Studiengebühren, nein danke!

  • Zitat

    Ich meine wozu gibts Studentenjobs ?


    Um das Studium noch mal zu verlängern :lol:

    Also man sollte Gebühren keineswegs so unreflektiert hinnehmen, denn (wurde ja schon angesprochen) die Gebühren kommen nicht den jeweiligen Universitäten zu Gute, sondern fließen allgemein ins Staatssäckerl. Es ist also eigentlich eher eine Steuer, als eine Gebühr, denn ich erhalte dadurch ja keine garantierten Leistungen oder sonst irgendetwas. ... Alles bleibt wie vorher, nur dass es jetzt Geld kosten soll.

    Des Weiteren ist der Staat pleite! (von der unbegrenzten Kreditwürdigkeit, die er bis kurz vor dem absoluten Kollaps besitzt wollen wir mal absehen) Dies bedeutet also, dass wo immer Kosten gespart werden können, diese auch gespart werden. Will sagen: Es ist ein konsequenter Schritt, sich irgendwann immer weiter zurückzuziehen aus der Verantwortung (wenn denn tatsächlich mal die Unis die Gebühren bekommen, wird der Staat ganz schnell nichts mehr zuschießen wollen ...) Aus meiner Sicht für den Studiengang Wirtschaftswissenschaften mache ich mir da wenig Sorgen. Der wird bleiben, bis die Sterne verglühen (mal überspitzt ausgedrückt) ... Aber was ist mit den Kunsthistorikern? Was ist mit anderen "Exoten"? Haben die dann auch noch ihren Platz? [und so "platte" Argumente wie Braucht doch eh keiner sollte man da nicht gelten lassen]

    Auch die "Ausnehmeregelungen" sind keinesfalls so "großzügig" und "gut gewählt", wie Augurus hier behauptet. Mir persönlich erscheinen sie sogar manchmal irgendwie gar nichts mit dem Können oder den individuellen Verhältnissen des Studierenden zu tun zu haben. Da man die aber besser machen könnte, ist das natürlich kein Grund ganz allgemein gegen Studiengebühren. Schlimm finde ich z.B., dass gewisse Aufbaustudiengänge (Wirtschaftsingenier z.B.) voll als Zweitstudium zählen, völlig unabhänig davon, wie lange ich für das Ausgangsstudium (in dem Fall Ingeniuer) gebraucht habe. (Also stehe ich mit 8 Semestern Ing. [was unter der Regelstudienzeit ist] in den 4 Semestern Wirtschaftsing. so da, als hätte ich 18 Semester für mein Ingeniueursstudium gebraucht (10 + 4 sind "umsonst")

  • Generell hätte ich nichts gegen eine Studiengebühr, wenn sie gewisse Kriterien erfüllt.

    Als da wären:

    Das Erstsemester sollte Studiengebührenfrei sein. Warum? Nicht alle Studenten in einer Uni kommen aus der Umgebung, viele kommen von weit her, müssen sich erst in der Stadt zu Recht finden, eine Wohnung finden, gucken, wo man Jobs bekommen kann... Es würde die "Auswärtigen" sicherlich stark belasten, wenn sie zusätzlich zu ihrem ersten Semester noch den Stress hätten sich um WOhnung und Job zu kümmern. (Denn nicht jeder kann alles von "Papa und Mama" bezahlt kriegen.

    Die Studiengebühr müsste den Unis zu Gute kommen, in vollem Umfang und nicht nur zu einem Bruchteil. (Es wäre also sinnvoll, die Studiengebühren direkt an die Uni zu bezahlen)

    Es dürfte nicht so sein, dass die Studiengebühr so hoch liegt, dass den Studenten nichts mehr bleibt um etwaige Miete/Unterhaltskosten zu bezahlen. Natürlich sind Schulden in gewissem Maße zu ertragen, aber generell sollte es nicht Gang und Gebe werden, die frisch Studierten mit einem Schuldenberg zu entlassen, schließlich ist es nicht einmal sicher, dass jeder sofort einen Arbeitsplatz bekommt, wo er dann die Schulden zurückzahlen kann. Wenn der Staat also sagt: "Schulden sind in Zukunft normal", dann sollte er dazu sagen: "Einen Arbeitsplatz zu bekommen nach dem Studium ist normal".

    While the Wicked staind confounded
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  • Ich bin auch gegen eine Studiengebühr, allerdings denke ich, man sollte das ganze System dahingehend reformieren, dass es überhaupt keine finanzielle Unterstützung mehr für Studenten gibt. Sozialhilfe kann jeder beantragen, auch Studenten (die auch nicht mehr günstiger in Kinos, Schwimmbäder und was weiss ich noch reinkommen sollten).

    Wer meint, er benötigt mehr Geld zum Studierengehen, der kann Barfög beantragen, was allerdings als vollwertiger Kredit gewertet wird, der nur sehr variable Laufzeiten und geringe Zinsen hat, und der natürlich voll zurück gezahlt werden muss.

  • Da wir hier nun schon eine Diskussion haben, obwohl ich eigentlich dachte, über dieses Thema müsste man nicht wirklich diskutieren, werd ich dann auch mal meinen Standpunkt darlegen, sozusagen als 'Exot', denn was anderes scheinen Lehramtsstudenten im Denken der Geldbesessenen Politiker und Unipräsidenten nicht mehr zu sein.

    Fangen wir mal ganz einfach (oder auch nicht) an, Studiengebühren! Wem sollten sie nutzen? Den Unis und Studenten. Sie sollen sozusagen der Beitrag der Studenten zu ihrem Studium sein, um es effektiver und besser zu gestalten. Wem nutzen sie wirklich? Den Ländern, die damit ihre Löcher stopfen und das, nachdem sie sowieso schon Unmengen von Geld von den Unis abgezogen haben. Es lebe das HOK!

    Sagen wir jetzt mal, es gäbe diese Studiengebühren, dann ist ja gleich mal die erste Frage. Wie hoch und wann? Bleiben es 500 Euro und kann man sie vielleicht nach dem Studium abbezahlen, dann sind es im Schnitt 5000 Euro pro Studiengang, das sollte jedem zuzumuten sein. Sollen sie aber während des Studiums bezahlt werden, dann gute Nacht! Wer kann sich das denn noch so nebenbei leisten? Ich nicht! Jetzt könnte man ja sagen, dann arbeite halt! Gut, kann man machen, aber da möchte ich folgende Situation an unserer Uni entgegenhalten.

    Die Lehramtsstudenten stellen die prozentual größte Gruppe an Studierenden, haben aber nur einen verhältmäßig kleinen Etat. Im Moment gibt es im Studiengang Geschichte genau drei (!) Professorenstellen, für knappe 500 Studenten. Dazu einige Wiss. Ass. und Lehrbeauftragte. Das da nicht das normale Studienangebot aufrechterhalten werden kann, dürfte jedem klar sein. Das heißt, die Seminare sind äußerst rar auf die Woche verteilt und hoffnungslos überfüllt. Da geht die allgemeine Qualität schon mal in den Keller, nicht davon zu sprechen, dass man auch nicht immer alles erfüllen kann, weil schlciht niemand mehr in den Kurs reinpasst.
    Nun arbeite ich noch und kann an einigen Tagen nicht. Es gibt keine Ausweichveranstaltung und mein Arbeitgeber stellt sich stur und schon kann ich einige Kurse nicht machen, die ich machen müsste. Zack! Das Studium wird wieder länger und amit, falls es Studiengebühren gibt, teurer.

    Wir befinden uns im Moment in einer Phase, wo jeder auf den Zug der marktwirtschaftlichen Flaute aufspringt und es an allen Ecken und Enden gespart wird. Aber leider an den falschen Ecken und Enden.
    An der Bildung! Wie dämlich kann man eigentlich sein? Wie kann man an der Bildung sparen, wenn die Jobs in unserer Industrie immer spezialisierter werden? Wenn wir ein Land wären, das nur aus Kohleminen besteht, könnte ich es ja noch verstehen, denn um eine Spitzhacke zu halten, braucht man kein Abitur und keinen Studienabschluß. Sind wir aber nicht. Wir brauchen gut ausgebildete Schüler und Studenten, die später die Arbeitsplätze übernehmen können. Ganz zu schweigen davon, dass wir unsere Vormachtsstellung als eins der innovativsten Länder der Welt behalten wollen.

    Leider bewegen wir uns immer weiter davon weg. Die allgemeinen Bildungsausgaben werden immer weiter gekürzt und waren selbst vor der Kürzung, gerechnet am Anteil des BIP, niederiger als in jedem anderen Land der EU. Dann werden Studiengebühren eingeführt oder sollen, die die Abschlußzahl an Studenten noch weiter drücken werden und leier (s.o.) auch die Qualität nicht erhöhen werden, da das Geld ja nicht an die Unis geht. Und die Unis sind noch besser, sie streichen alle Studiengänge oder schrumpfen sie zusammen, die später mal mit der Ausbildung unserer Kinder zu tun haben und stärken nur noch die, die später einmal 'produktiv' sind. Denken denn diese Herren nicht weiter als bis zu ihrer Nasenspitze? Es wird sich schon jetzt bitterlich darüber beschwert, dass die Neustudenten weder vernünftig schreiben, noch rechnen können. Das lernen sie ja wohl kaum in der Uni, sondern auf der Schule. Jetzt werden aber unsere Lehrer, durch die oben genannten universitären Maßnahmen, auch immer schlechter. Und schon haben wir den Anfang eines Teufelskreises.

    Es gibt nun, meiner Meinung nach, mehrere Wege, um da wieder raus zu kommen, aber die fangen bestimmt nicht mit Kürzungen und Studiengebühren an. Studiengebühren auf jeden Fall nicht in diesem Maß. Warum nicht an der Regelung festhalten, die es bis jetzt gab. Semester + 4, danach wird gezahlt?
    Damit hätte jeder leben können, wäre nicht das HOK gekommen. Es läuft also darauf hinaus, dass wir Studenten dafür zahlen, dass die Politik Mist gebaut hat und nun versucht auf unserem Rücken ihre Haushaltslöcher zu stopfen.
    Und genau deshalb müssen wir alle gegen Studiengebühren sein.

    Hier hör ich jetzt erstmal auf, obwohl mir noch hunderte von Sachen im Kopf rumschwirren, aber es ist ´jetzt alles schon etwas konfus, also arbeitet euch erstmal hier durch. :lol:

    Wenn es sein muss, muss es auch gemacht werden. Ist nur noch die Frage, wer es macht. Ich ruh mich nämlich gerade aus.

  • Zitat

    Ich bin auch gegen eine Studiengebühr, allerdings denke ich, man sollte das ganze System dahingehend reformieren, dass es überhaupt keine finanzielle Unterstützung mehr für Studenten gibt. Sozialhilfe kann jeder beantragen, auch Studenten (die auch nicht mehr günstiger in Kinos, Schwimmbäder und was weiss ich noch reinkommen sollten).

    Wer meint, er benötigt mehr Geld zum Studierengehen, der kann Barfög beantragen, was allerdings als vollwertiger Kredit gewertet wird, der nur sehr variable Laufzeiten und geringe Zinsen hat, und der natürlich voll zurück gezahlt werden muss.


    Zunächst einmal haben Studenten nun wirklich nicht das Geld locker sitzen. Zu sagen, sie sollen keine Vergünstigungen bekommen, halte ich für Schwachsinn. Ein Student verdient nur Geld, wenn er einen Nebenjob bekommt was schwierig ist, da er bestimmte Arbeitszeiten braucht und auch genügend Zeit zum lernen/schlafen. Bafög bekommen nur die Studenten, die selbst keinen Job haben und auch von den Eltern nicht unterstützt werden können. Diejenigen, die kein Bafög bekommen, werden aber nicht zwangsläufig von ihren Eltern unterstützt. => Die Studenten verdienen alle völlig verschieden: manche haben einen Job, der ihnen das Überleben sichert, manche kommen mit BAfög durch, andere haben reiche Eltern, und wiederum andere verdienen gar nichts und können sich das Studium nur leisten, weil sie zu Hause wohnen.
    Es werden nur die Studenten mit den reichen Eltern diese Kürzungen bei den Vergünstigungen mit einem Schulterzucken abtun können.
    Solange so ein Zustand herrscht, kann man nicht einfach sagen: Studenten bekommen keine Vergünstigungen mehr, sie sollen sehen, wie sie durch ihr Studium kommen.

    Speziell zum Bafög: Es wird Dir doch klar sein, dass Bafög nun wirklich nicht jeder bekommt, oder? Weshalb also sagen: "Wer meint... " Wer das Glück hat, sollte man eher sagen.

    So wie die Studiengebühren momentan gefordert werden, sind sie jedenfalls inakzeptabel, soviel steht glaube ich fest.

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  • Zitat

    Bafög bekommen nur die Studenten, die selbst keinen Job haben .


    Das ist so nicht korrekt, du darfst schon noch nebenbei jobben, ich glaube der Freibetrag liegt bei ca. 300 € monatlich, auf jeden Fall eine Summe die man so schnell nicht ausschöpft.

    Sage nicht alles, was du weißt, aber wisse alles, was du sagst. (Matthias Claudius)

  • Stimmt, habe ich nicht dran gedacht, aber ich glaube, man bekommt meist nicht das volle Bafög, oder?
    Also jetzt unabhängig ob Du Dir nebenbei was verdienst, die Meisten bekommen doch nur einen Teil der Höchstsumme, oder ist Bafög ein fester Betrag? (Ich muss mich mit solchen Sachen erst nächstes Jahr herumschlagen, noch bin ich Zivi :zwinker2: )

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  • Ich habe während der Regelstudienzeit BAFöG bekommen und nebenbei die vollen (von der Krankenkasse zugelassenen) 80 Stunden pro Monat gearbeitet. Allerdings lag mein Freibetrag wegen Ehe und Kind wesentlich höher als der eines ledigen Studenten. Den Höchstbetrag hatte ich davon abgesehen auch nicht. Die Höhe des Betrages wird anhand des Einkommens deiner Eltern zwei Jahre vor dem Bewilligungszeitraum berechnet. Man kann aber eine Ausnahmeregelung in Anspruch nehmen um das aktuelle Einkommen der Eltern zu berücksichtigen bzw. wenn man gar nichts zu erwarten hat.

    Grundsätzlich spricht aber nichts dagegen, nebenher zu arbeiten. Das ermöglicht Dir sogar eine Anerkennung als sog. "Teilzeitstudent", dann kriegst Du neben der normalen halben Regelstudienzeit nochmal denselben Zeitraum studiengebührentechnisch freigestellt (wegen der genauen Dauer bitte das Dekanat bemühen). Außerdem würde ich eher mehr arbeiten und Geld verdienen und dafür weniger BAFöG bekommen als andersrum. Denn das BAFöG ist nur zum Teil Förderung, in meinem Fall ist die Hälfte zinsloser Kredit (immerhin knapp 12000,- € die ich zurückzahlen muss). Frag einfach mal beim Studentenwerk nach, die informieren (zumindest hier in Gießen) gern.