Hexxen 1733: La Serenissima Repubblica

  • Hallo Zusammen! Inspiriert von den Ausführungen hier im Forum zum östlichen Mittelmeer wollte ich mir mal einen Schauplatz vornehmen, welcher ebenfalls einen grandiosen Abenteuerschauplatz abgeben könnte: Die Republik Venedig. Die Ausführungen hier sollen erstmal als grobe Ausarbeitung dienen, Feedback ist also ausdrücklich erwünscht:thumbsup:

    Als Erstes zur Historie: Im 18. Jahrhundert unserer Geschichte hat Venedig seinen Zenit längst überschritten. Dies hatte mehrere Gründe:

    - Mit dem zunehmenden Handel zwischen Europa und der neuen Welt resp. Ostindien nimmt die Bedeutung des Handels mit der Levante zunehmend ab. Zudem musste Venedig seine maritime Vormachtstellung trotz dem Sieg bei Lepanto schlussendlich an die Osmanen abgeben.

    - In der Stadt selbst kommt es zunehmend zu Spannungen zwischen den wenigen adligen Familien, welche die wahre politische Macht halten, und den Mitgliedern des mittleren und niederen Stadtadels, welche sich ausgeschlossen fühlen.

    - Zudem forderten der Stato da Terra , also das von Venedig beherrschte Gebiet auf dem italienischen Festland, sowie der Stato da Mar, also Dalmatien und die griechischen Inseln unter venezianischer Herrschaft ebenfalls ein gewisses politisches Mitspracherecht. Die Gouverneure dieser Gebiete wurden nämlich ebenfalls ausschliesslich aus dem Stadtadel berufen.

    Wie hat sich nun die Öffnung des Höllentors auf die Situation ausgewirkt?

    - Zum einen ist der Transatlantikhandel etwas ausgebremst worden, da längere Seefahrten seit dem Schwarzen Sturm eine neue Dimension an Gefährlichkeit erlangt haben, die Kolonien sich mit eigenen Problemen herumschlagen müssen und nicht zuletzt mit England eine aufstrebende See- und Handelsmacht ausgeschieden ist. Gleichzeitig ist im Osmanischen Reich, aber auch in den Ländern entlang der Afrikanischen Küste seit dem Höllensturm arkanes Wissen (wieder-)entdeckt worden, welches seinen Weg auch nach Venedig gefunden hat, welches immer noch ein bedeutender Handelsknoten und dadurch auch Schmelztiegel der Kulturen ist. Allerdings ist auch der Konflikt mit dem Osmanischen Reich nie vollständig zu Ende gegangen. Venedig fühlt also frischen Wind in den Segeln (oder frische Muskeln auf den Ruderbänken der Galeeren...), jedenfalls wähnt man sich am Beginn eines neuen Zeitalters, in dem die Serenissima endlich wieder zu altem Glanz aufsteigen soll. Dabei spielt auch die Technik eine Rolle: Historisch begann Venedig 1736 mit der Konstruktion von neuen Schiffstypen, genannt "navi atte" welche fähig sein sollten, Korsarenangriffe selbstständig abzuwehren und die alte venezianische Handelsflotte wiederauferstehen zu lassen. In der Welt von Hexxen sah sich die Stadt aufgrund der zunehmenden Piraterie und des schwelenden Konflikts mit den Osmanen schon früher zu diesem Schritt genötigt, weshalb das Arsenal von Venedig um die Jahrhundertwende herum um die Academia di Sorbonnica Nautica erweitert. Diese dient zugleich als sorbonnische Forschungsanstalt, Werft und Marineakademie.

    - Durch die Aufbruchstimmung sind aber auch die Ambitionen und Spannungen der Adelsfamilien kritisch gestiegen. Hinter den Kulissen von Maskenbällen und Ratsversammlungen wird ein unsichtbarer Krieg ausgetragen - und nicht nur mit weltlichen Mitteln. Seit der Rückeroberung Roms haben sich in Venedig diverse Kulte von Höllendienern angesiedelt, und manch ein aufstrebender Adliger ist bereit, für seine Ambitionen dunkle Pakte zu schliessen. Die Hexen und Dämonenbuhler Venedigs können auf einer abgelegenen Laguneninsel genauso gefunden werden sein wie in einem exklusiven Zirkel der gehobenen Gesellschaft.

    Soweit so gut. Nähere Betrachtungen zu einzelnen Themen wie etwa den Seehexen Venedigs folgen in Kürze.

  • Die Seehexen von Venedig und der Rat der Zehn

    Venedig galt lange Zeit als von der Hölleninvasion relativ unberührt, doch der Schein trügt. Der ständige unsichtbare Machtkampf zwischen den ehrgeizigen Adligen der Stadt bietet all Jenen fruchtbaren Boden, welche sich darauf verstehen, die Pläne der Höllenfürsten durch Manipulation und Intrige zu fördern. Die Seehexen von Venedig sind nur einer der Zirkel, welche die Stadt unterwandert haben, wenn auch einer der mächtigeren. Ihr langfristiges Ziel ist es, die Herrschende Schicht Venedigs zu korrumpieren um ihren Einfluss von dort aus auf das gesamte Gebiet der Republik auszudehnen, während sie in Venedig den Grundstein für ein neues Höllenreich legen. Die Hexen nutzen dazu bevorzugt Manipulation und Verführung, unterstützt durch ihre magischen Fähigkeiten der Suggestion und der Gestaltwandlung.

    Ihnen entgegen steht der Consiglio dei Dieci, oder Rat der Zehn. Im historischen Venedig unserer Welt diente der Rat der Zehn als Obergericht für politische Verbrechen, insbesondere Verrat, sowie Verbrechen des Adels. Zudem wurden aus seinen ehemaligen Mitgliedern die zwei Stadtinquisitoren gewählt. In der Welt von Hexxen, in der sich Hexerei als eine tatsächliche und reale Bedrohung herausgestellt hat, wäre es denkbar, dass dem Rat der Zehn weitere Befugnisse zur Hexenverfolgung erteilt worden sind. Der Rat war ausserdem für sein Spitzelnetzwerk bekannt - von daher das venezianische Sprichwort "Was drei Venezianer wissen, weiss der Rat der Zehn". Trotz seines wichtigen Auftrags kann in der Welt von Hexxen aber auch der Rat der Zehn nicht verhindern, eine Fraktion im ständigen Spiel um die Macht zu werden.

    Hier ein Vorschlag, wie die Fraktionen konkret in ein Abenteuer eingebaut werden könnten: Den Jägern (welche sich vielleicht zum ersten Mal in Venedig aufhalten) läuft eine junge Frau in die Arme, welche im Begriff steht, von mehreren dubiosen Gestalten entführt zu werden, welche sich erst nach einer kämpferischen Auseinandersetzung als Handlanger des Rates der Zehn entpuppen. Die Frau hat keine Erinnerungen an die letzten paar Tage, seit sie in Venedig ankam, nur ein fremdes Taschentuch mit dem Monogramm eines bekannten Adligen bietet einen ersten Anhaltspunkt. Während die Jäger die unbekannte Frau durch die Stadt eskortieren, werden sie selbst zu Gejagten. Doch nicht nur die Agenten der Zehn, sondern auch die Seehexen versuchen durch korrupte und manipulierte Wachen, Beamte, beschworene Diener und zuletzt sogar persönlich die Frau zu entführen. Wer ist die Unbekannte, was ist mit ihr geschehen, und weshalb wollen sowohl der Rat als auch die Hexen ihrer habhaft werden?

  • Venedig, der Vatikan und der Drache von Murano


    Bemerkenswert an der Hexenverfolgung im historischen Venedig ist, dass die Rechtsprechung mit Hexerei vergleichsweise milde umging. Verurteilte Hexen wurden in der Regel nicht wie andernorts verbrannt, sondern häufig öffentlich gedemütigt und anschliessend verbannt. In der Welt von Hexxen 1733 könnte dieser Umgang die Stadt teuer zu stehen kommen.

    Zwar musste auch Venedig seit der Öffnung des Höllentors zu einer härteren Verfolgung der Hexerei übergehen, aber der historisch laxe Umgang mit Hexen hat die unbequeme Aufmerksamkeit des Vatikans auf sich gezogen. Seit der Rückeroberung Roms fragt sich die Kurie, ob Venedig (zu dem historisch ohnehin ein eher gespanntes Verhältnis bestand, da sich die Interessensphären des Kirchenstaats und des Stato da Terra überschnitten) nicht ein bisschen zu pragmatisch mit einer existenziellen Bedrohung für die Christenheit umgeht. Diese Entwicklung gipfelte unlängst in der Entsendung eines päpstlichen Inquisitors nach Venedig. Dieser, ein Fanatiker wie er im Buche steht, nimmt nicht nur an den "Höllenschiffen", welche die Academia Sorbonnica baut Anstoss; er hat auch ein Gefolge von Handlangern und Spitzeln angezogen. Diese, meist frühere Opfer der Seehexen, welche verführt und dann am Ende ihrer Nützlichkeit oder nach der Erfassung der Hexe mit gebrochenen Herzen zurückgelassen wurden, sehen sich als Konterinitiative zum Consiglio dei Dieci, dessen Schulsprüche sie für zu wenig streng halten. Sie mögen als Verbündete der Jäger auftreten, ihnen aber mit ihrem blinden und häufig von persönlichen Rachegelüsten verblendetem Eifer genau so gut in die Quere kommen.

    Ein weiteres Problem stellen die Frauen dar, welche wegen Hexerei verbannt wurden. Nicht wenige wurden während des Schwarzen Sturms tatsächlich zu Hexen, und einige Zirkel sind nun heimlich in die Stadt zurückgekehrt. Anders als die Seehexen werden sie von blankem Hass auf die Stadt angetrieben, ihr Ziel ist die vollständige Vernichtung der Serenissima. Ein potentieller Schlüssel dazu befindet sich auf Murano, der berühmten Glasbläserinsel. In der Basilika der heiligen Maria und Donato befinden sich nicht nur die Gebeine des letztgenannten Heiligen, sondern auch der Zahn und die Knochen eines Drachen, welcher dieser einst getötet haben soll. In der realen Welt wurden die "Drachenknochen" mittlerweile als Walknochen identifiziert, doch in der Welt von Hexxen 1733 könnten sie tatsächlich anderen Ursprungs sein - und in den Händen der Hexen eine potentielle Katastrophe.