Der Praiosgeweihte, zwischen Egoismus und göttergefälligem Handeln?

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    Da wurde das "Du sollst nicht töten" ja lediglich bildlich verstanden. Ich glaube es wurde als Regel erst für den Zeitpunkt als gültig betrachtet, an dem alle Menschen gute Christen sind.

    Meines Wissens wurde das Nicht-Töten-Gebot nur für Soldaten aufgehoben, damit die Heere der christlichen Kaiser nicht arbeitsunfähig wurden. Ob dabei ein Unterschied zwischen dem Töten von Mitgläubigen und Andersgläubigen gemacht wurde, weiß ich allerdings nicht.

    Auf den Praiosgeweihten könnte man es so ummünzen, dass außer dem Nicht-Lügen-Gebot auch das Gebot besteht, aktiv die Zwölfgöttliche Ordnung zu verteidigen, und dass letzteres Gebot Priorität hat. Wenn man also lügen und betrügen muss, um Praios zu dienen ist es zumindest vertretbar.

    Falls du bei einem Geweihten bleibst, der sich in der Kirchenhirarchie hocharbeiten will, dürfte da zunächst mal kein Konflikt bestehen, da er am besten durch entsprechende Heldentaten auf sich aufmerksam machen kann.

    Wenn er direkte Konkurenten innerhalb der Kirche ausbooten will, könnte es schwierig werden, allerdings könnte man das so rechtfertigen, dass er Praios besser dienen kann, wenn er über mehr weltliche Macht verfügt. Aber damit das funktionieren kann müsste er schon gläubig und gleichtzeitig sehr von sich überzeugt sein...

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    Auf den Praiosgeweihten könnte man es so ummünzen, dass außer dem Nicht-Lügen-Gebot auch das Gebot besteht, aktiv die Zwölfgöttliche Ordnung zu verteidigen, und dass letzteres Gebot Priorität hat. Wenn man also lügen und betrügen muss, um Praios zu dienen ist es zumindest vertretbar.

    Naaaja, Lügen & Betrügen, um Praios zu dienen ist für mich ein Widerspruch in sich... Ich denke, ein richtig gläubiger Praiot wird sich denken, dass er die göttliche Ordnung am besten bewahren kann, wenn er sich an die Gebote der Götter (v.a. natürlich Praios'!!!) hält. Gerade er sollte als Priester des Sonnengottes ein Vorbild an Aufrichtigkeit und Direktheit sein! Was wäre das denn für ein Erfolg für den Gott, wenn die Schöpfung zwar von unheiligen Kreaturen rein gehalten wird, aber eben nur, wenn seine Geweihten seine Gebote brechen?!

    Und ein Praios-Geweihter ist sicher so von der Herrlichkeit und Überlegenheit des Götterfürsten und seiner Gesetze überzeugt, dass er sich gar nicht dazu herablassen würde, auf Täuschungen zurückzugreifen - ganz nach dem Motto: "Praios' Gerechtigkeit wird sowieso triumphieren! Lügt & betrügt Ihr doch, aber unsere Waffe ist die Wahrheit und gegen die kommt Ihr nicht an!" Oder so... Alles andere ist unter seiner Würde.

  • Man kann durchaus mit dem Verschweigen der Wahrheit arbeiten. Praios gebietet keinesfalls immer alles offen auszusprechen.

    "Frage er nicht wieso. Es gibt Gründe im Namen des heiligsten Herrn Gesetzes. ... Und indem er auf einer Antwort beharrt, will er einem seiner treuen Diener doch wohl nicht nötigen, sich in eine Lüge zu flüchtigen, oder?"

    Aber man muss beachten, dass man auch damit eingeschränkt sein wird und Kardinal Richelieu damit nicht abzubilden wäre.

  • Hm, auch wahr. Dann ersetzen wir "lügen und betrügen" durch "die Wahrheit verdrehen und mauscheln", das wäre auch irgendwie subtiler und stimmungsvoller.

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    Aber man muss beachten, dass man auch damit eingeschränkt sein wird und Kardinal Richelieu damit nicht abzubilden wäre.

    Schade :zwinker:

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    In der Auslegung mythologischer und heiliger Texte hat die Annahme von Allegorien eine besondere Rolle gespielt bei dem Anliegen, den überlieferten, in seiner wörtlichen Aussage teilweise unglaubwürdig oder unverständlich gewordenen Text auf eine verborgene Weisheit oder Wahrheit hin auszulegen und so das Denken und Glauben der eigenen Zeit und Kultur als bereits in der Vergangenheit vorausgeahnt und beglaubigt auszuweisen. In der christlichen Tradition hat sich hieraus die Vorstellung vom mehrfachen biblischen Schriftsinn entwickelt, wonach der biblische Text einerseits einen historisch wahren oder als fiktional (Parabel) einzustufenden wörtlichen Sinn besitzt ('sensus litteralis') und andererseits in mehrfach gestufter Bedeutung auf historisch nachzeitige (typologischer Sinn), moralische (tropologischer Sinn) oder eschatologische Dinge (anagogischer Sinn) auszulegen ist.

    (Quelle ]WIkipedia)
    Wäre ja durchaus passend, wobei ich das durchaus angebracht finde, dass mit GP zu bezahlen, ist es natürlich kein Vorteil im eigentlichen Sinn...

    Sekhmets Einwand ist natürlich nicht von der Hand zu weisen. Wobei sich erst in der Praxis zeigen wird, wie oft man da auf Probleme stößt bei der Einhaltung der Gebote. Ich habe inzwischen zwei Konzepte im Kopf (welche im Detail strenger Geheimhaltung unterliegen :iek:), welches ich nehme wird wohl auch davon abhängen, ob der Held zuerst im p&p oder im FAB zum Einsatz kommt. Die Anforderungen sind da doch auch andere....
    Es ist ja nun auch nicht so, dass man im Heldenleben andauernd lügen müsste (vor allem wenn man sowieso von so gut wie niemandem in Frage gestellt werden "darf" mit einer solchen Menge an kirchlicher und weltlicher Autorität) und um selbst eine Intrige zu spinnen müsste der Meister eh mitmachen.

  • Ich glaube, hier wird gerade etwas verwechselt. Eine "allegorische Auslegung" hat nichts damit zu tun, eindeutige Prinzipien wegzudiskutieren. Beispiel: Die Geschichte vom barmherzigen Samariter kann man folgendermaßen auslegen:
    - wörtlich: ein Mann aus Samarien hilft einem Fremden in Not
    - (übertragen) moralisch: man soll Fremden helfen
    - allegorisch-theologisch: Samariter=Gott, sein Esel=Christus, Notleidender=Sündige Menschheit, Herberge=Himmelreich etc.

    Wenn dagegen der bilbische Jesus Pazifismus predigt und die mittelalterliche Kirche den Kreuzzug, dann ist das keine allegorische Auslegung von "Wer dich auf die linke Wange schlägt, dem halte auch noch die rechte hin!". Vielmehr ist es das Ergebnis einer tausendjährigen exegetischen Entwicklung, bei der die kriegerische Gewalt schließlich als das geringere Übel im Vergleich zur Ausbreitung eines "Irrglaubens" angenommen wurde.

    Zurück zu unserem Praioten: In Aventurien gibt es keine (mir bekannte) theologische Tradition, die es den Praioten gestatten würde, zum Wohl der Kirche zu lügen. Entweder müßte er also ein kompletter Zyniker sein oder aber recht einsam mit der Meinung, der Zweck würde die Mittel heiligen. In beiden fällen müßte er wohl außerdem ohne Karmaenergie auskommen.

    Soweit meine unmaßgebliche Meinung :blabla:

  • Wie gesagt, in wie weit einen das Wahrheitsgebot behindert würde erst die Praxis zeigen. Oft kann man sich da ja auch herausreden, dabei stellt sich nur das Problem, dass dem Praiot selber meist bewusst ist, dass er gerade lügt (und das auch schon eine Verletzung der Prinzipien ist).
    Also nach weiterer Überlegung bin ich auch eher gegen den Vorteil "Allegorisierung" oder etwas ähnliches. Damit könnte der Held sich zwar vor sich selbst rechtfertigen, aber was ist mit Praios selbst? Der wird das nicht gelten lassen.
    [Nur mal so nebenbei bemerkt: in einer halbwegs komplexen Gesellschaft halte ich es für schlicht unmöglich, immer die Wahrheit zu sagen. Ohne gelegentliche Lügen wäre vieles gar nicht möglich. Wir merken vielleicht oft gar nicht, wie wir im Alltag kleine Notlügen benutzen oder Ausflüchte machen. Q:"Wie geht es dir?" A:"Gut" Q:"Steht mir das Kleid?" A:"Ja, du siehst bezaubernd aus" um nur mal offensichtliche und simple Beispiele zu nennen]

    Man kommt so wieder zu der ursprünglich angedachten Möglichkeit: der Praiot nimmt bewusst die Verletzung der Prinzipien in Kauf und bezahlt den Preis dafür (Eine Form der Buße, keine Karmaenergie bis Praios wieder besänftigt ist,...)