Wie einen Kreuzgang aventurisch nennen?

  • Ein Kreuzgang ist ja in erster Linie ein Ort der Meditation

    Stimmt, da liefen/laufen Mönche oder Nonnen so mehr oder weniger kontemplativ im Kreis rum oder genießen die Atmosphäre. Frische Luft tut halt gut. Mach ich öfter mal im Essener Münster. Da ist´s auch schön ruhig - manchmal knutschen da muslimische Pärchen, weil sie dort nicht so schnell von Angehörigen oder Bekannten entdeckt werden. Nenn es doch Wandelgang, weil viel mehr Bedeutung ist da nicht...

    "In den Rachen der Drachen hexen die Echsen!"
    getreulich gehört auf den Hesinde-Disputen 1030 BF

    4 Mal editiert, zuletzt von Zwerg Nase (9. Oktober 2016 um 19:50)

  • Kloster Arras de Mott kennt und kannte keinen Kreuzgang, ebenso wenig die Klosterbeschreibungen im Q1 bzw. TTT. Das sind alles alles Höfe - und was anderes ist der "Kreuzgang" auch nicht: Ein großer Innenhof der Zentral alle wichtigen Gebäude der Kloster "verbindet". Mal befindet sich hier auch ein Kräutergarten, Brunnen, ist überdacht, von einem Säulengang abgetrennt oder oder oder.
    Warum "Kreuzgang"? Ich vermute mal das liegt am Klosterplan von G., wo dieser Hof mit zwei sich kreuzenden Wegen aufgemalt ist.
    Bemerkenswert ist das es heute anscheinend keine Quelle gibt die diesen Namen erklären kann ... da es aus dem altdeutschen stammte, könnte die ursprüngliche Bedeutung eine völlig andere sein als das heutige Wort "Kreuz-Gang" uns mitteilt.

    Es ist ein eckige Hof - und gut ist. ;)

    Pflicht des Historikers:
    das Wahre vom Falschen, das Gewisse vom Ungewissen, das Zweifelhafte vom Verwerflichen zu unterscheiden.

    (nach Johann W. von Goethe)

    Kinder deuten ohne Furcht in die Sterne, während andere, nach dem Volksglauben, die Engel damit beleidigen.

    (Vorrede der Grimms Märchen 1819)

  • Dem Alten "Lichthof" und "Säulengang" in den Mund zu legen geht imho überhaupt nicht.

    So ein Hof hat ansonsten keine liturgische oder sonstig religiöse Funktion - es sei denn als Friedhof. Prozessionen mögen zwar unter Umständen da beginnen, wäre aber eher ungewöhnlich. Eigentlich werden die Heiligen oder sonstiges aus Kirche, Krypta oder Schatzkammer heraus nach einem Gottesdienst am Altar direkt auf die Straße oder ins Meer oder sonstwohin geschleppt.

    Der alte Maurer kann den Hof also schon als Hof/Lichthof/Innenhof/fachlich: Claustrum bzw. den Weg als Säulengang/Wandelgang/Galerie/fachlich: Portikus bezeichnen, ein Dachstuhl bleibt ja auch ein Dachstuhl und ein Fenster ein Fenster... ;)

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    2 Mal editiert, zuletzt von Zwerg Nase (10. Oktober 2016 um 22:07)

  • Und da dieser Hof "immer" an der Südwand des Tempels - dessen Eingangstür "immer" nach Osten ausgerichtet ist - liegen sollten, und oft der einzige Zugang zu den Unterkünften war, kann man ihm so kaum religiösen Charakter zuschreiben.

    Ha - es lohne sich doch mal Wiki anzulesen, gerade die Erklärung beim ersten Grundbegriff ... faszinierend.
    Kloster – Wikipedia

    Pflicht des Historikers:
    das Wahre vom Falschen, das Gewisse vom Ungewissen, das Zweifelhafte vom Verwerflichen zu unterscheiden.

    (nach Johann W. von Goethe)

    Kinder deuten ohne Furcht in die Sterne, während andere, nach dem Volksglauben, die Engel damit beleidigen.

    (Vorrede der Grimms Märchen 1819)

  • Moin zusammen!

    Mir stellt sich auch gerade die Frage ob hier nach einem Prozessionsweg gefragt wird oder schlicht die architekonische Bezeichnung eines Kreuzgangs oder Kreuzgewölbes gemeint ist. Wenn letzteres gefragt ist meine ich folgendes zu wissen:
    [klugscheissmode]Während in der romanischen Bauweise Gänge durch parallel angeordnete, den Weg überspannende, Bögen ein sogenanntes "Tonnengewölbe" bildeten, kam spätestens mit der Gotik noch diagonale Verstrebungen hinzu bzw. wurden durch weglassen der Seitenwände und stützen der Konstruktion auf Säulen nötig. Solche in der Mitte über Kreuz laufenden Verstrebungen, meist mit einem reich verzierten Schlussstein in der mitte, brachten diesen so entstandenen Gewölben den Namen Kreuzgewölbe ein. Bei Tonnengewölben konnte der Effekt auch durch Kreuzung zweier Gewölbe erzielt werden, war aber dort noch nicht Ziel der Baumassnahmen.
    Vom Beitrag zum wiki-Tonnengewölbe geht es weiter ...[/klugscheissmode]

    Man könnte also profan argumentieren und ein Kreuzgang bliebe eine Beschreibung eines vermutlich höheren Gewölbes mit den Weg diagonal kreuzenden Streben. Da diese Bauart eher bei Sakralbauten zum tragen kam verbindet man irdisch eher Kirchen damit.

    Wenn du den Nutzen beschreiben möchtest oder den überdachten Gang, der einen Innenhof im Kloster (irdisch!) einfasst, dann schlage ich "Wandelgang", "Einkehr", "Galerie", "Freigang" oder "Prozessionsgang" vor.

    Grüße,
    Rodensen

  • Ups... Der Duden, eine Online-Bibliothek und noch ein akademisches Internet-Lexikon vermuten dann doch eher eine etymologische Verbindung zu Prozessionen. Bin weder Kunst- noch Kirchenhistoriker und daher geneigt, mich dieser These anzuschließen. Klingt ja nun nicht gerade so, als ob sich das einfach mal jemand aus dem Finger gesaugt hätte. @Rodensens Annahme finde ich jedenfalls nicht ganz so schlüssig, weil es diese Gänge schon lange vor der Gotik gab (keine Ahnung wie die in Alt- und Mittelhochdeutsch genannt wurden, glaube aber an konservative Kontinuität)...

    Sorry @FallenPatta, da musst du wohl tatsächlich spirituell kreativ werden. Und Danke für die Eingangsfrage - hab ich mal wieder was gelernt ;)

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