Posts from Rattazustra in thread "Kleinigkeiten schnell geklärt (Hintergrund)"

    Die Fahrt von Brabak bis nach Uthuria dauert 15-30 Tage. Unterbrechungen und Reperaturen sind vollkommen überflüssig, weil das eine Zeit und Strecke ist, welche die hochmodernen Hochseeschiffe Aventuriens (Shivonen, Fleuten, etc.) mühelos meistern.

    15-30 Tage, weil Uthuria etwa so weit von Aventurien entfernt liegt, wie Aventurien selbst lang ist und 15 Tage die Zeit ist, die man vom nördlichsten Teil Aventuriens zum Süden braucht und weiter bis zur östlichsten Perlenmeerinsel. Eine Fahrt südwärts bis Uthuria kann unmöglich wesentlich länger dauern als das. Wenn die Winde derart lächerlich schlecht auf der Strecke wären, würde man einfach Galeassen benutzen.

    Selbst wenn Uthuria weiter weg wäre als eine Aventurien-Länge käme man dennoch nie auf mehr als 60 Tage. Also absolut maximal zwei Monate. Sonst müsste Dere nämlich ein Zylinder sein, oder ein sehr langgezogenes Ei.

    Vasco da Gama brauchte knapp 11 Monate von Portugal nach Indien und das ist ein vielfaches der Distanz Aventurien->Uthuria. Aventurien ist ja gerade mal so groß wie Frankreich+Deutschland. Selbst eine Fahrt durch das Mittelmeer wäre für einen Thorwaler ein episches Abenteuer, eine Reise zur Elfenbeinküste gänzlich fern seiner Vorstellungskraft. Das ist eben das Problem mit Zwergwelten. Es schließt epische Dimensionen vollkommen aus.

    Das ist keine Stärke von DSA, sondern ein ganz ordinäres Merkmal der Realität. Das es dutzende Erklärungen für Dinge gibt, die eine Weile zurückliegen und außerhalb des ergründbaren liegen ist die Norm. Einzigartig wäre es in so einem Fall vielmehr wenn es eine spezifische Erklärung gäbe. Das eine vormoderne Gesellschaft keinen blassen Schimmer hat weshalb es nun eine Sturmflut gegeben hat ist nicht überraschend. ;)

    Ich würde es aber auch nicht anders haben wollen. Absolute Aussagen über historische Ereignisse sind eher Gift als Segen in einem fiktiven Setting. Manchmal nötig, aber meistens nicht.

    Es ist absolut nicht böse gemeint, wenn ich sage "Die Redaktion hat sich zu einer ganzen Menge nicht viel gedacht und konnte sich auch gar nicht viel denken". Man darf dabei auch mal nicht vergessen wer die DSA Gründer waren und wann sie lebten. Und nein, damit unterstelle ich nicht das die doof waren oder sowas. :)

    Als DSA erfunden wurde gab es kein Internet. Es gab noch nicht einmal das Arpanet. Informationsrecherche war richtig viel Aufwand und selbst dann waren sogar die Bibliotheken noch analog sortiert und voll mit veraltetem Krempel. Die Geschichtswissenschaften lagen im Dornröschenschlaf in den sie der Müllberg des Nationalsoziamismus, die Wirren der Weimarer Zeit und die Propaganda des Kaiserreichs gestoßen hatten, nachdem sie zuvor dominiert waren vom stümperhaftesten Laientum das man sich nicht einmal vorstellen möchte. Und was die meisten älteren Autoren noch in der Schule gelernt haben ist auch größtenteils falsch gewesen. Über das Mittelalter im Speziellen, aber auch über die Renaissance, wurde ja viel Quatsch verbreitet und sehr viel davon findet sich überall in DSA wieder. Beispielsweise der Mythos mit den unbeweglichen Schildkrötenrittern.

    Was Geschichtswissenschaften angeht, ja was viele Wissensbereiche überhaupt betrifft, leben wir heute in der bestmöglichen aller Zeiten.

    Übrigens darf man nie vergessen, dass Durchschnittswerte genau das sind was sie sagen: Durchschnittswerte. Die Kriegerelite hat zu jeder denkbaren Zeit besser gegessen als der Durchschnitt der Bevölkerung und das von klein-auf.

    Ich sehe man hat den Rattazant beschworen. 8o

    Das größte Problem bei diesen Betrachtungen ist, dass diese ganzen Kategorien neuzeitliche Erfindungen sind. Vor allem von Deutschen Waffenkundlern, die einen beinahe schon krankhaften Fetisch mit Entwicklungsstammbäumen und spezifischen Namenskathegorien hatten. Historisch gab es diese ganzen Klassen so nicht. Man sprach im Allgemeinen von "Schwert", "großem Schwert", "Breitschwert", "Langem Schwert" und "Zweihandschwert", bzw. "Schwert zu zwei Händen". Und was das alles jeweils bedeutete war völlig offen. Breitschwert beispielsweise ist so ein Wort das absolut gar nichts aussagt außer "Irgendwie, eventuell breiter als manch anderes kontemporäres Schwert". Das Langschwert bei DSA ist ohnehin falsch benannt, ebenso wie das Breitschwert.

    Allgemein kann man sagen:
    Einhandschwert: ca. 75-100cm

    Bastardschwert: ca. 100-140cm und mehr eine Frage des Griffes und der Führung als der Klinge

    Zweihänder: ca. 140-210cm, typischerweise annäherungsweise so lang wie der Träger groß war und nur sehr selten größer

    Die längeren Zweihänder entsprechen also intentional vermutlich den Andergastern und am oberen Ende Harmlynern, die kürzeren dann dem Zweihänder und dem Rondrakamm (welcher Aventurisch eine gänzlich unsinnige Waffe für die Rondrakirche ist). Dabei muss gesagt werden das es ein paar absurd große historische Schwerter gab, doch das waren oft keine Kampfwaffen. Hamlyner haben also ein historisches Vorbild, aber es sind keine Waffen im eigentlichen Sinn, sondern Paradeschwerter die groß sind damit man sie gut sehen kann und damit sie beeindruckend sind.

    Besonders bei den Zweihändern gibt es eine immense Spanne unterschiedlicher Größen, was damit zusammenhängt wozu genau sie verwendet wurden. Das war nämlich von Region zu Region unterschiedlich, sowie von Epoche zu Epoche. Der Zweihänder der Landsknechtszeit ist beispielsweise eine völlig andere Waffe als es ein Zweihänder 100 Jahre zuvor noch gewesen ist. Mein eigenes Langschwert ist beispielsweise 112cm lang und damit recht eindeutig ein Bastardschwert. Bastardschwert bedeutet übrigens nicht das man ständig irritierend zwischen Einhandführung und Zweihandführung wechseln würde. Bastardschwert bedeutet, dass es weder ein Einhandschwert ist, noch ein echter Zweihänder. Es wird jedoch geführt wie ein Zweihänder. Man kann es nur wie ein Einhandschwert tragen, nämlich am Gürtel in einer Scheide. Es ist also Alltagstauglich. Spezifische Schläge können in die einhändige Führung gehen, aber das hat mit der Waffenführung an sich nicht die Bohne zu tun und kommt auch bei Zweihändern durchaus vor.

    Letztlich spielt das aber kaum eine Rolle. Waffentypen hatten schon immer ein ziemlich signifikantes Spektrum und wenn Ricordis sich dabei eher an den lows und averages orientieren möchte anstatt an den high averages und ceilings ist das genauso sinnvoll wie viele andere Herangehensweisen. Ich würde das als reine Stilfrage betrachten. Spotten würde ich darüber gewiss nicht.

    Einen deutlichen Gewinn an Plausibilität erreicht man durch die rigorose Streichung der Waffenvor- und -nachteile. Die sind nämlich fast ausnahmslos unsinnig, irreführend und in vielen Fällen vollkommen lächerlich. Aber sie erfüllen eine gamistische Funktion, was man durchaus beachten sollte. Die verliert man dann auch und auch wenn ich dieses gamistische Element eher als eine störende Verzerrung und Unschärfe empfinde liefert sie für andere sicherlich einen Zugewinn an Würze und Vielfalt.

    Das mit "Körpergrößen (1,66 zu 1,81)" verstehe ich allerdings nicht so ganz. Soll damit gemeint sein "früher waren die Menschen kleiner und heute/aventurisch sind sie größer"? Das wäre nämlich nicht ganz richtig (und ich fände die Zahl 1,66 irritierend), aber ich will da nichts unterstellen.

    Hier noch ein Video mit Matt, Tod und einem 180cm Zweihänder.

    Hier mehr von mir zu Schwertern.