DSA-Roman "Gewittertage"

  • Seit einiger Zeit habe ich einmal wieder zu einem DSA-Roman gegriffen und dabei „Gewittertage“ in die Hand genommen und einige kurzweilige Stunden damit verbracht. Wie oft bei DSA-Romanen wechseln die Perspektiven und die handelnden Personen recht oft, was vor allem am Anfang leicht zu Irritationen führen kann. Andererseits werden dadurch eine ganze Reihe interessanter Personen mehr oder weniger deutlich skizziert. Gerade das macht doch auch den Reiz eines Rollenspiel-Romans mit aus, sich in die Lage von verschiedenen Personen versetzen zu können. Hier hilft immer der gute Anhang mit seinem Personenverzeichnis weiter. Sympathie und Ablehnung für die handelnden Personen können dabei durchaus eng beieinander liegen, bewegt sich doch der Roman im „Gaunermilieu“ des heruntergekommenen Alt-Bosparans.

    Die Handlung ist Klassisch: Eine Heldengruppe soll in der Stadt einen wichtigen Brief mit einem Schlüssel abgeben. Beides – so stellt sich heraus – sind wichtige Hinweise auf einen sehr wertvollen Schatz, für den einige zu morden bereit sind! Gauner wollen an „das Päckchen“ herankommen und versuchen sowohl mit Gewalt als auch auf listige Weise an das begehrte Gut zu kommen. Diese Bande und deren internen Verhältnisse wird dabei zu den Gegenspielern der Helden und ähnlich gut beleuchtet wie diese. Hier finden sich alle Arten von Streunern: Vom opportunistischen Dieb über einen Schlagetod, junge selbstbewusste Streuner, aalglatte Bandenführer bis hin zu vielschichtigen Personen deren Handlungsweise sowohl sympathisch, als auch abstoßend sind und jeder handelt auf seine, individuelle Weise. Diese Bande versucht nun mit allen Mitteln an „das Päckchen“, als auch an das Wissen der Helden heran zu kommen (und anders herum), denn der Adressat befindet sich bereits bei Boron. Schließlich mischt noch eine weitere Gaunerbande mit hinein, wobei die Grenzen zwischen Gut und Böse immer fließend bleiben. Hier gibt es keine „Klischeebande“, die einem von Anfang an unsympathisch ist – was doch oft genug in Abenteuern vorkommt…

    Alles in Allem ist der Roman m.E. gut gelungen, denn die Spannung zwischen den Gruppen und ihre Handlungsweisen sind alle nachvollziehbar. Zusammen mit einer gelungenen Sprache macht es den Reiz des Romans aus. Vor allem Spieler, die sich ein Bild von ihrem „Streuner“ und seiner Vergangenheit machen wollen werden ein paar Anregungen erhalten. Vor diesem Hintergrund ist der Ort der Handlung recht austauschbar: Die Stadt wird kaum beschrieben, ihre Stimmung wird auch nicht für die Story gebraucht! Gerade hier, also im Umfeld der Handlung, liegt das größte Manko des Romans, der vieles aus dem Leben der Stadt einfach ausblendet, was zur größten Unstimmigkeit führt. Im Hause des Adressaten findet über mehrere Tage hinweg ein „Intrigenspiel“ statt, das so losgelöst von seinem Umfeld m.E. nicht möglich ist. Die temporeiche Schilderung, die unerwarteten Wendungen in der Geschichte und die in den Vordergrund gerückten, gut agierenden Personen der Handlung lassen dieses Manko aber doch verkraften. Örtlichkeit des Geschehens und der „Schatz“ selbst treten in den Hintergrund und bilden nur die Bühne für die wendungsreiche Story und seine handelnden Personen, die ihren eigenen Zwängen folgen. Dass einige Nebenfiguren dabei farblos bleiben, wird von der Erzählung überspielt. Magie spielt in dieser Geschichte nur eine untergeordnete Rolle. Intrige, Mord, detektivisches Vorgehen, Bluff, Schauspiel, Verfolgungsjagden, spannende Kämpfe und immer wieder menschliche Eigenheiten sind, woraus „Gewittertage“ seine Spannung bezieht. Der Roman erzählt eine Geschichte und ist keine „Regionalbeschreibung“ und erzählen kann die Autorin!

    Du nennst MICH einen Ork? Schmecke meine Waffe!

    Ich liebe DSA 3

    Nieder mit den Heptarchen!!