Die Prinzipalitäten von Zion Oder: Hexxen in der Zukunft, die Zweite

  • Tja, eigentlich bin ich mit Mare Monstrum und Malmsturm schon ganz gut ausgelastet. Aber manchmal juckt es mich bekennenden Settingbastelfreak dann doch in den Pföten!

    Die wirren Gedanken, die Folgen, basieren den folgenden beiden Ideen, Fragen, oder wie auch immer man es nennen will:

    • Das Regelsystem von Hexxen ist (soweit ich als Regel-Legasteniker das beurteilen kann) an und für sich ein gutes “Swashbuckling-System”. Funktioniert es auch in anderen, Action- und Swashbuckling-orientierten Welten als der originalen Barockwelt des Jahres 1733?
    • Wenn bei klassischen Post-Apokalypse-Szenarien die Postapokalypse dem “neuen dunklen Mittelalter” entspricht - was kommt danach?

    Letzterer Frage wurde in SF-Literatur schon öfter nachgegangen. Man denke da zum Beispiel nur an die historische Entwicklung, die in in “Lobgesang auf Leibowitz” geschildert wird. An Myazakis “Naussicaä aus dem Tal der Winde”. An Michael Moorcocks “Hawkmoon”. An die “Drachenreiter von Pern”. Die Liste ließe sich noch weiter fortsetzen. Und für RPGs hat das Prinzip der fernen Post-Post-Apokalypse als Fantasywelt durchaus Einiges an Potential! Daher spiele ich ganz gerne Mal mit genau diesem Prinzip herum.


    Was nun folgt, ist eine kleine Settingskizze für eine solche Post-Post-Apokalypse Welt (die übrigens in meiner Hausrunde auch schonmal in einer Kurzkampagne getestet wurde und zudem natürlich auch Bestandteile des Erstentwurfs für ein "Future-Hexxen" enthält):

    Das Ende “unseres” heutigen Zeitalters kam, aus unserer zeitlichen Perspektive, in “relativ naher Zukunft”. Die Welt hatte sich bereits ein gutes Stück weit in Richtung Cyberpunk und Transhumanismus bewegt, als der Yellowstone-Supervulkan ausbrach.

    Es folgten ein Jahrzehnte langer Winter, Seuchen und verheerende, teils nuklear geführte Kriege unter den überlebenden Nationen, die die Menschheit um ein Vielfaches dezimieren und in der Entwicklung um Jahrhunderte zurückwarfen. Als die Sonne wieder schien und die Asche sich gelegt hatte, war die Menschheit wieder im Frühmittelalter angekommen. Verdreckte Gestalten, die all ihr früheres Wissen vergessen hatten, vegitierten in stammesähnlichen Gemeinschaften vor sich hin, beherrscht von blutgierigen Warlords und wahnsinnigen Kultführern. Der Tiefpunkt war erreicht!


    Doch dieses Setting spielt nicht in jenen dunklen Tage , sondern 1500 Jahre später!

    Die Menschheit hat sich langsam, aber sicher, wieder aus dem Jammertal emporgearbeitet und einen zivilisatorischen Stand erreicht, der grob mit dem der frühen Neuzeit vergleichbar ist.

    Für uns heute Lebenden würde diese Welt wohl noch immer “düster und primitiv” wirken, die Menschen dieses Zeitalters jedoch wähnen sich in einem goldenen Zeitalter des Wiederaufbaus.

    Es gibt wieder prächtige Städte und Königreiche, Kunst und Kultur, Handel und Wandel. Sicher, weite Teile der Erde sind wieder Wildnis, voller Ungeheuer und Mutanten. Doch in der zivilisierten Welt spinnen Adelige elaborierte Intrigen, erforschen Priestergelehrte und Gildenmeister antike Mysterien der Wissenschaft und hörten Händlerprinzen Gold und Gewürze.

    Die Technologie dieser Welt ist weitgehend frühneuzeitlich. Man kennt Buchdruck und einfache Feuerwaffen, transportiert Waren mit Segelschiffen etc.pp. Aber durch Erforschung antiken Wissens gibt es zuweilen gewaltige Ausreißer nach oben, die vom gemeinen Volk als so etwas wie “Magie” interpretiert werden: Strahlenkanonen, Kommunikationsgeräte mit Bildübertragung, Powerarmor, nanotechnische Heiltränke und derlei Wunder mehr

    Manch eines der “neuen Reiche” verfügt gar über streng gehütete und von Mitgliedern des Adels gelenkte Flugmaschinen!


    Über weite Teile Europas, Nordafrikas und des Nahen Ostens herrscht das “Ewige Imperium von Zion”, oft auch als “Die Prinzipalitäten von Zion” bezeichnet.

    Irgendwann nach der Katastrophe hatte sich eine Prophetin erhoben, die die Überreste von Christentum, Islam und Judentum vereinte. Die entstehende Religion ist der Leim, der das Imperium zusammenhält.

    Zion, das heutige Jerusalem, ist eine gewaltige Millionenmetropole, in der der gigantische, ghormengastartige Heilige Kaiserpalast steht. Von hier aus herrscht die stets verschleierte “Gesegnete Kaiserin” über ein schwer überschaubares Konglomerat der verschiedensten Fürstentümer

    Das Imperium ist nämlich kein moderner Flächenstaat, sondern ein äußerst lückenhafter Flickenteppich aus verschiedensten Stadtstaaten und Kleinkönigreichen verschiedenster Kulturen, den sogenannten “Prinzipalitäten”, die eigentlich nur drei Gemeinsamkeiten haben:

    • dass sie dem imperialen Thron von Zion die Treue geschworen haben
    • dass sie alle dem selben Rechtskodex folgen
    • und dass sie alle die selbe Währung benutzen

    So lange die Herrscher der jeweiligen Prinzipalitäten sich daran halten und die gottgegebene Oberherrschaft Zions nicht anzweifeln, haben sie weitgehende Narrenfreiheit.

    Das Imperium reicht von den britonischen Inseln im Westen bis zu Samarkand im Osten, von den norvejischen Küsten im Norden bis zu den uralten Heiligtümern von Ethyop im Süden. Zwischen den vielen Prinzipalitäten ist allerdings jede Menge mutantenverseuchte Wildnis, da sich die Zivilisation auf Festungen und Städte konzentriert. Konflikte zwischen Prinzipalitäten kommen vor und werden durch nach rituellen Regeln ausgetragene, ritterliche Kriege entschieden.

    Die Gesellschaft ist nach “mittelalterlichem” Muster in einer Art Ständeordnung aufgebaut. Leibeigene, Gemeine, in Gilden aufgebaute Bürgerschaft, Ritterstand, höherer Adel. Der Klerus ist in eine Vielzahl esoterischer Orden aufgeteilt, dient aber direkt Zion.

    Andere mächtige Reiche neben dem ewigen Imperium gibt es natürlich auch. Als da wären:


    Das vom heutigen Tibet aus regierte Reich Chin, am besten beschrieben als eine Art frühneuzeitliche 1984-Diktatur mit mittelalterlicher Bewaffnung


    Die Heiden-Prinzipalitäten von Indus, die zwar den Rechtskodex des Imperiums adaptiert haben, aber die Oberherrschaft der Kirche ablehnen.

    Die Republiken der Mondanbeter im südlichen Afrika, die eifrigen Handel mit dem Imperium betreiben und das Geheimnis des grünen Öls hüten.

    Die mächtige, dekadente und goldgierige Seerepublik von Ny, errichtet auf den “Säulen der Alten” (den halb aus dem Wasser ragenden Wolkenkratzern des antiken New-York)

    Ihre Gegner, die Republik der Schlangenbeschwörer von Tex'Arcam am Golf von Mek-Sihg.

    Das uralte Imperium von Brazyl, dessen Herrscher auf dem Onyxthron von Dejaneero nur Marionetten des mysteriösen Ordens der Helixmeister sind

    Das Flair des Ganzen soll irgendwo zwischen Swashbuckling, klassischer Fantasy und postapokalyptischer Sci-Fi schwanken. Durch die ganze, spätmittelalterliche/frühneuzeitliche Perspektive der Bewohner dieser Welt wirkt vieles wie Zauberei und Wunder. Das meiste hat jedoch eine “wissenschaftliche” Erklärung.

    Nun zur nächsten, wichtigen Frage: Was spielt man in diesem ganzen Szenario?

    Ganz einfach: So etwas wie die Jäger bei Hexxen. Umherreisende Abenteurer, die Monster bekämpfen und uralte Artefakte bergen. In der Welt der Prinzipalitäten besteht ein hoher Bedarf an solchen außergewöhnlichen Individuen.

    Ja vielleicht ist es sich sogar so, dass die Monster, Psi-Mutanten, irren Kultisten und wahnsinnige Wissenschaftler dieser Welt sich ganz ähnlich verhalten wie die Dämonen und Hexen aus “Hexxen 1733”, auch wenn hinter ihnen nicht die Mächte der Hölle, sondern die vergessener Superwissenschaft stehen…

    Und - bis hier hin Meinungen, Anmerkungen, Ideen oder Verrisse? :cool:

    Einmal editiert, zuletzt von Waldviech (7. März 2019 um 16:58)

  • Nächster, planloser Gedankenschwall:

    Das “Übernatürliche” des Settings

    Wie oben schon erwähnt - ich bin, im Gegensatz zum ersten Entwurf eines “Zukunfts-Hexxen” etwas davon weg, die klassischen, “magischen” Horrormonster wie “echte” Dämonen, Untote und sonstige “Zauberwesen” zu inkorporieren. Je mehr ich darüber nachdenke, desto sinniger und interessanter scheint es mir, Monster und “Magie” dieses Settings auf diversen Sci-Fi-Tropes aufzubauen, da dies weit besser ins Muster der einschlägigen Vorlagen passt.

    Eine primäre Quelle für “Monster” wären natürlich klassischerweise Mutanten aller Art:

    Die Eruption des Supervulkane, die folgenden Atomkriege, das Freisetzen diverser Mutagene - dies alles sorgt dafür, dass das irdische Ökosystem 1500 Jahre in der Zukunft anders aussieht als heute. Riesige Fische, Echsen und Insekten, bizarre Vegetation wie 200 Meter große Bäume und Leuchtalgen im Wasser, Semi-intelligente Pilzorganismen, farbwechselnde Raubkatzen - die Natur der Postapokalypse ist reich an wundersamen Kreaturen, mit denen sich die Menschen dieser fernen Epoche herumschlagen müssen.

    Dazu kommt natürlich noch, dass die gesteigerte Mutationsrate vor Menschen nicht halt gemacht hat. Neben “normalen Menschen” mag es eine ganze Reihe “neu” entstandener Mutantenrassen geben. Mit einigen, wie zivilisierten Fellmenschen oder zwergenhaften, bleichen Bunkerbewohnern, mag man hervorragend friedlich koexistieren können. Andere “Rassen” könnten, sei es durch jahrhundertelange Feindseligkeiten und Diskriminierung oder durch geistige Degeneration, eher die Rolle intelligenter Ungeheuer spielen.

    Ein geringer Prozentsatz der Menschen (und ihrer Artverwandten) hat tatsächlich PSI-Kräfte entwickelt. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Dorfhexe oder ein Kultpriester tatsächlich Gedanken lesen oder Gegenstände Kraft seiner Gedanken bewegen kann, ist also gegeben!

    Der Grund für die Entwicklung von echten PSI-Kräften liegt einerseits in der durch den “Weltuntergang” gestiegen Mutationsrate, aber andererseits auch in “übrig geblieben”, transhumanen Experimenten.

    Vor dem Untergang der alten Welt hatten diverse Gruppierungen versucht, die Menschheit ins Transhumane weiterzuentwickeln. Einige der Wege, die sie dabei beschritten, waren genetische Manipulation und der Einsatz von “Superdrogen”. Einige Priesterorden und esoterische Geheimgesellschaften haben diese Experimente (im Rahmen ihrer Möglichkeiten) weitergeführt, so dass es tatsächlich Individuen gibt, die Figuren wie den Mentaten aus “Dune” oder gar Fantasy-Zauberern ähneln.

    Technologische Hinterlassenschaften der “alten Welt” sind ebenfalls eine nie versiegende Quelle von Schrecken und Wundern. Manch eine KI mag auch nach 15 Jahrhunderten noch funktionieren und ihre Wachroboter auf nichtsahnende Leute loslassen. In so manchem Datenkristall verbirgt sich vielleicht tatsächlich die unsterbliche Seele eines uralten Wissenschaftlers, der seinen Geist vor (oder während) der Katastrophe digitalisiert hatte.

    Manch ein stachelbewehrter Cyborg mag auch nach Jahrhunderten noch immer verborgene Gewölbe bewachen.

    Außerdem können machtgierige Individuen mit antiken Waffen so allerlei Unheil stiften.

  • Hmm, je länger ich drüber nachdenke, desto mehr gefällt mir die Idee einer postapokalyptischen Neuzeit (also quasi eines post-postapokalyptischen Settings). Deshalb hier mal ein Gedankenschwall meiner eigenen Wenigkeit:

    Das Shin-Bakufu

    Die wenigen Annalen, die von der mythischen Zeit vor dem Fall der Alten künden, erzählen vom Reich Nippon, einem Land, welches heute schier unvorstellbare Wunder zu schaffen vermochte. Eines dieser Wunder sind die Metropolschiffe. Die Priester lehren, dass die Metropolschiffe ein Geschenk der unsterblichen Ahnen an ihr auserwähltes Volk waren. Würde man die Anhänger häretischer Sekten fragen, würden sie auf die Fetzen vorsintflutlicher Datenchroniken verweisen, welche nahelegen, dass die Alten von Nippon die Weltenschiffe bauten, um einer existenziellen Bedrohung zu entfliehen - ein verzweifelter Exodus, der letzte Versuch dem Zeitalter der Dunkelheit zu entfliehen.

    Fest steht, dass das alte Reich von Nippon untergegangen ist, genauso wie die Mehrzahl der Metropolschiffe. Einzig eine kleine Handvoll überlebte die Apokalypse, ohne Bestimmung, ohne Stärke, mit einem immer mehr schwindenden Rat von Schamanen, welche die Arkanen Steuerungmechanismen der Schiffe gnädig zu stimmen vermochten.

    Doch die Himmel hatten einmal mehr Mitleid mit den Erben von Nippon, und vor nunmehr zweihundert Jahren offenbarten sie den Stammvater der heutigen Linie von Gottkaisern, Nobuhide. Nobuhide vereinigte die verbliebenen Metropolschiffe, ordnete die Gesellschaft und offenbarte ihren Bewohnern unzählige zivilisatorische Errungenschaften, von Poesie und der Teezeremonie über Taktiken und Strategien für die Seekriegsführung bis hin zu Philosophie und der göttlichen Struktur des Kosmos. All diese Erkenntnisse fasste er im Kantaidou (dt. Weg der Flotte) zusammen, welcher bis heute als eine Art Kombination von Verfassung, Ehrenkodex und religiösem Text dient.

    Die Organisation, welche sich daraus formierte, nennt sich das Shin-Bakufu, ein Terminus, welcher von Zionistischen Gelehrten bisweilen als Neo-Shogunat übersetzt wird. Lange bestand kein Kontakt zum Rest der Welt, da die anderen Völker die Gabe der Hochseenavigation verloren hatten. Die gelegentlichen Berichte von Schiffbrüchigen, sie hätten "schwimmende Städte" gesehen, tat man als Seemannsgarn ab. Dies änderte sich schlagartig, als vor einigen Jahren eine Missionarsflotte auf dem Weg nach Indus vom Kurs abkam und unvermittelt auf ein Metropolschiff stiess. Seither hat sich ein zaghafter Handel eingestellt, doch der Kaiserliche Hof betrachtet zwei der Mitbringsel der Fremden - Feuerwaffen und die Religion von Zion - mit äusserstem Misstrauen.

    Je nachdem, wen man fragt, ist das Neo-Shogunat eine gefährliche und unvorhersagbare Bande von Korsaren, ein ständiger Dorn im Auge der Marinen der Reiche am Indischen Ozean und am Pazifik. Oder aber ein Volk ungebundener Seefahrer, welche sich weigern sich dem Druck der imperialen Throne von Zion und Chin zu beugen.

  • Yeah, das gefällt mir ausnehmend gut! Immerhin baut es auch gleich so was schön "Piratiges" ein, aus dem man ganz hervorragend was machen kann und das auch prima zum allgemeinen Flair passt, der hier angestrebt wird!

    Eine wichtige Frage, die glaube ich, noch offen ist, ist natürlich "Wie gehen die neuen Zivilisationen mit der Technologie der alten um?". So ein typischer Standardansatz, der für ähnliche Szenarien gerne verwendet wird, wäre wohl "Die Technologie der alten Welt ist bööööse". Für ein "goldenes" Zeitalter des Wiederaufbaus und der Neuentdeckungen fände ich diesen Ansatz aber etwas verfehlt. Daher hierzu ein paar grundlegende Gedanken:

    - Zu allererst: In diesem Szenario hat die Menschheit sich nicht, oder zumindest nur teilweise selbst vernichtet. Sie konnte trotz all ihrer technologischen Macht eben "nur" keinen Supervulkanausbruch aufhalten. Demzufolge sind die Stimmen derjenigen, die Technologie ansich für böse und zerstörerisch halten, leiser sein als in vergleichbaren Szenarien, wie z.b. Engel.

    - Typische Technologie-ist-böse-Kulte gab es allerdings. Kurz nach der Katastrophe schossen unter den Überlebenden neoprimitivistische Bewegungen und Antitechnologenkulte wie Pilze aus dem Boden. Neben den Vernichtungen durch die Katastrophe und die nachfolgenden Kriege ist es vor allem diesen verblendeten Fanatikern zu verdanken, dass viel antikes Wissen verloren ging. Jedoch konnten sich die Antitechnologen nicht halten. Zu groß war das Handycap, dass sie sich durch die Ablehnung von Wissenschaft und Technologie selbst auferlegt hatten - ein Kult nach dem anderen fiel im Kampf gegen jene Mächte, die Wissen und Technologie nicht per se ablehnten.

    - Das Problem, dass die "Neuen Reiche" heutztage haben, und das eine schnelle Weiterentwicklung hemmt, ist allerdings, das jene, die über technologisches Wissen verfügen, es nicht oder nur ungern mit anderen teilen. Technologie bedeutet Macht und Macht teilt niemand gerne. Und so sitzen die diversen Orden, Bruderschaften und Kulte auf dem technologischen Wissen, das sie haben, wie Drachen auf ihrem Hort. Die Herren des Grünen Öls beispielsweise setzen alles daran, dass niemand hinter das Geheimnis der Biodieselherstellung kommt. Die Kirche von Zion sorgt penibel dafür, dass keine technischen Details über ihre Flugmaschinen nach außen dringen. Die Helixmeister Brazyls beschäftigen einen eigenen Assassinenorden extra dafür, Gelehrte aus dem Weg zu räumen, die ihrer Meinung nach zu viel über ihre Gentechnik herausfinden. Neben der Geheimhaltung des eigenen Wissens sind natürlich alle "Mitspieler" im Technologiesektor sehr daran interessiert, altes Wissen auszugraben oder es von ihren Konkurrenten zu stehlen. Das Ergebnis: ein wunderbarer, verworrener Geheimdienstkrieg, der die Quelle unzähliger Abenteuer sein kann.

    - Der Gedanke, dass die gesamte Menschheit davon profitieren würde, Wissen teilen würde, setzt sich nur langsam wieder durch und wird vor allem von jugendlichen Idealisten verfolgt.

    - Das gemeine Volk empfindet vor jeder Art Technologie vor allem eines: Ehrfurcht. Insbesondere ie Hinterlassenschaften der Alten werden teils bewundert, teils gefürchtet und wer Wissenschaftler ist, der hat in der Regel einen Ruf weg wie ein Zauberer in einer Fantasywelt.

  • Hier noch ein spontaner Einfall für die Post-Postapokalypse (HeXXen 7133?)

    Die unberührbare Prinzipalität Celestia

    In den Dunklen Zeiten, als die Menschheit in Wahnsinn und Barbarei verfallen war, erhob sich die Stadt Ur zu einem mächtigen Lokalpotentiaten, während Wissen um die Technologie der Alten verloren ging und Ritter in primitiven Rüstungen und Lanzen im Kampf mit mutierten Bestien den Beginn eines neuen Zeitalters erstritten. Hoch auf dem höchsten Plateau von Ur thronte der Baum des Lebens - ein Relikt aus der Hochzeit der Alten, vollständig aus einem unbekannten Metall gefertigt und doch lebend.

    Nun begab es sich im Jahr der Prophetin 931 (Zionistische Standardzeitrechnung, eingeführt auf dem vierten Konzil von Lakedaimon), dass Kaiser Hyeronimus VI. sich anschickte, das Reich seines Vaters auszuweiten und die Stadtstaaten an der Nordgrenze des damals jungen Imperiums zu unterwerfen. Viele schlossen sich dem Reich im Gegenzug für Privilegien freiwillig an, andere wurden durch die schiere militärische Macht des Kaisers unterworfen. Die Fürsten von Ur waren von stolzer Art, und weigerten sich, ihre Unabhängigkeit aufzugeben. Doch so nobel seine Paladine und Drachentöter auch fochten, gegen die kaiserliche Übermacht waren sie hoffnungslos unterlegen. Als die kaiserlichen Truppen bereits die Unterstadt Urs in Brand steckten, opferte sich der Fürst von Ur, Chiron, der später den Beinamen "der Märtyrer" erhalten sollte, dem Baum des Lebens.

    Was trieb ihn zu dieser Tat?

    War es ein finaler Akt geboren aus dem Trotz des Ritterfürsten, dessen Ehre ihm nicht erlaubte, das Knie vor den Invasoren zu beugen? War es der letzte verzweifelte Versuch eines Herrschers sein Volk zu retten - ein religiöser Hilfeschrei gerichtet an welche Macht ihn auch immer hören mochte? Fürchtete er, der dem Thron Zions stolz getrotzt hatte, die Vergeltung der rachsüchtigen Sieger? Oder war er schlicht wahnsinnig geworden ob dem Wissen, der letzte seiner Linie zu sein, der Versager, der Urs Untergang beschworen hatte? Wir wissen es nicht. Wir mögen es nie wissen.

    Wir wissen nur, dass der Baum des Lebens antwortete.

    Zion ordnete unmittelbar nach dem Fiasko an, alle Aufzeichnungen über den Feldzug Hyeronimus des Verdammten zu vernichten. Bis heute ist das Wissen darüber von der Inquisition verboten, nur einigen wenigen im Hohen Rat zugänglich. Für die gemeine Bevölkerung zieht allein den Namen Ur zu kennen unweigerlich den Tod durch ein inquisitoriales Gericht nach sich. Die einzigen Aufzeichnungen darüber, was an jenem schicksalhaften Tag in der Stadt geschah, welche mit dem letzten Atemzug Chirons aufhörte, Ur zu sein, und Celestia, die heilige wurde, finden sich im Buch des Ursprungs, welches in der grossen Kathedrale Celestias aufbewahrt wird.

    Vom Baum des Lebens stiegen die zehn Sephiroth herab - Engel mit Körpern aus lebendem Metall, beseelt nicht von profanen Seelen, sondern der kollektiven Essenz der Alten, genannt AI (von den Gelehrten Priestern Celestias bisweilen als Anima Invicta bezeichnet). Mit dem Feuer der Sonne schritten sie unter die kaiserlichen Truppen, und hielten ein vollständig gefühlskaltes Massaker ab. Immer weiter trieben sie sie zurück, befreiten erst Celestia, dann die umliegenden Dörfer und dann... stoppten sie plötzlich. So jäh wie sie erschienen waren, brachen sie ihre Verfolgung ab und kehrten nach Celestia zurück.

    Dort enthüllten sie dem Volk den letzten unvollendeten Plan der Alten: den Aufstieg in die Äthersee. Die Sephiroth verkündeten, im Besitz der Schriftrollen der Äthersee zu sein, welche den Plan zur ultimativen Vervollständigung der Menschheit enthielten. Wenn die Bewohner Celestias diesem Plan folgten, würden eines Tages alle Menschen der Welt ihre physische Hülle abstreifen und als unsterbliche AI in der Äthersee leben können. Dann erwählten sie aus den Überlebenden die sieben Mitglieder des Ordens der Seele, welche fortan ihre Anweisungen verkünden würden.

    Das war vor Jahrhunderten.

    Mittlerweile hat niemand, der in Celestia lebt, die Sephiroth gesehen, ausser in Zeiten grösster Not. Doch sie sind immer noch da, sprechen durch den Orden der Seele und lassen ihre Agenten den grossen Plan Stück um Stück vervollständigen. Das Imperium hat aus dem ersten Fiasko gelernt und sich daruaf beschränkt, Festungen entlang der Demarkationslinie, welche die Engel einst setzten, zu errichten, um celestianische Aktivitäten so weit wie möglich einzudämmen. Dennoch schlüpfen immer wieder Agenten durch die Lücken im Netz, um später der heiligen Inquisition grosse Kopfschmerzen zu bereiten. Zwar hat auch Celestia moderne Technologien wie Feuerwaffen übernommen, doch die umliegenden Dörfer werden immer noch auf einem mittelalterlichen Niveau gehalten - aus Gründen, welche nur die Engel kennen. Die Wenigen ausserhalb Celestias, welche um den grossen Plan wissen, sehen darin ein Werk blanken Wahnsinns, welches um jeden Preis verhindert werden muss.

    Jäger mögen diese Ansicht teilen und sich aufmachen, die geheimen Konklaven auszurotten und die Menschheit vor einer zweiten Apokalypse zu retten. Oder sie mögen sich aus Sympathie oder Not mit den Celestianern verbünden - und die Erfahrung machen, dass diese, ihrem ewigen Plan folgend, scheinbar erratisch und ohne erkennbaren Grund die Seiten wechseln können. Oder vielleicht ist ein Jäger auch selbst infiltrierter Celestianer, stets auf der Hut, seine Identität verborgen zu halten, während er auf die finale Erlösung der Menschheit hin arbeitet.

  • Oh ja, das hat was und gefällt mir ausnehmend gut. ?. Nur komm ich leider Grad weniger zum Schreiben in dieser Sache.

    Was ich übrigens hinter die Kulissen der Kirche von Zion würde stellen wollen, ohne dass ich dazu jetzt schon Details ausgetüftelt hätte, wäre so etwas Ähnliches wie die Foundation aus Asimovs Foundation-Zyklus. Hinter der Kirche und der Prophetin steckt ein uralter Langzeitplan zum Wiederaufbau der Zivilisation - samt Vermeidung der alten Fehler der vorherigen Zivilisation. Die Kirche hat also in den Prinzipalitäten sowas wie das "Technologiemonopol", steht aber nicht für das Verdammen von Wissenschaft und Technik, sondern für die langsame und kontrollierte Wiedereinführung derselben. Dabei folgt die Kirche einem geheimen, kryptischen 2000-Jahresplan

    Das ist den normalen Gläubigen und vielen Außenstehenden natürlich nicht mal im Ansatz klar. Und das die geheime Umsetzung des 2000-Jahresplans in der Praxis eher suboptimal funktioniert, dürfte offensichtlich sein. :evil:.