Ich sehe man hat den Rattazant beschworen.
Das größte Problem bei diesen Betrachtungen ist, dass diese ganzen Kategorien neuzeitliche Erfindungen sind. Vor allem von Deutschen Waffenkundlern, die einen beinahe schon krankhaften Fetisch mit Entwicklungsstammbäumen und spezifischen Namenskathegorien hatten. Historisch gab es diese ganzen Klassen so nicht. Man sprach im Allgemeinen von "Schwert", "großem Schwert", "Breitschwert", "Langem Schwert" und "Zweihandschwert", bzw. "Schwert zu zwei Händen". Und was das alles jeweils bedeutete war völlig offen. Breitschwert beispielsweise ist so ein Wort das absolut gar nichts aussagt außer "Irgendwie, eventuell breiter als manch anderes kontemporäres Schwert". Das Langschwert bei DSA ist ohnehin falsch benannt, ebenso wie das Breitschwert.
Allgemein kann man sagen:
Einhandschwert: ca. 75-100cm
Bastardschwert: ca. 100-140cm und mehr eine Frage des Griffes und der Führung als der Klinge
Zweihänder: ca. 140-210cm, typischerweise annäherungsweise so lang wie der Träger groß war und nur sehr selten größer
Die längeren Zweihänder entsprechen also intentional vermutlich den Andergastern und am oberen Ende Harmlynern, die kürzeren dann dem Zweihänder und dem Rondrakamm (welcher Aventurisch eine gänzlich unsinnige Waffe für die Rondrakirche ist). Dabei muss gesagt werden das es ein paar absurd große historische Schwerter gab, doch das waren oft keine Kampfwaffen. Hamlyner haben also ein historisches Vorbild, aber es sind keine Waffen im eigentlichen Sinn, sondern Paradeschwerter die groß sind damit man sie gut sehen kann und damit sie beeindruckend sind.
Besonders bei den Zweihändern gibt es eine immense Spanne unterschiedlicher Größen, was damit zusammenhängt wozu genau sie verwendet wurden. Das war nämlich von Region zu Region unterschiedlich, sowie von Epoche zu Epoche. Der Zweihänder der Landsknechtszeit ist beispielsweise eine völlig andere Waffe als es ein Zweihänder 100 Jahre zuvor noch gewesen ist. Mein eigenes Langschwert ist beispielsweise 112cm lang und damit recht eindeutig ein Bastardschwert. Bastardschwert bedeutet übrigens nicht das man ständig irritierend zwischen Einhandführung und Zweihandführung wechseln würde. Bastardschwert bedeutet, dass es weder ein Einhandschwert ist, noch ein echter Zweihänder. Es wird jedoch geführt wie ein Zweihänder. Man kann es nur wie ein Einhandschwert tragen, nämlich am Gürtel in einer Scheide. Es ist also Alltagstauglich. Spezifische Schläge können in die einhändige Führung gehen, aber das hat mit der Waffenführung an sich nicht die Bohne zu tun und kommt auch bei Zweihändern durchaus vor.
Letztlich spielt das aber kaum eine Rolle. Waffentypen hatten schon immer ein ziemlich signifikantes Spektrum und wenn Ricordis sich dabei eher an den lows und averages orientieren möchte anstatt an den high averages und ceilings ist das genauso sinnvoll wie viele andere Herangehensweisen. Ich würde das als reine Stilfrage betrachten. Spotten würde ich darüber gewiss nicht.
Einen deutlichen Gewinn an Plausibilität erreicht man durch die rigorose Streichung der Waffenvor- und -nachteile. Die sind nämlich fast ausnahmslos unsinnig, irreführend und in vielen Fällen vollkommen lächerlich. Aber sie erfüllen eine gamistische Funktion, was man durchaus beachten sollte. Die verliert man dann auch und auch wenn ich dieses gamistische Element eher als eine störende Verzerrung und Unschärfe empfinde liefert sie für andere sicherlich einen Zugewinn an Würze und Vielfalt.
Das mit "Körpergrößen (1,66 zu 1,81)" verstehe ich allerdings nicht so ganz. Soll damit gemeint sein "früher waren die Menschen kleiner und heute/aventurisch sind sie größer"? Das wäre nämlich nicht ganz richtig (und ich fände die Zahl 1,66 irritierend), aber ich will da nichts unterstellen.
Hier noch ein Video mit Matt, Tod und einem 180cm Zweihänder.
Hier mehr von mir zu Schwertern.