Ich meinte mit „früh“ die ersten ausgereifteren Modelle mit Luntenschlössern, also in erster Linie Arkebusen und Musketen im späten 15. und 16. Jhd. Ich glaube auch nicht das die so viel billiger sein können als eine schwere Armbrust, das dürfte nur für Handrohre ohne Abzug/Schloss gelten, deren nutzen sich aber wohl auch in Grenzen gehalten hat.
Mag sein dass die nicht mehr 20 mal so günstig waren, aber günstiger waren sie mit Sicherheit trotzdem. Der Abzug einer Amrbrust ist komplexer als der einer Luntenschlosswaffe, die schwere Armrbrust kommt meistens auch mit einem komplizierteren Lademechanismus. Auch die Konstruktion der Armbrust ist komplexer, pflegeaufwendiger und fehleranfälliger, eine Muskete ist letzlich nur ein Rohr an einem Stock, die Armbrust hat noch eine angebaute Stahlbogenkonstruktion und muss eine grobe Menge kinetischer Energie speichern. Der letzte finanzielle Vorteil ist dass die Munition der Muskete nicht nur billiger war, sondern auch vom Schützen selbst hergestellt werden konnte, was bei der Armrbust kaum möglich war und wenn dann wesentlich länger dauerte. Auch dass Schießpulver konnte in groben Mengen auf einmal hergestellt werden, was mit Bolzen einfach nicht möglich war. Der Vorteil den die Muskete gegeüber dem Bogen hatte waren die selben die auch eine Armbrust gegenüber dem Bogen hatte, aber der Vorteil den die Muskete gegenüber der Armbrust hatte war vor allem dass es einfacher war große Armeen damit auszustatten. Spätestens mit der Erfindung des Bayonets im frühen 17. Jhd. war der Kostenfaktor wieder nicht mehr vergleichbar, weil Armbruster zusätzlich mit einer (richtigen) Nahkampfwaffe ausgestattet (meist ein teures Schwert weil ein Speer zu umständlich wäre) werden mussten und Musketiere nicht mehr.
Und zum Nutzen der Handrohre vs. Musketen, der ist nicht so unterschiedlich wie du es hier darstellst, auch wenn gerade kleinere Handrohre sicher von der Muskete schnell abgelöst wurden. Musketen konnten auch im 16. Jhd. nicht mit der Präzision einer Armbrust mithalten und der einzige Vorteil des Luntenschlosses ist dass man beim Abdrücken besser zielen kann, wobei dass bis zur Erfindung des Steinschlosses auch nicht einfach war da man von der Zündung geblendet werden konnte. Tatsächlich hatten Handrohre meistens sogar eine höhere Durchschlagskraft/Reichweite als Luntenschloss Waffen, da Luntenschlosswaffen zum zielen an die Schulter gesetzt wurde konnte der Anwender nicht den selben Rückstoß verkraften. Bei Handrohren wurde die Waffe je nach größe unter den Arm gklemmt, auf der Schulter abgelegt, oder bei größeren Modellen in den Boden gesteckt, wodurch die Waffe generell mehr Wucht haben konnte.
Ich habe da so eine Buchreihe (Heerwesen der Neuzeit), da ist z.B. angegeben das ein Radschloss alleine 4 Gulden gekostet hat, eine komplette Waffe ohne ein solches nur 2 Gulden (allerdings bin ich mir gerade nicht sicher ob das dann mit Luntenschloss oder ganz ohne gewesen wäre).
Wieviel genau ein Luntenschloss gekostet hat weiss ich nicht, die Mechanik ist aber extrem simpel. Das Radschloss ist auch eine vergleichsweise extrem komplexe Feinmechanik, konnte sich aufgrund der hohen Herstellungskosten nie ganz durchsetzen (war eher für Adelige/Kavallarie reserviert), und schon das Steinschloss, dass das Radschloss abgelöst hat, war wieder günstiger und einfacher herzustellen.
Von den von dir angesprochenen Feuerlanzen habe ich ehrlich gesagt noch nie gehört, von solchen „Donnerbüchsen“ die Splitter verschießen schon, allerdings gab es die wohl nicht im militärischen Gebrauch (zumindest gibt es sie als „Einstiegswaffen“ in Fantasyrollenspielen ;)).
In Asien gabs die schon im "militärischen" (Militär ist eigentlich ein neuzeitliches Konzept) Gebrauch, in Europa ist es wahrscheinlich nur schlecht dokumentiert, oder die Technologie war schon so ausgereift dass sie direkt als Handrohr bei uns ankam.