Hallo zusammen!
Ich habe mir in letzter Zeit einiges an Aventuria Boxen und Zubehör gekauft. Gesucht hatte ich dabei nach einer abwechslungsreichen und ausgewogenen Mischung aus RPG und einem Anteil an Kartenspiel.
Da ich im Rollenspiel-Bereich eh' jemand bin, der ein gewisses Maß an Railroading für ein zünftiges Abenteuer durchaus genießt, ist der Aventuria-Abenteuer-Modus auch im Grunde kein Hinderungsgrund, das Spiel zu genießen.
Nach einigen Testspielen allein und in einer kleinen Spielgruppe zu dritt wurde mir aber schnell klar, dass der sgn. Abenteuer-Modus keine wirkliche RPG-Atmosphäre aufkommen lässt, was ich persönlich sehr (!) bedauere. Im Endeffekt läuft es die meiste Zeit auf ein Geprügel über Kartenwerte, Strategie und ein bisschen Würfelglück hinaus.
Die Abenteuer an sich sind als Anreißer zwar nett gemacht, aber die enthaltenen Geschichten sind im Endeffekt eigentlich nur mehr oder minder fadenscheinige Begleiter zum nächsten Kampfgetümmel - oder halt zum Endgegner. Das erinnert schon fast an die Abfolge in einem schnöden Ballerspiel.
Ich weiß, Aventuria kam 2016 in erster Linie als Kartenspiel auf den Markt. Nur leider hat es Ulisses trotz stetiger Ergänzungsboxen bislang in meinen Augen nicht geschafft, ein wirkliches Mehr an Atmosphäre des Schwarzen Auges in Aventuria einzuarbeiten. Ich kann verstehen, dass Ulisses sich natürlich auch die Anhänger der typischen Kartenspiele dieses Genres sichern möchte. Aber nach meinem Gefühl verschenkt die Firma unglaublich viel Potenzial mit Aventuria, sodass es wirklich schade darum ist. Die Spielmechaniken selbst sind im Abenteuer-Modus noch viel zu, naja, typisch für ein Kartenspiel im Fantasy-Bereich. Anstatt sich davon zu lösen, die fast gleichen Mechaniken wie im Duell-Modus zu verwenden, ergänzen sie diese bei den neueren Erweiterungen einfach um ein paar neue Möglichkeiten oder Variationen.
Ich weiß, jetzt könnte man Einwände wie den Legenden-Modus oder das fast 200 Seiten starke neue Abenteuerbuch aus "Mythische Geschichten" bringen, mit neuen Helden, neuen Karten, neuen Gegnern, neuen Stufen (und natürlich neuen Schwierigkeitsgraden, um das wieder auszugleichen - merkt Ihr was?). Aber im Grunde ändert sich am Spielprinzip doch nichts wirklich. Und das finde ich mehr als erstaunlich, wenn ich mir anschaue, welche Möglichkeiten darin liegen, dass Ulisses ein ganzes Netzwerk an Autoren hat, um dem Spiel einen RPG-näheren Charakter zu verleihen.
Womöglich stehe ich mit meiner Meinung alleine da - ok, unsere Spielrunde sieht das ebenso, also bin ich nicht ganz alleine. Es wäre aber toll zu hören, was andere Spieler denken.
Reicht Euch ein Aventuria, welches im Endeffekt mit ein paar Seiten Text im Abenteuer-Modus eigentlich trotzdem nur von Kampf zu Kampf schreitet? Oder fehlt Euch da auch das gewisse Etwas, um das Spiel richtig zum Glänzen zu bringen und eine Flut an Möglichkeiten zu schaffen?
Eine Kombination der Spielmaterialien vom Schwarzen Auge und Aventuria wäre mal ein Anfang. Dazu ausgefeiltere Abenteuer, bei denen es nicht hauptsächlich darum geht, sich von einem Kampf zum nächsten zu schleppen. Rätsel und Aufgaben, die eine Story wirklich durch Glück und Entscheidung der Spieler spürbar verändern (das geht mit Geschick und Erzählkunst auch ohne Sandboxing). Vielleicht ein neuer "Meister-Modus", um eine Spielleitung mit ins Geschehen zu bringen, die alles ein wenig unvorhersehbarer werden lässt.
Kommt schon, liebe Ulisses-Menschen, lasst Euch mal inspirieren von einer Welt, die Ihre selbst schon seit Jahren schmiedet und begleitet. Da geht noch viel, viel mehr!