Westwärts

  • Nachdem wegen Terminschwierigkeiten meinerseits das FAB nicht sehr weit gediehen ist, jetzt das AB als (Fortsetzungs-)Geschichte:

    Prolog

    Er würde den Auftrag seines Meisters zu dessen Zufriedenheit ausführen. Es waren nur noch wenige Tage, bis sich die Sterne in der zu der Beschwörung günstigsten Konstellation befänden. Es hatte Monate der Vorbereitung bedurft, um den Plan seines Meisters in die Wirklichkeit umzusetzen, trotz seines schier verschwenderischen Magieeinsatzes. Oft genug war er mit niederhöllischen Kopfschmerzen ins Bett gegangen und morgens mit noch schlimmeren aufgewacht. Doch das war er B. schuldig, denn dieser wollte bei Gelingen des Plans ihn, Xardes Gelodas, seines Zeichens verstoßener Bruder der Wissenden aus Fasar, nicht nur mit weiteren Formeln belohnen, sondern ihm auch große Teile des neu gewonnenen Gebietes zur Herrschaft überlassen, damit er sich ganz seinen Forschungen widmen könnte, und Xardes wollte forschen, an Tieren, an Pflanzen und vor allem an Menschen...
    Doch das war Zukunftsmusik, verlockend zwar, aber dennoch in der Zukunft.
    Angefangen hatte alles, als er auf der Flucht dieser Elfe begegnet war, wohl dem schönsten weiblichen Wesen, dem er je begegnet war, und deren astrale Kraft und damit verbunden ihre Macht über ihre Umwelt, ihn sofort in ihren Bann hatte schlagen lassen.
    Sie war es gewesen, ihren Namen wusste Xardes trotz erheblicher Anstrengungen bis heute nicht, die von dem großen Plan gesprochen hätte, vom Meister aller Beschwörer und seiner Macht, Bündnisse mit gleich sieben Erzdämonen schließen zu können, und schließlich war sie es gewesen, die ihm seinen Platz gezeigt hatte, und was der Meister Kolossales mit ihm vorhatte.
    Von dieser Elfe hatte er die borbaradianischen Formeln erlernt, deren Anwendung ihm so viel Freude und Wissen bereiteten, mit denen er so gerne forschte...
    Xardes schallt sich einen Träumer, er war schon wieder in Gedanken versunken, er wusste, es gab noch viel zu tun, um den Plan zu vollenden. Mit Bs. Hilfe, den ganzen Namen seines Meisters auch nur zu denken verbat Gelodas sich aus Respekt vor der Stärke Bs. - und aus Angst, hatte er einen ganzen Orkstamm davon ‚überzeugen’ können, sich ihm als Leibgarde anzuschließen, und welcher in halb Aventurien steckbrieflich gesuchte Magier konnte schon von sich behaupten, einen ganzen Orkstamm als Leibgarde sein Eigen nennen zu können. Mit Hilfe der neu erlernten Zauber war es eine Kleinigkeit gewesen, den Schamanen des Stammes in einem, zugegebenermaßen nicht ganz ausgeglichenen, magischen Duell schlussendlich zu versteinern und im nächstgelegenen Fluss zu versenken. Danach hatte der Häuptling erkannt, welch mächtiger Glatthäuter ihm gegenüberstand, und war bereit gewesen, ihn bei seinen großen Plänen zu unterstützen. B. hatte ihm durch die Elfe mitteilen lassen, wo er diesen alten verlassenen Turm, der sicher noch aus den Magierkriegen stand, finden konnte, die verfallene Burg ganz in der Nähe, sicher ebenfalls aus dieser sonderbaren Zeit, hatte er von den Orks und anderen dienstbaren Geistern (er musste jedes mal über diesen äußerst gelungenen Scherz lachen: Dienstbare GEISTER) in wenigen Wochen zur fast perfekten Wehranlage ausbauen lassen. An die nötigen Paraphernalia war er teils über alte Kontakte aus Fasarer Zeiten, teils über die Elfe gelangt. Ursprünglich hatte er ja ein Orkweib als Donarium vorgesehen, doch seine Orks hatten schon Recht, wenn sie ihre Weiber als „Tiere, die Orks gebären“ bezeichneten, denn er konnte sich wenig hässlicheres vorstellen als ein Orkweib, wobei - ein paar widerwärtige Sachen gab es vielleicht doch, wenn man so an die Niederhöllen dachte...
    Er hatte sich schon wieder von seinen Gedanken ablenken lassen! Dem Dämon würde eine hübsche junge Menschenfrau sicherlich besser gefallen als ein hässliches Stück verfilztes Orkfell. Und so war ihm diese unvorsichtige Botenreiterin gerade Recht gekommen, besser gesagt geritten. Das Pferd hatte er seinen Ogern überlassen, die Zwei hatten sich riesig gefreut. Dass sie es vor dem Verzehr aber mit Honig bestrichen hatten, schrieb er ihrem Geschmack zu, der ihm wohl ewig ein Rätsel bleiben sollte.
    Doch bevor er die junge Frau auf das Ritual vorbereitete, wollte er sich noch von der Brauchbarkeit seines Präsents überzeugen und seit etlichen Jahren wieder Belkelel huldigen, und so stieg er hinab in das Verließ zu seiner Besucherin…

    Kapitel 1: Ein neues Abenteuer

    Colombina Humboldstein hatte einen grausamen Tag vor sich. Seit sie von ihrer letzten Expedition zurückgekehrt war, musste sie etliche Schreibarbeit im Institut erledigen. Sie hasste diese staubtrockene Arbeit, denn hier wurde ihr Forscherdrang in Papierkram und Paragraphen ertränkt. Sie wollte lieber in die Natur, wo sie sich ungestört ihren Vögeln widmen konnte. Doch die ganzen Formulare und Berichte mussten geschrieben werden, wenn sie Mittel für die nächste Expedition erhalten wollte. Die ganze Bürokratie war ihr lästig, doch ohne Geld, keine Expedition.

    Sie schrieb gerade an einem Almanach der Vogelkunde und ihre geplante Reise in die Regenwälder Aventuriens würde die ohnehin schon beachtliche Liste der aventurischen Vögel noch sprunghaft ansteigen lassen. Wenn sie doch nur einen Mitarbeiter zur Seite bekäme, der das Listen der Vögel übernehmen würde. Doch dafür reichte das Geld nicht. Colombina musste also jeden Vogel selbst zeichnen und seine Merkmale niederschreiben. Seit der Krieg ausgebrochen war, wurden die Mittel des biologisch– ornithologischen Instituts zu Gareth sogar noch weiter gestrichen, denn der Reichsbehüter hatte nun anderes mit den Dukaten vor, als sie in Naturkunde zu investieren.

    Sie strich sich das lange schwarze Haar aus dem Gesicht und machte sich an das nächste Formular: „Ziel der Forschungsreise?“.

    Als ihr Vorgesetzter Darmenhorst , ein in die Jahre gekommener Kartograph, der für Reisen zu alt war und sich nur noch in der Schreibstube befand, in ihr kleines dunkles Kämmerchen trat, schreckte sie von den Pergamenten auf. Bestimmt brachte Darmenhorst noch mehr Arbeit oder wies sie wie so oft auf einen Formfehler in einem der Schreiben hin. Doch stattdessen sagte er nur knapp: „Der Häuptling will Euch sprechen.“ Mit Häuptling war der Institutsleiter gemeint. Er wurde so genannt, weil er immer eine Kette aus verschiedenen Zähnen und Federn selbsterlegter Tiere trug, „als Erinnerung an die alten Zeiten“.

    Colombina versuchte sich zu erinnern, wann sie das letzte Mal mit dem Leiter gesprochen hatte. Wenn sie recht überlegte, hatte sie überhaupt nur einmal mit ihm gesprochen, bei ihrer Einstellung nämlich, und die war auch schon wieder einige Götterläufe her. Sie hatte Stettenburg, so war sein Name, als einen griesgrämigen Mann kennen gelernt, der seine besten Jahre schon gesehen hatte. Seit Kriegsbeginn hatte er all seine Aufmerksamkeit den Kartenzeichnern des Reiches, die ebenfalls ihm unterstellt waren, gewidmet. Umso mehr wunderte sie sich, was der Alte ausgerechnet von ihr wollte.


    Etosch, Sohn des Ebrasch, war ein Zwerg, wie Klein-Alrik sich ihn vorstellte. Klein, dick und bärtig. In den Augen anderer Zwerge war er nicht anders als jeder andere seines Volkes. Außer, dass er ein außergewöhnlich guter Schütze war. Einmal war er sogar zu gut gewesen, als er während eines kleineren Streites um ein wenig Gold die Beherrschung verlor und seinem Kontrahenten den Bolzen durch den Oberarm schoss und ihn förmlich an der Wand festnagelte.
    Etosch konnte einfach nicht vorbeischießen, selbst wenn er es wie damals versucht hatte.

    So wurde er denn von den Ambosszwergen verstoßen, auf dass er nie wieder einen ihrer Stollen betrete. Diese Strafe war für den Zwergen härter als der Tod, liebte er doch nur würziges Bier mehr als das Graben nach Schätzen.
    Er musste sich ein neues Leben aufbauen, fernab der heimischen Stollen in der Welt der Spitzohren und der kurzlebigen Menschen. Dabei kamen ihm seine Schießkünste diesmal zugunsten. Erst verdingte er sich bei einigen Gauklern als Kunstschütze, doch merkte er schnell, dass dies nicht seine Welt war. Seinen Humor hatte er schon lange verloren, und das fahrende Volk war wie der Wind, doch er liebte die Erde. So überlegte er es sich nicht zweimal, als er von einem Söldnerkommando gefragt wurde, ob er nicht nach etwas anderem suche, als diesem wenig einbringenden Leben.

    So ließ er sich also anheuern. Auch der Söldnertrupp verbrachte viel Zeit auf den Reichsstraßen Aventuriens, doch das war Angroschs Strafe dafür, dass Etosch seine Goldgier nie unter Kontrolle bringen konnte.

    Der Zwerg war auch in diesem Haufen ein Außenseiter geblieben. Am Anfang hatte er sich noch an Wettsaufen beteiligt, doch bald musste er erkennen, dass es niemand mit ihm aufnehmen konnte. Ebenso hatten die anderen Söldner in ihm ihren Meister gefunden, was den Umgang mit der Armbrust betraf. All dies hatte nicht gerade zu einer wachsenden Beliebtheit geführt, doch das war Etosch egal. Er brauchte keine menschlichen Freunde. Er brauchte überhaupt niemanden außer seiner Armbrust, seinem Kettenhemd und seinem Lindwurmschläger.
    Viele Monde waren in den Augen der Menschen vergangen, seit er sich bei diesem Trupp befand. Seit der Krieg gegen den Dämonenmeister wieder ausgebrochen war, hatten die Söldner an einigen Scharmützeln teilgenommen. Jetzt, da alles auf eine finale Schlacht hindeutete, waren sie in Wehrheim stationiert worden, um hier zu warten und Acht zu geben, auf alles was ihnen komisch vorkam.


    Helgir Jurgeson hatte mal wieder ziemliche Probleme, ein neues Lied niederzuschreiben. Es hätte ihm eigentlich nicht schwer fallen dürfen, wollte er doch seine Heimat beschreiben. Doch war er viel zu abgelenkt von der hübschen Schankmaid. Er hätte nicht gedacht, solch eine Schönheit auch außerhalb seines geliebten Thorwals zu finden. Es schien ihm auch so, als sei sie nicht ganz abgeneigt.

    Helgir wusste um seine Schönheit und seine Wirkung bei Frauen, schließlich war er stattlich gebaut und seine rotblonden Haare schimmerten im Licht der durch ein kleines Fenster herein scheinenden Praiosscheibe.
    Den genauen Grund dafür, nach Gareth gegangen zu sein, wusste der Skalde nicht mehr, Frauen waren es aber sicher nicht gewesen. Aber für große Gedächtnisleistungen war er auch nicht gerade berühmt. Wie er sich die vielen Texte der alten Volkslieder merken konnte, war ihm schon immer ein Rätsel gewesen. Wahrscheinlich wollte er irgendwen treffen, der ihn dann versetzt hatte. Auf diese Mittelreicher war einfach kein Verlass.

    Schließlich gab er den Versuch auf, ein neues Werk zu komponieren. Stattdessen beobachtete er lieber die anderen Gäste in dieser heruntergekommenen Schenke im Südquartier. Nicht einmal das Namensschild hatte man lesen können, so verdreckt war es gewesen. Er sehnte sich nach einem guten Swafbier, doch hier würde er keines bekommen, das wusste er, ohne dass er jemanden hätte fragen müssen.

    Lärm ließ ihn aufschrecken. Bisher waren noch nicht allzu viele Besucher in dieser Quetsche. Ein paar zerlumpte Gestalten, eine Gruppe Zwerge, Swafnir allein wusste, was die hier wollten, der Wirt und die ansehbare Gehilfin waren alle Personen im Raum. Doch nun betrat eine Gruppe von vier Thorwalern den Raum. Unter lautem Rufen bestellten sie sich Bier und Fleischsuppe und setzten sich dann an einen der freien Tische.


    Rukusjins Leben ließ sich eindeutig in zwei Hälften teilen, die aus seiner Sicht nichts mit einander zu tun hatten. In der ersten Hälfte seines Lebens war er zur See gefahren. Dann hatte sein Lebensdiskus einen anderen Weg eingeschlagen. Das war der Grund, warum er jetzt bei diesem miesen Wetter auf das Vieh irgendeines Bauern aufpassen musste. Aber die Welt war schön. Nicht so schön wie auf Maraskan, aber dennoch schön. Nur diese seltsamen Dämonenarchen waren schuld daran gewesen, dass er nun in einem fremden Land diese elenden Arbeiten verrichten musste, sich unterordnen musste. Auch seinen ganzen Stolz, seinen Nachtwind, durfte er nicht mehr offen zur Schau stellen. Wenigstens erlaubte man ihm, die alte Holzrüstung zu tragen, die von Vater zu Sohn seit Generationen weitergegeben wurde.

    Aus der Sicht eines anderen Menschen, der den Maraskaner nicht kannte, hätte man sagen können, dass sich überhaupt nicht viel geändert hatte. Früher war er Schmuggler und Pirat gewesen, jetzt war er Viehdieb und trieb mit einem Teil seiner Gefährten in einer verregneten Nacht ein paar Rinder von einer Weide, während seine restlichen Kumpane Wache schoben.

    Doch irgendwas stimmte nicht. Das Vieh war viel zu unruhig. Er wusste zwar, dass jede Kuh unruhig wird, wenn man sie vom Feld holte, aber diese hier waren besonders angespannt. Vielleicht bildete er sich das auch nur mal wieder ein. Solche Sinnestäuschungen verfolgten ihn schon seit seiner Kindheit, seit seine Mutter gestorben war, seit er gesehen hatte, wie irgendein mittelreichischer Besatzer sie erst vergewaltigt und dann abgeschlachtet hatte, während sein Vater im Dschungel als Rebell gegen die fremden Herrscher kämpfte.

    Als er einen Schrei hörte, wie er die menschliche Kehle nur verlässt, wenn man eine tödliche Verwundung hinnahm, erkannte er, dass er keinem Trugbild aufgesessen war. Bestimmt zwei Dutzend Gardisten oder Soldaten, das konnte Rukusjin nicht erkennen, stürmten aus den Gebüschen rund um die Koppel. Dass seine Bande inzwischen schon so berüchtigt war, dass die Herrschaft eine solche Anstrengung unternahm, sie zu stellen, erfüllte ihn mit Stolz, denn es zeigte ihm, dass er seine Arbeit gut machte.

    In aller Ruhe zog er den Nachtwind und bereitete sich auf den Kampf vor. Seine Kameraden hatten den Soldaten nichts entgegenzusetzen und die meisten starben, noch bevor sie überhaupt wussten, was eigentlich geschehen war. Doch er hatte gelernt, sich seiner Haut zu erwehren.


    [Früher]
    Sie konnte sich das schlichtweg nicht vorstellen. Die komplette elfte Schwadron hatte WICHTIGERES zu tun, als sich um eine solche „Kleinigkeit“ zu kümmern? Das konnte nie und nimmer die Antwort der Registratur sein. Charissia hasste derartige Besprechungen mit ihrem Vorgesetzten. Doch sie wusste, dass auch der nur seine Befehle aus Neu-Gareth bekam.

    Ihr Auftrag war also, eine Gruppe von unabhängigen Feldermittlern zusammenzustellen und zwar so, dass niemand mitbekam, um was es ging. Soldaten der regulären Armee kamen dabei natürlich nicht in Frage, allein das Wort Spezialeinsatz oder Abkommandierung aus besonderen Gründen erregten übergroßes Aufsehen. Sie musste sich also auf irgendwelche Glücksritter verlassen. Allein einen zuverlässigen Feldermittler zu finden war ein schwieriges Unternehmen. Aber in diesen Zeiten gleich eine ganze Gruppe finden zu wollen, das glich dem Versuch, als Bannstrahler in voller Tracht nach Warunk und zurück zu laufen, ohne erkannt zu werden.

    Sie ging noch mal die Fakten durch, die sie hatte ermitteln können und die aus dem Archiv bekommen hatte: Man hatte eine verstärkte Aktivität der Orks festgestellt und befürchtete, sie könnten einen Angriff auf das geschwächte Mittelreich planen. Eine kleine Gruppe Orks hatte man schon eliminieren können und bei ihnen hatte man Waffen gefunden, deren Ursprung in den schwarzen Landen lag. Gleichzeitig hatte die Agentur auch in Erfahrung bringen können, dass immer wieder einzelne Schmuggler in und um Wehrheim aufgegriffen worden waren, die die gleiche Art Waffen ins Landesinnere schaffen wollten. Diese Boten konnten sich einer genaueren Befragung aber bisher durch ein Herbeiführen des eigenen Ablebens per Gift entziehen, sodass die genauen Absichten des Feindes nach wie vor im Dunkeln lagen.
    Eine Reiterin des KBKDs, die den Orkstamm beschatten sollte, galt als vermisst.

    Niemand hatte eine Ahnung, was der Feind plante, darum sollte Charissia einen Trupp zusammen zustellen, der es mit allen denkbaren Gefahren aufnehmen konnte. Sie wusste auch schon sehr genau, an wen sie sich wenden würde. Sie musste nur ihre alten Kontakte nutzen, alles andere würde sich ergeben.


    [wenige Tage später]
    Phex hatte Valpo Honorio Cigano letzte Nacht wieder kräftig zur Seite stehen müssen. Es war ihm schon lange nicht mehr passiert, dass er erst einen Dietrich zerbrochen hatte, dann einem Wachhund begegnet war und zum Schluss auch noch fliehen musste, nachdem sich ihm mehrere Wachen des Hausherren entgegengestellt hatten. Nur mit viel Glück war ihm die Flucht gelungen. Es war wohl nicht seine Nacht gewesen. Valpo hätte wichtige Handelsverträge aus dem Haus irgendeines garethischen Edlen schmuggeln sollen, sein Auftraggeber würde wohl nicht allzu erfreut darüber sein, dass aus der geplanten Verbesserung seiner Verhandlungsperson mit eben jenem Edlen so schnell nichts wurde.

    Bei der Flucht über den Zaun des Anwesens hatte sich der Almadaner auch noch seinen schwarzen Umhang ruiniert. Eigentlich hatte er an diesem schönen sonnigen Tag seinen Lohn erhalten und nach Almada zurückkehren wollen. Der Tempel hätte das Geld gut gebrauchen können, denn Valpo wollte wie immer einen Teil seines Lohnes dem Fuchsgott spenden. Stattdessen musste er sich jetzt erst einen neuen Mantel besorgen. Anders als andere Menschen seines Gewerbes bevorzugte er nicht Wendemäntel, sondern nur edle schwarze Umhänge. Er war kein Mensch, der seinen Stand verleugnete, und auch wenn ihm das manche Geweihte anlasteten, er nahm, wenn überhaupt, nur Aufträge von gutbetuchten Personen an, denen am Phexkult auch wirklich etwas lag.

    In Gareth kannte sich Valpo ganz gut aus. Für einen Fuchs wie ihn gab es hier immer eine Beschäftigung. Die Fetzen des alten Umhangs hatte er einem Bettler gegeben, nicht weil er besonders mitleidig war, sondern weil das Kleidungsstück zu viel Aufmerksamkeit in dieser Gegend auf ihn gelenkt hätte. Das Erscheinungsbild musste stimmen, wenn man nicht Misstrauen erwecken wollte. Und ein zerrissener Umhang hätte einfach das Bild, das er in seinem weißen Seidenhemd, der edlen Hose und den schwarzen Lederstiefeln vermittelte, nicht gepasst. Die goldene Fibel, die mit zwei als Augen integrierten Türkisen einen Fuchs darstellte, trug er der Einfachheit halber direkt am Hemd.

    So ritt er auf seinem schwarzen Elenviner Vollblut, das er Nachtwind genannt hatte, durch die besseren Straßen Gareths auf der Suche nach einem Schneider. Er beobachtete aufmerksam die Bürger. Sie gingen ihrem jeweiligen Geschäft nach und Valpo fiel auf, dass die Menschen hier sich vor Langfingern deutlich besser schützten als in anderen Städten, die er schon gesehen hatte. Geldbörsen waren deutlich schwerer zu entdecken, selbst für sein geübtes Auge. Aber das machte das Unternehmen nur aufregender.

    Als sich dem Geweihten ein Trupp Gardisten näherte, zuckte er unwillkürlich zusammen. Er konnte sich zwar nicht erklären warum, aber beim Anblick des Gesetzes sträubte sich etwas in ihm und warnte ihn vor. Doch konnten die Gardisten unmöglich nach ihm suchen. Auch wenn gestern einiges falsch gelaufen war, so hatte Honorio es doch vermeiden können, dass man ihn erkannte. Trotzdem hatte er gelernt, seinem Bauch zu Vertrauen. Und der sagte ihm, dass etwas faul war.

    Valpo ließ sein Pferd umkehren, und mit einem Mal wusste er auch, was ihn gestört hatte. Hinter ihm hatten sich fünf dunkle Gestalten aufgebaut, die ein reges Interesse an ihm zeigten, indem zwei von ihnen auf ihn zukamen, um ihn vom Pferd zu ziehen, mit gezogenen Waffen.


    Der Graf von Hochtal wusste sich auf das Schreiben keinen Reim zu machen. Man verlangte von ihm, nach dem Druiden Arki zu schicken. Aus welchen Gründen hatte man sich nicht bequemt zu erwähnen. Er wusste, dass er sich damals viel Bürde aufgeladen hatte, als er dem Druiden, damals schon fast auf dem Schafott, die Freiheit schenkte, indem er sich persönlich für ihn verbürgt hatte. An die genaueren Umstände dieser Geschichte dachte der Graf nicht gerne. Dass er dafür irgendwann einmal Unbehagliches von höherer Stelle zu erwarten hatte, war ihm klar gewesen, und nun war es also so weit.

    Arki hatte sich damals verpflichten müssen, immer seinen Aufenthaltsort mitzuteilen, mehr zu seinem eigenen Schutz denn als Bestrafung. Das Volk war eben sehr abergläubisch. Doch jene alte Auflage machte es nun leicht, den Druiden zu finden. Er hielt sich zurzeit in Jadrafurt auf, um dort ein seltsames Tier zu finden und zur Strecke zu bringen, welches dort seit Wochen Schafe tötete und Felder verwüstete. Das war wieder typisch für die Einwohner dieser Gegend gewesen. Sie mieden den Druiden wo sie nur konnten, bewarfen ihn mit Abfällen und beschimpften ihn, aber sobald sie ihn brauchten, war er gut genug, ihre Probleme aus der Welt zu schaffen.

    Der Graf schickte ein paar Reiter aus, die den Druiden suchen und zu ihm ins Schloss bringen sollten. Dann würde er Arki das Schreiben selbst zeigen. Er konnte sich dessen Begeisterung schon vorstellen, dem Reich einen Gefallen tun zu sollen…


    Interlude I

    Und da kam es, dass er der mächtigste Zauberer Aventuriens seiner Zeit wurde.
    Und seine Milde schätzte das Volk,
    Und seine Weisheit schätzten die Fürsten,
    Und seine Ergebenheit schätzten die Götter,
    Und Menschen kamen zu ihm viele, um Rat zu suchen,
    Und jedem er gab Rat,
    Und alles ward zu seinem Besten.

    "Söldner? Ich bevorzuge eher das Wort 'Renditeorientierter Abenteurer' "

  • Hey super , Dsensemann !
    Man traut sich gar nicht , den Schreibfluss zu unterbrechen.
    Ich glaube , ich habe bereits in der Vorbesprechung schon mal erwähnt , dass mir dein Stil und dein Aufbau sehr zusagt
    und ich schon lange nichts vergleichbares mehr gelesen habe.
    Nun , da werde ich Colombinas Geschichte hier weiter verfolgen.
    Es ist nicht allzu tragisch , dass es nicht weiter geht.
    Es war ja doch eher ein Projekt von dir. Und wenn jetzt eine gute Geschichte draus geworden ist , um so besser................

    Wir mischen uns , da `n bisschen ein - so soll es sein , so wird es sein .

  • Ich klopf mir jetzt mal auf die Schulter, stellvertredend für dich, durchs Netz geht das so schwer ;)
    Im Ernst, freut mich, wenns Dir/Euch gefällt, ihr könnt ruhig posten, der nächste Abschnitt braucht noch ein wenig Überarbeitung...

    "Söldner? Ich bevorzuge eher das Wort 'Renditeorientierter Abenteurer' "

  • Als Colombina das geräumige sonnendurchflutete Zimmer des Häuptlings betrat, schien dieser schon auf sie gewartet zu haben. Er lehnte sich gerade über irgendeine Karte, die auf seinem schweren Eichentisch lag. Als er merkte, dass sich die Tür öffnete, blickte er auf. Sofort als er die Forscherin erkannte, begann er mir einer tiefen, aber gutmütigen Stimme zu sprechen:

    „Ah, Carina, schön dass du so schnell kommen konntest. Was macht deine Schmetterlingssammlung?“ Bevor du noch erwidern kannst, dass du weder Carina heißt, noch Schmetterlinge sammelst, fährt er fort: „Leider haben wir keine Zeit zum Plaudern“, wobei er Colombinas Körper übergenau musterte, „denn die KGIA hat nach einem fähigen Kartographen und Kundschafter geschickt. Meine Wahl fiel natürlich sofort auf dich! Du sollst in die Nähe des Finsterkamms irgendwelche Gesteinsproben nehmen. Und da du deinem alten Heimatland bestimmt mal wieder einen Besuch abstatten wolltest, da dachte ich, du würdest den Auftrag bestimmt gerne übernehmen, oder? Sie wollen, dass du dich binnen drei Tagen in Wehrheim einfindest.“.

    Erst jetzt wurde ihr klar, dass sich der Institutsleiter in der Person geirrt haben musste. Es gab an diesem Institut noch eine Carina, aber sie war nicht im Finsterkamm aufgewachsen und, soweit Colombina wusste, gerade in den Südlanden unterwegs, abgesehen davon, dass sie genauso wenig wie sie Schmetterlinge sammelte. Darmenhorst wird schon gewusst haben, warum er Colombina zum Häuptling geschickt hatte.

    Sie sah eine große Chance, dem ganzen Papierkram zu entgehen und ganz ohne Formulare auf Reisen gehen zu können. Andererseits hätte ihr viel Ärger drohen können, wenn die Sache rauskäme, dass sie sich für jemand anderen ausgegeben hatte. Und was wollte ausgerechnet die KGIA mit einem Forscher?


    So wartete Etosch nun schon seit einigen Tagen, und außer den Tausenden von Flüchtlingen, fiel ihm überhaupt nichts auf, diese dafür umso mehr. Sie stanken, waren krank, hatten nur Lumpen, überall musste man sich vor diebischen Kindern in Acht nehmen. Das Leid dieser Menschen war unvorstellbar groß.

    Etosch kannte sich mit den Uniformen im Neuen Reich nicht aus, nicht zuletzt deshalb, weil es ihn nicht interessierte, ob vor ihm nun ein Leutnant oder Oberst stand, deshalb konnte er auch nicht sagen, welcher Rang dieser Soldat hatte, der da auf einmal vor ihm stand, als der Zwerg gerade seine Armbrust pflegte, indem er mit einem Tuch die Mechanik von allgegenwärtigem Staub und Dreck befreite.

    Er konnte nur sagen, dass dieser Offizier, das erkannte er an der Uniform mit ihren Orden und Verziehrungen dann doch, ihm nicht sympathisch war. Er fühlte sich dem Zwerg überlegen und trug seine Nase für Etoschs Geschmack viel zu hoch. Es war einer dieser typischen Emporkömmlinge mit adligen Eltern, der nur aufgrund des Geldes und Einflusses des Papas diese Position innehatte, ohne jemals an einer Schlacht beteiligt gewesen zu sein. Eine dieser Personen, die dachten, sie könnten General werden, ohne jemals einen Menschen selbst dafür töten zu müssen.

    „Man sagt, du seiest der beste Schütze dieses dreckigen Haufens!“, bellte der Offizier den Söldner an. „Ich schieße dir aus 200 Schritt Entfernung einen Bolzen durch die Augenschlitze deines Helms, wenn du nur wolltest!“ Überrascht von dieser harschen Antwort musste sich der junge Offizier erst einmal erholen. Er hätte nicht erwartet, dass ein einfacher Söldner ihm, Quartiermeister des siebten Banners des achten Garderegimentes, so etwas ins Gesicht sagt. Er wollte etwas erwidern, doch sah er den mürrischen Zwerg an seiner Armbrust hantieren und befürchtete, das Etosch seine Drohung wahr machen könnte. So besann er sich auf seinen eigentlichen Auftrag, den Zwerg zum Oberst zu bringen. Den ganzen Morgen war er auf der Suche nach diesem Zwerg gewesen, nur weil er sich zur falschen Zeit in der Nähe des Oberst befunden hatte, als dieser gerade einen Brief mit eben dem Befehl erhalten hatte.

    „Folgt mir, werter Zwerg!“ Etosch wusste zwar nicht, wohin er dem aufgeblasenen Menschen folgen sollte, doch wollte er den Kerl nicht noch weiter reizen, um Ärger zu vermeiden.


    Nachdem Helgir die Ankunft der anderen Thorwaler bemerkt hatte, packte er schnell seine Sachen zusammen und ging hinüber an deren Tisch.
    Helgir begrüßte die Thorwaler mit einem freundlichen: "Swafnir zu Gruße! Was treibt denn meine Landsleute in eine so weit entfernte Stadt? Darf ich mich setzen?"

    „Swafnir auch dir zum Gruße. Du darfst dich setzen, wenn du einen Humpen in einem Zug leerst oder uns alle auf ein großes Bier einlädst!“, sagt der größte der Thorwaler zu dir. „Wir suchen nach ein wenig Zeitvertreib, denn wir haben gerade einen Händler aus dem fernen Olport hierher begleitet. Wie lautet dein Name, Freund!“

    Die Schankmaid brachte die Suppe und zwinkerte Helgir zu. Anscheinend schien sie aber auch den anderen Thorwalern zu gefallen, denn sie grölten ihr einige Sachen hinterher, die einer Dame die Schamesröte ins Gesicht getrieben hätten. Doch sie erwiderte nichts, offenbar an solche Dinge gewöhnt, und verschwand wieder in der Küche. Schmatzend begannen die Hünen ihre Suppe hinunterzuschlingen. „Jetzt erzähl du uns, was verschlägt dich hier her.“

    Helgir fackelte nach der Einladung nicht lange und griff sofort einen noch vollen Krug eines der Thorwaler und stürzte diesen in einem Zug hinunter.
    "Helgir Jurgeson ist mein Name und Efferd's Wind hat mich hierher verschlagen."
    Daraufhin setzte sich Helgir und bestellte nebenbei noch eine Runde Bier für den Tisch.
    Als die Schankmaid die Suppe branchte lächelte Helgir ihr freundlich zu, beim gegröle seiner Landsleute schüttelte er kaum merklich den Kopf.
    Zu den Thorwalern gewandt: "Sagt meine Freunde: Habt ihr in der letzten Zeit irgendwelche Abenteuer erlebt, die es sich lohnt zu besingen?"

    „Ihr seid ein Barde, das wohl! Das Land im Norden ist rau wie immer, aber Besonderes gibt es nicht zu erzählen“


    Dem ersten Soldaten, der auf ihn zugestürmt kam, hatte Rukusjin mit einem einzigen Schwertstreich die Kehle durchtrennt. Blitzschnell ließ er die schmale Klinge wieder wenden, wirbelte herum, um den Streich des nächsten Angreifers, der feige von hinten angriff, parieren zu können. Stahl traf auf Stahl. Rukusjin versuchte Blickkontakt zu seinem Gegner aufzubauen. Der Angreifer wich dem Blick aber aus und holte zum nächsten Streich aus, doch zu weit, sodass er seine Denkung entblößte. Rukusjin trieb ihm den Nachtwind tief in den Bauch. Der Gardist starrte nur ungläubig auf seine Wunde, dann umfing ihn Dunkelheit.

    Rukusjin sah zwei weitere Soldaten auf ihn zustürmen. Doch sein Schwert steckte noch immer im Leib des eben Getöteten. Gewandt griff er mit der linken Hand nach seinem Kampfdiskus, während die Rechte versuchte, den Nachtwind zu befreien. Er zielte nur kurz, dann warf er den Diskus. Er traf einen der Feinde am Kopf. Dieser brach schwer getroffen zusammen. Doch der Viehdieb merkte, dass immer mehr Soldaten auf ihn zukamen, denn nach und nach waren alle seine Gefährten überwältigt. Die Lage war aussichtslos. Doch der Maraskaner wollte seine Haut so teuer wie möglich verkaufen.

    Der Soldat kam immer näher, aber Rukusjin konnte sein Schwert einfach nicht befreien. Er stellte einen Fuß auf den Gefallenen und riss mit beiden Händen am Griff. Endlich schaffte er es, die Klinge wieder frei zu bekommen, doch zu spät, um den Schlag des Gardisten noch abwehren zu können. Die Schneide des Schwertes bohrte sich tief in den Oberarm des Viehdiebs. Rukusjin schrie auf vor Schmerz und er musste seine Waffe fallen lassen.

    Dem nächsten Hieb konnte er geradeso noch entgehen, indem er schnell nach unten wegduckte. Schnell zog er ein kleines Messer aus seinem Stiefel. Er merkte, wie ihn der Blutverlust lähmte und ihm die Kraft schwand. Zum Glück war der Gegner offensichtlich nicht gut ausgebildet, denn er zielte immer nur auf Rukusjins Kopf. So entkam er Streich um Streich, indem er sich geschickt zur Seite drehte oder einfach duckte. Als der Gardist ein weiteres Mal daneben geschlagen hatte, schnellte der Maraskaner vor und bohrte ihm seine kleine Waffe in den Oberarm, verpasste ihm eine Kopfnuss und stieß ihn mit dem Knie in die Magengrube. Der Soldat brach stöhnend zusammen.

    Dann sah Rukusjin aus den Augenwinkeln, wie ein Schwertknauf herabsauste. Ein stechender Schmerz durchzuckte den Dieb erneut, als er am Kopf getroffen wurde. Er sank zusammen und fiel in den nassen Schlamm. Er merkte noch, wie Blut aus der Wunde sprudelte und ihm über die Stirn rann, dann wurde ihm schwarz vor Augen.

    "Söldner? Ich bevorzuge eher das Wort 'Renditeorientierter Abenteurer' "

  • Zeitfehler im Text bitte großzügig überlesen, die hab ich bei der Überarbeitung des ABs übersehen. Einfach eine PM an mich, dann korrigiere ich sie per Edit-Button.

    Bitte auch Kommentare und Kritik, damit ich weiß, ob überhaupt jemand die Geschichte liest, sonst spar ich mir die Arbeit nämlich gerne.

    "Söldner? Ich bevorzuge eher das Wort 'Renditeorientierter Abenteurer' "

  • Als Valpo die Gestalten bemerkte, warf er erst einen kurzen Blick auf sie, dann ließ er sich von seinem Pferd gleiten. Mit einem weiteren flüchtigen Blick stellte er fest: Diese Männer sind bestens ausgebildet. Aber auf der Straße können sie mir nichts tun. Nun ja, man weiß nie...
    Valpo stützte die Hände in die Hüfte - nicht zuletzt, um den Degen so schneller greifen zu können - und sah die Fremden auffordernd an: "Die Herren wünschen?"

    „Schön, dass ihr freiwillig abgestiegen seid, Valpo Cigano. Ihr werdet gesucht wegen Eures Ausflugs letzte Nacht. Unser Aufraggeber war nicht gerade begeistert davon, was Ihr da unternahmt! Er würde sich gerne bei Euch „bedanken“ und hat uns deshalb geschickt, um Euch abzuholen!“, sagte einer der schwarzen Männer und dabei verzog er den Mund zu einem spöttischen, selbstsicheren Lächeln. Anscheinend hatte er bemerkt, dass Valpo bereit war, seinen Degen zu ziehen, denn er sagte weiter: „Denkt nicht einmal daran, fliehen zu wollen, oder Euch gar zu wehren, unserem Herrn ist es einerlei, ob Ihr als Hackfleisch, Filet oder in einem Stück bei ihm ankommt! Auch die Büttel werden Euch nicht helfen. Ihr Sold ist nicht gerade hoch, und es gibt so viel zu tun dieser Tage für sie, dass sie es gerne haben, wenn wir etwas Arbeit für sie erledigen. Auch die Marktleute hier wissen, dass ihr ein Einbrecher und Dieb seid. Außerdem sind alle Zugänge zu diesem Platz abgeriegelt. Wenn ihr Euch also fügen wollt!“

    "Wo wollen wir denn hin?" Valpo ging zu den Zügeln seines Pferdes und ließ dabei seinen Blick umherschweifen, um die Straßen und eventuelle Fluchtmöglichkeiten über Dächer zu entdecken. "Und wieso sollte ich ein Verbrecher sein? Hat mein Vergnügen mit Zita Uplegger letzte Nacht ihren Gatten so sehr erzürnt, dass er mir jetzt nicht nur Schläger hinterherschickt, sondern auch die Garde besticht, um mich in den Kerker zu werfen?"
    Damit hatte er zwar einen Feind mehr, aber Zita, diese Giftmischerin, würde jetzt nicht mehr erklären können, warum sie jeden Markttag abends das Haus verließ. Vielleicht würde ihr Mann bei Nachforschungen auch das kleine Labor finden. Aber jetzt galt es, ein anderes Problem zu lösen.

    Der Sprecher der Gruppe schien kurz etwas verwirrt zu sein. Doch fing er sich gleich wieder: "Mit wem Ihr euch nachts vergnügt, ist mir gleich. Nur solltet Ihr nicht in fremde Häuser einsteigen!" Er gab den anderen vier Männern einen Wink und diese kamen auf den Geweihten zu. Sie versuchten, einen Kreis um ihn zu schließen. "Versucht nicht einmal, Euren Degen zu ziehen!"

    Der Markt war recht gut besucht, es herrschte zwar kein dichtes Gedränge, aber ganz einfach würde es auch nicht sein, hier über den Platz zu reiten. Die Gardisten schienen sich jetzt auch für die Szene zu interessieren und kamen ebenfalls auf Valpo zu. Der Platz hatte drei Zugänge, der erste wurde von den Schwarzen versperrt, vor dem zweiten rechts, der etwa 40 Schritt entfernt von ihm war, stand ein Marktkarren und viele Menschen. Der Zugang zu Valpos Linken, der sich in 55 Schritt Entfernung von ihm befand, schien frei, doch erinnerte er sich noch daran, was der Schwarze zu ihm gesagt hatte...

    Langsam zog Valpo den Degen. "Ganz ruhig! Wir wollen hier doch kein Blut vergießen!" Er hielt den Degen nicht zum Angriff bereit, sondern so, als wolle er ihn ablegen.


    Arki machte gerade einige Besorgungen in Jadrafurt, als sich einige Reiter in den Uniformen des Grafen von Hochtal nähern. Als sie ihn erkannten, hielten sie in seiner Nähe, stiegen ab und reichten ihm grußlos einen Brief mit dem gräflichen Siegel. Der Druide brach es auf und las die wenigen Zeilen, die der Graf ihm geschrieben hatte. Er sollte sich sofort beim Grafen einfinden, dessen Reiter würden sich um diese seltsame Bestie kümmern. Es sei für das ganze Reich von großer Wichtigkeit, dass sich Arki schnell auf des Grafen Schloss melde.

    „Warum wurde gerade ich erwählt euch zu helfen. ich bin nur ein kleines Licht im Gegensatz zu den edlen Recken, die der Graf doch in seinen Diensten hat.", fragte er die beiden "Briefträger".
    „Es tut mir leid, darüber können wir keine Auskunft geben, es schien ihm aber sehr wichtig zu sein, dass Ihr persönlich erscheint! Wenn Ihr der Bitte also Folge leisten wollt. Ein Pferd ist für Euch außerhalb der Stadt bereitgestellt, so Ihr kein anderes Transportmittel benutzen wollt.“
    "Na ja, so wie ihr ausseht, bleibt mir wahrscheinlich gar nichts anderes übrig als euch zu folgen." Mit einer kleinen Geste bedeutete er den Reitern voranzugehen.

    "Söldner? Ich bevorzuge eher das Wort 'Renditeorientierter Abenteurer' "

  • So viel Text und so wenig Leser-Kommentare... Will hiermit mal zeigen, dass es sie gibt, die Leser.
    Erstmal Respekt, eine schöne Abenteuerwiedergabe finde ich.
    Die Zeitfehler sind für mich nicht so störend (da ich auch ständig welche mache :lol: ).
    Weiter so!

  • Die Geschichten gefallen mir sehr gut :lol: ,ich hoffe du hast vor sie weiter zu schreiben
    Warte auf die nächste "Episode"


    bye Hosh

  • Colombina hatte nicht mehr lange überlegen müssen und sagte sofort zu. Der Häuptling schien zu frieden zu sein. Endlich einmal konnte sie wieder auf Reisen gehen. Sie musste die Stadt dringend verlassen, denn es gab hier nicht viele Dinge, die sie begeisterten. Sie vermisste die Natur und war der Steingebäude überdrüssig. Dazu kam noch die Geschichte mit einem unsensiblen Barden und Weiberhelden, mit dem sie sich in der letzten Zeit getroffen hatte. Am Anfang hatte er ihr wunder-schöne Liebeslieder vorgesungen, doch nachdem die Treffen zahlreicher wurden, zeigte sich immer mehr der Thorwaler in ihm, und so kam es, dass die Freundschaft schließlich ein abruptes Ende nahm.

    In der Materialkammer holte sich Colombina verschiedene Werkzeuge und andere Materialien, die sie für die Gesteinsbestimmung benötigte. Dann wurde ihr gesagt, dass sie in zwei Stunden am In-stitut abgeholt werden würde. Die Forscherin hatte also nicht eben viel Zeit, um ihre Sachen zu Hause für die Reise zu richten.
    Eine Freundin, die im Nachbarhaus wohnte, unterrichtete Colombina von ihrer Abreise und beauf-tragte sie damit, die Vögel zu versorgen. Dann packte sie sich ihren Reisesack, wobei sie nur das nötigste mitnahm, legte sich ihr Elfenarmband um den Arm, ohne welches sie sich nie auf Reisen begab und suchte kurz nach ihrem Dolch. Als sie ihn gefunden hatte, legte sie ihn an und ging noch einmal zu ihren Vögeln. Die Tiere setzten sich ihr auf die Schultern und Finger. Colombina strei-chelte sie und sprach ihnen mit ruhiger Stimme zu. Schließlich schnappte sie sich ihr Gepäck und machte sich auf den Weg zum Institut.

    Vor dem biologisch- ornithologischen Institut warteten bereits drei Reiter auf sie. Man brachte ihr ein Pferd und nur kurze Zeit später begann für Colombina die Reise. „Es scheint sehr dringend zu sein, weshalb ich nach Wehrheim soll, “, bemerkte Colombina während der ersten Rast, doch ihre Begleiter antworteten nicht. Sie zuckte mit den Schultern. Sehr gesprächig waren die Drei nicht gerade.
    Im Galopp ging es an der Reichstraße entlang, mit nur wenigen Pausen und kurzen Nachtruhen nach Wehrheim.


    Als Rukusjin aus der Schwärze erwachte, die ihn seit Stunden umgab, weil er seine Augen nicht öffnen konnte, wusste zunächst nicht, wo er war. Daran sollte sich auch die nächsten Stunden nichts ändern. Auch wusste er nicht, wie er in diesen feuchten, düsteren und engen Raum kam, oder wer ihn auf die harte Holzbank gelegt hatte.

    Mit einem Mal setzte ein stechender Schmerz in seinem Kopf ein, der gleichermaßen Erleuchtung und Pein war. Er konnte sich nun an die Stunden vor der Schwärze erinnern. Er hatte gekämpft. Er hatte getötet. Dann wurde er niedergeschlagen. Und nun lag er in einer Zelle. Dies erkannte er an der massiven Eichentür mit dem kleinen Guckloch und dem vergitterten Fenster, das hoch über ihm in die Wand eingelassen war. Vergeblich versuchte die Praiosscheibe ihre Strahlen durch dieses Fenster auch an diesen Ort zu bringen, doch gelang es ihr nicht. Allein wo sich diese Zelle befand, wusste er nicht. Er hätte jemanden gefragt, doch war der Maraskaner zu schwach, um den Mund zu öffnen, außerdem saß er allein in der Zelle.

    Der Dieb fasste sich an den Schädel. Er war mit einem blutdurchtränkten Verband umwickelt. Viel Mühe hatten sich die Feldscher beim Anlegen offenbar nicht gemacht, ebenso wenig auch die Kö-che des Mahls, das Rukusjin vor sich auf dem Boden fand. Es musste schon eine Weile dort stehen, denn die Ratten machten sich bereits darüber her. Er beobachtete die Tiere eine Zeit lang. Je länger er sie beobachtete, desto mehr kam er zu der Überzeugung, dass die Nager nur deshalb von der Grütze fraßen, weil es in diesem Loch nichts Besseres gab. Auch sie widerte das Mahl an. Dennoch, dachte er sich, die Welt war schön!

    Rukusjin war mit seinen Gedanken weit fort, als er Schritte vor seiner Kammer vernahm. Ein Mann in schweren Stiefeln kramte einen Schlüsselbund hervor, um die Tür aufzusperren, glaubte der Ma-raskaner zu hören. Umso überraschter war er, als er eine Frau das Zimmer betreten sah, die, so schätzte der Gefangene vorsichtig, an die 80 Stein wog, bei nicht mehr als acht Spann Größe. Sie trug ein rotes Wams und eine lederne Hose. Hinter ihr kam ein Mann, der in sehr edle Gewänder gekleidet und vom ganzen Dreck und Elend dieses Kerkers angeekelt war und sich, wie so oft, ins-geheim wünschte, dass er vor vielen Götterläufen doch mit der feurigen Tulamidin in die Ferne ge-zogen wäre, anstatt einen Posten bei Hofe zu bekleiden, wie es der Wunsch seines strengen Vaters gewesen war.

    „Aufstehen!“ brüllte die Wärterin und zerrte Rukusjin gleichzeitig von seinem Lager, sodass er auf den nur spärlich mit Stroh bedeckten, und deshalb schmerzhaft harten Steinboden fiel. Er wurde in eine aufrechte Position gezerrt. „Ist er das?“ schnauzte die Dicke jetzt den Edlen an, der nur miss-mutig mit dem Kopf nickte.

    Daraufhin wurde der Maraskaner aus der Zelle, durch spärlich von Fackeln beleuchtete Gänge und Treppen hindurch und hinaus ins Freie geschleppt. Hier wartete bereits eine Kutsche, an die vier Pferde angespannt waren. Jemand riss die Wagentür auf und Rukusjin wurde hineingestoßen.
    Innen blickte er in das Gesicht eines älteren Mannes mit grauem Schnauzbart, dem weder Rukusjins Gestank, noch die schmutzigen Kleider etwas auszumachen schienen, obwohl der Maraskaner un-beabsichtigt die schönen Polster wohl für immer ruinierte. Dann fuhr die Kutsche auch schon im Eiltempo davon. „Ihr steht nun im Dienste der KGIA. Verhaltet Euch dementsprechend!“ sagte der Graubart nur knapp. Den Rest der Fahrt schwieg er.

    "Söldner? Ich bevorzuge eher das Wort 'Renditeorientierter Abenteurer' "

  • Moinsen.
    Ich hab mir die Geschichte bis hier hin mal durchgelsen, gefällt mir soweit, flüssiger Schreibstiel, ließt sich gut.
    Aber da hast du dir echt was vorgenommen, schreibst schon seit August und bist immer noch bei der Einleitung!
    Aber ich bin gespannt wie es weitergeht! :lol:

  • Hab ich schon mal irgendwo erwähnt, dass Unstetigkeit mein zweiter Vorname ist? Und Zeitmangel mein Bruder ist, der mich auf Schritt und Tritt begleitet und auf Trab hält?

    "Söldner? Ich bevorzuge eher das Wort 'Renditeorientierter Abenteurer' "

  • Die Thorwaler waren die letzten Gäste der Schenke. Es war spät, so spät, dass man schon wieder von früh reden konnte. Dem Wirt mit seiner schmutzigen Schürze war anzumerken, dass er längst hatte schließen wollen. Mehrfach hatte er sich schon überlegt, diese letzten paar Trunkenbolde ein-fach vor die Tür zu setzen. Aber zwei Dinge hinderten ihn daran:
    Die Fremden hatten noch nicht bezahlt. Und er würde viele Münzen Lohn von ihnen verlangen können, denn jeder dieser Hünen hatte mehr an diesem Abend zu sich genommen als seine Stamm-kundschaft zusammen. Der zweite Grund war hinderte ihn noch mehr als der mögliche Ver-dienstausfall:
    Alle Fünfe waren Riesen und dazu bärenstark. Deswegen hatte er auch schon den ganzen Abend versucht, ihnen jeden Wunsch von den Augen abzulesen, um bloß nicht den berühmten Zorn der Thorwaler zu wecken, der ja in jedem dieser Kerle steckte, wenn man den Geschichten der Weiber glaubte. Lieber wollte er den Gästen einen unvergesslichen Suff schenken, anstatt die ganze Ein-richtung erneuern zu müssen.

    Helgir strich sich durch sein rotblondes Haar. Das Bier war ihm, obwohl nicht besonders schmack-haft, dennoch schon lange zu Kopf gestiegen. Der billige Fusel, und damit meinte er nicht den Preis, tat ein Übriges, dass es dem Barden alle Sinne vernebelte. Seinen Landsleuten schien es ähnlich zu gehen. Doch dieser Zustand beinahe völliger Betrunkenheit hinderte die Hünen nicht daran, wilde Lieder zu grölen, und noch mehr Humpen zu stürzen. Es war ein Abend wie früher in der Heimat.
    Aber außer dem Alkohol bereitete ihm noch etwas anderes Kopfzerbrechen. Warum war das wohl-geformte Mädchen einfach gegangen und hatte ihn nicht gebührend verabschiedet? Nachdem die letzten Gäste gegangen waren, war sie einfach die Treppe emporgestiegen und hatte sich einfach nicht mehr bei ihm blicken lassen. Dabei sah er doch einfach gut aus. Einfach jede Frau aus ganz gleich welchem Lande Aventuriens musste ihn einfach lieben. Er begriff einfach nicht.

    Er begriff nur eines: alles war ganz einfach! Also erhob er sich von seinem Stuhl, lallte den verdutz-ten Kameraden einen unverständlichen Gruß oder Fluch entgegen, schob den Wirt beiseite und ging die Treppe nach oben. Allein dies war sehr mühselig und mehr als einmal konnte der Betrunkene einen Sturz gerade so verhindern.
    Als er schließlich das Obergeschoss erreicht hatte, entschied er sich für das linke der beiden Zim-mer. Die Tür leistete ein wenig Widerstand, doch als er sich mit der Schulter dagegenstemmte, gab sie ihm schließlich den Weg frei. Irgendwer schlief in diesem Zimmer. Helgir stolperte auf das Bett zu. In der Ferne hörte er aufgeregte Stimmen. Jemand ging ebenfalls die Treppe hinterher.

    Die schlafende Person wachte auf, es war das Fräulein, das ihn so reichlich mit Bier versorgt hatte. Doch was wollte er in ihrem Schlafgemach? Helgir knöpfte sich das Hemd auf und nestelte bereits an seinem Gürtel, als das Mädchen zu schreien anfing. Der Wirt stürmte ins Zimmer und prügelte mit einem Besen auf den Eindringling ein. Doch dem Thorwaler schien das nichts auszumachen. Er bemerkte es gar nicht.
    Gerade wollte er die Hose ausziehen, als er durch den Schleier, der ihn schon seit langem umgab, bemerkte, dass seine Liebschaft ein Messer in der Hand hielt, um sich den fremden Kerl, der im Suff seine ganze Schönheit verloren hatte, vom Körper zu halten. Der Barde wurde plötzlich wieder klar im Kopf, er war in Gefahr! Warum bedrohte man ihn mit einem Messer? Er wollte es nicht herausfinden. Ohne zu überlegen sprang er zum einzigen Fenster des Raumes, stieß mit einem Faustschlag die Fensterläden beiseite und sprang hinaus.

    "Söldner? Ich bevorzuge eher das Wort 'Renditeorientierter Abenteurer' "