Wulfhelm war endlich angekommen. In Rommilys, der Hauptstadt von Darpatien, lag der Haupttempel der Travia-Kirche und natürlich die Kriegerakademie Feuerlilie. Dies war das Ziel des Ritter aus den Nordmarken
und so wanderte er, noch bevor er sich umsah, zu dem Gebäude der
Kriegerschule. Diese Akademie hatte strenge Aufnahmeregelungen, aber
Wulfhelm war sich recht sicher, dass dies kein Problem darstellen würde.
Er war großgewachsen und charismatisch. Seine blonden Haare fielen ihm
in leichten Locken auf die Schultern und er trug sein Hemd keck wie die
Almadaner leicht geöffnet, so dass man seine rasierte Brust sah, die
gestählt war von Leibesertüchtigungen, doch ohne Narben. Er war ein
Gentleman und eitel, diesen standen keine Narben. Wulfhelm stellte sich
in den Eingang der ehrwürdigen Akademie und verkündete: „Ich bin
unterwegs um gegen die besten der Besten zu kämpfen!“
Ein Mann trat
heraus in geschwärzter Rüstung, einer Garether Platte. Er hob sein
Zweihandschwert und stellte es mit der Spitze auf dem Boden vor sich und
legte seine Hände locker auf dem Knauf.
Wulfhelms Gesichtszüge entwichen leicht, aber schnell fand er wieder zu seinem verschmitzten Lächeln: „Bist du mein Gegner?“
Der Ritter fragte, ohne auf seine Frage zu antworten: „Wie viele Krieger habt Ihr schon besiegt?“
Wulfhelms Lächeln wurde breiter: „Na, irgendwo muss man ja anfangen. Du bist der erste.“
Plötzlich riss der schwarze Ritter sein Schwert herum und stürzte mit einem Schrei auf Wulfhelm zu.
Raidri
hasste Hausbesuche. Warum hatte Brinhilde den Verletzten nicht zu ihm
gebracht? Durch diese ganzen Kämpfe schienen der Kriegerin Hesindes
Gaben herausgeprügelt worden sein. Sie kam zu ihm und bat ihn sich um
einen Verwundete zu kümmern, anstatt jenen direkt zu dem Heiler zu
bringen. Mit bösen Fluchen auf den Lippen folgte er ihr zu der Taverne Goldener Hahn.
Und betrat diese. Sofort sah er seinen Patienten, ein blonder,
muskelloser Mann saß in einer Ecke und jammerte: „Nun stellt doch schon ein zerbrochenes Rad auf mein Grab! Ich werde eh diese Nacht nicht überleben!“
„So schlimm scheint Ihr nicht verwundet zu sein.“, erkannte Raidri. „Ihr habt noch genug Luft zum Jammern.“
„Wer bist du, dies beurteilen zu können!“, jammerte der Große weiter.
„Ein
Medicus und ich vermute, dass Yeto euch lediglich Angst machen
wollte.“, der Heiler begutachtete die Beule auf Wulfhelms Stirn. „Dies
sieht nur nach einem Betäubungsschlag aus.“
„Was redest du da!“, rief Wulfhelm. „Bist du von Sinnen! Nur ein Ingerimm Wunder kann mir noch helfen. Dieses Monster hat mich ernsthaft verletzt!“
Raidri
seufzte, verstand aber: „Passt auf, ich kann Euch helfen.“ Er nahm eine
Salbe heraus und erklärte: „Dies ist eine Wundersalbe! Hergestellt bei
Vollmond von einem Ingerimm-Heiligen, der nur noch eine Hand hatte und
taub war.“
Wulfhelm nickte interessiert.
„Ich verkaufe Euch diese
Salbe“, der Medicus tippte auf das Tiegelchen. „für nur 3 Goldstücke.
Ihr müsste sie drei Nächste lang auf Euren gesamten Körper verteilen und
es wird euch besser gehen. Versprochen!“
Wulfhelm schnappte sich die Salbe und legte drei Dukaten auf den Tisch. „Habt vielen Dank, mein Herr!“
In der Nacht brach ein Gewitter los. Wulfhelm tat wie ihm geheißen und rieb seinen gesamten Körper mit der magischen Salbe ein.
Raidri erwartete am frühen Morgen hohen Besuch, Iridias, ein guter Bekannter kam zu ihm zu Besuch. Der alte Mann war ein horasischer Heilmagier und auf der Durchreise.
Bei
einem deftigen Frühstück von Raidris Tochter Wina, berichtete der
Medicus lachend seinem alten Freund von dem seltsamen Krieger, den er
gestern behandelt hatte.
Iridias lachte wenig, aber dies wusste Raidri und ließ es dabei: „Nun sagt, mein Alter, was führt dich nach Rommilys?“
„Nun ja, ich bin auf der Durchreise“, erklärte der Magier. „Unsere Freundin Larona kam bei dem Brand im Dorf Weite Flucht ums Leben.“
Raidri schrak auf: „Bei den Göttern! Wie kam es dazu?“
„Schwarzpelze.“,
erklärte der alte Magier knapp. „Wir waren ihre einzigen Freunde und
verwandte hat sie nicht, daher erhielt ich vor einigen Tagen ihr
Testament.“
„Und was haben wir geerbt?“
„Wein.“
„Wein?“
„Wein!“
„Wie Wein?“
„Sie schien eine beachtliche Weinsammlung besessen zu haben.“
„Besessen?“
„Der Wein ist verschwunden.“
„Wie verschwunden?“
„Schwarzpelze.“
„Nach dem Brand?“
„Die Schwarzpelze nach dem Brand.“
Raidri fluchte und Isdiria nickte.
Da krachte die Tür auf und Wulfhelm mit vor Wut verzerrten Gesicht stand in dem Türrahmen.
„Wie kannst du es wagen!“, schrie er.
Der
Magier erhob sich mit einem glucksen und tätschelte mit der Hand auf
Wulfhelms Schulter: „Habt keine Sorge, mein Junge! Die Farbe lässt sich
abwaschen.“
Wulfhelm starrte den alten Mann aus seinem blauen Gesicht zornig nach.
Iridias
lachte laut und sprang auf seine Kutsche, wo eine hübsche Frau saß und
küsste sie auf den Mund: „Lass uns nach Hause, meine Hübsche.“
Die
junge Frau schaute über ihre Schulter in das Innere des Wagens, wo
einige Weinfässer standen und wandte sich wieder an den alten Magier:
„Meinst du damit werde ich zur Rahja Akolutin?“
„Aber natürlich, meine Süße.“, er zwinkerte. „In den Rahjakünsten bist du schon ausgezeichnet!“