Hallo meine lieben Mitorks,
ich habe mich mal mit den Schamanenregeln auseinandergesetzt, und was mir direkt sauer aufgestoßen ist, ist das man von präzisen Regeln oder Ausführlichkeit wohl nur träumen kann. Man gewinnt den Eindruck die Redakteure hatten da gerade selber was in der Nase.
Da wären
Punkt 1: Die Ritualtechnik
Was braucht man für so ein Ritual? Es gibt Modifikatoren für den Ritualplatz. Aber nicht alle Rituale scheinen einen zu benötigen. Nehmen wir die Stimme des Nipakau. Wenn man einen Baumriesen befragen will, wird ein Schamane den wohl kaum ausgraben und zu seinem Ritualplatz bringen. Was heißt das jetzt? Generell +4 für den fehlenden Ritualplatz, oder wird kein Ritualplatz gebraucht, was dann heißt, es gibt auch keinen Malus auf die Probe.
Analoges Gilt für Techniken, in denen weder Tanzen noch Kräuterverbrennung drin steht. Was ist mit Tageszeiten? Da gibt es bei keinem Ritual irgendwelche Angaben. Was sind passende oder unpassende Naturereignisse wenn ich einen Ahnen befrage oder mit Blick in Liskas Auge eine Vision erbitte? Fehlende oder falsche Kleidung, braucht man ein Tiergewand, wenn man einen Elementaren Diener des Feuers oder Erzes beschwört? Wie seht das aus? Phönixfedern und Riesenschildkrötenpanzer? Der Hilferuf, 10 Aktionen, ein Spontanritual. Hat das überhaupt irgendwelche Modifikatoren?
Punkt 2: Zauberähnliche Rituale
Abgesehen davon, das es sowas gibt, schweigen sich DSA 4.0 und 4.1 darüber aus, was das heißt. Sind das Kurzrituale mit einer Spielrunde getrommel? Sind es Spontanrituale die sich nach der Zauberdauer richten, und bei denen man lediglich ein paar Worte an die Geister richtet? Braucht man einen Ritualplatz? Tiergewänder? Tanz und Musik? Tages- und Nachtzeiten, die einzuhalten sind?
Punkt 3: Schamanen in der Fremde
So ein Kleriker hat es in DSA meist gut. Die Gruppe glaubt zu weiten Teilen an die zwölf Götter, damit ist der Bonus für Mitgläubige per se schon drin. Beim Schamanen hingegen hat man den drei Punkte Malus für einen Haufen Ungläubiger gleich mit im Sack. Es gibt keinen Ritualplatz, denn man wandert meist, und die Gruppe wird einem was husten, einen Ritualplatz über drei Tage zu weihen, um einen Verletzten mittels Geistheilung zu helfen. Abgesehen davon das der nach drei Tagen vermutlich von selber genesen ist. So ein Schamane braucht angeblich Tiergewänder passend zum Ritual. Also reicht nicht eines, da müssen gleich drei, vier oder mehr her. Wer soll die bitte Schleppen? Also hat man den Malus für falsche Kleider auch gleich im Gepäck. Fetische bringen improvisiert oder fehlend einen Malus von ein bis zwei Punkten, passende Fetische aber offenbar keinen Bonus, wenn sie nicht gerade magischer Natur sind. Ein Musikinstrument ist ja noch transportabel, aber der Bonus beträgt ja laut DSA4.1 Errata eh nur 1:2 und nicht 1:1.
Nehme ich jetzt also meine frisch generierte Schamanin, habe ich für ein Ritual der Stufe I von Haus aus eine Erschwernis von +4(Ritualplatz)+3(nur Ungläubige)+2(Mittelwert falsche Kleider) = +9.
Musizieren habe ich vielleicht auf 6, wenn ich die Probe nicht versaue, kriege ich also 3 Punkte Erleichterung, macht +6. Der Ritualwert liegt vermutlich bei 5.
Dazu kommt, das durch den Einsatz von Hilftalenten die Ritualdauer um eine Kategorie steigt. Wenn mein Mädel also lostrommelt, dauert die Geistheilung nicht mehr ein paar Stunden, sondern einen ganzen Tag. Wenn ich einen Elementargeist oder eine Prophezeihung erbitte, bin ich dank der Musik die ganze Nacht beschäftigt, um am Ende eine immer noch (deutlich) erschwerte Probe zu würfeln, da Grad II bzw. III und damit nochmal 2+ bzw. +4 sind.
Punkt 4: Verhältnismäßigkeit
Schamenenrituale sind an sich nicht schlecht, aber gemessen an Vollzauberern sind sie unterirdisch grottig. Stundenlanges Rumgehampel, irrsinnige Erschwernisse für Effekte, die jeder dahergelaufene Vollzauberer mit Stufe 0 in 20 Aktionen mit Doppelt so gutem Ergebnis vollbringen kann. Selbst Geweihte kommen besser weg, da sie dank der Mitbeter ihre Liturgien eher verkürzen können, und immer noch Erleichterungen haben, anstatt Verlängern zu müssen und immer noch Malis zu haben. Dazu die Kosten. An den W6 habe ich nichts auszusetzten, aber zum Rufen eines Dschinns zahle ich als Schamanen permanente Astralpunkte? Echt jetzt? Für einen Zauber, den jeder Drakonier oder Rasthuler auf Stufe null schon mit +/-0 würfelt, mit Zauberdauern verlängern sogar erleichtert in nur einer Stunde? Da muss man als Schamane 24 Stunden Hoppeln, Trommeln, und dank der feinen Modifikatoren nach Abzug des RkW noch eine Probe +7 ablegen, und zahle das noch mit pAsP?
Vielleicht übersehe ich ja etwa grundlegendes, aber ich habe das Gefühl das die Redax mir mitteilen will, das Schamanen keine Spielercharaktere sind. Im Regelwerk steht, wenn ein Schamane drei mal keine Antwort von den Geistern erhält, gilt er als gescheitert und wird verstoßen. Wenn die Schamanen das DSA Regelwerk benutzen, dann müssen die Wälder ja voller gescheiterter Existenzen sein.
Irgendwelche Ideen?