Wie geht ihr mit passiven Spielern um?

  • Ich mag auch mal meinen etwas ausgearteten oder auch unaugegorenen Senf dazu geben, als "paktiven" (was für eine dämonische Wortschöpfung) also sowohl aktiven, wie auch passiven Spieler. Hört sich komisch an, ist aber so ;)

    Meiner Erfahrung nach spielen da einige Fakoren hinein, wieso jemand am Spieltisch gerne das Ruder an sich reißt, oder lieber nicht. Und sofort korrigiere ich mich selbt, denn ich denke, dass es DEN EINEN Spieltisch nicht gibt. Oder anders ausgedrückt: Je nach Konstellation aus
    - dem eigenem Charakter + Gruppe
    - IT-Charakter + IT-Gruppe
    - Rollenspielsystem/-welt
    - Spielertyp (Spezialist, Geschichtenerzähler, Plotjäger, Monstermätzler, etc.)
    mag sich jemand in der einen Runde sehr zurückziehen, wärend er in einer anderen Runde mit anderen Personen aktiv, vielleicht sogar gar dominant ist. Kann auch vorkommen, dass so jemand dann auch glücklich mit der Situation in beiden Runden ist.
    Alles mMn mitunter eine Frage der "Rolle" die man in der jeweiligen Gruppe besetzt und wie die drei anderen Faktoren (IT-Charaktere, Rollenspielsystem/-welt, Spielertyp) zum Rest der Gruppe passen. Im Grunde genommen belegen wir ja auch fernab des RollenspielsTM in jeder mehr oder weniger gesellschaftlichen Situation immer irgendeine Rolle: Als Mutter/Vater, als Schwester/Bruder, als Arbeits-/Schulkollege, als Verkehrsteilnehmer, auf ner Bühne im Rampenlicht, beim Sport mit anderen, als "Lernender", als "Lehrender", etc. Niemand zeigt sich rund um die Uhr und in jeder Lebenslage exakt von der selben Seite und wie unser Verhältnis zu den jeweiligen Mitmenschen gerade ist, bewegt es uns dazu eher in die eine oder eher die andere Rolle zu verfallen. Das ändert den grundsätzlichen Charakter natürlich nicht, zeigt aber teilweise sehr unterschiedliche Facetten von ein und derselben Person. Auch mitunter in der Rollenspielrunde.
    Bei manchen zwei oder mehreren Personen spricht man ja umgangssprachlich davon, das "die Chemie stimmt", also dass der eigene Charakter (unabhängig von der Rolle) dem des anderen recht ähnlich und somit grundsätzlich erst mal angenehm ist. Sowas ist mMn in der Rollenspeilrunde (gerade für die Personen, die dazu neigen unter Umständen passiv zu werden) sehr hilfreich aber natürlich nicht zwingend notwendig, da man eine gewisse gemeinsame Basis der Konversation hat, was wie angesprochen wird, was auch ohne Worte selbstverständlich ist und wie das (evtl. weniger offensichtlich sarkastisch) Gesagte gemeint ist.

    Das was du über deinen Freund hier schreibst, @Marchiali, kenne ich ähnlich von mir selbst.
    Da er mit der Spielwelt und dem Regelwerk relativ vertraut ist und du ihn in einem anderen Umfeld als ganz andere Person kennst, würde ich überlegen, ob der IT-Charakter deines Freundes, bzw. die eigene Vorstellung, die er selbst von diesem hat, deinen Freund dazu bringt, inaktiv zu spielen. In diesem Falle hilft natürlich ein Charakterwechsel. Ist das aber nicht der Fall wäre ein anderer Ansatz, den Spielstil und den Schwerpunkt in der Gruppe mit dem deines Freundes zu vergleichen - ist er vielleicht ein anderer Spielertyp? Lässt sich erahnen, dass er lieber einen anderen Schwerpunkt zwischen Plot/IT-Konversationen/Kämpfe/Detailgenauigkeit hätte? Offensichtlich ist ja, dass er zumindest am Spieltisch eine ganz andere Rolle einnimmt, als wenn du mit ihm alleine bist, bzw. so wie du ihn sonst kennst. Wie verhält er sich den anderen Leutchen der Gruppe denn Abseits des Spiels gegenüber? Verschließt er sich? ist er grundsätzlich mehr jemand, der eher zuhört bzw. die anderen reden lässt? Oder gilt das vor allem in dieser einen Gruppe? Je nachdem wie dominant die anderen Mitspieler allgemein oder IG auftreten, veranlasst das oft die ruhigeren Personen ihnen den Vortritt zu lassen.

    Aus Sicht eines inaktiven Spielers kann ich noch sagen: Es ist alles andere als einfach die eigentliche Ursache, weshalb man sich nur spärlich ins Spiel einbringen mag, selbst zu finden. Man klammert sich vielleicht schnell an einen oder zwei Dinge, an denen es der eigenen Einschätzung nach vermutlich harpert und verliert andere dabei aus den Augen. Oder setzt manche Faktoren als gegeben und unveränderlich fest, obwohl das gar nicht der Fall ist. Oder (wie oben geschrieben) kann gut mit der passiven Rolle leben... oder glaubt es nur, oder oder oder.

    Meiner Meinung nach ist das Thema "Passive Mitspieler" eine sehr sensible Kiste und bedarf viel Vertrauen, eine gute Portion Einfühlungsvermögen und in jedem Falle Geduld aller Beteiligten. Da jeder Mensch ein Individuum ist gibt es sicherlich kein Geheimrezept, das immer hilft. Vermutlich ist es auch nicht immer falsch, irgendwann einen ganz anderen Lösungsansatz zu favorisieren: Nämlich eine komplett oder auch nur zu Teilen andere Gruppe...