damit wir wissen, worauf wir achten müssen!“
„Ist ja gut“ nörgelt der Hohepriester, „Oh, seht mal, der Streuner hat die Rätseltür geknackt!“
Zustimmendes Gemurmel der anderen erfüllt die Halle.
„Jetzt müssen sie noch die Fallgrube überwinden und....*pruuust*“ Der Hohepriester kann sich ein Lachen nicht verkneifen als in der Lichtkugel zu sehen ist, wie sich der Krieger mit beiden Armen am Rand der Fallgrube festhält und von den Kameraden mühsam wieder hochgezogen wird.
„Still jetzt, sie kommen! Alle auf die Plätze!“
Hektik erfüllt den Raum, Würfel und Weinflaschen verschwinden in Roben, die acht Kuttenträger verteilen sich im Raum und fangen an kniend zu dem an die Wand gemeißelten Geschöpf zu beten.
Das blütenbekleidete Mädchen nimmt eine halbe Zwiebel aus einer versteckten Klappe am Steinaltar und beträufelt sich leise fluchend die Augen mit dem Saft. Der Hohepriester legt seinen Groschenroman aus der Hand und fängt an, ihre Frisur in Unordnung zu bringen.
„Denkt an den Zauberer! Und die Elfe nur im Nahkampf!“ gibt er noch zu bedenken.
Der freundliche Priester nimmt dem Blütenmädchen die Robe von den Schultern, sie bedankt sich trotz der Zwiebeltränen mit einen freundlichen Lächeln. Auf ein Wink vom Hohepriester kniet er sich wieder hin und betet einen abstrusen Text zu dem Geschöpf an der Wand.
Das Mädchen legt sich auf den Altar und beginnt herzerweichend zu schluchzen.
Der Hohepriester guckt noch einmal auf seine Notizen auf der Innenseite seiner Hand und hebt den Dolch zur Opferung. Die Priester beginnen mit einem Singsang, der mit der Schlagen-wir-einfach-irgendeine-Seite-auf-Methode aus einem Liederbuch für Wahnsinnige ausgewählt wurde.
Vor der Tür sind Geräusche einer kleinen Gruppe zu hören. Mit einem Krachen schlägt die Tür auf.
Der Buntbekuttete beginnt, während sich die übrigen Priester auf die Eindringlinge stürzen. Das Mädchen weint bitterlich und blickt den Helden in die Augen.
„Haltet sie auf, bis die Zeremonie abgeschlossen ist“ ruft der Hohepriester mit geübter Stimme seinen Helfern zu, als er den Zeremoniendolch mit beiden Händen hebt.
„Bei unserem Gott Haratarath, ich opfere dieses Kind für seine Macht“...nebenbei sterben die meisten Priester unter Schlägen, Zaubern und Pfeilen der Heldengruppe...“gib uns Ruhm, Ehre und die Herrschaft über dieses Land“...
Natürlich werden die Priester besiegt, die Zeremonie wird unterbrochen, das Mädchen gerettet und Haratarath wird nicht die Welt beherrschen. Es ist doch immer so.
Aber die NSCs machen täglich ihren Job, lassen sich Prügeln, übern Tisch ziehen und töten. Aber sie machen es gerne für euch, also dankt es ihnen....