The League of extradordinary Gentlemen

  • Bestimmt kennen einige von euch die bescheuerte Verfilmung des "Originals". Ich habe meine Hefte mal wieder rausgekramt(vor allem da nächstes Jahr eine neue Trilogie veröffentlicht wird und Panini das erste Heft im ersten Quartal neu auflegt) und möchte in den nächsten Posts mal sehen ob sie ihren Kultstatus verdienen oder nicht.

    Und vielleicht überzeuge ich ja noch einige sich diese wirklich schöne Serie zuzulegen :zwinker: .

    Gruß Rogolan :laechel:

    Das Leben ist hart, unnachgiebig, brutal, langweilig, kurz, tränenreich, gefühllos,
    arm an Freude und Wundern, aus kosmischer Sicht nutzlos und schlichtweg schön.
    Gibt es einen besseren Grund um zu lächeln?

  • http://imageshack.us

    Volume 1

    Das britische Empire Ende des neunzehnten Jahrhunderts(genauer gesagt im Jahre 1898) ist in Gefahr und benötigt Helden um dem Herr zu werden!

    Doch müssen die dafür benötigten Recken erst gefunden werden und so macht sich Wilhelmina Murray gemeinsam mit Kapitän Nemo und der Nautilus auf um den gealterten Alan Quartermain, Doktor Jekyll und sein böses Alter ego Mister Hyde und den unsichtbaren Hawley Griffin zu rekrutieren, um sich dann in den Kampf gegen den chinesischen Teufelsdoktor zu stürzen.

    Kommen Ihnen einige der Namen bekannt vor liebe Leser? Dann liegen Sie auch gar nicht so falsch, denn bei den eben erwähnten Personen handelt es sich tatsächlich um die bekannten Figuren aus der Literatur, die in Form eines amerikanischen Superheldenteams gegen ihre ebenso literarischen Bösewichte antreten, denn im Universum der Liga geben sich Figuren aus den Abenteuerromanen gemeinsam mit Gestalten aus den Pulp-Heften gegenseitig die Klinke in die Hand, was bedeutet dass die großen Alten eines H.P. Lovecrafts ebenso lebendig sind wie das sagenumwobene Land Liliput aus den Reisen des Lemuel Gullivers und oder die eben schon erwähnte Nautilus so gut funktioniert wie in den Romanen von Jules Vernes beschrieben.

    Es ist ein düsteres Szenario, in die uns der Autor Alan Moore und Zeichner Kevin O'Neil entführen, was schon bei den Hauptfiguren anfängt. Alan Quartermain ist zu Beginn nur ein opiumsüchtiger Greis, Käpt'n Nemo ein Misanthrop reinsten Wassers, Mister Hyde eine reißende Bestie und der Unsichtbare ein vor sich hin kichernder Mörder und Vergewaltiger und auch Miss Murray scheint gewisse Geheimnisse mit sich rumzutragen.

    Man merkt dem Heft an dass die ersten sechs Ausgaben mehr einer spontanen Anwandlung denn klarer Überlegung zu Grunde legen. Zwar wird in fast jeder Seite auf alle möglichen Geschichten der englischen Literatur Bezug genommen doch die eigentliche Geschichte ist eher geradlinig, dafür recht witzig und Action geladen. Trotzdem fehlt ihr die Tiefe des zweiten Bandes Krieg der Welten" oder die enorme Detailverliebtheit und verrückte Experimentierfreude eines Black Dossiers. Nichtsdestotrotz ist auch die erste Gesamtausgabe der Liga ein sehr guter Comic, der vor allem noch einige geschmackvolle Extras enthält.

    Eines davon ist die von Alan Moore verfasste und Kevin O'Neil illustrierte Geschichte "Alan und der geteilte Schleier" die auf ihre Art als Vorgeschichte zum Comic zählen könnte. In sechs Kapiteln wird von Alan Quartermains Reise auf eine andere Ebene im Stile eines Fortsetzungsromans eine spannende Geschichte erzählt, in der Moore auch sein Können abseits des Comicmarkts unter Beweis stellt und erneut völlig verschiedene Geschichten und Ideen von Wells, Lovecraft und Edgar Rice Burroughs zu einem grandiosen Ganzen zusammenführt. Da die Geschichte wie gesagt als Fortsetzungsgeschichte konzipiert wurde, kann man sie auch eine Weile liegen lassen und dann im letzten Kapitel wieder einsteigen, da man problemlos an die Hand genommen wird.

    Was bleibt noch zu sagen?

    Neben der Geschichte werden noch einige satirische Elemente, wie einige abstruse Erfindungen oder die fiktiven und hirnrissigen Biographien der beiden Macher hinzugefügt. Überhaupt ist der Stil des Heftes so gehalten dass man ihn für einen Teil der alten Literatur halten könnte.

    Betrachtet man den Umstand, dass der erste Teil heute schon als moderner Klassiker gilt und nächstes Jahr sein zehnjähriges feiert, könnte man schon eine gewisse Ironie dahinter sehen.

    Fazit: Ein guter Auftakt, einer sich fortentwickelnden und mit ihren Alter reifenden Comicserie der neueren Zeit, ein Muss für alle Moorefans und Freunde der Literatur.

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    Volume 2: War of the Worlds

    Die Marsianer greifen an! Aus ihrem Reich auf dem roten Planeten vertrieben, machen sich die bösartigen Außerirdischen daran, die Welt der Liga im Jahre 1898 mit ihren dreibeinigen Maschinen(von den unkundigen Menschen Melkschemel" gerufen) zu erobern. Nur die Liga unter Mina Murrays Führung ist in der Lage die Invasion zu stoppen. Doch dies scheint zum scheitern verdammt zu sein, gibt es doch einen Verräter in den eigenen Reihen.

    Zwei Jahre hatte das Team Alan Moore und Kevin O'Neill gebraucht um die zweite Miniserie ihrer viktorianischen Heldentruppe anzufertigen und dies hat ihr auch qualitativ gut getan. Denn ihre Version des Krieges der Welten" von H.G. Wells schlägt den ersten Band schon alleine thematisch. Ging es im ersten Band um reines Abenteuer mit der abschließenden Konfrontation mit dem Erzbösewicht so übt die vorliegende Geschichte, ganz im Sinne der Vorlage, klare Gesellschaftskritik. Die Zivilisation zerfällt langsam aber sicher, aus zur Schau getragener Gleichgültigkeit wird Furcht und daraus folgt Resignation der sich übermäßiger Alkoholkonsum und verzweifelt ausgelebte Triebhaftigkeit anschließen. Die auf ihre Vernunft und Intelligenz stolzen Engländer fallen zurück auf eine tiergleiche Stufe, legen alle Vernunft ab und werden sichtlich nihilistischer, was durch die Figur des Mister Hyde- der neben Mina Murray und Alan Quartermain, die eigentliche Hauptfigur stellt- perfekt im fünften Kapitel(von sechs) auf die Spitze getrieben wird, unterstützt von Verweisen auf der Wind in den Weiden" von Kenneth Grahame.

    Wenn sich das Ganze sehr düster liest, so möchte ich es hiermit noch einmal bestätigen. Trotz des teilweise Cartoonhaften Zeichenstils Kevin O'Neills ist Krieg der Welten nichts für zartbesaitete Naturen, dafür ist die Thematik zu düster. Dabei ist nicht alles hoffnungslos, denn trotz des nahen(oder vielleicht genau wegen) Weltuntergangs finden- soviel sei vorneweg genommen- zwei Mitglieder der Liga zueinander. Nichtsdestotrotz sollte man kein Happy End erwarten.

    War's das? Mitnichten, denn das eigentliche Kernstück ist der drangehangene Reiseführer" in dem nahezu jeder erforschte Fleck der Ligawelt kurz beschrieben wird und sich dann insgesamt zu einem großen Ganzen zusammenfügt. Lesefaule Naturen, sollten wohl einen großen Bogen um die Lektüre dieses eng bedruckten und vollgepackten Monsters machen, auch wenn es ihnen das Verständnis für den Nachfolgeband The Black Dossier" ungemein erleichtern wird, alle anderen dürfen ihr fiktionales Allgemeinwissen prüfen und erfreuen sich an den vielen kleinen Verweisen auf H.P. Lovecrafts Cthulhu Mythos", den Werken von H.G. Wells, Robert E. Howards Conan, der altchinesischen Sage um den Affenkönig und vielen mehr. Die Welt der Liga ist eine Welt voller Wunder und dieser Reiseführer ermöglicht es einen teilweise diese zu erforschen, auch wenn noch mal angemerkt werden sollte, dass dessen Lektüre viel mehr Zeit beanspruchen wird als der eigentliche Comic.

    Auch hier wieder eine klare Kaufempfehlung für Liebhaber der Literatur, Fans von Alan Moore und diejenigen die das Eine wie das Andere noch werden wollen.

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    The Black Dossier

    1958. Das Big Brother Regime ist zu Staub zerfallen und England beginnt sich gerade von dessen Schreckensherrschaft zu erholen. Zwei verdächtige Individuen(eine gewisse Mina und ein junger Mann namens Alan), überlisten den Geheimagenten "Jimmy" und stehlen das namensgebende "Black Dossier". Eine halsbrecherische Jagd beginnt, in der der verhinderte Geheimagent im Trio mit Hugo Drummond und Emma Night(besser bekannt als Emma Peel), den eigentlichen Hauptprotagonisten durch England bis zu einem überraschenden Finale folgt.

    The Black Dossier ist etwas für Liebhaber. Für Leute die es lieben die verschiedenen Referenzen aus den entnommenen Vorlagen herauszupicken, für experimentierfreudige Naturen, Leute die sich auch über das Medium Comic literarisch bestätigen und die während des Lesens gerne mitdenken. Denn passend zum tonangebenden Thema der Agentenstory, muss der Leser kombinieren und notieren, um an den Erkenntnissen Minas und Alans teilzuhaben und von ihnen, genau wie sie überrascht zu werden. Darin liegt auch der eigentliche Reiz der recht geradlinigen, aber spannenden Story, weswegen ich nun in den nächsten Zeilen auf das Dossier an sich eingehen möchte.

    Erfuhr man in Volume 2 alles über die Geographie der Ligawelt, so erfahren wir hier über Umwege bis zum Jahre 1953 alles über die Geschichte dieses Paralleluniversums, in dem sich finstere Zeitalter, mit strahlenden Epochen abwechseln und Helden wie Schurken immer ihren Platz finden. Aufgeteilt in pseudowissenschaftliche Texte, Tagebucheinträge, einer Tijuana Bible, die so tut als sei sie im Verlauf des Big Brother Regimes entstanden, einem "unvollendeten" Stück von William Shakespeare und Berichten von Agenten des MI5's, werden hier einige Wissenslücken aus den vorangegangenen Bänden geschlossen und entfaltet sich hier das Gesamtbild einer Welt, die zur Zeit sich in einem Zeitalter der Wunder befindet und doch selbst nach dem Ende Big Brothers einem weiteren, düsteren Zeitalter entgegenblickt, wie es Helden wie Jimmy(James Bond übrigens, der hier als frauenhassender Vergewaltiger und unfähiger Psychopath dargestellt wird) deutlich machen, weswegen die "Flucht" der alten Helden(Mina ist Mina Murray aus Bram Storkers Dracula und Alan der berühmte Abenteurer Alan Quartermain. Beide die Hauptfiguren aus den ersten beiden Teilen der Liga), wohl doppelt symbolisch gesehen werden kann. Zu deren Darstellung möchte ich noch einmal anmerken, dass es sich hierbei um zwei in sich ausgereifte Persönlichkeiten handelt, deren Liebe über Jahrzehnte hinaus(auch wenn man nur indirekt durch die vorliegenden Dokumente darüber erfährt) bestehen blieb und die sich trotz mancher Streitigkeiten immer noch fest miteinander verbunden fühlen. Ein wirklich schöner Aspekt des Comics, der ihm einen kleinen Teil seiner düsteren Grundstimmung nimmt.

    Komplett finster kann man das Ende des Bandes auch nicht bezeichnen, denn wie die Geschichte der Ligawelt lehrt, ist nichts für die Ewigkeit festgeschrieben und wer weiß, ob dem nicht ein weiteres Zeitalter der Hoffnung und wundersamen Errungenschaften folgen wird?

    Als Leser kann man wohl nur auf weitere Abenteuer der Liga hoffen, um weiterhin gemeinsam mit dessen Helden diese zu durchreisen und sich an ihren Schrecken wie Wundern zu erfreuen.

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    Centuries Volume 1(von 3): 1910

    Man schreibt in der Welt der Liga das Jahr 1910. Ein neuer König soll gekrönt werden und der Geheimdienst befürchtet Anschläge. Derweil plagen den Hellseher Carnacki schreckliche Visionen von einer obskurren Sekte, die scheinbar den Untergang der Welt plant und Londons gefährlichster Serienmörder ist anscheinend zurückgekehrt. Und unbemerkt von allen landet ein Mädchen namens Janni in London und versucht sich von dem Erbe ihres Vaters, dem berüchtigten Käpt'n Nemo, zu befreien doch wird ihr dies nicht gelingen. Niemand ahnt zu welch schrecklichen Ereignissen all diese Fäden schlussendlich führen werden.

    1910 ist schwierig zu bewerten. Zwar werden sich Kenner der Vorgänger schnell zurechtfinden, vor allem wenn sie das Black Dossier gelesen haben, aber für Neueinsteiger ist der vorliegende Comic schon deswegen nicht geeignet, da die hier agierende zweite "Murray-Liga" bereits als voll funktionsfähiges Team agiert und deswegen detaillierte Vorstellungen der Neuzugänge Carnacki und A.J. Raffles übergangen werden, genau wie wir hier die bekannten Helden Mina Murray, Alan Quatermain Jr. und Orlando erneut als fertige ausgereifte Figuren erleben, weswegen sich eine starke Charakterentwicklung ebenfalls erübrigt. Schwierig ist es auch das Heft als Teil einer Trilogie anzusehen, da die Ligamitglieder zwar ermitteln und gewisse Ereignisse auch schon angedeutet werden, die wohl in den Folgebänden eine wichtige Rolle spielen, aber am Ende bleibt der Leser zunächst nur grübelnd zurück, sollte er die Vorlage für die Geschichte um das "Moonchild" nicht schon kennen(beschämenderweise musste ich da kapitulieren, genau wie bei den meisten anderen Anspielungen).

    Als Einzelgeschichte ist "1910" jedoch hervorragend. Zu Beginn fürchtet man, dass Moore sich in den einzelnen Handlungsfäden verheddert doch mit einem großartigen Finale löst er alle Fäden auf und stößt seinen Ligahelden, wie auch dem Leser kräftig vor den Kopf wodurch es einen schlußendlich wie Schuppen von den Augen fallen wird, worum sich die Geschichte eigentlich drehte und er im anschließenden Epilog erneut sein meisterhaftes Können bewiesen hat. Dies gelingt ihm allerdings auch erneut nur dank des außerordentlichen Könnens Kevin O'Neils, dem es erneut meisterhaft gelingt das Porträt eines düsteren Londons zu entwerfen, das sich oft von seiner finsteren und grausamen Seite zeigt und scheinbar jeden seiner Bewohner ins Verderben zu stürzen droht.

    Abgerundet wird das Comic durch ein paar Seiten beschriebene Prosa, die uns im Stil des Fortsetzungsromans ebenfalls auf die folgenden Ereignisse im nächsten Comic vorbereiten und auch nichts Gutes ahnen lassen.

    Als Einstieg in die Serie ist 1910 völlig ungeeignet, hierfür bieten sich der erste Band der Serie oder "The Black Dossier" eher an. Als Auftakt einer Trilogie ist er ebenfalls schwer zu bewerten, da die kommende Handlung nur angedeutet wird, aber als Heft für sich ist 1910 ein lesenswertes Kleinod bei guter Papierqualität und guten Format, ob man nun die Anspielungen versteht oder nicht.

    Das Leben ist hart, unnachgiebig, brutal, langweilig, kurz, tränenreich, gefühllos,
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