"Wednesday"
Wie Harry Potter, nur gruseliger.
Etwas störend fand ich die bemühte Modernität durch das Fallenlassen bestimmter Schlagwörter. Ich habe zwei bis drei Erwähnungen von "Patriarchat" gezählt, und das an Stellen, an denen es völlig unnötig war. (Unter anderem im Zusammenhang mit der Imkerei) Das wirkte doch ein wenig so, als wolle man sich beim jungen Publikum anbiedern, ohne wirklich Arbeit zu investieren.
Die Wortwahl war teils doch arg ambientestörend, zumal all die modernen Schlagwörter die da verwendet werden für den Plot letztlich völlig irrelevant sind. Wednesday verhaut im Alleingang drei viel größere Kerle, der Körperkraftunterschied zwischen Frauen und Männern ist also offenbar so existent wie in Aventurien, nämlich gar nicht, keiner der Jungs die für sie schwärmen hat ein Problem damit, dass sie sie im Kampf locker in die Tasche steckt, und sämtliche Mordanschläge auf sie werden aus geschlechtsunabhängigen Gründen verübt.
Es hat auch keiner ein Problem damit, dass einer der Jungen an der Schule zwei Mütter hat. (Angesichts dessen, dass es eine Schule für Monster ist, ist auch durchaus möglich, dass er tatsächlich keinen Vater hat.)
Trotzdem wird das Werwolfcamp, in das eine Werwolfmutter ihre Tochter stecken will, damit sie sich endlich richtig verwandelt, als "Konversionstherapie" bezeichnet, dabei ist das Mädchen ein Werwolf, nur eben eine Spätentwicklerin. Aber man musste wohl das Schlagwort unterbringen.
(Hätte man es wirklich thematisieren wollen, hätte man ja ein Kind vorkommen lassen können, das zur Enttäuschung der Eltern tatsächlich ein vollkommen normaler Mensch ist. Das Werwolfmädchen war eine etwas verunglückte Metapher - wenn Kinder mit 16 noch keinerlei Anzeichen von Pubertät zeigen, geht man vernünftigerweise zum Arzt. Zu merken, dass das Kind bedenklich spät dran ist, und dann zu glauben, dass eine Art Bootcamp es schon richten wird, wäre kein "Mensch, meine Mutter ist sooo nervig", sondern grobe Vernachlässigung. Nun ist zwar nicht klar, ob das nicht stattgefundene "entwolfen" für Werwölfe so schädlich ist wie die nicht stattfindende Pubertät für Menschen, aber das Mädchen selbst sagt auch nie klar, dass es ein rein kosmetisches Problem wäre.)
Das hatte Rowling in Harry Potter doch etwas eleganter hinbekommen. Man kann auch kommunizieren, dass der eigene Hauptcharakter auf der Seite der Unterdrückten steht, ohne mit modern konnotierten Schlagwörtern um sich zu werfen.
(Hätte man bei Wednesday auch problemlos hinbekommen. Das Mädel wirft Piranhas in den Pool in dem die Mobber ihres Bruders schwimmen, ist das nicht herzerwärmend? )