Was ich als Selbstverständlichkeit voraussetze, aber gar nicht so oft in den Beiträgen gefunden habe:
- ein DSA-Werk verzichtet auf die Darstellung sadistischer Tendenzen als Normalvariante.
- ein DSA-Werk verzichtet auf die Verurteilung von nicht-mono-hetero-Sexualitäten.
Was ich lese, wenn ich das über den Daumen richtig verstanden habe...
- man vermutet ein Werk, dass das Thema Sexualität in Aventurien zu "Blümchen & nett" darstellt.
- man findet "Blümchen&nett" ok, falls dazu irgendwann auch noch einmal ein Band "Darkroom" herauskommt.
- man wünscht sich keine Markierung der nicht-hetero-sexuellen Sexualitäten als bloße Normalität in einer anderen Farbe.
- man betrachtet das nicht-Ausarbeiten menschenverachtender Tendenzen (unter klaro: missbilligender Prämisse) als verpasste Chance.
Na, Prost.
Die Formulierung "Lust, Rausch, Egoismus" als thematischer Leitfaden für Levthan-Priester müsste nach meinem Dafürhalten dem erwachsenen Betrachter eine Idee* geben, welche Optionen sich dahinter verbergen. Eine Ausarbeitung dieser Optionen brauche ich eigentlich nicht.
Mit einiger Erleichterung habe ich es eben noch einmal überprüft: obwohl das absolut naheliegend wäre und sicher im Irdischen keine Seltenheit ist, findet man bei den Persönlichkeitsschwächen und schlechten Angewohnheiten keinen Sadismus. Vorurteile und Streitsucht sind die Grenzlinien - gewaltbereit, sadistisch, [Geschlecht]-verachtend steht dort nicht zu Auswahl.
Auch andere Bildmalereien finde ich nicht im DSA-Regelwerk: mit einem Seil z.B. kann man ja bekannter Maßen Steilwände erklimmen. Man kann damit ganz unverfänglich fesseln oder auch im Liebesspiel die Gliedmaße des Gespielen an Bettpfosten fixieren. Und man kann natürlich damit fixieren und vergewaltigen. Ist das DSA-Seil hinreichend ausgearbeitet, muss ich mich nun (nach der Schelte für den Liebestrunk) fragen!
Egoistischen und sadistischen Trieben kann man mit magischen Befehlen nachhelfen - und natürlich mit jeder anderen Form der Befehlsgewalt, wie uns Joffrey Baratheon plastisch demonstriert. Der uns auch eine alternative Verwendung der Armbrust nahebringt. Ist das soziale Gefecht "Handlungen erzwingen" nun unzureichend ausgearbeitet, muss ich mich ob der Kritik an den Vergewaltigungszaubern fragen!
Letztendlich kann man sogar mit stumpfen Löffeln die Grenzen des Benehmen verletzen. Ach... und bei der wirklich ans Mark gehenden Bearbeitung von Theon Graufreut ist auch das grausamste Werkzeug ein Nagel und eine Kneifzange, iirc.
Man sollte also eigentlich bei jedem scharfen oder stumpfen Gegenstand und bei jedem Befehl und jeder Bitte hinterleuchten, ob damit nicht RAW eine ungewollte sexuelle Handlung erzwungen werden kann? Und:
Dies alles sei in DSA bisher wohlplatziert gewesen und die nicht-Ausarbeitung ist ein Rückschritt?!
Quellen! Leute, das müsstet Ihr unbedingt belegen, denn solcherlei DSA-Material fände ich hochgradig kritikwürdig!
Ich glaube eher, da geht Eure Erinnerung an Erlebtes und die Erinnerung an Gelesenes etwas auseinander.
Wenn Ihr Euch seitenlang über die zahnlose Darstellung der aventurischen Sexualität auslasst, muss ich mich wirklich fragen, was genau hier erwartet wird. Es ist doch relativ einfach: Recht und Gesetz und gesellschaftliche Norm wird niedergeschrieben, deren Verletzung (zumeist und zunächst durch Schurken/Schurkenstaaten) wird den Spielern bekannt gemacht (aber nicht in Regelbüchern, sondern in Abenteuern oder Romanen) und ist in vielen Fällen bereits Handlungsauftrag an die Spieler resp. Charaktere. Rechts- und Gesetzesbruch durch Charaktere ist wohl zwar die Regel, wie weit die Grenzen dabei aber überschritten werden, obliegt einzig dem individuellen bzw. gruppenvereinbarten Spielstil.
Das zwischen Regeln und Handlung liegende Quellenbuch käme einem Darstellungsauftrag meiner Meinung nach bereits hinreichend nach, wenn es benennt, wo welche gesellschaftlichen Normen eben nicht in gleicher Weise Beachtung finden.
Wenn ich wünschte, in der Sexualität würden mir auch die härteren Gangarten bis zur Vergewaltigung plastisch gemacht; müsste ich das dann nicht auch für allgemeine Grausamkeit gegen Tiere und Menschen fordern? Ehrlich, ich wäre nicht darauf gekommen, dass man sich von einer DSA-Redaktion eine geeignete Plattform für derartige Interessen wünschen könnte. Aber man lernt nicht aus. Der Grauschattierungen gibt es nicht weniger als 50...
Womit ich nicht postulieren will, dass ohne solches Beiwerk ein interessantes Buch entsteht!
Es ist halt in einer (theoretisch) rauhen Welt eine diffizile Frage, wie nahe man mit dem Vergrößerungsglas herangeht. Ich kann wie gesagt mit den 3 o.g. Kern-Parametern der Levthansdiener etwas anfangen. Detailtiefe finde ich oft schon überflüssig, wenn der Inhalt nicht brisant ist. Ich muss auf der anderen Seite dieses Buch der Clique meiner Tochter (obwohl <18) nicht vorenthalten. Freilich werden die voraussichtlich Belanglosigkeit monieren. Das ist mir aber lieber als Anrufe von Eltern und auch nur Ausdruck einer leicht medial abgestumpften Konsumhaltung (der ein kreatives Hobby entgegen halten sollte: wenn Du es detaillierter willst, benutze Deine Fantasie!).
Wenn jmd. von Euch juristisch verantwortlicher Redakteur wäre, würde er/sie/es sich auch etwas in der Forderungshaltung zurücknehmen. Denke ich mal...
EDIT:
Ich kann mir im Übrigen sehr gut vorstellen, drei unterschiedliche Veranstaltungen: Hexenreigen zu spielen.
Mit der Jugendlichen-Clique einen Hexentanz mit düster blickenden Typen mit Hörnermasken, denen junge Hexen schüchtern in den Schatten des dunklen Waldes folgen....
Mit unserer mixxed-Runde (+/-45) mit Getränken die den Geist und den Leib entflammen und nächtlichen Aktivitäten, die zum Glück der Körper nicht wieder vergisst und die leider auch die Seele nicht mehr verdrängen kann... oder ähnlich.
Und mit den härtesten der Orksenspalter, wo gefeiert wird, bis die Grenzen von allem dahinfahren und Hexen und Mannwidder einander zu brechen und dann in erzwungener Zweisamkeit auszulutschen suchen.
Das ist kein Hintergrundbruch. Das sind Stiladaptionen.
EDIT 2.0:
Wenn alternativen sexuellen Konzepten nicht nur gleichgültige Toleranz entgegengebracht werden soll sondern auch eine eigene Gestaltung - jedoch ohne Verurteilung... sehe ich in der Tat kleine Probleme auf uns zukommen. Ist damit gemeint Penis- und Vagina-Größen müssten um Hilfsmittel und Analrosetten erweitert werden? (letzteres ist sogar vorgesehen, oder?) Oder wie genau hätte ein mutiger ex-ante-Umgang aussehen müssen. Und wenn man z.B. Homosexualität darstellen würde und auf der nächsten Seite in einem eigenen Kapitel die Askese. Weiter den Missbrauch in maraskanischen Klöstern. Und im nächsten Kapitel die Sodomie. Wäre das politisch korrekt?
Oder gehörte Homosexualität in die "Normvariante" der Sexualität? Wenn ja, gälte das auch für Liebe zwischen Vielen. Und ab welchem Alter? 18 ist doch in Aventurien sicher nicht das Maß, oder?!
Ganz schön vollmundige Anforderung das. Mach mal einen Kreis zum Quadrat!