Was für ein heisses Thema
Zitat von "Yvain ui Connar"
Gareth ist meiner reinen Spielerfahrung nach etwa so kultiviert wie London im viktorianischen Zeitalter. Und da prangten auf der Tower Bridge aufgespießt die Köpfe hingerichteter Verbrecher und "Reichsfeinde", während Shakespeare in seinem Stübchen schrieb: "Welch ein Meisterwerk ist der Mensch! Wie edel durch Vernunft! Wie unbegrenzt an Fähigkeiten! In Gestalt und Bewegung wie bedeutend und wunderwürdig! Im Handeln wie ähnlich einem Engel! Im Begreifen wie ähnlich einem Gott! Die Zierde der Welt! Das Vorbild der Lebendigen!"
Was auch immer der olle Will geraucht hat - es muss echt cooles Zeug gewesen sein.
[klugscheißermod:on]Bin ich Spielverderber, wenn ich feststelle, dass Shakespeare rund 200 Jahre vor dem viktorianischen Zeitalter lebte? [/off]
Schön geschrieben und treffend für Aventurien! Da für mich Gareth sowieso eher in die Zeit von Shakespeare passt als zur ollen Viktoria, ist der Vergleich umso besser, dass lässt sich ebenso gut einbauen wie der Beginn der Heldenlaufbahn von Torks Beitrag.
Für mich wäre ein Ork in Städten des Mittelreichs und des gesamten Nordens (mit den Ausnahmen Stadt Thorwal, Svelltal und Uhdenberg) immer Anfeindungen und Ausgrenzungen ausgesetzt. Die von Kazan Azouz geschilderte, lockere Tavernenatmosphäre dürfte für normale DSA-Verhältnisse eigentlich nicht möglich sein. Da aber der SL und Wille der Gruppe Vorrang haben vor Regelwerk, kann ich nur sagen für diesen Fall: „Seis drum“…
Im besten Falle könnten Orks meiner Meinung nach darauf hoffen, ähnlich behandelt zu werden, wie ein sprechender Gorilla, der plötzlich bei euch im Ort in Begleitung von Tierbändigern, Polizei und Lokalgrößen auftauchen würde. Ich denke das sollten sich die Ork-Spieler in Kazans Gruppe einmal selbst ausmalen wie das bei ihnen so ankommen würde, wenn sich dieser illustre Haufen neben euch in die Eisdiele setzt und die Ork/Gorillas mit krummen Fingern sabbernd das Eis lecken, oder gar wie Nüsse mit den Fingern essen würden. Die Reaktionen wären zwischen Schockiert bis zu Amüsiert, oder? Der „Raubtiergeruch“ käme noch dazu. Schon gewöhnliche, schmutzbedeckte Helden können gelegentlich mit Naserümpfen rechnen, sollten sie ungewaschen in eine Taverne einfallen. Mein Beispiel mit dem Gorilla hinkt natürlich, da diese gewöhnlich nur Pflanzen fressen und trotz ihres Äußeren eher friedliche Tiere sind. Aber grölende Orks, die einen Saufen, oder halbblutige Steaks herunter schlingen (Welche Essgewohnheiten haben die Spielerorks denn eigentlich und woher haben sie ihre „Kultivierung“?)
Neben den vielen guten Beiträgen sehe ich die Frage, ob Orks in Begleitung respektabler Heldengruppen sofort Gewalt ausgesetzt wären, eher wie Schattenkatze! Schnelle Gewalt dürfte in Gebieten, in denen die Orks in Kriegen gehaust, oder auch nur marodierende Orks vor weniger als einem Menschenleben auffällig geworden sind, häufig vorkommen. In den Städten weniger, wobei es schon einige Überzeugungsarbeit kosten dürfte durchs Tor erstmal eingelassen zu werden. Vielleicht besteht die Stadtwache gar auf schriftliche Empfehlungen regionaler Autoritäten, oder wenigstens eine satte finanzielle Bürgschaft (Rückzahlung auch bei gutem Betragen fraglich, da der Ork vielleicht schuld daran ist an irgendwas, was in der Stadt währenddesen passiert ist…). Dass respektable Helden für sie bürgen müssen, versteht sich von selbst! Bewaffnet dürfte man sie nie einlassen und immer ausgrenzen und anfeinden. Es müssen nicht mal Steinwürfe sein, es reicht vielleicht schon, wenn Mütter eilig ihre Kinder verstecken – Gassenjungen johlend hinter den Fremden herlaufen und sich verstecken, wenn die Helden sich umdrehen – eine „Selbsthifegruppe“ mit ernstem Gesicht die „Biester“ nicht aus den (angsterfüllten) Augen lässt – die Taverne überraschend wegen „Bier ist aus“ / „Umbau“ geschlossen wird etc. Zumindest in großen Städten außerhalb der Slums mag das so möglich sein, wenn die Orks erst einmal in die Stadt gelassen worden sind…
Weiter im Süden, vor allem in Südaventurien wären Orks eher eine Sensation, die ausgiebig begafft würde, die Ausgrenzung könnte aber bei nichtigem Anlass zumindest wieder beginnen. Ähnlich im Lieblichen Feld. Sind sie dagegen „Anhang“ eines Potentaten oder al’anfanischem Granden, würden sie ebenso toleriert, wie die Affen in dessen Gefolge. Man würde ihnen nachgaffen, sehen wollen ob sie wahrhaftig sprechen können, ob sie wirklich so gefährliche Hauer haben wie es heißt… Vielleicht würden gar einige mutige Gassenjungen mal fühlen wollen, ob der Pelz nun echt ist? Oder dass es eine Mutprobe würde, den Schwarzpelzen etwas zu stehlen oder wenigstens eine Haarlocke abzuschneiden? Möglich auch, dass der kriegerische Ruf der Orks örtliche „Schläger“ animieren würde, sich mit ihnen zu messen – und ihnen beim Sieg in einem Faustkampf einen Hauer abnehmen zu wollen als Trophäe. Denkt doch mal an den klassischen Western-Revolverhelden, der immer wieder von Heißspornen herausgefordert wird?
@Kazans Gruppe:
Wenn bei euch Orks so normal sind, wäre es vielleicht trotzdem mal angebracht, wenn die Spielerorks mal in irgendeiner „hinterwäldlerischen Ecke“ Aventuriens trotzdem mal mit Menschen – besser mindestens einem ganzen Dorf davon! - konfrontiert werden, die denken und handeln, wie sie es in den meisten Spielrunden anscheinend tun. Lass sie doch wenigstens einmal irgendwo die Exoten sein, die sie an und für sich sein sollten! Am besten ein Abenteuer, wo sie lange agieren können wie immer um dann mit den „engstirnigen Aventurien-Nazis“ konfrontiert zu werden. Vielleicht sind diese „Nazis“ nur so, weil sie aktuelle, blutige Erfahrungen mit „Standard-Orks“ gemacht haben? Vielleicht haben sie daran sogar mal Spaß und lernen die andere Sichtweise auf eher „harmlose Weise“ kennen?
EDIT:
Fällt mir noch was ein:
Es erinnert mich an Erfahrungen meiner Bekannten, die viele Jahre als Europäer in Nigeria lebten. Die Tochter ging außerhalb der Hauptstadt nirgendwo hin, weil sie blond ist (wie die ganze Familie...), da die häufig kraushaarigen Dörfler derartige, "weiche Haare" einfach mal fühlen wollen. Ihr Bruder wehrte sich immer und hat die an sich freundlichen Leute weggeschubst, während die Eltern die Leute gewähren ließen, wenn sie es nicht zu doll trieben. Denkt doch umgekehrt mal in die ollen, eher neugierigen als rassistischen "Negerwitze" - die von "schwarz angemalt, daher sind die Handflächen weiß", über Schokoladenkreationen ("Negerküsse") bis hin zum Kinderschreck (Wer hat Angst vorm „Schwarzen Mann“) gehen können. Oder trefft mal einen „Landchinesen“, der noch nie einen Weißen gesehen hat und die Nase für unecht hält… Oder umgekehrt die beliebte Spekulation bei Männern, ob Chinesinnen nicht nur ihre Augen mandelförmig hätten… ob Asiaten, Schwarze oder Europäer eher eine rauhe, oder eine weiche Haut haben? Das ist oft eher kindliche Neugier, als agressiv zu sein! Schon gar für ein abgelegenes Dorf, in das sich sogar der einzige Händler nur dreimal im Jahr hinverirrt.
Aventurien ist fern von jeder Globalisierung und Multikulti ist himmelweit entfernt. Jeder denkt zuerst, dass nur SEINE Lebensweise normal ist und wenn in seinem Dorf der Stuhl mit 4 Beinen noch nie gesehen worden ist und die Jahre nach Reto gezählt werden, so hält er sich innerlich doch für relativ fortschrittlich!
EDIT Schattenkatze: Bei kurzzeitigen Nachträgen, und es hat sonst noch niemand gepostet, bitte per Editierfunktion in den letzten Beitrag hineinfügen.