So, nun habe ich mir auch mal ein Plaetzchen hier eingerichtet... irgendwie muss ich die absurden Geschehnisse des Alltags ja verarbeiten.
Viel Spass damit.
PAPIERKRIEG
\'Guten Morgen, Fred\', toent es mir gutgelaunt entgegen, als ich die Tuer zum Raucherzimmer oeffne. Dichte Rauchwolken kriechen mir entgegen, und wieder einmal wundere ich mich, warum ich ueberhaupt Zigaretten kaufe, wenn der Passivrauch meiner lieben Mitarbeiter genug Nikotin enthaelt, um meinen Tagesbedarf abzudecken.
\'Hmblmrxs\' ist alles, was ich herausbringe. ich taste mich durch die Rauchschwaden vorwaerts und mache es mir auf einem Stuhl so gut wie es geht bequem und beginne damit, eine Zigarette zu drehen.
Es ist mal wieder Montag.
\'Noch 5 Tage bis zum Wochenende\', murmele ich, mehr zu mir selbst als zu meinen Kollegen, die mir verstaendnisvolle Blicke schenken.
Die Tuer oeffnet sich erneut, und ein weiterer Raucher findet seinen Weg in den Dungeon der Nikotinsucht. Es ist, wie koennte es auch anders sein, J.B., der notorische Zu-Spaet-Kommer, Pausen-Ueberzieher und Kippen-Schnorrer. Aber er ist ein netter Kerl, der es immer wieder schafft, mich zum Lachen zu bringen. \'Morgen, Fred. Gib mir mal deinen Tabak.\'
Na klar, das musste ja kommen. ich habe aufgegeben, ihn darauf hinzuweisen, dass er ja mal Zigaretten kaufen koennte, reiche ihm resigniert den Tabak und versuche, nicht hinzusehen, als er dazu uebergeht, sein leeres Tabakpaeckchen aus meinem Vorrat aufzufuellen.
\'Was steht heute an?\' frage ich Teamleiterin R.J., eine kleine, runde Frau, die heute in einen gebluemten Rock und ein T-Shirt mit dem Aufdruck MY NEXT HUSBAND WILL BE NORMAL gekleidet ist.
Sie beginnt, mit den Augen zu rollen und wild mit den Haenden in der Luft herumzufuchteln. \'Aaaaalso, zuerst mal muessen wir die Akten vervollstaendigen.\'
\'Aber die sind doch komplett.\' antworte ich, niedergeschlagen. Ich war sooo stolz darauf, als ich am Freitag abend den letzten Bericht in vierfacher Ausfertigung ausgedruckt, zusammengeheftet, gelocht, und in der entsprechenden Akte verstaut hatte...
\'Nein, sind sie nicht. Ihr habt alle die Formulare 10724.3, 8964.4 und 7652.8 vergessen.\'
Verzweiflung macht sich auf meinem Gesicht breit, und ich drehe eine zweite Zigarette, waehrend ich versuche, mich daran zu erinnern, um welche Formulare es hier genau geht.
Zehn Minuten, drei Zigaretten und zwei Tassen Kaffee spaeter betrete ich das Buero. Der Schreibtisch quillt ueber von Formularen, Bescheinigungen, Notizen, und mehr oder weniger sorgfaeltig beschrifteten Zetteln. Hin und wieder ist eine grellblaue Akte zu erkennen, versehen mit einem gelben Post-It und der Anweisung Please complete.
Tief durchatmen, denke ich mir, und gehe an die Arbeit.
Allerdings nicht fuer lange, denn ich habe (wie ueblich) keinen Stift zur Hand. Gluecklicherweise betritt gerade D.R. den Raum. Zumindest gehe ich davon aus, dass es sich um D.R. handelt, denn sie traegt einen Berg von Akten, der nur ihre Haende und Beine erblicken laesst. Mit einer Fluchtirade, die Eminem Konkurrenz machen wuerde, laedt sie die Akten auf dem Schreibtisch ab, der gefaehrlich zu Knarren beginnt.
Ich greife mir an den Kopf und spiele mit dem Gedanken, nach Hause zu gehen und dort fuer den Rest der Woche zu bleiben.
\'Sag mal, D., hast du vielleicht einen Stift fuer mich?\'
Sie schenkt mir einen strengen Blick. \'Hast du eine Resource Request Form dafuer ausgefuellt?\'
Ein Seufzen entringt sich meiner Kehle, und ich beschliesse, eine Zigarettenpause einzulegen.
\'Da bist du ja wieder.\', grinst J.B., der schon wieder (oder immer noch?) auf dem Sofa sitzt und in der Zeitung blaettert, waehrend er meinen Tabak geniesst.
Drei Zigaretten spaeter kehre ich an den Schreibtisch zurueck und greife nach dem obersten Blatt Papier das darauf wartet, gelesen, unterschrieben und archiviert zu werden - Format A2, sorgfaeltig in der Mitte gefaltet.
Darauf geschrieben steht lediglich ein Satz Don\'t Waste Paper!