Beiträge von Carus

    Ausgestaltung eines Kundschafter-Trupps

    Hallo Zusammen

    Ich könnte etwas Inspiration gebrauchen:

    Wir spielen immer noch den Grünen Zug. Unser Nivesen-Jäger sieht seine Funktion während des Marsches natürlich als Kundschafter. Dazu hat er mit zwei weiteren halbwüchsigen Nivesen, welche unterwegs aufgegabelt wurden, noch Verstärkung.

    Ich habe den Marsch so aufgebaut, dass ab Ouvenmas zumindest ein Bedrohungsszenario bestehen soll, bei dem man mit Angriffen des Feindes rechnet. Wie würdet ihr die Rolle eines solchen Kundschafter-Trupps ausgestalten? Im Abenteuer ist der Feind ja bis auf den Drachenangriff in Einweiler nicht aktiv. Ich möchte dem Trüppchen aber gerne ein bisschen was zu tun geben, weiss aber noch nicht wie ich das konkret umsetzen könnte.

    Ich habe für die Diskussion je länger je weniger Verständnis. Der Markt für Bücher ist ein enorm schwieriger, das hat sich mit der jetzigen Krise nochmals verstärkt. Erst recht schwierig ist es, Rollenspielbücher zu verlegen. Wir leben in Zeiten des PDFs und während man vielleicht davon zurückschreckt, einen 300-Seiten-Roman als PDF zu lesen, ist das bei den meisten Rollenspielbüchern überhaupt kein Problem. (Ja, auch PDFs kann man verkaufen, aber die Marge wird da nochmals deutlich kleiner sein und so gross ist der Markt nicht.)

    Wieviele deutsche Rollenspielverlage gibt es überhaupt noch? Die meisten sind sozusagen Ein-Mann-Verlage, Pegasus dagegen verdient sein Geld mit Brettspielen. Nebst Ulisses gibt es vielleicht noch Uhrwerk, die ähnlich aufgestellt sind. Die sind momentan zum zweiten Mal innert wenigen Jahren in finanzieller Schieflage und mussten einen Grossteil ihrer Angestellten entlassen - letztlich gibt es auch hier wieder eine Entwicklung zum kleinen Ein-Mann-Verlag. Diese kleinen Verlage finde ich übrigens toll aber man muss dann auch bedenken, was das für die Anzahl Publikationen bei DSA bedeuten würde.. Hier wird sich bereits regelmässig darüber beklagt, dass nicht drei RSH pro Jahr erscheinen. Für Splittermond ist seit zwei Jahren kein Abenteuer mehr erschienen..

    Ich habe ehrlich gesagt grossen Respekt vor Ulisses, dass sie sich in diesem schwierigen Bereich überhaupt so gut schlagen. Sie können damit DSA aktiv und präsent halten und das finde ich toll. Es wurde in diesem Stream erklärt, dass sich ein Crowdfunding-Produkt doppelt so gut verkauft wie ein reguläres - Ja bitte, dann macht doch so weiter. Man muss sich halt irgendwie den aktuellen Begebenheiten anpassen und versuchen, das Beste daraus zu machen. Splittermond-Romane erscheinen z.B. nur noch in teuren Luxus-Ausgaben, weil sich das ganze sonst nicht mehr rentiert. Alle versuchen irgendwie zu schauen, dass sie die Arbeit, die sie offensichtlich mit Leidenschaft machen, auch noch in 5 Jahren machen können. In diesem Kontext jemandem "Gier" vorzuwerfen, finde ich absurd. All diese Verlage können mit ihren Einnahmen ihre Löhne bezahlen und wenn es gut läuft einige Rückstellungen machen, um ein bisschen Polster zu haben. Offenbar hatte das Uhrwerk bei ihrer Insolvenz leider nicht. Und wenn mal so viel Überschuss da ist, dass eine weitere Redakteurin eingestellt werden kann oder mehr Geld für Werbung da ist, sind wir doch die letzen die sich beklagen? Von Gier kann man bei den Firmen sprechen, in denen der Gewinn irgendwelchen Aktionären ausgeschüttet wird, die null mit der Arbeit zu tun haben. Bei kleinen Rollenspielverlagen finde ich das Realitätsfremd.

    Und als Ergänzung: Wenn mit diesen neuen Mitteln und Vertriebswegen schlechte Produkte herauskommen, dann gehören die auch kritisiert. Und ich finde es ist auch unsere Aufgabe, als Community Bedürfnise zu artikulieren, die vielleicht finanziell etwas weniger abwerfen. Lange hat es geheissen, Regelwerke verkaufen sich halt besser. Nun gibt es CF zu Hintergrundbänden und Kampagnen und das liegt sicher auch daran, dass genau sowas oft gefordert wurde und der Verlag darauf reagiert hat. Wir sollten eine kritische Stimme sein aber doch da wo die Kritik auch umsetzbar ist. Und immer auch mit dem Wissen um die allgemeinen zeitlichen Umstände und mit dem Bewusstsein, dass die verantwortlichen Leute da zum Glück die gleiche Leidenschaft teilen wie wir.

    Ich verstehe das Klagen darüber, dass viele angefangenen Geschichten und NSCs brach liegen ehrlich gesagt nicht. Das ist einfach eine logische Konsequenz aus einer Spielwelt, die über die Jahre immer stärker erschlossen und immer detaillierter wurde. Je mehr die Welt im Detail beschrieben wird, desto mehr Figuren werden eingeführt, die dann "nichts tun" und je mehr interessante Plots tauchen auf, die dann nicht weitergehen. Für jede Regionalspielhilfe werden neue interessante NSC's und Plothooks gefordert und über die Jahre haben hunderte kreative Autoren eigene Geschichten angefangen. Vielleicht werden diese Geschichten irgendwann von anderen aufgenommen und weitergesponnen, vielleicht verlieren sich andere im Sande und erst Jahrzehnte später wird Altes wieder ausgegraben.. Das muss aber nicht negativ sein, sondern bietet auch viel Raum für Überraschendes und Kreatives.

    Wenn man da mit der Erwartung einer Seifenoper rangeht, in der ein paar wenige Figuren jeden Abend zuverlässig von den Produzenten in unmotivierten Handlungssträngen weitergeschubst werden, dann wird man mit Garantie enttäuscht werden. Aber dafür gibts ja dann auch andere Formate. Ich würde weniger in der Vogelperspektive auf Aventurien schauen und mich darüber ärgern, wie viel "nicht weiter geht", sondern eher dort eintauchen, wo die lebendige Geschichte konkret erlebbar ist. Wir sind jetzt seit über 2 Jahren in der Theaterritter-Kampagne und haben etwas mehr als die Hälfte durch. Eine Kampagne die so ziemlich alle Plothooks und NSC's aus der Regionalspielhilfe aufnimmt. Wir sind also mittendrin in der lebendigen Geschichte. Soll ich mich jetzt darüber ärgern, dass zur gleichen Zeit ein anderer Handlungsstrang nicht fortgesetzt wird?

    In meiner WG haben wir Anfang Corona angefangen DSA zu spielen, im Almanach steht ganz toll von der lebendigen Geschichte die DSA ganz anders macht als andere Rollenspiele. Der kam vor 6 Jahren raus. Seither ist genau nix passiert in der Welt.

    Im Nordosten liegen Andergast und Nostria immer im Krieg außer jetzt gerade also passiert dort nix. Die Orks wollen ihren Gott Brazoragh stärken und sein Außerwählter tut dazu nix. In Tobrien gibt es ein Reich von Dämonenanbetern die nix tun. In einem Abenteuer bringt man einen ihrer Anführer um und danach passiert nix. Levthan, Marbo und Numinoru wollen ihre Anhänger stärken und tun dazu nix. Der Namenlose will die anderen Götter stürzen und tut dazu auch nix, dabei hilft ihm seine Auserwählte die nix tut.

    "Lebendige Geschichte". Wo?

    Auf den Abenteuerbänden steht hinten jeweils drauf, wie hoch der Anteil von lebendiger Geschichte ist. Denn längst nicht alle DSA-Abenteuer treiben diese voran, es existieren auch viele kleine Geschichten, welche nicht weltverändernd ausfallen.

    Die grösste Dosis an lebendiger Geschichte bekommt ihr sicher durch die grösseren Kampagnen wie den Theaterrittern und dem Rabenkrieg. Aber auch in ausgesuchten Abenteuern, die dann entsprechend markiert sind.

    Aventurien ist über lange Jahre gewachsen und auch immer vielschichtiger und komplexer geworden. Entsprechend gibt es sehr viele Handlungsstränge der lebendigen Geschichte und längst nicht alle können zugleich bearbeitet werden. Manche liegen lange Zeit brach, bis sie von Autoren wieder aufgegriffen werden. Denn im besten Fall sind diese Geschichten dann auch über Abenteuer erlebbar, was auch viel an Aufwand bedeutet. Ich würde weniger alle eventuellen Stränge betrachten und mich dann fragen, wieso nichts passiert, sondern mich in einen der Stränge stürzen, in dem gerade was passiert. Mit den entsprechenden Kampagnen erlebt man dann über Monate und Jahre lebendige Geschichte hautnah.

    Der letzte Teil von "Das blaue Buch" aus der Theaterritter-Kampagne gibt meiner Meinung nach eine schöne "Der Name der Rose"-Atmosphäre her. Es bestehen zwar keine direkten Anleihen und die Geschichten haben inhaltlich wenig Parallelen. Aber ein unheimliches Kloster birgt alte und gefährliche Geheimnisse und die Helden merken nach und nach, dass eine Verschwörung im Gange ist und beginnen entsprechend zu ermitteln. Ich hatte den Roman und die Verfilmung beim Leiten jedenfalls oft im Kopf. Und wenn man möchte, lässt sich das Abenteuer auch ausserhalb der Kampagne als Einzelabenteuer spielen.

    Danke, kannte das Abenteuer noch nicht und hab gleich das PDF gekauft, um mich etwas einzulesen. Da ist schon etwas mehr Fleisch am Knochen, um die Stadt etwas auszugestalten.

    Ich könnte mir auch vorstellen, dass Wlaselgo von Ouvenstam mitzunehmen (oder ein Teil seiner zusammengewürfelten Schar) bei den anderen Bronnjaren nicht besonders gut ankommen wird. Ich denke, dass da nicht viel Sympatie für seine gesellschaftlichen Experimente vorhanden ist - Mit Ausnahme natürlich von Tsadan von Norburg. Umgekehrt wird Ljasew von Utzbinnen-Ouvenmas meinen Helden wohl eher unsympathisch sein und vielleicht auch als arroganter Despot bei den Bürgern, Söldern etc. für Missstimmung sorgen. Kann mir da kaum eine Konstellation vorstellen, welche die Moral nicht senkt aber das ist dann halt der Preis..

    Wir sind gerade auf dem Grünen Zug und näher uns sehr langsam Ouvenmas. (Bis jetzt haben wir pro Sitzung ca. eine Station ausgespielt)

    Im AB gibts ja bloss die Information: "Beide [Herrscher] sind abwesend und die Garde beider Seiten verweigert dem Grünen Zug Einlass in die Stadt. Nadjescha entscheidet, weiter zu ziehen."

    Warum sind Wlaselgo von Ouvenstam und Ljasew von Utzbinnen-Ouvenmas beide abwesend? Auf dem Feldzug gegen Haffax? Wenn man sich um eine Herrschaft streitet, würde man der Stadt doch kaum freiwillig den Rücken zukehren, weil man ein Agieren des Gegners befürchtet. Und wer hat in diesem Fall die Vollmacht und aus welchen Motiven verweigern sie dem Grünen Zug nicht nur Einlass, sondern offenbar auch jegliche Unterstützung? Meine Spieler werden wahrscheinlich mit gewissen Erwartungen nach Ouvenmas kommen, wegen der Grösse der Stadt.

    Würde mich auch interessieren, ob jemand von euch etwas mehr aus dem Ouvenmas-Szenario gemacht hat, als im Abenteuer steht. So als Inspiration..

    Was speziell die Gleichberechtigung etc. angeht, ist das ein heißes Pflaster. Pseudo-Araber "besser" zu machen, indem man kulturelle Aspekte, die mit echten Arabern assziiert werden ersetzt durch aufgeklärte, westliche Ideale ? Das kann man auch ganz anders verstehen als einen Versuch eines respektvollen Umgangs.

    Gleichberechtigung als "aufgeklärtes, westliches Ideal"? Uff, genau dieses Denken ist das Problem. Ich hoffe dir ist bewusst, dass z.B. die rechtliche Stellung der Frauen in den islamischen Kulturen des Mittelalters deutlich weiter fortgeschritten war als im Westen. Das betrifft z.B. Scheidungsrecht, Besitzrecht, Anerkennung als juristische Personen etc.

    Nicht jedes Arabien-1001-Nacht-Klischee muss gleich problematisch sein und kann - durchdacht ausgestaltet - auch als romantische Hommage angesehen werden an eine faszinierende Kultur. Aber das "Islam bedeutet gesellschaftliche Rückschrittlichkeit und Anti-Aufklärung"-Klischee gehört sicher nicht dazu. Das heisst auch nicht, dass es keine patriarchalen Novadis mehr geben soll. Aber eben auch andere, was durch verschiedene Schulen und Auslegungen der Gesetze ja auch problemlos möglich wäre.

    Also was die "Steinzeit-Kultur" betrifft, verläuft die religiöse Entwicklung irdisch in der Regel vom Poly- zum Monotheismus.

    Ich verstehe, was du meinst, aber so ganz lässt sich das nicht empirisch bestätigen und ist vermutlich stark als Sichtweise davon beeinflusst, dass in unserem Land und unserer Kultur die Entwicklung eben so verlief. "Wir" als Europäer sehen den Monotheismus als "fortschrittlicher" und als eine Art Entwicklung an.

    Der Hinduismus ist keine monotheistische Religion, der Buddhismus auch nicht (weil er gar keinen Gott kennt), der Daoismus ist eine polytheistische Religion. Kurz gesagt, sehr weite Teile Süd/Ostasiens, mit einigen Ausnahmen wie Indonesien und den Philippinen, sind bis heute nicht monotheistisch geprägt.

    In China haben wir sogar ein Beispiel, wo aus einem eher monotheistischen Glauben (dem Himmlischen Herrscher, wie er zur Zeit der Shang-Dynastie verehrt wurde) ein eher polytheistisches Glaubenssystem mit dem Daoismus/Konfuzianismus entstanden ist, in dem der Himmlische Herrscher in den daoistischen Jadekaiser um-interpretiert wurde.

    Ich wollte mich eher auf die Dichotomie von Poly- und Monotheismus beziehen, wie sie im Vergleich zwischen 12-Götter und Rastullahglauben besteht. Daoismus, Konfuzianismus und Teile des Buddhismus würde ich gar nicht mehr als Teil dieses Gegensatzes sehen, da es dort keine vergleichbare Gott/Göttervorstellung gibt. Über dem Hinduismus hab ich gelesen, dass der kaum als eine Religion existiert, sondern als viele verschiedene, in denem jeweils eine "Hauptgottheit" im Zentrum steht. Und dass das Verständnis einer einheitlichen und polytheistischen Religion eher eine westliche Vereinfachung ist. (Aber da kenn ich mich viel zu wenig aus und hab das auch immer als Polytheismus wahrgenommen).

    Ich denke aber weltweit statistisch gesehen ist die Tendenz schon klar.

    Natürlich meine ich das in keiner Weise wertend. War eher ein Gedankenspiel gegen die Vorstellung, dass die Novadis einfach nur rückständig und fremdartig sind. Aus der Sicht der grössten modernen Weltreligionen wären sie wohl die Fortschrittlichsten.

    Abschaffung der Spezies Drachling

    Ich setze die Zauberbarden an erster Stelle <X


    Also: Nein, Wüstenregionen müssen nicht "homogen" sein, kulturell und gesellschaftlich, und waren und sind es irdisch gesehen auch nie, auch nicht ein und dieselbe Wüste

    Vollkommen richtig. In Aventurien ist sie es aber und wenn sich das einzige Wüstenvolk kulturell mehr Vielfalt bieten soll, um mehr Auswahl zu haben, dann geht das nur von innen heraus. Die Novadis müssen sich also selbst von ihrer Steinzeit Kultur befreien.

    Also was die "Steinzeit-Kultur" betrifft, verläuft die religiöse Entwicklung irdisch in der Regel vom Poly- zum Monotheismus. Die Novadis stehen unserer modernen Kultur also diesbezüglich am nächsten. Fremd und exotisch mag das in Aventurien erscheinen aber eine monotheistische Gesetzesreligion die auf einer Offenbarung beruht, ist uns kulturell ziemlich Nahe. Die Religion gemischt mit der Wüstenkultur sorgt aber natürlich auch schnell für Parallelen zum Islam. Das ist auch kein Problem aber dann finde ich eine gewisse interne Vielfalt an Rechtsschulen wichtig, was z.B. die Stellung der Frau betrifft. Halt wie im entsprechenden irdischen Pendant auch. Sonst wirkt es so als hätte man sich an problematischen Vorstellungen eines homogenen und kulturell rückständigen Islam orientiert. (Was nicht heisst, dass es nicht auch genau solche Rückständigen Schulen und Auslegungen geben sollte)

    Zum Karma von Raschtul dürfte ähnliches gelten. Noch ein karmaler Kult der erwacht ist einfach extrem langweilig und "generisch".

    Sehe ich auch so. Ausser es würde wirklich was aufrütteln im Setting und die Konsequenzen wären erlebbar. In der Vergangenheit hat das für mich mehr so ausgesehen, als wolle man halt einfach eine neue Profession mit neuen Fähigkeiten einführen aber sonst hat sich nichts grosses getan.

    Ausserdem kann "kein Karma" wie bei Rur und Gror doch genau das spannende Alleinstellungsmerkmal sein, genauso wie der Monotheismus. Einen Rastullah-Gläubigen zu spielen fände ich genau wegen diesen Besonderheiten spannend, auch weil das Argument für den Glauben nicht einfach "schau mal meine Liturgie wirkt" sein kann. Da lässt sich ja auch aus den irdischen monotheistischen Glaubenstraditionen viel Schöpfen für entsprechende Debatten und Überzeugungen.

    Aber ein Stamm bzw. eine Rechtsschule, die aus der Reihe tanzt wäre doch gut möglich. Für alle die halt gerne eine/n Novadi oder Wüstenbewohner ohne patriarchale und intolerante Einstellung spielen wollen.

    Irdische Anleihen sind ja erstmal kein Problem, die Frage ist vielmehr, auf welche Art sie geschehen. Ich finde der Klischeebegriff wird auch oft etwas inflationär benutzt. Irgendeinen oberflächlichen Eindruck einer Kultur braucht man halt erstmal, um sich eine Vorstellung machen zu können. Da denkt man halt erst mal "Bornland ist sowas wie Russland" und lernt später, dass es auch viele Differenzen gibt und die Region in sich auch nicht homogen ist etc.

    Bei den Novadis ist der Bezug zum Islam wohl augenfällig, was ja an sich kein Problem sein muss. Das Problem ist vielleicht eher, wenn es nur einen Bezug zu einem kolonialistisch gedachten Klischee-Islam gibt. Ich denke zentral sind z.B. die verschiedenen Rechtsschulen, die es ja, so viel ich weiss, bei den Novadis auch gibt. Da könnte man sich doch auch gut einzelne Rechtsschulen vorstellen, welche Frauen als gleichwertig ansehen. Das könnte auch eine neue Entwicklung sein, weil die Theologie da auch nicht stehen bleibt. So wie es im Islam verschiedene Auslegungen und Rechtsschulen gibt und halt nicht den Islam, könnte der Rastullah-Glauben dann auch unterschiedlich ausgelegt werden und man hat mehr Spielraum.

    Ich kenne mich allerdings mit Novadis und Rastullah überhaupt nicht aus, lasse mich da gerne belehren!

    Ich spiele jetzt seit ca. 7 Jahren DSA 5 und mir sind diese Teilprobenerleichterungen immer nur dann begegnet, wenn sich Leute im Eingangs angesprochenen Forum darüber beklagt haben, dass diese ja in DSA 5 irgendwo existieren würden. Einzige Ausnahme bisher waren einige Gegenstände, welche die Helden in der Theaterritter-Kampagne erhalten können, die solche Boni geben. Aber da stand eigentlich der ideelle Wert der Gegenstände im Vordergrund und ich weiss nicht mal, ob sie sich diese Boni aufgeschrieben haben. Das ist sicher nett für Leute, die sehr simulationistisch spielen und alle anderen können es gut ignorieren, da diese Regeln wirklich nie irgendwo im Zentrum stehen und man einen Bratspiess auch ohne Teilprobenerleichterung benützen kann.

    Also ich hab kein Problem damit, es berührt aber mein Spiel auch nirgends.

    Ah, ich kenne Splittermond nur oberflächlich. Aber ich denke als neueres Rollenspiel haben sie sich mit Wargen, Gnomen etc. schon von Beginn weg am Trend zu mehr nicht-menschlichen SC's orientiert. Rattlinge als SC sind wohl nochmal ein Schritt mehr in diese Richtung, das scheint ja auch nicht allen zu gefallen aber bedient sicher den Trend.

    Es ist ja bei DSA nicht so, dass sehr exotische Spielercharaktere nicht möglich wären. Nur sind z.B. die allermeisten offiziellen Abenteuer dann kaum spielbar. Aber Themengruppen, selbstgeschriebenes oder Spezialabenteuer sind immer möglich. Ich finde dieses "bodenständig" Alleinstellungsmerkmal bei DSA aber auch gut und für alle anderen gibts ja DSK, Myranor etc. wo es deutlich bunter zu und her geht.

    Für mich gehört es mit zu DSA, dass die Heldengruppen eher wenig exotisch sind. Ein Achaz, ein Goblin, ein Grolm und ein Maru die gemeinsam Abenteuer erleben passen kaum nach Aventurien. Gleichzeitig geht aber in vielen anderen Systemen der Trend momentan sehr dahin. Wenn ich Videos von Orkenspalter-TV zu D&D anschaue, dann kommt da ständig so was wie «Hihi diese spielbaren neuen Eulen/Dachs/irgendwas-Kreaturen sind super knuffig, sowas finden wir ganz toll!». Von daher muss vielleicht auch DSA teilweise auf diesen Zug aufspringen, bei Splittermond erscheint ja demnächst auch ein Band, der «Rattlinge» spielbar macht und das waren vorher wohl eher sowas wie generische Feinde. Ich finde aber, dass sowas bei DSA recht geschickt an DSK und Myranor ausgelagert wird, beides bedient ja diese Bedürfnisse. Zur Abwechslung mal eine Themengruppe von Orks oder einen Festumer Goblin zu spielen, finde ich aber durchaus passend. Da kommen die benötigten Regeln sicher früher oder später auch in DSA 5.

    So. heute Morgen alle Beiträge durchgelesen!

    Ja, man kann sich darüber aufregen, dass seine Darstellung Aventuriens nicht dem heutigen Zeitgeist entspricht, aber sie war damals ziemlich modern. Jetzt rückwirkend die Welt dem Zeitgeist anzupassen halte ich für einen Verrat an seinem Erbe.

    Dazu finde ich Jasmin Neitzels Beitrag sehr lesenswert. Es ist interessant, wie Figuren in bestimmten Lesearten oder aus bestimmten Perspektiven ganz anders im positiven Sinn wirken können. Ich finde hier wird ein Teil des Geistes von Kiesow und Aventurien schön herausgearbeitet. Diesem Erbe treu zu bleiben, heisst ja nicht, nichts mehr verändern zu dürfen, sondern halt in diesem Geist weiterzudenken.

    Ansonsten fand ich die Offenheit und Partizipationsmöglichkeit beeindruckend, die Kiesow und DSA offensichtlich ausgestrahlt haben. Und das obwohl er seine Vorstellungen von Rollenspiel ja sehr aktiv geäussert hat. Offensichtlich ist das nicht wirklich ein Widerspruch, zumindest in seiner Person nicht.

    In dem Zusammenhang finde ich auch das Zitat das Arne Gniech anführt bemerkenswert:

    Zitat von Uli Kiesow

    Ich persönlich bin der Ansicht, daß die ‚Götter‘ einen sehr wichtigen Schritt für das Schwarze Auge bedeuten. Wir haben hier nämlich – so gründlich wie in keiner Publikation zuvor – versucht, stimmungsvollen Hintergrundtexten eine größere Bedeutung als den Spielregeln einzuräumen. Und wir hoffen, auf diesem Weg einen neuen Stil im deutschen Rollenspiel zu verankern.

    Hat es zeitweise so ausgesehen, als würde man sich von diesem Stil verabschieden, lassen neue Werke wie z.B. Rohals Erben wieder hoffen :)

    Und zu guter Letzt ist die Anekdote von Werner Fuchs über den Kneipenbesuch in Hubbelrath einfach super lustig und lässt die bekannten Beteiligten höchst sympathisch wirken. ^^

    Es war irgendwie klar dass das Thema drüben im anderen Forum wieder eskalieren würde. Ich hatte naiv geglaubt, dass man sich bei einem Gedenkband für Ulrich Kiesow einfach mal auf nette Anekdoten sowie Feedback zum Buch statt mit Ulisses-Bashing begnügen würde. Umso mehr freue ich mich über das nette und positive Feedback hier!

    Umso unangenehmer dass das Bashing gerade auch von Seiten der Moderation kommt. Wegen dieser Stimmung schreibe ich dort eigentlich auch nicht (mehr). Hier im Forum habe ich den etwas versteckten Beitrag erst jetzt gesehen und wollte dir auf diesem Weg danken für die tolle unentgeltliche Arbeit an dem Buch. Ich bin schon gespannt auf die Beiträge!

    Als jemand der keinerlei persönlichen Bezug zu Kiesow hat, habe ich mir gerade zum ersten Mal seine Ausführungen zum Rollenspiel durchgelesen. Ich finde sie auch aus heutiger Sicht eines recht neuen DSA 5 Spielers schön formuliert und inhaltlich interessant. Man merkt, dass sich hier jemand wirklich Gedanken macht und etwas zum Thema Rollenspiel zu sagen hat. Heute wird eine Meinung zum Rollenspiel zu haben leider meist damit gleichgesetzt, jemandem etwas vorschreiben zu wollen. Also bleiben halt nur Plattheiten wie "Hauptsache es macht Spass" übrig oder diese seltsam-analytischen Kategorisierungen von "Spielertypen". Da finde ich Kiesow im Gegenzug erfrischend zu lesen!

    Wir spielen ausserdem gerade die Theaterritter-Kampagne und mein Exemplar des Zerbrochenen Rades wird reihum in zügigem Tempo als Hintergrund verschlungen - Das Erbe lebt also munter weiter :)