Platzhalter 1 [Der Greif und was er tat]
Der Gang zum Orakel (um dem Pyro helfend beizustehen ;-)) war bei Javed mit keiner konkreten Frage verbunden. Die Zerrissenheit, die er empfand war ja, trotz des Gesprächs mit Gilemon, obwohl dieses sie gemindert hatte, nicht verschwunden. Er fühlte sich nicht, bereit oder vielleicht sogar würdig wirklich vor das Orakel zu treten. Allerdings verspürte er gleichzeitig eine große Anziehungskraft von diesem Ort ausgehen, so dass er noch während der Verhandlung fragte, ob er nicht eventuell auch ohne Frage dorthin dürfte, einfach nur um sich zu sammeln und vielleicht auch nach einer Antwort zu suchen, deren Frage er nicht wirklich weiß. Das wurde ihm gewährt und also kletterte nach der Verhandlung und seinem Ritual die Stufen hinauf und hat versucht Praios in sich wiederzufinden. Er begab sich also in Visionsqueste und traf da dann Quanion. Aber, ich bin mir nicht mehr so ganz sicher: Wir hatten eine Begegnung mit ihm, in der Javed ihn nicht als Quanion erkannt hat (am Tisch war uns Spielern das zwar klar, aber inneraventurisch war das nicht so klar). Ich glaube, das war diese. Die Erkenntnis, wer das jetzt war, der da vor ihm stand, kam dann erst im ewigen Eis. Allerdings war es für ihn durchaus klar, dass er hier mit einer konkreten Person sprach und es sich nicht "nur" um eine abstrakte Vision handelte, in der der Mann symbolisch für etwas stand, was er ergründen sollte. Javed war verwirrt. Die beiden sprachen dann ein wenig über die Magie, wo Javed noch einmal seine Meinung, die er schon in der Verhandlung geäußert hat, bekräftigte und Quanion damit quasi vor die Füße legte, dass er das nicht nur aus Sympathie für Praiwin so formuliert hat, sondern dass das wirklich seine Überzeugungen waren. Sie redeten auch viel darüber, warum und wie Javed an den Punkt gekommen war, wo er jetzt war und was ihn dazu bringt, trotz der vielen Konflikte, die er mit seiner Kirche austrägt, einfach immer weiterzugehen. Das war der Moment, wo Javed dann endlich einmal seine Sehnsucht nach einer Kirche zum Ausdruck zu bringen konnte, die wieder ganz ist, die ihm den Halt geben kann, den sie ihm gab, als er vor über zehn Jahren zu ihr gefunden hatte. Dass er sonst was dafür geben würde, wenn das Licht wieder da wäre, wenn die Menschen zu Praios beten würden, weil sie sich bei ihm sicher und geborgen fühlen und nicht nur, weil sie Strafen fürchten und das nicht einmal von Praios selbst, sondern von seiner Kirche. Das Ganze kumulierte dann am Ende in der doch diffusen Frage in Richtung Quanions was er denn (noch) tun könne, damit er irgendwie helfen könne. Das war zwar eher Ausdruck einer eigenen Hilflosigkeit als alles andere. Über die letzten Jahre ist Javed immer wieder bis an seine Grenzen und darüber hinaus gegangen, um wachzurütteln, wieder aufzubauen und vor allem den Menschen immer wieder Hoffnung zu geben. Bis eben an den Punkt, wo er selbst merkte, dass die bei ihm schwand und mehr zu tun war für ihn physisch, psychisch, seelisch faktisch nicht mehr möglich. Die Gegenfrage war dann paraphrasiert, ob er bereit wäre bis ans Ende der Welt auch Quanions Spuren zu gehen. Das bejate er natürlich, da kennt er ja nichts. Dann wurde ihm sein Auftrag übermittelt und das hat ihn dann doch schlucken lassen, aber am Ende hat er zugestimmt.
Die Ansage, dass es bald eine Entscheidung fallen würde in die eine oder andere Richtung löste in Javed einen Sturm an widersprüchlichen Gefühlen aus. Auf der einen Seite die Euphorie darüber, dass es wirklich noch zu seiner Lebenszeit geschehen würde, dass das Licht wieder zurückkommen könnte - damit hatte er in der Tat nicht gerechnet, sondern immer irgendwie mit schwerem Herzen vermutet, dass das Licht wie damals bei Quanion wesentlich länger entrückt bleiben würde. Auf der anderen Seite kam da gerade eine Nachricht, die besagt, dass Blakharaz gewinnen könnte. Für einen Geweihten sind solche Nachrichten natürlich immer besonders lecker. Wie jetzt, Blakharaz ist Praios ebenbürtig? So hat die Kirche das nicht gelehrt. Das war wieder die Art wissen, die gerade für einen Praiosgeweihten, der ja eigentlich keine großen Geheimnisse hüten sollte, nicht sehr einfach zu ertragen und zu tragen war...Aber Menschen sind ja gut im verdrängen und ich hatte da beschlossen, dass sich Javed jetzt aus reinem Selbstschutz einfach auf die Aufgabe konzentriert. So schwor er Quanion, dass er alles in seiner Macht stehende tun würde, um seine Aufgabe zu erfüllen und man trennte sich.
Als er dann wieder aus seiner Vision zurückfand und leicht entrückt, wie er dann eben war, tauchte also Garafan auf. Javeds Reaktion war in etwa: Ääääääähhhh. Ääähhhh. Um ihn herum ging erst alles auf die Knie, dann jubelte es und er starrte einfach nur den Greifen an. Äääääähhhh. Was? Ja, das war so ziemlich seine Reaktion. Inklusive umgucken, ob nicht noch zufällig jemand hinter ihm stand, der eigentlich gemeint sein sollte. Das war ein Punkt, der dann einfach zu viel in dem Moment war und er hat das ganze stumpf und taub abgenickt und lief sehr auf Autopilot. Er wusste da nicht, wie er sich fühlen sollte: Geehrt? Ängstlich? Zuversichtlich? War das jetzt Bürge oder Segen? In ihm war erst einmal nur Leere und die leise Frage: Warum ich?
Schwenk zu Wulfbrand, den ich zum Ende der Kampagne hin verstärkt übernommen habe, insbesondere, wenn Javed sehr hohe Entrückungswerte hatte und dadurch nicht mehr wirklich normal mit seiner Umgebung kommunizieren konnte. Dazu muss man sagen, dass er sonst eher ein Gruppencharakter ist. Dass er und Javed z.B. verheiratet sind, war vor Jahren eine Entscheidung der Gruppe, ebenso, dass er sie begleitet und auch einiges an seinen Charaktereigenschaften hat sich durch verschiedene Eingaben, verschiedener Spieler entwickelt. Ein Experiment, das sich wirklch gelohnt hat, da Wulfbrand in unserer Gruppe dadurch zu einem sehr dynamischen und lebendigen NSC wurde. Wertetechnisch lag er aber von Anfang an als NSC bei mir und als die Gruppe dann beschloss, dass er seinen Mann, der sich zudem nicht selbst verteidigen kann, wohl kaum allein ins Svellttal watscheln lässt, habe ich ihn für Kämpfe übernommen. Damit ist er quasi mein erster Kampf-Charakter, den ich wirklich spiele. Schwert+Schild + Einhandkampf, der sich in Kämpfen meist defensiv verhält und die "hintere Linie", also Javed + Yishio/Fernkämpfer verteidigt, während die Nahkämpfer vorne Putz machen. Das wird später noch wichtig ;-).
In jedem Fall war der Gute von der Entwicklung mehr erschrocken als alles andere. Er sah seinen Mann, hörte den Auftrag und in seinem Innern reifte die endgültige Erkenntnis: Du kannst ihn hier verlieren. Es ist sogar sehr viel wahscheinlicher, dass er stirbt, als dass er lebt. Und am schlimmsten: Und du wirst es akzeptieren, weil du von Anfang an wusstest, dass er zuerst Praios gehört und dann dir...In Balträa allerdings riss ihn die Freude der Umstehenden um den neuen Sumyrdalum allerdings noch etwas mit und auch er kann ja verdrängen, so dass er sich zusammen mit Javed in aller Ruhe an die Vorbereitungen zur Expedition machen konnte. Es gingen die entsprechenden Briefe hinaus: Wir sind dann mal weg. Im ewigen Eis. Sollten wir nicht wiederkehren...usw. Ein schwerer Brief zu schreiben, aber er ging auch mit dem ruhigen Gewissen, dass er seine Nachfolge testamentarisch geregelt hatte und seine Baronie in guten Händen war.
Hier endet die Quansionqueste. Denn ab jetzt ist es Quanions Queste! Wir werden sehen, warum!