
Nur wo genau sollte Thalio nun sein Glück versuchen? Die Aufmachung der jungen Dame entsprach weitestgehend der Moda alla Aureliana. Allerdings gab es da auch zwei ausnahmen ... 5
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Zum einen trug sie keine Halskette, sondern ein Halstuch, das von einer mit einer einzelnen Perle verzierten Brosche an Ort und Stelle gehalten wurde. Er hatte da gerade erst ein Tuch gesehen, das ihr seiner Meinung nach viel besser stehen würde. (4) 80%
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Und dann waren da noch die Haare. Folgte man dem was man in der Harika in Sachen Mode lesen konnte, trug man sie enweder hochgebunden oder offen. Das junge Fräulein hingegen wagte eine Kombination von beidem. Das würde sein Ansatzpunkt sein. (1) 20%
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Vielleicht sollte er aber einen ganz anderen Ansatzpunkt wählen? Das junge Fräulein war zwar gertenschlank, aber vielleicht konnte er sie doch mit einer süßen Leckerei für sich gewinnen. An diesem Stand dort, gab es süße kleine Fruchtküchlein! (0) 0%
Frisch gewaschen und zurecht gemacht fühlte sich Thalio wieder wie ein Mensch. Auch die Erinnerungen an die letzte Nacht verblassten langsam, wie er so die Via Vestigia entlang schlenderte um die Gegebenheiten auszukundschaften. Er musste wissen wo es welche Besonderheiten zu finden gab, wollte er doch schließlich in den Augen des Fräuleins nicht wie ein armer, ahnungsloser Tropf aussehen.
Das alles nahm Zeit in Anspruch, aber es würde sich schon auszahlen. Schließlich musste man Zeit wie Geld klug investieren, wenn man etwas davon haben wollte. So kam es, dass er nun wusste, wo es die neuesten Kleider, die modischsten Accessoires und das schickeste Schuhwerk gab. Vielleicht sollte er letzteres Wissen bei Gelegenheit nutzen um Alricia ein neues Paar Stiefel zu spendieren? Es mochte gut sein, dass er bei dieser Sache noch ihre Hilfe brauchen würde.
Gerade hielt er vor einem weiteren Geschäft inne um sich dessen Auslage zu besehen als er aus den Augenwinkeln einen ersten Blick auf das Fräulein Prosperi erhaschte. Sofort war der hier zur Schau gestellte Tand vergessen und es kostete ihn aller größte Mühe nicht zu starren. Klar, er hatte dank der Baltari Schwestern schon so ungefähr gewusst, was er zu erwarten hatte, aber der Anblick der sich ihm bot, ließ sein Herz trotzdem schneller schlagen.
Sie stach in mehrerlei Hinsicht aus der Menge heraus. Zum einen war sie wohl einen gutes Stück größer als die meisten. Zudem war da noch ihr langes rotblondes Haar, ein Ton, den man hier nicht all zu oft zu Gesicht bekam, das in Kombination mit ihrer eigentlich außergewöhnlich blassen Haut und den sich darauf nur all zu deutlich abzeichnenden Sommersprossen geradezu magisch wirkte. Das Kleid, nach Moda alla Aureliana, schien im Vergleich zu seiner Trägerin geradezu zu verblassen.
Tatsächlich unterschied sich das Kleid kaum von dem der Dienerin, welche dem Fräulein, mit kaum einem Schritt Abstand folgte. Oder war das eher eine Anstandsdame? Es war schwer zu sagen. Bei der Bewaffneten, die nur wenig mehr Abstand hielt, handelte es sich ganz offensichtlich um eine professionelle Leibwächterin. Ihre Präsenz alleine ließ Thalio jedoch vermuten, dass es wohl auch noch mindestens eine weitere, deutlich weniger offensichtliche Leibwache geben musste.
Aber darauf würde er es ankommen lassen. Das Trio schlenderte, ohne Eile, die Via Vestigia entlang. Allerdings hielten sie auch nur vor wenigen Geschäften länger inne. Er musste also zusehen, sich in Position zu bringen, wenn sein Auftritt nicht überhastet und gekünstelt wirken sollte. Ein charmantes Lächeln mochte ihn zwar auch dann noch weiter bringen, aber etwas Vorbereitung konnte trotzdem nicht schaden.
Kapitel 11 - Zur richtigen Zeit, am richtigen Ort die richtigen Worte