Als jemand der mit und in der Kommunikation arbeitet ist Charisma tatsächlich etwas, das man aktiv beeinflussen und lernen kann.
Es ist aber sehr stark nuanciert und breit gefächert.
Charisma ist das Bild von uns selber, das wir im Kopf eines anderen erzeugen und das kann auch mit unserem Äußeren passieren aber auch ohne.
Im visuellen Bereich ist das natürlich auch eine Grundattraktivität aber auch Bewegungsart, Blickkontakt, emotionale Reaktionen wie ein Lächeln, gepflegtes und vor allem angepasstes Auftreten*.
In der Telefonie brechen die visuellen Eigenschaften weg aber dennoch kann Charisma ausgestrahlt werden. Der Fokus verschiebt sich auf aktives Zuhören, spiegeln des gesagten, Wortwahl**
Die Timbre ist auch sehr wertvoll; die Tonlage, die Geschwindigkeit, Pausen, saubere Aussprache.
Gehen wir jetzt noch einen Schritt weiter, zu reiner Schriftkommunikation. Und auch da kann man Charisma ausstrahlen. Wortwahl, Formatierung, an den Kommunikationspartner angepasste Satzstrukturen und Formulierungen. Bandbreite an Synonymen.
Andere Eigenschaften spielen da natürlich rein aber Charisma ist das Ergebnis der Umsetzung.
Es gibt noch eine weitere und noch abstraktere Form von Charisma und das ist die corporate identity. Ein lebloses abstraktes Konstrukt für das wir dennoch Pathien empfinden können.
Das wird erreicht durch Präsentation und Aktionismus. Den Bereich will ich jetzt aber nur knapp angeschnitten lassen, da ich nur vor Augen führen möchte wie auch ohne Körperlichkeit Charisma erzeugt werden kann.
Für alle Formen der Austrahlung ist ein sehr wichtiges Element unabdingbar und das ist Empathie; die Befähigung mich in mein Gegenüber zu versetzen und die Welt aus dessen Blickwinkel zu betrachten.
Ich habe beruflich genug telefonieren müssen, HomeOffice-Erfahrung und habe auch nun zwei Jahre DSA über Discord hinter mir und viel Charisma geht darüber verloren, dass man sich unbeobachtet fühlt.
Man hört es raus ob jemand konzentriert ist, man hört es raus ob jemand gerade sitzt, man hört es raus ob jemand richtig angezogen ist oder im Pyjama rumhockt.
Ich telefoniere mit Mitarbeitern im HomeOffice und diese büßen gleich Charisma ein, wenn ich raushöre, dass diese bis gerade im Bürostuhl lagen. Meine Mitspieler büßen Charisma ein, wenn ich bei Discord sehe, dass die gerade parallel ein Videospiel gestartet haben.
Ja, Charisma ist abstrakt aber es existiert als wahrnehmbare und beeinflussbare sowie trainierbare Größe.
*Turnschuhe zum Anzug sind in einem jungen Startup angebracht, bei einem Vorstellungstermin bei Krupp eher nicht. Und bei einem Abend in der Kneipe lässt man besser auch den Anzug weg.
**Unser normaler Sprachgebrauch macht zu über 60% negative Wörter aus. Nein, nicht, kein, gegen etc. Das Verwenden von positive wording hingegen lässt einen optimistischer und charismatischer darstehen obwohl der Inhalt unverändert ist.