Es ist aber in der hexischen Repräsentation keine verbale Komponente nötig, sprich, wenn die Hexe einfach nur rumschreit wie ne Irre (oder geknebelt komische Geräusche von sich gibt), müßte das laut Regeln doch reichen, oder seh ich das so falsch?
Davon mal abgesehen, was das Unterbinden von Flüchen angeht, da frage ich mich ernsthaft, ob es nach der ersten Hasstirade reicht, daß der Verfluchte eine Magiekundeprobe ablegt, dann der Geistesblitz in ihn einfährt und er feststellt "Aha, ich muß der Hex nur eine auf´n Deckel haun, dann wird alles gut!" Erstens, so ein Fluch is nicht einfach nur ein "Blitz dich find", der "halt´n bissl nervt", sondern das ist etwas, was aus einem (auch wenns manchmal nicht sofort passiert) geistig und/oder körperlich Matsch macht. Zweitens wäre die Frage interessant, was passiert, wenn die Hexe während der Wirkungsdauer des ersten Fluches als Reaktion umgekloppt wird. Ich wäre nämlich schwer der Meinung, daß der Fluch dann immernoch wirkt.
Aber nochmal zurück zum Thema Unterbinden von Flüchen: Das mag jetzt arg nach trockener Statistik* klingen, aber wenn man mal rechnet, daß es in Aventurien ca. 4mio Menschen gibt und insgesamt (incl. der tulam. Hexen) 4000 VertreterInnen dieser Zunft, bedeutet as wiederum, daß 1 Hexe auf 1000 Menschen kommt. Da sich Hexen eher in ländlichen Gegenden aufhalten und es da mit der Bildung eher weniger gut bestellt ist, wissen die meisten nicht mehr als einige Gerüchte, die teilweise wahr sind oder auch nicht (siehe Enzyklopedia Aventurica S.66). Jemand der zu dieser Zeit irgendwas über eine Bevölkerungsschicht wissen will, die die Größe von 0,1% der Gesamtbevölkerung hat, kann nicht, wie heute, einfach mal danach googlen, der hat schlichtweg keinen Plan! Selbst die gebildete Oberschicht, die sich explizit mit sowas beschäftigt (wie Magier und Praios- oder Hesindegeweihte) wissen auch nicht wirklich viel. Der werte Leser und potentielle Fluchbrecher sollte sich in die Situation eines Menschen vor irdischen 400Jahren hineinversetzen und das Ganze nicht mit den "Augen von heute" betrachten. Und selbst aus heutiger Sicht, was weiß man beispielsweise von Wicca? Die meisten Reportagen tun das als spinnertes Gewäsch ab.
Meine Lieblingspassage zum Thema "Was weiß mein Held" ist aus "Unsterbliche Gier" S.53ff, "Was weiß mein Held über Vampirismus?" (gehört jetzt nicht unbedingt zur Hexerei, stellt aber am besten vor Augen was ich sagen will):
Heutzutage, nach Bram Stoker, John Carpenter und wie sie alle heißen, weiß schon jeder 10-jährige zum Thema Vampir "Holzpflock einpacken, Kreuzanhänger um den Hals, dick mit Knofi einreiben und dann: Auf sie mit Gebrüll!". So einfach war´s im Mittelalter, ohne Fernseher, Süddeutsche Zeitung und Weltbild-Verlag halt nicht.
Da stellt sich für mich vor allem die Frage aus Opfersicht, was ist passiert, wenn ich plötzlich mit Biss-Spuren am Hals aufwache und das Sonnenlicht sonderbar brennt? Oder, nun zurück zum Thema Hexenfluch, was tun, wenn plötzlich alles was ich essen will zu Stein wird, ich schreckliche Angst vor irgendwas vollkommen Harmlosem habe oder, weil ich im "falschen" Wald war, plötzlich blind bin?
Der Alrik-Normalbürger schiebt wahrscheinlich hierzu erstmal die Schuld auf den Namenlosen, der is ja immer der Böse. Vielleicht träumt er davon, daß er irgendwas tun soll, damit das was er hat, wieder vergeht, dann wird er wohl nicht erstmal dran denken, daß die Hexe ihm Botschaften zukommen läßt, sondern wird Hesinde danken, daß sie ihm beisteht und von seinem Leiden befreien will.
Im Lodernden Zorn gesprochene Flüche sind in der Hinsicht noch bißchen anders: Wenn ein Opfer den o.g. Fluch überlebt, dann... wie schon aus dem Wortlaut so schön hervorgeht, LEBT es noch, bzw. kann, während der Wirkungsdauer nen Heiler suchen, den Dorfältesten befragen oder einen reisenden Magus um Hilfe bitten. Flüche im Lodernden Zorn haben was von der Theorie des "Perfekten Jägers", den keiner kennt, weil die Opfer schlichtweg nicht überleben...
oder glaubt jemand ernsthaft, daß eine Hexe, die sich grad volle Breze in Rage geschrien hat, plötzlich innehält, wenn das Opfer wimmernd am Boden liegt? Vielleicht, dann darf der oder die aber davon ausgehen, daß es zumindest nen "Zauberzwang" auf´s Aug´ gedrückt bekommt, damit die Identität der Hexe weiterhin geheim bleibt (wenn er beispielsweise ungebetener Gast auf einer Hexennacht war). Wahrscheinlicher is aber, daß derjenige einfach verschwindet und es dann keinen mehr gibt, der erzählen kann, wie man Hexenflüche am besten kontert.
* Mysteria Arcana S.25