Aventurische Götterwelt und ihre Konzeption

  • Aber schon ganz lustig wenn du eine bedeutend "metzlerische" Rondra hast.

    Sie ist eben die Donnernde, die Unbesiegte Leuin, die Sturmherrin. Und der Sturm kennt keinen Unterschied zwischen Freund und Feind.

    Ich finde DSA5 beschreibt über die Strömungen in AGW1 schon sehr gut, das der ekstatische Kampf immernoch auch Teil der Rondrakirche ist:

    Zitat von AGW S. 15

    Sturm

    Der Zorn Rondras ist legendär, lässt er doch Sturm und Donner über das Firmament toben. Geweihte Die diesem Aspekt folgen, konzentrieren sich einerseits auf diese direkte Manifestation des Wesens Rondras, andererseits auch auf den offensiven Kampf.

    Natürlich gelten für diese Geweihten ebenfalls die Prinzipien des Moralkodex der Rondrakirche (Verteidigung des Glaubens, Ritterlichkeit, Verantwortung, Zweikampf, Schwertmeisterschaft).

    Aber mit welchem Eifer, mit welchen Mitteln und mit wieviel Ekstase im Kampf ich diesen Prinzipien gegenüber trete, darüber streiten die einzelnen Strömungen der Rondrakirche schon seit Jahrhunderten.

    Und als 'ritterliche Beschützerin' habe ich nie die Gesamtheit der Rondrakirche gesehen, das ist auf lokal-patriotischer Ebene Aufgabe der adeligen Ritter und verbrieften Krieger.

    Rondrageweihte sind Verteidiger des Glaubens, der Kirche und jener GLÄUBIGEN, die sich nicht selber zu schützen Vermögen. Wie dieser Glaube jedoch verbreitet und mit Ungläubigen umgegangen wird, ist eine individuelle Entscheidung jedes einzelnen Geweihten.

    Einer der Gründe warum ich Rondra und Kor was streitsucht und ekstatischen Kampf angeht, gar nicht so weit voneinander trenne.

    Die Frage der Loyalität und Zugehörigkeit ist ein viel größerer Unterschied bei den beiden Kulten.

    Nerdismus trifft auf Boomer trifft auf Flachwitz-Humor

    Ergebnis 'Ich'

  • Obwohl sich dieser "brutalere" Glaubensweg an Rondra auch noch in DSA4 wiederfindet.

    Der Wechsel der Templer zur Dunklen Seite der macht, ist sogar schon früher (Editions-früher) abgelaufen: Das war noch DSA 3 (G7-Borbarad-Kampange) und wurde dann in DSA4 nur noch genannt (noch später in der 4er Version von den G7 nochmal aufgewärmt).

    Ansonsten würde ich davon abraten, von den "Templern" die ja vermutlich schon vor dem Überlaufen von Belhalhar-Paktierern unterwandert waren, auf die Rondar-Kirche zu schließen...

    Nietzsche und Amazeroth - Also sprach Zarathustra (zweiter Teil):

    Was erschrak ich doch so in meinem Traume, dass ich aufwachte? Trat nicht ein Kind zu mir, das einen Spiegel trug?

    "Oh Zarathustra - sprach das Kind zu mir - schaue Dich an im Spiegel!"

    Aber als ich in den Spiegel schaute, da schrie ich auf, und mein Herz war erschüttert: denn nicht mich sah ich darin, sondern eines Teufels Fratze und Hohnlachen.

  • Auch wenn ich mir wie ein Papa Gei vorkomme:

    Hesinde zum Gruße und Hallo zusammen.

    Ich weiß ein alter Faden aber ich war lange nicht da und mir war danach. :saint:

    Ich möchte einen etwas tieferen Blick in die Kosmologie machen. "Damals in DSA4" fangen viele gute Geschichten an die ich zu erzählen habe, auch wenn ich aktuell DSA5 spiele. Einfach weil die Welt in der alten Edition unfassbar unvergleichlich beschrieben war. Die Regeln waren Schrott aber die Tiefe und Liebe die der Welt gewidmet wurde sucht, noch, seinesgleichen.

    Im DSA4 Regelband zu myranischem Götterwirken wurden sich erstmals (Zakkarus würde da wahrscheinlich widersprechen) intensiv mit derischer "Theophysik" auseinander gesetzt. (Hab Myranische Götterdienen nicht zur Hand aber es dürfte sich auf Seite 8 dieses Bandes befinden). Es geht um:

    Das Göttliche und die Gottheit.

    Vereinfacht gesagt ist die Gottheit das "abgeschlossene Wesen" das konkret, willentlich und selbst handelt. Es ist sicher multidimensional aber dennoch "lokalisiert". Das Göttliche hingegen ist so zu sagen der "Anker" der Gottheit oder sein "Gewand" in das er geschlüpft ist und mit dem die Gottheit die Schöpfung durchdringt und gestaltet. Die Historia Aventurica unterstreicht und bekräftigt das indem es in ihr den Unsterblichen als "Person" gibt und das Prinzip oder Objekt das er/sie verkörpert. Und beim karmalen Wirken geht der Karmatiker/Geweihte mit diesem Prinzip, mit dieser Göttlichkeit, in "Harmonie" und stärkt es auf bestimmte Weise (Liturgiewirkung) nach seinem Streben und Sehnen. Solange er über Karma verfügt spielt lediglich die Qualität der liturgischen Einstimmung (LkP* bzw. QS) eine Rolle nicht aber der "Wille der Gottheit" selbst. Und deshalb sind auch die Liturgien Menschenwerk. Sie sind Ergebnis der "Arbeit" und der "Einstimmung" auf die göttlichen Prinzipien. Karma ist dabei ungeprägt (eine Art Blankoscheck) und kommt erst durch das Prinzip zur geprägten Wirkung. Ähnlich der Merkmale bei der Astralenergie. Auf diese Weise haben es die myranischen Karmatiker sogar geschafft das "Göttliche zu melken". Sie veranstalten gewaltige "Großzeremonien" in welchen sie das göttliche Prinzip stärken und befeuern und ziehen daraus Karma für sich ab. Eine zusätzliche Methode neben der üblichen mühsamen DSA4 Karma-Einzelregeneration.

    Soweit denke ich ist es klar. Warum aber bekommen unterschiedliche Kulte weiterhin göttliche Gunst (Karmaregeneration)? Eigentlich relativ einfach. Die Gottheit (sie allein gibt Karma. falls man es nicht myranisch melken kann) ist schlicht enger gefasst als die kirchlichen Prinzipien. Schauen wir mal zwei sehr beliebte und hier oft zitierte Götter und Kulte an. Boron und Phex.

    Im aktuellesten "outGame-Dokument" über göttliche Realitäten die es gibt, die HA S.19, stehen zu den Göttern folgende "Aspekte".

    Phex

    • Magie
    • Nebel
    • List
    • Rätsel
    • Lüge

    Boron

    • Tod
    • Vergessen
    • Dunkelheit
    • Traum

    Keine mir bekannte Kultur oder Glaubensgemeinschaft verstößt mit ihren Geweihten gegen die Kernkompetenzen dieser Unsterblichen. Wie sollte es Phex kümmern ob seine Priester Sklavenhandel betreiben oder Chickenwings essen? Es geht ihm einfach am Rotschweif vorbei (abgesehen davon das mittelreichische Leibeigenschaft nur ein anderes Wort für den gleichen menschenverachtenden Unsinn ist, denn Leibeigene sind lediglich "stationäre Sklaven" wohingegen "echte" Sklaven "bewegliches Gut" sind). Genauso kann es Boron egal sein ob er der König oder der Klemptner der Götter ist solange geträumt, vergessen und gestorben wird und das alles bitte schön so düster wie möglich?

    Über die Jahrhunderttausende kultischer Existenz gab es unzählige religöse, kulturelle und politische Umwälzungen, Verschmelzungen und Umwandlungen und die wenigsten Kulturen hatten eine Illumnestra und einen Silem-Horas die die Wahrheit mit güldenen Löffeln gefressen hatten. Kulte sind untergegangen und wurden neu begründet und haben sich gewandelt. Kern des ganzen bleibt aber immer: schafft es ein Priester oder ein Kult die Kernprinzipen der Gottheit zu mehren und zu verbreiten? Falls ja: "KarmaGO!" wenn nein "bye bye Baby". Komplizierter wird es nicht. Und viele Kulte und Kulturen haben eben viele "Am-Arsch-vorbei-Weisheiten" die sie der Kernlehre aufdrücken. Einfach weil sie es selsbt stimmig, richtig oder einfach cool finden.

    Ich meine schaut man mal Travia an:

    Travia

    • Frieden
    • Gastfreundschaft
    • Gemeinschaft
    • Heim und Herd

    Der Mittelreicher findet eben das zu dem Angebot noch der Rabatgutschein für Eheliche Treue passt, dem Thorwaler ist freie Liebe gut genug um Frieden und Gastfreundschaft zu wahren. Und alle bekommen sie Karma ob sie nun monogame Quasikatholiken oder eine polyamore Wikingerkultur sind.

    Kommen wir auf die "menschliche Sicht". Für die aventurischen Puniner und Alanfaner ist das ganze natürlich Doof. Zweifel, Ärger, Konflikt. Oder wie ich es nenne: Rollenspielpotenzial. Es ist UNSERE Aufgabe das zu bespielen und nicht die Aufgabe der Götter das engstirnige kleinkarierte Empfinden unserer Spieler-Geweihten zu besänftigen. Und genau deshalb sind das Schisma, sind Widersprüche und Ungereimtheiten das Brot des Geweihtenspieles. Wer "immer Recht habende Fanatiker" spielen will ohne das ihn die Welt in die "seltsame Bannstrahl-Ecke" stellt ist bei DSA leider falsch.

    Aber genauso: wer denkt durch die ganzen Beschreibungen von "Minderkulturen" und "Minderströmungen" ist Aventurien ein "bunter" und "liberaler" Kontinent verkennt dass min. 60% aller Aventurier Silem-Horas-Edikt-Jünger puninischer Ausrichtung sind. Weitere ca. 20% stehen der silem-horasischen Sichtweise zumindest so nah, dass allenfalls Details oder einzelne Gewichtungen anders sind aber nicht das "Grundkonzept".

    Somit haben wir eine hinreichend "fanatische" Welt von überzeugten Zwölfgöttergläubigen silem-horasischer Prägung. Aber wie auch im Leben gilt hier OT faire Beschreibung und Behandlung auch von Minderheiten sollte selbstverständlich sein und sicher keinen 12-G-Hardliner bedrohen oder in seinem Glauben an die "Konsistenz der Welt" erschüttern. Ich für meinen Teil begrüße jedes Konfliktpotenzial, jede Möglichkeit der "theologischen Arbeit" und des "Geweihtenspieles" jenseits einer laufenden geladenen fanatischen Karmakanone.

    Hesinde schenke uns Weisheit.