Dann fang ich auch mal an mit Geschichten =)

  • So, ich habe mich jetzt überzeugen lassen auch mal etwas zu veröffendlichen

    Normalerweise schreibe ich nur zur Selbsttherapie, also verzeiht mir meine Rechtschreibung und vor allem meine Ausdrucksweise, die teilweise jedem zweiten Wort den \"IRONIE\"-Stempel aufdrücken kann


    Meine Geschichte, von der ich nun erzählen möchte, begab sich zu einer Zeit, in der Kerle noch echte Kerle waren, die Sonne noch Farbe hatte, das Gute stets siegrich war und im Müsli noch Bananen waren - gestern Morgen

    Der letzte Tag
    oder
    Müsli und andere Urknalltheorien

    2 Jahre habe ich auf diesen Tag gewartet, zwei Jahre voller Sehnsüchte, Träume und...
    !PIEPIEPIEP!
    Ein lustloser Schlag trifft den Wecker an seiner empfindlichsten Stelle, die freundlicherweise mit \"Snooze\" gekennzeichnet wurde.
    Es ist mal wieder Samstag, und wie jeden Samstag stehe ich um 6 uhr auf.
    Wie jeden Samstag? Nein, denn es ist DER Samstag...also stehe ich um 5 Uhr auf
    Mit dem selben Elan, wie ich es jeden Samstag zuvor, seit ungefähr hundertmillionentausendmilliardenundnochvielmehr Jahren mache, beginne ich, zuerst geistlich, dann auch körperlich meinen Kopf aus einem glücklichen Universum ohne Wecker, das nur aus einem Kissen zu bestehen scheint, zu lösen
    Wenige Sekunden später brummt etwas neben mir
    Ein neuer Trick des Weckers, der mich schon wieder so seltsam anguckt und sich in einer seltsamen Hochfrequenzsprache mit mir unterhalten will?
    Nein - Tinkerbell ist auch wach geworden

    Also erhebe ich auch den Rest meines Körpers, träge doch kräftig und Elegant, voller Anmut und Farben, wie die Kollision zweier Planeten, drücke ich meinen Kopf langsam an den Türrahmen und stelle fest, das sich meine Füsse nicht von der Decke trennen wollten, genausowenig wie Tinkerbell
    Nach einer freundlichen Aufforderung von ihr, die in einem wunderbaren Kontrast zum Wecker liegen, spürt der Wecker dank meiner Faust, das es nun an der Zeit ist, aufzugeben

    Schlaftrunken ertaste ich mir den Weg ins Bad und ein kurzer Blick in den Spiegel genügt mir, um mich alt zu fühlen, älter als die 20 Lenze, die ich nun zähle, älter als Geschichte meiner Sippe und älter als die Träume der Menschheit
    Kurz: Ich fühle mich uralt, und meine Theorie über mein Alter wird von den anhaltenden Kopfschmerzen bestätigt, die Zeuge meines Urknalls an der Tür sind, dem darauf gleich der Urschrei folgte
    Mit einer seltsamen Mischung aus Hygienebewusstsein und Ekel restauriere ich also mein Gesicht und tue danach das, was die Menschen schon seit ihrer Zeit als Vierfüssler tun. Hab ich das gestern wirklich gegessen?
    Nach einer kurzen Überlegung, die sich vor allem darauf stützte zu ergründen, warum ich so wach bin obwohl es Wochendende ist, mache ich das Licht in meinem Zimmer an, gefolgt von einem leisen Brummeln, das irgendwo in den tiefsten Kavernen unter der Decke entsteht
    Ich ziehe mich also an, was auch ohne Verletzungen vonstattenging, eine bequeme Jeans und einen Pulli voller Flecken.
    Schliesslich begebe ich mich auf den gefährlichen Weg die Treppe herunter, wobei ich darauf achte, jede Stufe einzeln zu nehmen, da ich nach ein paar Schritten das Gefühl bekomme, das sie mir krampfhaft auszuweichen versuchen
    Ich komme also in die Küche, und mit einem Herzlosen Schwenker mit dem Arm liegt der Abwasch erledigt im Waschbecken und ich nutze den in meinem kleinen, immer noch wachsenden Guten-Morgen-Universum unvorstellbar grossen Raum, um eine Schüssel voll mit feinstem Müsli zu füllen, wobei sich zu meiner Verwirrung herausstellt, das die kleinen Pappscheibchen darin sich bei Milchkontakt in labrige Bananangeschmacksverstärkerbehältnisse verwandeln
    Nachdem ich ungefähr zwei Esslöfel Milch auf mein Müsli gekippt habe sitze ich mit leerem Gesicht vor der Mikrowelle
    - das dauert ja ewig! wann erfindet endlich jemand die Makrowelle? -
    und stopfe mir kleine Banananenscheibchen in den Mund, die sich alle nacheinander mit einem leichten Knacken verabschieden
    Schliesslich gelingt es mir dann doch, einen Grossteil des tollen Frühstücks, das der japanische Meister selbst, \"Müz-Lee\", erfunden haben scheint, in meinem Mund zu verstauen
    Nach dem sehr herzhaften Genusses eines Glases koffeinhaltigem Brausegetränks bahnt sich ein Gedanke durch die breiartige Masse meines Gehirnes, auf der Suche nach ein paar wachen kleinen Freunden
    Willst du in solchen Klamotten los?
    Schnell, schneller als ich es erwartet habe, hab ich in meinem (etwa magischen???) Kleiderschrank ein sauberes blaues Hemd gefunden, ein hübsches kleines Symbol der Feuerwehr Hamburg glitzert im trüben Morgenlicht auf der linken Brusttasche
    Auch der Rest der Un-ihform ist schnell gefunden und wird von mir mit ein paar herzlosen Bürstenstrichen von den deutlichsten Fusseln befreit
    Alles habe ich gestern vorbereitet, alles! Ich habe unter Mühen den Schutzanzug geputzt, die Stiefel mit Edding nachgeschwärzt, ich habe den Stadtplan aufgeschlagen und die Ente vollgetankt, ich habe mein Geldbeutelchen gefüllt und mir den Ordner über Erste Hilfe durchgelesen,...nur der Erzfeind eines jeden Mannes, der mein Hobby fröhnt hängt anklagend an der Tür:
    Bitte, wickel mich um deinen Hals, zieh mich, dann verknote mich, so das ich erstens nicht runterfalle und zweitens dabei gut aussehe!
    Fast böse sieht der Schlips aus, wie er sich wie eine Natter um die Klinke wickelt, und nicht wneiger böse sieht er in den 15 Minuten aus, in denen er gezwungen wird, den Tag mit mir zu verbringen

    Schliesslich habe ich es geschafft, ich stehe vor der Tür, die Sachen gepackt, das Müsli in den Magen verschoben und bin bereit meinen grossen Tag zu beginnen und meine Ausbildung zum Feuerwehrmann abzuschliessen
    Willst du mir garnicht Tschüss sagen? - Tinkerbell, ich wusste ich hab das wichtigste vergessen! - eine nicht minder benebelt blickende Tinkerbell schiebt sich in meinem Bademantel wie ein müder Grashalm im Wind vor die Tür, die Augen voller Neugierde die Uniform musternd
    Nach einer 5minütigen Verabschiedungszeremonie schaffe ich es also, mein Auto zu entern und mit extrem lauter Musik und offenem Verdeck meine Müdigkeit soweit zu vertreiben, das ich rechtzeitig Merke, das ich auf der Autobahn Richtung Hannover gelandet bin, obwohl ich doch nur auf die andere Seite der Elbe wollte...


    Fortsetzung folgt - sofern Interesse besteht

    Aerendil

    für Septic: Ich bin Unwürdig!

  • Ebenso genial! *klatsch*

    Anderer Schreibstil aber auch voll gut. Das \"Ende\" ... kommt ja hoffentlich noch was ... ist auch ganz passend find ich. :wink: :D

  • *grummel*
    DAS IST IMMER NOCH MEIN BADEMANTEL!
    DER PASST DIR DOCH EH NICHT!!! :D :wink:

    Aber ich lob sich trotzdem, obwohl ich nichts anderes erwartet hatte...ich kenn ja deine Geschichten....

    Zwergenschelm:
    Wer tief buddelt muss was finden. Wer nicht buddelt fliegt eben hoch und sucht dort!
    Zwergenschelm Teil 2: Lunge lähmen

  • recht beachtlich, ein wirklich schön zu lesender Auszug aus dem ganz normalen Wahnsinn der Leben heißt. Dann wollen wir uns mal gespannt zurücklehnen um das hoffentlich unvermeidliche zu erwarten...

  • Eine wirklich gute Schilderung einer Nacht die bösartiger Weise von einem Wecker unterbrochen wurde.
    Mir gefällt die Geschichte und ich meine die Selbstironie und die Ironie überhaupt geben deiner Geschichte erst den richtigen Touch.


    (oi, hoffentlich hab ich nicht zuviel geschleimt; irgendwie kann ich das nie richtig beeinflussen)

  • Ich war Ironisch?

    Najut, da es euch ja gefallen hat:


    Der Letzte Tag, Teil 2


    der Krieg der Zeiten

    Nachdem ich es durch meinen unglaublichen Orientierungssinn, durch meine intuitive Begabung für die Himmelsrichtungen und durch meine Fähigkeit am Stand der Sonne die Richtung abzulesen, geschafft habe, wieder auf die richtige Strasse zu kommen, habe ich den Stadtplan beiseite gelegt und habe mich wieder meinem Ziel gewidmet
    Die Festung der Feuerwehr Hamburg, getarnt als harmlose Schule.
    Doch zahlreiche Autowracks mit abgetrennten Dächern und Motorblöcken zeugen genauso von den schrecklichen Dingen, die tagtäglich dort passieren, wie die vielen Unterflurhydranten der Durchflussmengentypen 100, 100r, 200..oh, sogar ein 400\'er ist da!
    Ich erkenne also voller Freude, das ich gelernt habe.
    Also kam ich um halb 7 dort an, denn ich hatte mir ja ein kleines Zeitfenster mit eingerechnet, falls ich mich verfahre - okay, falls ich mich noch schlimmer verfahre - denn auf dem kleinen Zettel, den man mir feierlich bei einer kleinen Zeremonie überreicht hat, stand, ich solle doch bitte um 7 Uhr bei der Feuerwehrschule sein
    Ich erinnere mich kurz daran, wie mir der Zettel überreicht wurde, mit dem traditionellen Geschenkt das man jedem Feuerwehrmännlein mit zur Prüfung gibt: Einem gut gemeinten, aber sinnlosen Ratschlag
    \"Komm früher!\"
    Ich bin also da, recht schwungvoll parke ich meine kleine rote Ente,
    die wohl dafür verantwortlich ist, das einige Strassenzüge quer durch Hamburg heute früh sehr wach waren - nur bei mir hats mal wieder nicht geklappt
    Parken tue ich meine Kravallmaschine recht Farbbetont zwischen sehr grossen Autos, die seltsamerweise alle den selben Anstrich haben, dazu viele Blaue Lichter auf dem Dach und PS-Zahlen im Motor, die einen denken lassen, das es eines von diesen Fahrzeugen ist, das den Mond jeden Abend um die Erde zieht...
    Träge falle ich beinahe aus dem Wagen, und schaue mich verträumt um
    Der Platz ist leer
    Ich denke mir nichts dabei, vieleicht bin ich der erste, vieleicht sehe ich die anderen nur noch nicht, da ich noch im Halbschlaf liege
    \"Somnolenz\" verbessere ich mich, \"Somnolenz\" heisst das, wenn dich nachher jemand fragt, du hast schliesslich gelernt
    Nachdem ich 5 Minuten unsicher auf dem Platz entlangewankt bin erkenne ich die Sinnlosigkeit meines Tuns
    Da meine Gehirnzellen alle nach und nach zu erwachen beginnen, beschliesse ich, mir meinen Ordner über Erste Hilfe noch einmal durchzusehen, und der Elan hielt immerhin ganze 2 Minuten!
    Da viele kleine Buchstaben mit vielen kleinen Linguistischen Hämmern auf mich eintrommelten bin ich also aus der Ente geflüchtet und habe, nachdem ich grob das Dach wieder geschlossen habe, mir das Übungsgelänge angesehen
    Ich betrachte eine vielzahl von zerquetschten Autos, ausgebrannten Eisenbahnwagonns und Häusern, in denen viele Gasflaschen und verstümmelte Plastikpuppen liegen.
    Ich stolpere kurz über einen halben Krückstock, die dazugehörige Leiche sehe ich ein paar Meter weiter unter einem Baucontainer leigen
    Langsam breitet sich Panik aus, denn schliesslich werde ich hier irgendwo drei Aufgaben zu erfüllen haben, um die bösen Prüfer zu schlagen, das Pergament mit der Ausbildungsbescheinigung zu erhalten und anschliessend meine Prinzessin zuhause aus der Gefangenschaft des Bettes zu befreien.
    Nachdem auch mein letztes bisschen Hoffnung eine Allianz mit dem Angstschweiss gebildet hat, um durch die zuständigen Poren zu entwischen, kehre ich wieder zur Sicherheit meines Autos zurück
    Ich bin immer noch alleine, und es ist 5 Minuten vor 7
    Vieleicht lag es an der Müdigkeit, vielelicht auch an den vorherigen Erfahrungen mit meinen Kameraden, das ich mich nicht gewundert habe
    Zehn Minuten später habe ich mich gewundert, doch ich war kurze Zeit darauf nicht mehr allein!
    Eine seltsame Stille bildete sich. Das allgegenwärtige Singen der Vögel verstummte. Ein dumpfes Brummen erfüllte die Gegend und leise Sphärenklänge hüllten mich in ein angenehmes Gefühl der Freude.
    Langsam schiebt sich die silberweiße Konstruktion in mein Sichtfeld, schwarze Fenster lassen nur erahnen, was für ein Wesen sich dort hinter verbirgt...es hört jedenfalls Bach, und zwar laut.
    Der Audi kommt abrupt vor mir zum Stehen, und ein haariger Mensch mittleren Alters kommt aus dem Wagen, gefolgt von einem kleinen Kind unbestimmbaren Geschlechts
    Als ich mich in seine Richtung bewegen, spüre ich, wie sich die Füsse des Mannes beschleunigen, als er mich erspäht, sich zielgenau ohne Rücksicht auf die Beete zu dem Eingang der Anlage hinarbeiten und sich wie zwei Öltanker voller Schuhcreme durch ein Meer aus Rasen pflügen
    Doch ich bin schneller:
    \"Entschuldigung Bitte!\"
    Das kleine Kind steht nun still und schaut mich aus grossen Augen an, woraufhin auch die Schuhcremetanker auf Anker liegen
    \"ja?\"
    Es hatt geklappt, und ich musste nichteinmal meine Geheimwaffe, kleine Himbeerdrops, an das Kind verschwenden!
    \"Wann finden die Prüfungen statt?\" ...schliesslich ist es jetzt gleich halb 8, und alle kommen zu spät!
    \"Um Acht, wie es in den Bekanntmachungen steht!\"
    Ohne ein einziges Wort zeige ich ihm meine Bekanntmachung, die mir bekannt gemacht hat, das ich um 7 da sein sollte
    Ein mitleidiges Schulterzucken ist alles, was ich von ihm bekomme, bevor er in die Sicherheit seines Schreibtisches flüchtet
    Nachdem gnädiges Vergessen dafür gesorgt hat, das ich mich an nichts mehr erinnern kann, ausser das ich eine gewisse Zeit einfach nur auf dem Platz stand und mir immer und immer wieder die Zeile mit der Uhrzeit durchgelesen habe, hörte ich auch irgendwann ein vertrautes Brummen grosser Maschinen
    Sie waren da!
    Später erklärten mir meine Kameraden dann, das ich wohl Freitag abend den Anruf verpasst haben muss...doch dafür hatte ich keine Ohren, denn der erste Satz von meinem Mithäftl....Mitprüflings hing mir noch im Kopf:
    \"Du hast doch heute Geburtstag, alles Gute! Hört mal, nachher gibt Basti ne\' Runde aus!\"


    Fortsetzung Folgt

    für Septic: Ich bin Unwürdig!

  • Ich finde das ist eine würdige Fortsetzung des morgendlichen Chaos.
    Was mir besonders gefällt ist das dein roter Faden nicht verloren geht wie es in vielen Geschichten meist der Fall ist.

    Ich bin für meinen Teil schon gespannt auf den letzten Teil.

  • Zumindest scheint Aerebdil einen sehr unterhaltsamen geburtstag gehabt zu haben.

    Aerendil: Hast du öfter solche Tage?

    Sage nicht alles, was du weißt, aber wisse alles, was du sagst. (Matthias Claudius)

  • *löl*

    Warum letzter Teil!
    Ich denke Aerendil fällt noch viel ein .... und ein Ende ist wohl nicht abzusehen... :wink:

    Zwergenschelm:
    Wer tief buddelt muss was finden. Wer nicht buddelt fliegt eben hoch und sucht dort!
    Zwergenschelm Teil 2: Lunge lähmen

  • Zitat

    Zumindest scheint Aerebdil einen sehr unterhaltsamen geburtstag gehabt zu haben.

    Aerendil: Hast du öfter solche Tage?

    Ja, hab jedes Jahr Geburtstag :wink:
    Es scheint euch ja zu gefallen, was ich so treibe - deswegen:


    Der letzte Tag, Teil 3

    Guten Tag, mein Name ist Gott

    Nach der Erklärung, ich solle Geld ausgeben, durfte ich viele viele Hände schütteln, von denen ich die Meissten nicht kannte, weil sie, wie ihre Träger, aus dem Hamburger Umland stammten.
    Nach wenigen Minuten und vielen Glückwünschen werden wir in einen grossen Raum gebeten - und mein schwarzes Herz rutscht in meine Stiefel: Schulbänke!
    Eine kräftige Stimme von links hinter mir schallt durch den Raum und fordert freundlich, aber bestimmt auf je eine Person pro Tisch zu platzieren
    Ich drehe mich nicht um, ich kenne so eine Stimme. Wie ein schreiendes Kind wenn man Tschaikowsky hört, so süss aber störend,
    wie ein liebenswürdiger Orkan der Linguistik studiert hat,
    wie die Testatombombe auf dem Ohrmuschel-Atoll...
    ...eine Aufsichtsperson!
    Ich sitze jetzt, da ich durch meine Ankunftsart noch meine Ausrüstung aus dem Auto holen musste bin ich einer der Letzten gewesen, also sitze ich Mitte, 2. Reihe, Glück gehabt!
    Erst jetzt merke ich, das diese Uhrgewalt an Päsenz, das ich zuerst nur dem Stimmträger zugesprochen hatte, auf insgesamt 12 Personen verteilt ist, die alle sehr genau aufpassen, wo wir sitzen.
    Einige diskutieren über zwei Prüflinge, die hintereinander sitzen, ein anderer deutet auf meinen Rucksack und stösst einem anderen in die Seite. \"Der ist nicht genormt!\" durchfährt es mich noch, aber die Beiden sind schon wieder mit ihren allgegenwärtigen Zetteln beschäftigt.
    Eine weitere, mir bekannte Gestalt betritt den Raum und ein seltsames Gefühl durchläuft mich - wo hat der Mensch das Kind gelassen?
    \"Guten Tag, mein Name ist Gott! Hannes Gott\"
    Hä?
    \"Ob ich der Liebe oder der Böse bin, hängt von ihnen ab\"
    Das ist deutlich, ja. Soll ich ihm sagen, das ich nicht an ihn glaube?
    In den nächsten 12 Sekunden werden die anderen 12 Prüfer vorgestellt...soviel dazu, zu versuchen mir ihre Namen zu merken.
    Einige seltsame Sekunden folgen, in denen ich ein Phänomen erlebt habe, das ich hier als \"Laute Stille\" titulieren möchte - jeder wartet darauf, das irgendjemand etwas sagt, nur nicht auffallen!
    Einen Moment später ist einer der Prüfer handlungsfähig geworden und verteilt die Theoretischen Prüfungsbögen - Moment, das ist kein Prüfer!?
    Es ist Möller (Name geändert), einer unserer Ausbilder, knallhart, fies, gemein, Beamter, kennt jede Dienstvorschrift persönlich mit Vornahmen und die Schuhgrösse vom hamburger Feuerwehrchef.
    Wärendessen verlassen alle anderen Prüfer auf ein Zeichen von Gott hin hinter ihm die Tür, um mit den Vorbereitungen für die anderen Prüfungen zu beginnen: \"du passt auf, ja?\"
    Wir alleine mit Möller.
    Die einzelnen Prüfungsaufgaben verschweige ich jetzt mal, die meissten waren leicht. Ich grüble gerade darüber, welche Leiterteile man für ein Provisorisches Auffangbecken braucht
    \"Na, Herr Sue, wissen sie\'s?\"
    Einige Sekunden verharren meine Gedanken an einer Masse, die man meisst im Abort und gelegendlich auch auf der Strasse findet
    Janee...irgendwie nicht. Verdammt, denke ich, man hätte so viel schönere Antworten geben können
    Ein Finger schnellt auf mein Blatt, direkt neben eine der Ankreuzantworten
    \"Diese Frage meinen sie?\" Der Finger tanzt auf der Antwort rum. \"Da kann ich ihnen auch nicht helfen\" Der Finger versucht jetzt dort ein Loch in den Zettel zu bohren, und ein grinsender Möller entfernt sich gleich darauf
    Irritert kreuze ich langsam die Antwort an, ich fühle mich wie einer der Vögel, die zwischen Krokodilszähnen ihre Nahrung finden
    Im Fernsehn wird immer gesagt \"Dem Vogel passiert nichts\" - was ist mit den Vögeln, die nicht gezeigt werden?
    \"Für alle noch mal, das Gerät aus Frage 11 kommt auch in den Prüfungen dran!\".
    Hektisches Blättern erfüllt den Raum, ein leichter Wind sorgt für Erfrischung. In Frage 11 ist eine Kettensäge abgebildet.
    \"Und sie wissen doch alle über Leitern bescheit?\"
    Im weiteren Verlauf der theoretischen Prüfung half Möller allen, die irgendwelche Probleme hatten. So ein netter Mensch!
    Seltsamerweise scheint Gott nette Menschen nicht zu mögen, denn als dieser wenige Minuten später wieder eintraf war Möller wieder normal, nur ein kurzes Grinsen von ihm erinnert mich noch daran, das ein Freund sich auch hinter Hornbrillen verstecken kann

    Einige Minuten, nachdem uns die Zettel gewaltsam entrissen wurden, wurde das Ergebnis angekündigt.
    Uns wurde erzählt, das wir 50% der Fragen richtig beantworten mussten.
    Und das es alle geschafft haben.
    Ich höre nicht mehr zu.
    50%? Ich hätte letzte Nacht nichteinmal lernen müssen! Die letzten 2 Wochen nicht! Argh!
    Ein kleines Ökosystem in meinem Kopf, das eine Kultur gedankenfressender Gehirnwürmer hervorgebracht hat, stirbt schnell und qualvoll den Hungertod, als ich meinen Kopf sekundenschnell von dem leere, das ich jeden Abend zuvor hineingestopft habe

    Fortsetzung folgt bei Gefallen

    für Septic: Ich bin Unwürdig!

  • Geil!!! Die ist auch voll lustig!

    Mir gefällts, also Fortsetzung bitte! :roll:
    :D Scherz, also ich finds klasse, vor allem der Schluss.

  • Gefallen ist kein Ausdruck ich finde es großartig, da ich sowieso immerschon der lustigen Literatur verschrieben bin, sollte es aus Erklärung über mein Urteil reichen.

    Ja ich bin gespannt was die Würmer übriggelassen haben und ob die Prüfung doch noch in einem Desaster geendet hat.

    Ich will mehr, schreib weiter.
    Vorwärts zur Senkung der Stillstandszeiten beim Schreiben!!!!

  • Echt nett. So ausführlich hatte ich das noch gar nicht gehört. Mach bitte weiter. Tinkerbell, wo sind die Kröten?