Ich habe diesen Helden von 2003 bis 2012 regelmäßig gespielt. Vor anderthalb Jahren habe ich ihn nach Myranor verfrachtet. Inzwischen kann ich sagen, dass mir das Setting nicht wirklich liegt. Wahrscheinlich endet nun Retos Geschichte. Ich finde, dass ein Held den großen Ozean nur einmal überqueren sollte (oder nie), sonst geht das Gefühl von Ferne und Fremdheit verloren.
Abgegeben im Efferd-Tempel zu Havena, 40 Hal:
Der Führer der Blume von Triveth scheint ein guter Mann zu sein, und so vertraue ich ihm diesen Brief an, um ihn zu den Gestaden des fernen Ostlands zu bringen.
Als ich Reto Firunislaus, meinen Lehrmeister, kennenlernte, war er bereits ein älterer, von vielen Kämpfen gezeichneter Mann. An den Streittagen, wenn er sich abends eine Kanne Bier genehmigte, erzählte er mir manches aus seinem Leben.
Er stammte aus einer Familie von Schiffbauern in der Stadt Perricum. Da er die Gabe trug, schickte man ihn in eine der Schulen, in denen dort die Kinder der Optimaten erzogen werden.
Noch sehr jung ist er dann in zwei Zauberwälder der Elfen gereist, im Norden und im Süden. Die Elfen sind eine humanoide Spezies mit einer natürlichen Magie. Sie haben ein langes Leben. So wie die Leonir Mischwesen aus Menschen und Löwen sind, so scheinen die Elfen wohl Mischwesen aus Menschen und Feen zu sein. Gerade im südlichen Wald hat er viele Schriften gefunden, und er meinte immer, dass in einem anderen Leben er sie gerne einmal gelesen hätte.
Dann hat er sein Leben dem Kampf gegen die Feinde eines Reichs der Mitte gewidmet, und hat am Hof ihres Kaisers spioniert. Dabei hat ein mächtiger Zauber ihn ins Imperium geworfen. Lange hat man ihn ausgefragt und dann hat man ihn mit einem noch mächtigeren Zauber wieder zurückgesandt.
Der lange Krieg ging weiter, erst im Osten, dann im Norden. Dort in einem alten Grab lagen einen Armreif und eine Kristallkugel, mit denen ich ihn oft gesehen habe. Den Armreif konnte er nicht abnehmen.
Schließlich hat er sein größtes Werk vollbracht. Einen Zauber, damit in den kommenden Zeiten nicht die falschen da oben sitzen, so hat er sich ausgedrückt und auf den Himmel gezeigt. Man muss sagen, dass er viel Zeit mit den Unsterblichen verschwendet hat, auch wenn er seine Umgebung mit diesem Firlefanz verschonte. Der Zauber hat ihn viel Kraft gekostet und hat ihn altern lassen.
Danach hat er wieder gegen die Feinde seines Reiches gekämpft.
Irgendwann ist er hierhergekommen. Er war müde und dachte, wir leben hier in Saus und Braus, und er wird ein Landgut bekommen und Gold für seine Spielzeuge. Er ist in Panthyrsa gewesen, in Dorinthapolis und in Daranel, vor dem Untergang jener Stadt.
Vor sechs Wochen ist er verschwunden, und ich habe diesen Entwurf unter seinen Papieren gefunden:
Kaiserliche Majestät [... bla bla], ich bin als Fremdling in das Land zurückgekehrt, welches meine Ahnen ob seiner Verderbtheit und Götterlosigkeit hinter sich gelassen haben. Mir wurde bedeutet, dass ich als Magus in Eurem Reich mit dem Tode bedroht bin. Ersatzweise wurde ich genötigt, mich gegen eine Zeit der Zwangsarbeit in eine der Zünfte aufnehmen zu lassen, in denen der Magierstand Eures Reiches seine Pfründe sichert. Ich schlage diesen entwürdigenden Handel aus und schüttle den Staub Eures Landes von meinen Stiefeln. Eingedenk meiner großen, eigentlich unermesslichen Verdienste verlangt es die Würde Eures Amtes, mich ohne weitere Behelligung ziehen zu lassen. Eure Schulden seien Euch hiermit erlassen.
Mit den besten Wünschen bla bla, Reto Firunislaus, Reichsritter, Magister magnus, bla, bla.
P. S. Der Leonir Fuchur bittet mich zu versichern, dass seine Loyalität weiterhin Euch gilt.
Ich traue ihm ohne weiteres zu, dass er diesen Brief abgeschickt hat. Niemand hat ihn mehr gesehen, und ich denke nicht, dass er noch unter den Lebenden weilt.
Ein Mann mit seinem Lebensweg kann an den Gestanden im Osten nicht gänzlich unbekannt sein. Ich bitte darum, seine Verwandten ausfindig zu machen, und ihnen vom Tod ihres Familienmitglieds zu berichten.
Er war ein guter Lehrer. Sein größter Fehler war, dass er gegenüber Höherstehenden nicht die nötige Demut und Bescheidenheit an den Tag legen mochte.