Beiträge von Brabaker Schurke

    Zitat

    Es beginnt schon mal damit, dass ich nicht ständig irgendwelche riesen Katastrophen (Ogerzug, Orksturm, Borbaradinvasion, noch ein Orksturm, Jahr des Feuers) brauche, um das Heldenleben interessant zu machen. Man kann auch auf kleinerer Ebene seinen Spaß haben.

    Das möchte ich unterstreichen! Die Anhäufung von Weltenbrand-Ereignissen in den letzten Jahren war inflationär.

    Bezogen auf das Mittelreich sehe ich gar nicht primär die Gefahr eines dramatischen Untergangs. Dämonenreiche sind auf Dauer nicht lebensfähig und die Orks werden sich nach ein paar spektakulären Raubzügen eh wieder in die schwarzen Zottelhaare kriegen. Ich sehe für das Mittelreich eher die Gefahr eines würdelosen Dahindümpelns: Provinzialismus, Adelsfehden, Kleinstaaterei und Siedlungsrückgang. Sozusagen eine "Nostria-&-Andergast-isierung". Falls Rohaja diesem Reichszerfall entgegenwirken kann, soll's mir recht sein. (Die Frage dynastischer Legitimität überlasse ich gerne späteren Historikern *g*)

    Ich gehe mal davon aus, dass in Aventurien auch in Zukunft in der Hauptsache die Menschen um Macht und Territorien ringen werden. Und da denke, ich dass für das Mittelreich (neben der Befreiung Tobriens) v. a. das Verhältnis zum Horasreich und zu Al'Anfa entscheidend sein wird. Zum Horasreich, weil dieses das weitaus mächtigste Nachbarreich ist. Zu Al'Anfa, weil dieses im Rennen um Charyptik, Südmeer und Uthuria die Hauptrivalin des Horasreiches sein wird. 'Realpolitisch' ist die Sache aus mittelreichischer Sicht klar: Mit Al'Anfa zusammenarbeiten, um die Machtentfaltung des Horasreichs zu begrenzen. Prinzipiengeleitet (wir sind ja in einem Fantasyrollenspiel) ist die Sache komplizierter:

    - Al'Anfa steht für organisierten Menschenraub, Todesspiele in der Arena und jeder-ist-sich-selbst-der-nächste. Von einer "Heldenkaiserin" würde ich mir da weniger realpolitische Anbiederung erwarten. Sie sollte sich in ihrer Südlandpolitik eher im dortigen Mittelreich-Protektorat Hot-Alem Rat holen. Dort ist Sklavenhandel verboten und der Fürstprotektor Refardeon knüpft heimlich Kontakte zu dem Waldmenschen-Anführer He-Sche (gareti: "Sonne"!).

    - Bosparan wiederum hat in seiner Geschichte zwei Dämonenkaiser hervorgebracht, der Fall Bosparans war ein Götterurteil! Die Bosparaner hatten sozusagen "on the wrong side of history" gestanden. Ein erneuter Aufstieg Bosparans/Vinsalts zur Supermacht würde das Ergebnis der Zweiten Dämonenschlacht auf den Kopf stellen und einen Hauptstrang der bisherigen Aventurien-Erzählung in den Hintergrund treten lassen.

    Ich finde das mit der "Heldenkaiserin" gut!

    Nicht nur aus dem Bauch heraus, sondern auch weil es - unabhängig davon, wie un/sympathisch einem Rohaja sein mag - zur aktuellen Situation des Mittelreichs passt. Denn es hat ja eine unfreilwillige Auffrischung des mittelreichischen Adels gegeben. Bedenkt: Im Zuge der Borbaradkriege und des Jahres des Feuers haben sich die Reihen des alten Adels gelichtet. (Und angesichts der existentiellen Bedrohung konnte man auch nicht mehr jeden noch so vertrottelten Adelssprössling mit einem Posten versorgen.) D. h. man muss davon ausgehen, dass viele Ränge im Heer und in der unteren Lehnshierarchie notgedrungen mit verdienten Recken von gewöhnlicher Herkunft besetzt worden sind! Wir haben es mit einem mittelreichischen Adel zu tun, der (im Durchschnitt) weniger blasiert, weniger behäbig und auch weniger paragraphenreiterisch ist als noch vor 15 Jahren. Da passt eine rondrianisch und auch populistisch ausgerichtete "Heldenkaiserin" (von manchen gewiss auch als Spottbegriff verwendet) durchaus in die Zeit.

    EDIT:

    Mich persönlich nervt das Horasreich am meisten... Pakt mit Drachen, East Aventurica Trading Company, beste Flotte und Armee sowieso...

    Dem Horasreich kann ich auch wenig abgewinnen. Es ist weder ein Reich der Helden (dafür ist diese Region zu sehr vom Glück verwöhnt) noch bietet es sich als Feindbild an (dafür sind die Horasier zu amüsant und geckenhaft) noch ist es eine gemütliche Wohlfühlprovinz (dafür geht es dort zu kompliziert und intrigenhaft zu). Auch aus dem Grunde ist es wichtig, dass Gareth gegenüber Vinsalt und Kuslik an Bedeutung gewinnt.


    Auch ein "förderal" entwickeltes Mittelreich kann stark sein ;)
    Vor allem da dies in so einer Situation, in der das Reich von allen Seiten bedrängt wird, durchaus Vorteile hat. Eine einzige Kaiserin kann so ein "großes" Reich nicht wirklich flexibel regieren... Wenn die Fürsten ausnahmsweise mal ihre Arbeit tun sehe ich das Reich auf dem Weg zur Besserung...


    Die (irdische) historische Erfahrung deutet allerdings eher in die andere Richtung: Zuviel Föderalismus bietet auswärtigen Mächten die Möglichkeit, Einfluss zu nehmen und Fürsten gegeneinander auszuspielen. Im Extremfall kann ein solches Reich zum Schauplatz von Kriegen zwischen verschiedenen auswärtigen Machten werden! (Beispiel: Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation, der 30-jährige Krieg oder später die von Napoleon gebildeten Vasallenstaaten in Westdeutschland). In Aventurien könnte der gegenwärtige Einfluss Grangors in der 'eigentlich' mittelreichischen Provinz Windhag als Beispiel gelten.

    EDIT Schattenkatze: Bitte solche kurzzeitigen Nachträge und es hat noch niemand zwischenzeitlich geantwortet per Editierfunktion nachtragen.

    Vorweg: Bei aller in meinem Namen anklingenden Neigung zu südländischer Exotik finde ich doch, möchte ich doch keinem 'Aventurien ohne Mittelreich' (genauer: ohne einem starken, relevanten Mittelreich) entgegen sehen. Die Gründe:
    a) Die Exotik des Südens ebenso wie die Wildnis und Weite des Nordens ziehen ihre Faszination doch gerade aus dem Kontrast zu den relativ ruhigen, sicheren und gemütlichen Landen in der Mitte des Kontinents.
    b) Man ist ja auch als Spieler durch seine Jugend geprägt und damals wuchs man eben mit der Erzählung auf, dass es ein mächtiges, unvorstellbar großflächiges Kaiserreich mit Gareth als Hauptstadt gab. Ein Neues Reich, dass aus der Rebellion gegen dämonbeschwörende bosparanische Kaiser hervorgegangen war und auch die Sklaverei abgeschafft hatte.
    c) Es war das als bieder und provinzell belächelte Mittelreich, welches in den 1020er Jahren die Hauptlast des Krieges gegen Borbarads Erben getragen hat.

    Kurz: Ich will nicht, dass sich das Mittelreich in Richtung einer chaotischen, fragmentierten Ansammlung von Territorien entwickelt (in der Art des irdischen "Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation" entwickelt) und sich das gefühlte Zentrum Aventuriens ins Horasreich verlagert.

    Die Entwicklung unter Rohaja schein mir zwiespältig: Einerseits wurden mit der Ochsenbluter Urkunde die Rechte der Landesfürsten abermals gestärkt. Andererseits sind in den ewigen "Problem-Provinzen" Albernia und Almada wieder halbwegs reichstreue Lehnsleute am Ruder und im Osten scheint die Befreiung der Schwarzen Lande langsam voranzukommen. Auch scheint Rohaja als "Heldenkaiserin" aufgebaut zu werden (also mit Popularität beim Volk und bei den Truppen).

    Weiß hier jemand, ob von der Redaktion eine längere Amtszeit Rohajas und ein echtes 'Comeback' des Mittelreiches geplant ist?

    O.k., generell stellt sich die Frage, wie das Mittelreich bei all den Krisen der 1020er Jahre überhaupt in der Lage war, nebenbei noch ein derart entlegenes Protektorat zu unterhalten. Aber laut "Geographia Aventurica" soll im Hafen von Hot-Alem die "Stern von Perricum" liegen, eines der wenigen verbliebenen ernstzunehmenden Schlachtschiffe des Neuen Reiches.

    Ein Anhaltspunkt könnte noch die Haltung der Praioskirche sein. Diese hatte doch der Krönung Rohajas zur Kaiserin ihren Segen gegeben und der Tempelvorsteher (und zweitmächtigste Mann) von Hot-Alem, Solareon di Murundi, gehört zum obersten Inquisitionsrat dieser Kirche, dürfte also konform mit ihren Beschlüssen gehen. Wäre doch unlogisch, wenn er dann mit einem Fürstprotektor zusammenarbeitet, der gegen einen solchen Beschluss der Praioskirche einen anderen Thronfolger untersützt.

    Für eine Unterstützung der Thronansprüche Selindian Hals durch den Tempel und den Fürstprotektor von Hot-Alem spräche nur eine anzunehmende größere kulturelle und familiäre Nähe zu Almada (der Stil, den die Oberschicht von Hot-Alem mit Verspätung von jeweils einer Saison imitiert, wird in der Geographia Aventurica als "almadanisch-garetisch" bezeichnet).

    Eine historische Fußnote, gewiss, aber ich bin gerade drüber gestoplert: Laut IdDM unterstützte die mittelreichische Südkolonie Hôt-Alem die Thronansprüche Selindian-Hals. Das scheint mir völlig unrealistisch, denn das kleine und isolierte Hôt-Alem (2.000 Einwohner, einzige praiotisch geprägte Stadt des Tiefen Südens) ist auf mittelreichische Unterstützung über den Seeweg angewiesen und Selindians faktischer Machtbereich hat sich ja auf den Binnenstaat Almada beschränkt (oder?), er dürfte also kaum die Kontrolle über Teile der Flotte ausgeübt haben.

    Ein Denkfehler der Redaktion? Oder hab ich da irgendwas übersehen?

    Die Schwarze Armada hatte Sylla ja 1030 BF im Rahmen des Angriffs auf das Horasreich (quasi "auf dem Weg liegend") besetzt und laut Wiki Aventurica ist nach wie vor eine alanfanische Statthalterin dort an der Macht. Andererseits wird Sylla dort aber auch nach wie vor als Piratenhafen charakterisiert.

    Dass die bisherigen Sylla-Piraten jetzt in alanfanischen Diensten segeln ist aber kaum vorstellbar, sowohl von Seiten der Syllaner (Selbstverständnis als 'gute' Piraten, traditioneller Gegensatz zu den götter- und skrupellosen Charypso-Piraten) als auch von Seiten Al'Anfas (offene Rechnungen mit den Sylla-Piraten). Auch eine Kollaboration der Harani und der Tempelvorsteher von Sylla (Betonung eigener, aranischer Traditionen) wäre überraschend. Ich würde sagen: Entweder haben die Alanfaner die Stadt nur kurz geplündert oder sie haben sie dauerhaft besetzt und von allen traditionellen Feinden gesäubert. In dem Fall gäbe es jetzt sozusagen eine syllanische Diaspora an den Küsten Meridianas und des Perlenmeeres.

    Wie seht Ihr das?

    Zitat von "Thamor"

    Hi Schurke,

    auch wir vom DereGlobus-Projekt vermissen eine H'Rabaal-Stadtkarte, es gibt tatsächlich keine offizielle (siehe unseren Stadtplanindex). Vielleicht hast du Lust deinen Plan ebenfalls dem Projekt zur Verfügung zu stellen? Wir würden uns freuen! :lol2:[/url].

    Klar, kann ich machen. Der Plan wird wohl dieses Wochenende fertig. Welche e-mail-Adresse soll ich nehmen?

    Sehe ich das richtig, dass es bisher weder einen offiziellen Stadtplan von H'Rabaal gibt noch einen inoffiziellen (zumindest nicht online)? Ich bin nämlich im Begriff, für unsere DSA-Runde einen solchen zu zeichnen.

    Ich würde den auch gerne danach hier gemeinfrei online stellen. Nur eine Frage: Darf man das oder kriegt man da mit FanPro Ärger? (Die Zeichnung würde ja auf einem Text aus einer offiziellen Publikation, nämlich IdDM basieren.)

    Täuscht der Eindruck oder ist die große Zeit der DSA-Online-Fanprojekte und Lehnsspiele vorbei?

    Mir ist jedenfalls aufgefallen, dass folgende Websites z. T. seit mehreren Jahren nicht mehr aktualisiert worden sind:

    - http://www.brabak.com/indexalt.htm

    - http://www.kemi.de/

    - http://www.yaquirblick.de/

    Auch scheint es, als ob keine neuen Lehnsspiele und (Limbus-)Gazetten mehr entstehen. Z. B. gibt es nach meinem Wissen bis heute keine Onlineprojekte zum Bornland, zu Al'Anfa oder zu den Tulamidenlanden ... war das nur mal so'n Hype, der jetzt halt vorbei ist, oder hat das irgendwie Copyright-Gründe?

    Zitat von "Duglim"

    Als Anregung, wie es bei uns gemacht wird:

    1. von der Rechten Schulter in einem Halbkreis nach utnen zur linken Schulter "Im Namen" / "In nomine"
    2. wieder zurück zum Ausgangspunkt "Borons" / "Boronis"
    3. von der gedachten Mitte der unter 2. gezogenen Linie schräg nach links unten "Des Herrn" / "Domini"
    4. von der gedachten Mitte der unter 2. gezogenen Linie schräg nach rechts unten "des Todes" / "mortis"
    5. von der gedachten Mitte der unter 2. gezogenen Linie gerade nach unten "es sei!" / "fiat"

    Bei der HAndhaltung haben wir uns an eher irdischen Beispielen orientiert, Zeigefinger und Mittelfinger gestreckt, Daumen und die anderen Finger bilden einen Kreis.

    Jaaa, das passt!

    Nebenbei: In unserer DSA-Runde haben wir uns überlegt, dass über den Eingängen der Golgariten-Ordensburgern steht:
    "Hic sumus non gaudii causa" - Wir sind hier nicht zum Spaß! :lach:

    Zitat von "Eldoryen Gammensliff"

    Zu den Gladiatoren:

    Hm, ok, dann widersprechen sich da die offiziellen Publikationen (in der Meridiana-Spielhilfe steht im Abschnitt zu Brabak ausdrücklich, in der hiesigen Arena gäbe es "nicht blutige Spiele wie in Al'Anfa" oder so ähnlich; hab die jetzt hier auf Arbeit nicht zitierbereit).

    Zitat von "Aliquantus"

    Wenn man sich auf das 'Böse' Predikat dafür einlassen möchte (was ich nicht tue), dann könntem an Brabak und Al'Anfa, in D&D Termina ausgedrückt, als jeweils chaotisch und rechtschaffen böse einordnen.

    Chaotisch-böse vs. rechtschaffen-böse ... das war die Formulierung, die mir fehlte!

    Ich denke, in einem chaotisch bösen Staatswesen wie Brabak passiert hin und wieder auch mal erfreuliches (Schuldenregister gehen im Behördenchaos verloren, der eine Büttel weiß nicht was der andere macht, die Stadtgarde lässt sich auch mal von den Guten bestechen, zu Unrecht verlogte finden Unterschlupf, aufklärerische Schriften können in Druck gegeben werden, und in der Dunklen Halle findet man nicht nur Nekromanten, sondern auch Heiler). In einem rechtschaffen bösen Staat hingegen passt die Obrigkeit auf, dass auch wirklich nur böses geschieht.

    Ich stell mir einfach vor: Ich strande in Meridiana und muss mich auf eine Seite schlagen ...

    Zitat von "Ehny"

    So, und jetzt würde ich dich bitten, dass du mir genau sagst, was an Al'Anfa eine ausgefeilte Kutlur des Bösen ist

    Ich meine folgendenden Unterschied

    Brabak verkündet stolz, die Sklaverei abgeschafft zu haben, doch bei den Ausführungsbestimmungen wurde so viel gemauschelt, dass sich auf den Plantagen praktisch kaum was geändert hat. Al'Anfa hingegen denkt gar nicht erst an eine Abschaffung der Sklaverei, die wecken wohlweißlich gar nicht erst falsche Hoffnungen, denen kann man noch nicht mal Inkonsequenz vorwerfen.

    In Brabak fehlt es nicht an Intrigen, Meuchlern und Gaunern, die Chance vorzeitig Deren zu verlassen ist u. U. genauso hoch wie in Al'Anfa. Aber im Gegensatz zu Al'Anfa zelebriert Brabak nicht den Tod in der Arena (nein, auch nicht mit an'anfanischen Kriegsgefangenen) und dichtet dem ganzen dann noch einen boron- und/oder korgefälligen Charakter an.

    Auch in Brabak kiffen sich die Leute zu, um dem mühseligen und gefährlichen Alltag zu entfliehen. Aber sie machen daraus keine Staatsreligion. Und König Mizirion III. de Sylphur erzählt den Leuten auch nicht, er sei der höchste Diener eines Gottes. Brabak duldet Dämonologen, aber vom Fehlen einer Inquisition und Staatskirche profitieren genauso auch harmlose Philosophen, Satiriker, Kritiker aus aller Herren Länder.

    In Brabak mauscheln König und Granden sich irgendwie durch, in Al'Anfa hat das Böse System und Legitimation.

    Zitat

    Du greifst nichts davon auf, versuchst das wenigste zu wiederlegen oder gibst auch nur im Ansatz Recht.

    Ich hab ausdrücklich der Argumentation zugestimmt, dass der Al'Anfaner Ritus nicht ursächlich ist für die Sklaverei und die Gladiatorenkämpfe in Al'Anfa. Danach kam ja dann die Schurkenstaat-Diskussion: Also die Frage, ob Al'Anfa als Staat und/oder Volk böse ist (unabhängig von der Rolle der Boronkirche).


    Zitat

    Aber gleich alle anderen Völker und Nationen zu Heiligen machen, das kanns nicht sein.

    Ich habe ja durchaus zugegeben, dass "an der Goldenen Allianz nicht alles golden ist" und dass der Brabaker König und indirekt auch das Horasreich mit der Duldung der Dunklen Halle recht wertfreie Realpolitik betreiben. Auch habe ich geschrieben, dass es gewiss "Ausbeutung überall gibt" und dass die Lebenserwartung vieler al'anfanischer Sklaven (weil langfristige Investition) u. U. über der von freien Lohnarbeitern in Brabak liegen könnte. Insofern mache ich aus Al'Anfas Gegnern keineswegs Heilige. Mir ist durchaus bewußt, dass das Horasreich Al'Anfas regionale Gegner aus geostrategischen Gründen unterstützt und nicht etwa aus Mitleid mit den Sklaven.

    Zitat von "KampfGurke"

    Was mich grad etwas stört, Brabaker Schurke, ist, dass du die Argumente die man gegen deine Ansicht ins Feld führt einfach ignorierst. Du greifst nichts davon auf, versuchst das wenigste zu wiederlegen

    Auf die meisten Punkte meine ich eingegangen zu sein ... ok, nicht auf alle. Also:

    Zu dem Argument, auch die Thorwäler seien Mordbrenner und würden Sklaven halten: Viele Thorwaler leben von der Piraterie, manche beschränken sich dabei aufs bloße Ausplündern, andere verwüsten auch Dörfer und erschlagen Zivilisten. Es gibt solche und solche; in Charypso hingegen soll es laut Spielhilfe prakisch nur Schlagetots geben. Und in aller Regel lassen Thorwalpiraten Sklaven auf erbeuteten al'anfanischen Schiffe frei! Gefangenen genommene Sklavenhändler werden zur Strafe auf den Bauerhöfen der Thorwaler selber als Sklaven eingesetzt. Dies ist erstens nur gerecht und zweiten basiert Thorwals Wirtschaft nicht auf Sklaverei (anders als in Al'Anfa, wo jeder Vierte ein Sklave ist).

    Zu dem Argument, auch in anderen Ländern Aventuriens seien die Bauern unfrei: Es ist doch schon ein Unterschied, ob man an die Scholle gebunden ist und Abgaben leisten muss ... oder ob jederzeit nach sonstwo verkauft oder zum Spaß getötet werden kann.

    Zu dem Argument, Gladiatorenkämpfe gebe es auch anderswo: Von den Städten der Schwarzen Allianz abgesehen doch nur noch in Fasar!

    Zu dem Argument, öffentliche Hinrichtungen in anderen Ländern hätten ähnliche Funktion wie die Gladiatorenspiele in Al'Anfa: Psychologisch stimmt das wohl. Aber um im Horas- oder Mittelreich hingerichtet zu werden, muss man i. d. R. erstmal gegen ein Gesetz verstoßen haben. Diese Hinrichtungen sind nicht im Sinne eines Veranstaltungskalenders planbar, es hängst kein ganzer Gewerbezweig da dran. Ich meine, das ist doch schon eine etwas andere Sache.

    Zu dem Argument, die meisten al'anfanischen Sklaven seien bereits in der Sklaverei geboren: Mag sein, schließlich kostet Sklavenfangen ja auch was und neue Sklaven sind immer so renitent. Und man kann auch nicht unbegrenzt viele Sklaven beaufsichtigen. Aber inwiefern ist das denn jetzt ein Argument gegen die These von Al'Anfa als Schurkenstaat?

    Zu dem Argument, als Sklavin ins Bordell geschickt zu werden, sei nicht so schlimm, weil es ja genausogut auch Männer treffen könne und Prostitution in Al'Anfa auch nichts anrüchiges sei: Richtig ist, dass es in Al'Anfa keine Diskriminierung eines Geschlechts gibt. Aber das macht die Sache für die betroffene Sklavin im Bordell ja nicht besser, oder? Und das der Travia-Bund in Al'Anfa nicht hoch im Kurs steht und man Prostituierte durchaus achtet, ist ja schön und gut. Aber was ist, wenn die aus ganz anderen Kulturen kommende Sklavin das anders sieht?


    ---

    Versteht mich nicht falsch: Ich will, dass Al'Anfa als Großmacht erhalten bleibt ... böse, bedrohliche Großmacht, als Pestbeule des Südens, ohne deren listige Agenten, skrupellosen Sklavenjäger, despotischen Granden und lautlosen Meuchler es in Aventurien für Helden langweiliger wäre.

    Zitat von "Ehny"

    ...die gesamte Kultur Südaventuriens. Ich weiß, das habe ich schon einige Male gesagt, aber es ist und bleibt eine einzige Kultur, mit gleichen Wurzeln und sehr großen Ähnlichkeiten in Lebensweise und Traditionen. Wenn das nicht so wäre, gäbe es zumindest verschiedene Unterkulturen, aber sämtliche Stadtstaaten sind über einen Kamm geschert.

    Ok, so handhabt es das DSA4-Kulturenschema. Aber ich sehe das so: Es gibt gewisse alltagskulturelle Gemeinsamkeiten: die Vertrautheit mit der tropischen Umgebung, die der Hitze geschuldeten Trägheit, die größeren sexuellen Freizügkeit. Aber die Städte haben z. T. sehr unterschiedliche kolonialgeschichtliche Hintergründe und Bevölkerungsmischungen! Hinzu kommen sehr markante lokake Besonderheiten (Nekromanten in Brabak, Praioten in Hôt-Alem, aranisch geprägtes Sylla, die Casino-Stadt Chorhop, die Monarchie der 'ver-echsten' Charazzar in H'Rabaal usw.). Ich meine, Meridiana ist viel weniger eine geschlossene Kulturregion als andere Territorien Aventuriens gleicher Ausdehnung!


    Zitat


    Dann hat man halt in Brabak Sklaverei abgeschafft, und? Geht es den Leuten da jetzt besser? Ist da ein Leben plötzlich etwas wert, wenn man einem der dortigen Magnaten im Weg ist? Verbietet es die Stadt Brabak Sklavenjäger zu sein und nach Charypso zu liefern (um mal nicht den "Feind" aufzuführen), wenns nur Profit bringt (und die Brabaker sind genau so gerissen, wie alle da unten)?

    Brabak ist in der Grauzone, würde ich sagen. Die Campensinos werden ausgebeutet wie überall, die Behörden sind korrupt und der König duldet eine Dämonenbeschwörer-Akademie (als Rückversicherung gegen das militärisch stärkere und agressive An'Anfa, insofern sind also eigentlich die Al'Anfaner schuld *g*); andererseits überfallen die Brabaker keine Moha-Dörfer und ergötzen sich nicht am Tod von Sklaven in der Arena. In Brabak gibt es ehrlose Halunken, korrupte Stadtgardisten, feiste Plantagenbesitzer und (innerhalb der Akademiemauern) leichtsinnige 'verrückte Wissenschaftler', aber nicht diese perfekte Systematik, diese ausgefeilte Kultur des Bösen wie Al'Anfa.


    ----

    Was die Sache etwas komplizierter macht: DSA-offiziell gab es da wohl auch mehrmals Änderungen. Al'Anfa war ursprünglich wirklich das Reich des Bösen, wurde dann aber in dieser Rolle durch die Schwarzen Lande abgelöst. Und Brabak war früher - v. a. im Online-Projekt, dass teilweise ins offizielle Aventurien übernommen wurde - die lustige lateinamerikanische Bananenrepublik und aucn der David, der dem Goliath Al'Anfa die Stirn bot. Durch die stärkere Hervorhebung der Dunklen Halle (v. a. die Galotta-Connection in die Schwarzen Lande) verschob sich das Setting ins Düstere, Bedrohliche, Ruchlose.

    Zitat

    "modernen" Strömungen: jedes Lebewesen hat auf Grund seiner persönlichen Geschichte/Erfahrung, seiner Motive und der entsprechenden Situation/Umstände die "Berechtigung" Böses zu vollbringen ohne vollkommen böse sein zu müssen.

    Sicher, auch die Granden in Al'Anfa haben ein Motiv: Sie laaangweilen sich. *g* Und sie können nicht genug kriegen (Geld, Macht, Ruhm). Das wird natürlich auch mit der Erziehung und dem Umfeld auf dem Silberberg zusammenhängen. ("Hör zu, mein Junge, Du kannst niemandem trauen. Und deine Feinde würden auch mit Dir kein Mitleid haben" usw.)

    Schurkenstaat/stadt heißt nicht, dass die Leute dort alle "grundlos böse" sind, sondern dass man mit den Leuten und/oder Herrschern dort kein Zusammenleben hinkriegen kann. Beispiel: Man mag Elfen zickig, Zwerge stur, Thorwaler laut und unhöflich finden; aber Elfen, Zwerge und Thorwaler verschleppen i. d. R keine Leute, die ihres Weges kreuzen. Es mag mit Mohas und Achaz infolge kultureller Missverständnisse zu tödlichen Begegnungen kommen; aber wenn man einige Dinge beachtet und Siedlungsgrenzen absteckt, kann man mit ihnen auch in Nachbarschaft leben (siehe, jawohl, Brabak!). Aber mit Leuten, die es als ihr Recht ansehen, einen zum Spaß in der Arena verbluten zu sehen, während die Ehefrau ins Bordell verkauft ... wie soll da das Zusammenleben aussehen?


    Heuchelei und "Realpolitik" gibt es überall, aber meine Top-Schurkenstaaten sind:

    Al'Anfa - Dein Leid ist ihre Unterhaltung, Bosheit mit System, ihre Sklavenjäger überfallen friedliche Dörfer, vor Ehrentribüne blicken die Granden hochmütig auf Dich herab usw.

    Fasar: Im Grunde ein degeneriertes Al'Anfa ohne Boronkirche, Universität und staatlichem Gewaltmonopol (deshalb auch weniger expansiv)

    Charypso: Wahrscheinlich die Stadt mit der höchsten Bevölkerungsfluktuation und der niedrigensten Lebenserwartung Aventuriens ... die behaupten noch nicht mal, sie seien die Guten! :lol2: )

    Zitat von "KampfGurke"

    Ich plädiere immer noch ganz klar auf Thorwal! Aber ja, es wäre eine eigene Diskussion.

    Vielleicht mit Abstimmung: "Bester Schurkenstaat"

    Ich wäre aber echt dafür, die Schwarzen Landen draußen zu lassen! Die werden ja nur noch sehr bedingt von Menschen regiert und sind als Bedrohung im Grunde ja unserer Sphäre ein Sonderfall.

    So, ich hab noch mal alle Argumente geprüft, auch noch mal in die Meridiana-Spielhilfe geschaut und mir ein abschließendes Urteil gebildet:

    Es stimmt wohl, dass der Al'Anfanische Ritus nicht ursächlich für die "al'anfanische Lebensweise" ist.
    - Ersterer hängt v. a. mit den nach Süden gewanderten Nemekathäern und den Wudu zusammen,
    - letztere mit den tulamidischen, oder besser gesagt: elemitischen Traditionen (genau wie in Mengbilla!) und rasanten Aufstieg dank fruchtbarem Umland und verfügbaren Waldmenschen.

    (Interessanter Weise beziehen sich sogar die 'Verschwörer vom Heiligen Berg Visra' um den Sozialrebell Lucio ter Utrecht auf den al'anfanischen Boronkult.)

    Aber sympathisch finde ich Al'Anfa dennoch nicht! In der Beschreibung in der Meridiana-Spielhilfe wird doch wirklich immer wieder hervorgehoben, dass die Granden sich durch Arroganz, Zynismus und Mitleidslosigkeit auszeichnen ... und dass die Fanas ihnen so gut es geht nacheifern (die Arena ist ja Volksvergnügen!). In Al'Anfa sei ein Menschenleben wenig wert, Intrigen und Meuchler lauern hinter jeder Ecke usw. :paranoia:

    Unermesslich reich, überheblich, grausam, die historische Verbindung mit Elem, kein einziger auch nur halbwegs sympathischer Verbündeter ... jetzt mal ehrlich, wenn man jetzt mal die Schwarzen Lande als Sonderfall (weil nur noch bedingt/indirekt menschengemacht) außen vor lässt, welcher Staat würde sich besser als Schurkenstaat anbieten? (Ok, das wäre jetzt vielleicht eine eigene Diskussion.)

    Ist Euch auch schon mal dieser Gedanke gekommen:

    Einerseits macht es zwar Spaß, in den immer zahlreicheren Spielhilfen zu schmökern. Und es ist auch faszinierend, wie aus einen vagen, naiv anmutenden Spielidee von Mitte der 80er Jahre mit der Zeit ein enzyklopädisches Projekt erwuchs. Anderseits beschleicht einen das Gefühl, dass es in Aventurien (für die Spieler) bald keine weißen Flecken auf der Landkarte und keine unbeschriebenen Seiten im Geschichtsbuch mehr geben wird. Es wird sozusagen wie bei Google-Maps immer dichter rangezoomt.

    Vor Jaaahren haben wir in unserer DSA-Gruppe z. B. ein von einem Mitspieler erdachtes Abenteuer in einer sehr merkwürdigen und mysteriösen Ortschaft im Svelltland gespielt - keine Stadt, die auf einer Karte des Kontinents verzeichnet sein müsste, aber auch kein Kuhweiler, vielleicht so 400, 500 Einwohner. Heute "wissen" wir, dass es diesen Ort an dieser Stelle "nicht geben kann", "eigentlich" hat dieses Abenteuer also nie stattgefunden ... mit anderen Worten: Es wird eng in Aventurien für eigene Ideen.

    Auch chronologisch ist es alles nicht mehr so einfach. Historische Großereignisse überschlagen sich (nicht zuletzt, damit immer schnell die nächste Box auf den Markt gebracht werden kann *g*) und ich hätte dieses Jahr beinahe ein Abenteuer mit dem romantischen Piratenhafen Sylla als einem der Hauptschauplätze geschrieben, erfuhr dann aber gerade noch rechtzeitig davon, dass dort "in Wirklichkeit" jetzt die Al'Anfaner sitzen! Ach ja, und die Schwarzen Lande sollen auch bald wieder verschwinden, hört man, wer da noch mal hin will, muss sich beeilen usw. usf.

    Zugespitzt: Das Teilhaben am großen Epos, an der gemeinsamen, stetig fortschreitenden Erzählung vs. die Freiheit, eigene Abenteuer ohne große Vor-Recherchen stattfinden lassen oder auch Klassiker immer noch spielen zu können. Wie seht Ihr das?

    Seh ich das richtig, dass es bisher zu Brabak/Mysobien an relevanten offiziellen Quellen eigentlich nur diese folgenden gibt?

    - Beschreibung der Region in der Spielhilfe "In den Dschungeln Meridianas"

    - Beschreibung der Akademie in "Hallen arkaner Macht"

    - Historisch das entsprechende Kapitel in "Schatten über Bosparan"

    . Den Roman "Der Aschengeist"

    - semi-offiziell noch das (schon länger nicht mehr aktualisierte) Online-Projekt http://www.brabak.com/indexalt.htm

    Kann es sein, dass an Abenteuern neben den 80er-Jahre-Abenteuern "Die Sieben Magischen Kelche" und "Das Grauen von Ranak" wirklich nur noch "Der Widerspenstigen Zähmung" (zumindest teilweise) in Brabak spielt? (Hintergrund: Mir kam der Gedanke, dass die Publikationsübersicht in Wiki Aventurica vielleicht nicht mehr aktuell sein könnte und ein von mir ersonnenes südländisches Abenteuer vielleicht in Widerspruch zu neuesten Publikationen stehen könnte. :paranoia: )