Beiträge von Maelin

    Ay Lads,

    ich meine mich zu erinnern, in einer Publikation, deren Name mir inzwischen entfallen ist, gelesen zu haben, dass sich in Shafirs Hort eine bestimmte Phiole befindet (mit der Anmerkung, dass es ein Glücksfall ist, dass diese noch verschlossen ist).

    Weiß jemand zufällig in welcher Publikation man am umfassendsten Auskunft über die Dinge erhält die Shafir da bei sich hortet?

    Ortis,

    so zumindest lautete der Name, den er bei seinen Geschäften zu nutzen pflegte, hat über Jahrzehnte den Nachwuchs für die „Ehrenwerte Gesellschaft“ von Rommilys herangezogen. Als sich im Zuge der Kriege mit Borbarad und dessen Erben immer mehr Flüchtlinge, vornehmlich aus dem Osten, in Rommilys niederließen und die Ausläufer der Großstadt und ihre Vororte wuchsen, wuchs auch die Zahl seiner Schülerinnen und verzweigte sich das Geflecht der Geschichte und Bekanntschaften, welche die Schülerschar des alten Geschäftsmanns ausmachten. Häufig kehrte er in diesen Tagen in der Praiostags-Schule außerhalb der Stadtmauern ein, um besondere Talente anzusprechen, denen er sodann die phexischen Künste nahebrachte.

    Wie für diese Branche üblich brachte Ortis seine Betätigung nicht nur Freunde, ihm Verpflichtete oder einflussreiche Bekannte ein, sondern auch den ein oder anderen der, wenn nicht mit abgrundtiefem Hass, dann zumindest mit Abneigung an ihn zurückdenken mag.

    Doch wagte lange Zeit nie jemand gegen ihn vorzugehen, denn Ortis‘s Meisterschüler Fredo, der Pate der „Ehrenwerten Gesellschaft“, hielt seine schützende Hand über seinen alten Mentor.

    Doch wie es nun mal so ist, manchmal führen auch die am stärksten einander verbundenen Wege irgendwann auseinander.

    Kaum merklich wurden die Male weniger in denen der alte Gauner um Rat gefragt wurde, der Informationsaustausch ebbte ab und auch die Schwäche seines längst schon hohen Alters griff sich Raum, als der alte Fuchs von Rommilys diese Entwicklung erst dann durchschaute, als es bereits zu spät war.

    In Rommilys, der Capitale der Traviakirche, fochten mittlerweile alt verwurzelte und neu emporblühende Mächte um die Vorherrschaft; Gier und Rachegelüste griffen sich Bahn und nicht wenige, von Ortis herangezogene, „ehrenwerte Bürgerinnen und Bürger“ fanden den Tod. Ihren Gipfel fanden die Kämpfe, als Fredo erfolglos auf Schatzsuche unter dem Fürstenberg ging und drohendes Scheitern vor Augen die Masse der ihm Schuldverpflichteten zur Revolte anstachelte.

    Und während Fredo geradezu unbemerkt von den Schatten verschluckt wurde, landete Ortis in den Kerkern der Inquisition.

    Das Machtvakuum, welches die von Ortis über viele Jahre gepflegte „Familie“ in der Unterwelt hinterließ, wurde nun von einer neuen Gesellschaft ausgefüllt.

    Diese trat an ihn heran, wusste man doch um seine Fähigkeiten, denn auch in ihren Reihen befand sich ein alter Schüler, Kuno, den er einst aus den tobrischen Flüchtlingskindern in der Praiostags-Schule rekrutiert hatte, und welcher kürzlich zu ganz unerwarteten Ehren und Würden in der Traviamark aufgestiegen war.

    Man kam zu einer Übereinkunft, Freiheit und Schutz gegen Erfahrung und Wissen. Und so wurde es eingerichtet, dass Ortis auf Bewährung freigelassen wurde. Im Gefolge seiner Befreier wurde ihm abermals eine neue Klientel an potenziellen Schülern erschlossen, von wesentlich höherem sozialem Stand bis hin in die Kreise des höchsten Adels.

    Neben neuer Klientel geriet er auch in das „Vergnügen“ Erfahrungen zu machen, welche bisher außerhalb seines urbanen Radius gelegen hatten. So fand er sich rasch im unaufhörlichen Kampfeslärm der Wildermark wieder und nahm Teil an kleineren Gefechten ebenso wie großen Schlachten gegen Paktierer und Usurpatorinnen, ja selbst gegen einen ausgewachsenen Höhlendrachen.

    Noch auf der ersten Wegstrecke jener Reise war Ortis zugegen, als seines alten Meisterschülers Schicksal aufgeklärt und dessen sterbliche Überreste für den endgültigen Abschluss der in Rommilys angestoßenen gerichtlichen Untersuchungen geborgen wurden.

    Nach den erfolgreichen Kämpfen in der Mark zog er in einer Gesandtschaft der Traviamark, welche den Auftrag hatte die Provinzen des Mittelreichs und seine Nachbarn zum gemeinsamen Widerstand gegen die Finsternis im Osten zu einen, gen Süden.

    Im Grenzgebiet zu Aranien wurde die Gesandtschaft von der Bande des berüchtigten Banditen Tiros Artag überfallen und Kuno entführt. Als sich dessen Gefährten auf die Suche begaben, ließen sie einen Teil ihres Trosses in einem Gasthof zurück. Den Gesandten gelang es Kunos Spur zu einer uralten rätselhaften Ruine zu verfolgen und ihren Freund dort zu befreien. Doch als der „aranische Fuchs“ und seine aus dem Umland zusammengerufenen Leute darob wiederum die Gefährten im türenlosen Turm jener Ruine belagerten, da nahmen sie zuvor mit dem Gesandtschaftstross auch Ortis gefangen. Zwar hatte der Räuberhauptmann die Kampfkraft seiner Gegner unterschätzt und seine Bande daher bei ihren Versuchen, die Ruine zurückzuerobern blutige Verluste erlitten, doch als Tiros Artag und seine überlebenden Gefolgsleute schließlich in Hast das Weite suchten, da nahmen sie bloß „wenig sperrige“ Gefangene mit sich. Des alten rheumageplagten Ortis und seines bereits seit dem Moment der Gefangennahme im Sterben liegenden Reisegefährten Leam entledigte sich der „aranische Fuchs“ indes rücksichtslos: Ein präziser Stich ins Herz beendete das Leben des alten „Fuchses von Rommilys“.

    So fand Ortis sein Grab auf dem alten Boronanger von Darrenfurt und während ein neuer Stern unter dem Gefolge des Listenreichen zu funkeln begann, entdeckte Kuno eine letzte verborgene Nachricht die ihm Ortis in weiser Voraussicht hinterlassen hatte.

    Wollfried, von seinen Gefährten stets Wolli genannt, wuchs in der Baronie Grassing am Dergel auf. Er war von einfachem Gemüt und kümmerte sich nicht groß um die Ereignisse im Mittelreich und im Rest von Aventurien. Auch die Folgen des „Jahrs des Feuers“ in seiner Heimat Darpatien berührten ihn wenig. Er schmiedete Hufeisen, Nägel, Fassbeschläge, was immer die Leute so brauchten.

    Erst als sein Meister Barnhelm verschwand wurde er unruhig.

    Wochen harrte er aus. Um sich über Wasser zu halten begann er Barnhelms Besitz zu veräußern, selbstverständlich nur auserwählte Stücke, bei denen er sich sicher war, dass Barnhelm es verstehen würde sollte er wiederkommen.

    Als schließlich seine Mittel schwanden, beschloss Wolli loszuziehen, um seine Ausbildung wo anders zu beenden. Schade eigentlich, war doch gerade erst eine Gruppe Fahrender in den Ort gekommen, um dem hiesigen Baron ihre Künste darzubieten. Nun immerhin würde er nicht die Tierbändigung verpassen, diese war vom Baron verboten worden, verständlich fand Wolli, wo doch der Tierbändiger des letzten Zugs Fahrender versucht hatte den Baron zu töten und seinen Tanzbären auf diesen gehetzt hatte.

    Allein machte er sich also auf den Weg.

    Am Abend traf er am Wegesrand eine der Fahrenden, die Handleserin, Zekla, die sich wohl von ihren Gefährten getrennt hatte, um andernorts ihr Glück zu suchen.

    Etwas gruselig fand Wolli die Frau schon, aber sie war nett zu ihm und bot sogar an ihm gratis die Zukunft vorherzusagen. Ob Zekla nun eine echte Prophezeiung ausgesprochen hatte oder dies lediglich gut verkaufte, Wolli war von der Darbietung sehr beeindruckt. Die Prophezeiung eröffnete ihm eine völlig neue Sicht auf die Welt. Er, Wollfried der Schmiede-Geselle ohne Meister, ein Held?! Aber wo sollte er denn anfangen…was machte ein Held?

    Wolli beschloss vorerst mit der Wahrsagerin zu reisen, sie schien schließlich von den Göttern mit der Gabe der Prophezeiung gesegnet worden zu sein, sie würde wissen was zu tun wäre.

    Er blieb an Zeklas Seite, auch als sich herausstellte, dass sie eine Hexe war. Im Gefolge der „Drossel-Gesellschaft“ fochten sie in der Wildermark gegen Goblins, Orks und die Truppen verfeindeter Adliger. Sie bereisten das Herz des Reiches und Almada. In Gareth wurden sie in den Konflikt der hiesigen Unterweltorganisationen verwickelt und in Ragath in eine Verschwörung um die Finanzen und letztendlich die Kontrolle über die Stadt.

    In den Kavernen unter Ragath wurde Wolli erstmals von Golgaris Schwingen gestreift, als er beim Durchqueren eines unterirdischen Gewässers von der Strömung mitgerissen wurde. Doch

    War Phex ihm hold und er fand seinen Weg ins Freie, wo er von einer Zahori-Sippe aus dem Wasser gefischt und wieder aufgepäppelt wurde.

    Zurück in der Heimat gab es kaum Zeit zu ruhen.

    Wo ein alter Konflikt beigelegt ward, entbrach an anderer Stelle ein neuer; Wo es gelang, einen neuen niederzuringen riss ein alter auf. Der Marschall und seine Truppen waren sichtlich überfordert in ihrem Auftrag das Land zu befrieden. Ein jeder war auf sich allein gestellt.

    Im Rahmen dieser Konflikte, wenn auch abseits der Hauptschauplätze, wurde Zekla Opfer eines Lynchmobs.

    Auch wenn der Verlust seiner Wegweiserin ihn anfangs etwas ratlos zurücklies, so fand er schon bald neuen Halt und eine Orientierung wie er der Prophezeiung der verstorbenen Freundin gerecht werden könne.

    So machte er es sich zur Aufgabe den Magus Leomar Hainsarte von Drakonia in dem zerrissenen und kriegsgebeutelten Land zu beschützen.

    War es vom Schicksal vorherbestimmt oder Wollis Wille der Prophezeiung gerecht zu werden, welcher sie „schicksalhaft“ machte?

    Jedenfalls führte diese Entscheidung Wolli wieder an die Seite der „Drossel-Gesellschaft“ und zurück in die Kämpfe der Wildermark.

    In diesen traf Wolli auch seinen alten Meister wieder. Allerdings entpuppte Barnhelm sich als Anführer eines finsteren Kults, der eine Art dämonisch pervertierte Form des Königs der Darpatrinder, des geflügelten Stiers Ortfried, anbetete. Und als eben jenes Geschöpf auf dem Schlachtfeld Gestalt annahm, war es Wolli, der sich, ohne zu zögern, dem Ungetüm in den Weg stellte und seinen Gefährten die Zeit erkaufte sich zu formieren und finale Schläge gegen die Führer des Kults und das Wesen zu setzen.

    Wollis Blut zog in das Land, vermischte sich mit dem all jener die gefallen waren, und nährte die Saat der Ordnung, die sie in und mit ihrem Leben gepflanzt hatten.

    Langsam begannen Frieden und Wohlfahrt nach Darpatien zurückzukehren.