Beiträge von Scheffnow

    Es ist perfide, die Angst von Frauen Opfer von körperlicher, häufig auch sexueller Gewalt zu werden durch einen absurden Vorwurf abzuqualifizieren. Niemand behauptet, dass alle Männer Vergewaltiger sind, aber die Tatsache, dass 99 % aller Gewalttaten gegenüber Frauen von Männern verübt werden, sollte auch schmächtigen weißen Männern, die persönlich keine Erfahrung mit sexueller Belästigung haben, zu denken geben. Und um einem Vorwurf der Nichtbeachtung von Gewalt gegen Männer zuvorzukommen, sei angemerkt, dass auch Gewalt gegen Männer beinahe ausschließlich von Männern verübt wird. Auch die Tatsache, dass sich der Tatort für Gewalt zu mehr als zwei Dritteln in dem eigenen häuslichen Umfeld befindet, negiert nicht, dass von Opfern von Gewalttaten öffentliche Orte mit 25% als Tatort angegeben werden. Näheres lässt sich leicht der Studie »Lebenssituation, Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland« des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend nachlesen.

    Gesetzliche Regelungen auf Individualebene sind nicht geeignet, eine Benachteiligung von Frauen bei der Vergabe von Stellen auch nur zu verringern, da dies den Nachweis der konkreten Diskriminierung durch die benachteiligte Frau erfordert. Jede Erfahrung mit dem AGG oder bei der Anerkennung von Berufskrankheiten zeigt, dass - von Formfehlern abgesehen - dieser Nachweis so gut wie nie zu führen ist. Die entsprechenden Gesetze sind alle vorhanden, vom Grundgesetz bis zur Richtlinie der EU »zur Verwirklichung des Grundsatzes der Gleichbehandlung von Männern und Frauen hinsichtlich des Zugangs zur Beschäftigung, zur Berufsbildung und zum beruflichen Aufstieg sowie in Bezug auf die Arbeitsbedingungen« wenn diese Regelungen wirksam wären, dürfte es keine Benachteiligung geben.

    Gesetzliche Regelungen auf dieser Individualebene zu begrenzen und sich wirksamen Kollektivregelungen wie einer Quote zu widersetzen, ist zumindest naiv, sorgt aber sehr wirksam dafür, dass sich nichts ändert.

    Ich weiß nicht genau, was mit »Frauen (Schwarzen, Transsexuellen - massiv diskriminierten Gruppen eben)«, eigentlich dem ganzen Absatz gemeint ist. Ich kann aber sagen, was meine Reaktion darauf war: Was soll das? Das kann doch nicht wirklich da stehen. Ich kommentiere das nicht, sondern frage: Wurde nicht erkannt, dass Traumweber weder Fragen stellt, noch etwas vorschlägt, sondern das genaue Gegenteil macht? Eben damit Menschen nicht in das Dilemma kommen, sich zwischen ihrer persönlichen (ökonomischen) Existenz und sozial gewünschten Werten wie Gleichberechtigung entscheiden zu müssen, bedarf es kollektiver gesetzlicher Regeln, so wie es sie in den anderen, von ihr zuvor aufgeführten Gebieten schon gibt.

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    Weil angesprochen, aber abseits des eigentlichen Themas als MI:

    Präventiv wirkende staatliche Zwangsmaßnahmen sorgen unter anderem dafür, dass du nicht gegen Mosanto oder einem anderer Argarchemiekonzern klagen musst, *nachdem* du von von ihrem Gift krank geworden bist und dann noch beweisen musst, dass es genau von diesem einen Gift verursacht wurde, sondern dass es gesetzliche Grenzwerte, Kontrollen und Verbote gibt. Bist du dir sicher, dass du dir Zustände wünscht, wie in den Fracking-Zonen der USA, wo mancherorts das Trinkwasser vergiftet ist und der Nachweis nicht gelingt, welche Bohrung daran schuld ist?

    Was ich fordere, habe ich bislang nur angedeutet. Dass es keine fixe, exakt am Bevölkerungsanteil ausgerichtete Quote ist, sollte aber spätestens bei der Erwähnung des Kohortenmodells und der Erfahrungen aus Norwegen deutlich geworden sein. Eine Quote macht sich idealerweise selbst mit der Zeit überflüssig, sorgt aber schnell dafür, dass sich eine kritische Anzahl von Frauen in einer Gruppe etabliert und verhindert allein durch Anwesenheit einer weiteren stereotypen Beurteilung von einzelnen Menschen aufgrund ihres Geschlechts. Und wenn es nur dadurch ist, dass sich zeigt, das Frauen genauso machtbesessen, borniert oder ungerecht wie Männer sind, zumindest fällt es schwer dann Frauen noch pauschal mangelnde Durchsetzungsfähigkeit,oder höhere Empathie zu unterstellen. Womit auch deulich geworden sein sollte, was ich möchte: Das Menschen nicht aufgrund ihres Geschlechts, sondern individuell wahr- oder sogar angenommen werden.

    Auch glaube ich nicht gefordert zu haben, dass der Staat den Menschen vorschreibt, wie sie sich privat zu verhalten haben. Aber ob ein Mensch arbeiten geht oder nicht ist, außer für eine kleine, extrem privilegierte Gruppe von Menschen, keine freie Entscheidung. Wenn das mit dem »Primat der Erwerbstätigkeit« gemeint ist, dann ist das korrekt. Selbst die Möglichkeit, dass nur ein Elternteil arbeiten geht, ist nur für eine Minderheit möglich, erfordert ein doch ein deutlich überdurchschnittliches Einkommen des anderen Partners. Wie stark dieser nicht gesetzlich fixierte Zwang ist, zeigt sich, wenn ein Partner bei der Erziehung ausfällt, aus welchen Gründen auch immer: bei allein erziehenden Menschen, konkret in der überwiegenden Zahl Frauen. Es gibt keinen einzigen Faktor, der stärker zur Armut und später zur Altersarmut beiträgt, wie sich allein um ein Kind kümmern zu müssen.

    Deshalb darf der Staat hier nicht nur eingreifen, er hat sogar die Pflicht, es zu tun. Das macht er auch, aber nicht so, wie ich es mir vorstelle. So fördert er durch seine Steuerpolitik (Ehegattensplitting) und die Privilegierung von geringfügigen, nicht sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen asymmetrische Verteilungen der Erwerbstätigkeit in Partnerschaften, hat aber gleichzeitig das Unterhaltsrecht so geändert, dass bei Trennungen sehr schnell eine Vollerwerbstätigkeit aufgenommen werden muss.

    Wir dürften Einigkeit darüber erzielen können, wenn wir es nicht schon haben, dass die derzeitige Situation zu Lasten der Frauen besteht. Worin wir uns unterscheiden, scheint zu sein, wie damit umzugehen ist.

    In meinem Verständnis von Staat und Menschenrechten reicht es nicht aus, wenn Gesetze und Regelungen geschlechtsneutral formuliert sind, d.h. keine Diskriminierung festgeschrieben wird. Es ist immer auch zu beachten, wie sich die Anwendung eines Gesetzes auswirkt und wenn hier signifikant unterschiedliche Auswirkungen auf Frauen und Männer festgestellt werden, wirkt das entsprechende Gesetz diskriminierend und ist zu ändern oder die Auswirkungen anderweitig zu kompensieren. Eine rein legalistische Sichtweise kann ich nicht akzeptieren, das mag uns voneinander unterscheiden, aber das möchte ich euch nicht unterstellen.

    Vielleicht wird in diesem Zusammenhang auch verständlich, warum ich auf die Klage, dass eine Quote die Freiheit des Aktionärs über sein Eigentum zu bestimmen, beschränkt, in der mir eigenen Weise reagiert habe. Ich konnte (und kann) es nicht nachvollziehen, dass Eigentum hier einen Rechtsstatus und Schutz erhält, der dem von Menschen gleich- oder sogar übergeordnet ist. Die von mir aufgeführten Beispiele wie die gesetzliche Begrenzung von Arbeitszeit oder das Arbeitsverbot von Schwangeren vor und nach einer Geburt haben hoffentlich nicht nur gezeigt, dass diese Freiheit sehr wohl eingeschränkt wurde, sondern auch, dass der Widerstand gegen eine Einschränkung aus unserer heutigen Sicht einfach nur noch als lächerlich zu bezeichnen ist.

    Das ich mit der derzeitig immer noch vorhandenen Privilegierung von Eigentum nicht einverstanden bin, ist anscheinend verstanden worden, wenn ich aber an die Schweiz denke, in der auf alle Einkommensarten, auch auf Kapitaleinkünfte, Mieten und Pacht Sozialabgaben bezahlt werden müssen, ohne dass es eine Beitragsbemessungsgrenze gibt, ist die Erwähnung der »Zwangsmaßnahmen des real vegetierenden Sozialismus« schon beinahe wieder lustig. Die Schweiz als Sozialistische Sowjetrepublik der vereinigten Volkskantone? So habe ich es noch nie gesehen.

    Aber noch einmal zurück zur »Zwangselternpause«: Der Staat schreibt vor, dass eine Frau vor und nach der Geburt nicht arbeiten darf. Das ist gut und richtig so und darf nicht geändert werden. Wenn der Staat aber Frauen vorschreiben kann, nach der Geburt eine Zeit lang nicht zu arbeiten, warum kann er es dann nicht Männern ebenfalls vorschreiben? Oder ist ihre Anwesenheit bei dem Kind und zur Unterstützung der Mutter nicht ebenso wichtig und sinnvoll?

    Gleichzeitig scheint eine Betreuung von Kleinstkindern durch die eigenen Eltern über diesen sehr kurzen Zeitraum hinaus gewünscht zu sein. Wie lange, darüber lässt sich trefflich streiten. Eine längere Unterbrechung der Berufstätigkeit ist aber mit Nachteilen verbunden, darüber hatten wir Einigkeit erzielt. Es ist also sehr wohl legitim, auch über längere Zwangselternpausen nachzudenken, damit diese Nachteile nicht einseitig zu Lasten der Frauen bestehen.

    Aber vielleicht gibt es ja hier auch eine ganz andere Möglichkeit: Beide Eltern - oder beide nicht, aber nicht eine oder eine allein - arbeiten bei vollem Lohnausgleich nur noch halbtags und haben einen Anspruch auf flexible Arbeitszeit. Und die Kosten hierfür werden von den Betrieben übernommen, die die vorgegebenen Quoten nicht erfüllen oder keine flexible Arbeitszeit anbieten. Alleinerziehende bekommen obendrein die Hälfte ihres Lohns zusätzlich ausgezahlt, als Ausgleich für die fehlende Hilfe des anderen Elternteils und (zumindest zum Teil) zu dessen Lasten. Und wenn es sein muss, noch einen Zuschlag vom Staat, d.h. von uns allen.

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    Über die Finanzierung des letztgesagten mache ich mir selbst dann keine Sorgen, wenn die Quoten überall eingehalten würden. Das Bruttoinlandsprodukt in Deutschland beträgt über 160.000 Euro pro Familie und Jahr. Das ist die Summe, die wir alle gemeinsam erwirtschaften. Das mittlere Einkommen einer Familie liegt aber nur bei 24.000 Euro, das Medianeinkommen noch weit darunter. Genügend Geld für alle sinnvollen sozialen Maßnahmen ist da, wir müssen es es nur nehmen. Aber das ist jetzt Kapitalismuskritik, da habt ihr recht ...

    1789: Nur unter dem Eindruck der französischen Revolution stimmt der Verband der Deutschen Manufakturen der Einführung der 168 Stundenwoche für Arbeiterinnen und Arbeiter zu. Als Ausgleich für diese kaum hinnehmbare Härte wird allerdings bestimmt, dass die Arbeitsleistung objektiv gemessen wird: Nur wer die gleiche Leistung bringt, wie die jungen, gut ausgeruhten und satten Arbeiter da vorne, hat auch Anspruch auf den vollen Lohn, alles andere wäre eine Gleichbehandlung von Ungleichen und damit ein unannehmbarer staatlicher Eingriff.

    1848: Um einen Schulterschluss der Arbeiter mit der reaktionären Aristokratie zu vermeiden, wird von den Protagonisten der bürgerlichen Revolutionen von 1948 zähneknirschend die 82 Stunden Woche hingenommen, wohl wissend, dass dies zum Untergang des Abendlandes führen wird, was sich 1870 in der Einführung der 72 Stundenwoche bestätigt.

    1878: Ein weiterer Schlag in das Gesicht des hart sein Kapital arbeiten lassenden Kapitalisten: Obwohl gemeinhin kein Kapitalist ursächlich verantwortlich für die Schwangerschaft von Arbeiterinnen war, wurde ein dreiwöchiges Beschäftigungsverbot nach der Niederkunft der Wöchnerin erlassen. Der Kompromissvorschlag, aufgrund mangelnder Arbeitsfähigkeit eine Kündigung auszusprechen - selbstverständlich zusammen mit dem Recht, sich nach Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit erneut bewerben zu dürfen - wurde nicht nur abgelehnt, sondern sogar die Fortzahlung des Lohns gesetzlich festgelegt. Dieses asoziale Akt kann nur als Kapitulation der Politik vor der erstarkenden Sozialdemokratie verstanden werden. Gegen den heftigsten Widerstand der Kirchen, wurden nicht einmal die unehelich niederkommenden Frauen von dieser Regelung ausgenommen.

    Heute: Geknebelt durch unzählige Gesetze, wird der Kapitalist in kaum noch zu überbietender Weise in seiner Freiheit eingeschränkt. Leider keine Horrorvorstellung, sondern bittere Realität! Der kreative Akt der Mehrwertakkumulation wird künstlich durch Pausen - Z w a n g s p a u s e n - unterbrochen, unabhängig davon, ob dies für die Arbeiterin oder den Arbeiter sinnvoll, notwendig oder von diesen überhaupt gewünscht wird. Wieder wird Ungleiches gleich behandelt. Aber noch schlimmer, sogar die Ruhezeiten sind reglementiert, man kann es gar nicht deutlich genug sagen: Es werden Z w a n g s r u h e z e i t e n zwischen zwei Arbeitseinsätzen vorgeschrieben!

    2018: Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte hat in seinem gestrigen Urteil einstimmig festgestellt, dass die dauerhafte Beschäftigung von Kleinkindern, die zu Anfang das intellektuelle Potential einer unausgeschlafenen Napfschnecke besitzen, nicht ausschließlich, ja nicht einmal überwiegend einem Elternteil zugemutet werden darf, ohne dass dies gegen die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte (A/RES/217, UN-Doc. 217/A-(III)) der UN und der Konvention zum Schutz der Menschenrechte und Grundfreiheiten der EU ((Konvention Nr. 005 des Europarats) zu verstoßen. Nur durch eine gemeinsame Übernahme dieser Tätigkeit, wird beiden Eltern die Möglichkeit gegeben, sich weiterhin mit anderen Menschen auf einem intellektuell angemessenen Niveau zu unterhalten und zudem noch gesellschaftlich anerkannte und honorierte Tätigkeiten zu verrichten. Bei erstmaligen Verstößen und bis zur Umsetzung in nationales Recht wird das Gehalt des Elternteils, dass sich der gemeinsamen Pflichten entzieht, dem jeweils anderen als Schmerzensgeld zugesprochen. Wiederholte Verstöße werden mit Hausarrest bis hin zur Einzelhaft im Kinderzimmer (ohne Internetanschluss) geahndet. Arbeitgeber ist es verboten, die Arbeitsleistung derart verurteilter Straftäter anzunehmen.

    Natürlich greift der Staat massiv in die Freiheit des Kapitalisten ein. Leider nur oft im Nachhinein und viel zu spät:

    Seit 1980 wird Stickstoffmonoxid bei der Behandlung von schwerster Atemnot u.a. bei Frühstgeburten verwendet. Der Entdeckung dieser Wirkung war so bedeutend, dass dafür 1998 der Nobelpreis für Medizin vergeben wurde. Stickstoffmonoxid ist ein billiges Industriegas, die Behandlung kostete nur 70 Euro pro Tag. 2001 änderte sich dies. Allein die Universitätsklinik Heidelberg sollte statt 18.000 Euro auf einmal 600.000 Euro ausgeben. Und das nur, weil das Recht auf Eigentum über das Recht auf Leben gestellt wurde: Die Linde AG hatte ein EU-Patent auf Stickstoffmonoxid als medizinisches Gas erhalten. Damit war die Verwendung von Industriegasen für medizinische Anwendung automatisch verboten. Und Linde lies sich dieses staatlich garantierte Schutzrecht fürstlich entlohnen, und erhöhte den Preis um 5.000 Prozent für ein identisches Produkt. 2002 erhöhten die Firmen Chiron und Roche nach der Zuteilung eines Patents den Preis eines Hepatitis-C-Test bei Blutkonserven um 300.000 Prozent. Die Patentierung eines Gens durch die Firma Myriad blockierte jahrelang die Forschung an den Ursachen von Brustkrebs. Oder ganz aktuell: Martin Shkreli erhöht den Preis einer Dosis Daraprim von 13 auf 750 Dollar, nachdem sie die Rechte an diesem Medikament gekauft haben. All diese Beispiele haben eines gemeinsam. Sie erregten bzw. erregen so viel öffentliche Empörung, dass die Politik die Eigentumsrechte einschränkte und aktuell sogar einen Paradigmenwechsel diskutiert: Der Staat setzt in Abhängigkeit vom therapeutischen Nutzen fest, wie viel er bereit ist für ein Medikament zu bezahlen.

    Kenntnisse über die ursprüngliche Intention von Patenten und anderen staatlich garantierten Schutzrechten können hier sogar sehr hilfreich sein. Diese Rechte wurden vergeben, um Forschung und Entwicklung neuer Verfahren und Methoden zu fördern, damit diese anschließend den Menschen nützen. Tun sie dies nicht, fällt ihre Legitimation weg. Gleiches gilt für Eigentum. Sein Schutz ist sekundär, nur Mittel zum Zweck. Ein Diskriminierungsverbot ergibt sich dagegen unmittelbar aus den Menschenrechen und muss daher vom Staat durchgesetzt werden.

    Wenn der Staat nun zu der Auffassung gelangt ist, dass Kinder wichtig sind und beschließt sie zu fördern - auch durch Forderungen an die Eltern wie z.B. eine erzwungene Unterbrechung der Erwerbstätigkeit - dann kann er damit nicht eine Diskriminierung eines Geschlechts legitimieren. Nicht einmal eine, die sich nur de facto und nicht de jure ergibt, wie es Anatole France in seiner Roten Lilie mit

    »... unter der majestätischen Gleichheit des Gesetzes, das Reichen wie Armen verbietet, unter Brücken zu schlafen, auf den Straßen zu betteln und Brot zu stehlen.«

    auf den Punkt bringt.

    Wenn Kinder ein Karrierehindernis sein sollten; als Risiko gesehen werden, *muss* der Staat vorschreiben, dass beide Eltern sich dieses Risiko teilen, so wie sie beide auch für den Unterhalt aufkommen müssen. Kinder und eine damit verbundene Unterbrechung der Berufstätigkeit begründet keine Benachteiligung von Frauen im Beruf. Wenn es doch dazu führt, ist dies ein ungerechtfertigtes Privileg von Männern, das abgeschafft gehört.

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    Anatole France: Le lys rouge, 1894 (deutsch von Franziska zu Reventlow: Die rote Lilie, München 1925, S. 116. Im Projekt Gutenberg: Die Rote Lilie von Anatole France - Text im Projekt Gutenberg)

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    Bildunterschrift aus dem Artikel »Die Medizin wird weiblich«: »Einbruch in die Männerdomäne – aber nur bis zu einer bestimmten Hierarchiestufe. Frauen auf dem Chefarztsessel sind noch immer die Ausnahme.«

    Ob es Beweise dafür gibt, dass alle genannten Eigenschaften und Fähigkeiten nicht mit dem Geschlecht korrelieren? Die Frage kann ich angesichts einer Entwicklung von einer de facto Studierverbot für Frauen zu einem Frauenanteil von über 65% in den Erstsemestern im Fachbereich Medizin in etwas mehr als hundert Jahren nicht ernst nehmen. Es gibt keine Möglichkeit, diese Veränderung durch Veränderungen am Genom oder durch geschlechtsspezifische Vererbung zu erklären.

    Entweder sind die Geschlechter in den für ein Studium notwendigen Eigenschaften gleich oder die Frauen wären heute noch ebenso ungeeignet, wie vor hundert Jahren. Dann wäre es ein Verbrechen, sie überhaupt zum Studium zuzulassen. Und sollten sich dann nicht signifikante Unterschiede in der Mortalität von Patientinnen und Patienten von Ärzten und - in diesem Fall dann wohl eher Opfern - von Ärztinnen feststellen lassen?

    Wer spricht denn von pauschalen Quoten, so wie es der ARD-Runkfunkrat tat, als er allen ernstes verkündete, dass in Zukunft 20 Prozent aller Tatorte von weiblichen Regisseuren gedreht werden sollen und auf Nachfrage nicht einmal zu sagen wusste, wie er auf diesen Wert kam? Wie wäre es mit einer Quote auf Neueinstellungen? Mit einer Quote, die das Geschlechtsverhältnis bei der jeweils niedrigen Qualifikationsstufe berücksichtigt, wie es das Kohortenmodell vorsieht? Mit einer Kombination dieser Möglichkeiten und Regelungen, die immer wieder überprüft werden, damit nicht etwas »gewaltig schiefgeht«?

    Und wieso steht eine Quote einer Beseitigung der vielen konkreten Geschlechterdiskriminierungen im Wege? Nach allen Erfahrungen ist genau das Gegenteil der Fall: Bestehende konkrete Geschlechterdiskriminierungen werden durch nichts schneller beseitigt, als durch die Einführung einer Quote. Ein Beispiel gefällig? Nicht leichter als das: Norwegen. Die Einführung einer Frauenquote von 40 Prozent in den Aufsichtsräten hat nicht zum Absturz der norwegischen Wirtschaft geführt, aber zu einer Interessanten Erfahrung: Ab einer kritischen Masse von ungefähr 30 bis 35 Prozent veränderte sich das Verhalten in allen betroffenen Einrichtungen und pauschale Unterstellungen von Eigenschaften aufgrund des Geschlechts verschwanden. Die Quote war so erfolgreich, dass sie jetzt nicht mehr gebraucht wird. Gar nicht so schlecht, oder?

    Ich nehme die Aussagen »Ich wüsste nicht, wie sich feststellen lassen könnte, ob Frauen durch gesellschaftliche Zwänge von wissenschaftlicher Arbeit abgehalten werden oder im Durchschnitt weniger Interesse an wissenschaftlicher Arbeit haben.«

    und »Unterschiede in Verhalten, gesellschaftlicher Position o.ä. könnten nicht nur in Diskriminierung zu finden sein, sondern auch in !durchschnittlich! anderem Denken, Fühlen, Wünschen«

    jetzt ernst und bringe sie in Verbindung mit den realen Zahlen aus dem Fachbereich Medizin der Universität Mainz und frage, in welchem Maße sich Frauen und Männer unterscheiden müssen, um den Frauenanteil von 15% an den Professuren zu erklären. Ich gehe weiterhin davon aus, dass egal ob es sich um Interesse, Fleiß, intellektuelle Fähigkeit, mathematisches Verständnis (OK, nicht in der Medizin), räumliches Vorstellungsvermögen oder sonst eine andere Eigenschaft handelt, für eine Professur eine überdurchschnittliche Ausprägung notwendig ist, so dass in der Grafik nur Menschen rechts von der blauen Linie hierzu befähigt sind: nv6.png

    Und jetzt ganz konkret: Gibt es Beweise, dass sich Interesse, Fleiß, intellektuelle Fähigkeit, mathematisches Verständnis, räumliches Vorstellungsvermögen oder sonst eine andere Eigenschaft zwischen den Geschlechtern so unterschiedlich sind, dass es den hier grafisch verdeutlichten Frauenanteil von 15% rechtfertigt? nv7.png

    Weiterhin ist zu klären, was dazu geführt hat, dass vor 1962 keine Frau das für eine Professur notwendige Interesse, den Fleiß, die intellektuelle Fähigkeit, das mathematisches Verständnis, das räumliches Vorstellungsvermögen oder sonst eine notwendige Eigenschaft hatte, dies aber heute der Fall ist. Auch zu klären ist, welche Veränderung einer fest mit dem Geschlecht verbundenen Eigenschaft führte dazu, dass heute mehr Frauen als Männer studieren, im 19. Jahrhundert dagegen der Anteil der Frauen bei weniger als einem Prozent lag, wenn ihnen nicht pauschal eine geistige Inferiorität unterstellt wurde.

    Dass sich diese Veränderungen biologisch erklären lassen ist trivial. Niemand - zumindest hoffe ich das - wird heute noch den vehementen Kampf von Vertretern des Fachs Biologie gegen Zulassung von Frauen zum Studium ›ihres‹ Fachs und die kategorische Ablehnung des Frauenstudium durch Max Planck als gerechtfertigt ansehen. Es fällt leicht, hier die historische Diskriminierung von Frauen zu erkennen.

    Aber seltsamerweise gelingt das nicht, wenn es um die noch bestehende Diskriminierung geht. Jetzt wird mutmaßt, dass es Gründe geben könnte, die die Unterschiede erklären. Und diese Gründe werden wie vor hundert Jahren bei den Frauen gesucht und sei es, dass ihnen einfach weniger Interesse unterstellt wird. Willkommen im 19. Jahrhundert!

    Und jetzt zu den Kindern: Natürlich besitzen sie die vollen Menschenrechte. Aber genauso wenig wie erwachsene Menschen aufgrund von bestimmten Eigenschaften - derer jeder Mensch verlustig gehen kann - sondern durch positive Setzung oder mit anderen Worten: Weil wir es so wollen. Und natürlich werden sie gerechtfertigt diskriminiert, d.h als Gruppe von erwachsenen Menschen unterschieden. Denn ihre Fähigkeiten müssen sich - nachweislich - noch entwickeln und sie sind (auch deshalb) - nachweislich - schutzbedürftiger. Mit zunehmendem Alter werden ihnen mehr und mehr Rechte zugestanden und Pflichten auferlegt, wovon aber in begründeten Fällen abgewichen werden kann, wie es sich z.B. in der Anwendung des Jugendrechts auf volljährige Menschen zeigt.

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    In den nächsten Tagen habe ich sehr viel zu tun, es kann sein, dass ich erst Mitte nächster Woche wieder zum Schreiben komme.

    Ach ja, noch eines: Dem »Staatskraken« setze ich entgegen:

    Nur sehr reiche und privilegierte Menschen können sich einen schwachen Staat leisten.

    Welches Rollenbild Professoren oder Professorinnen privat bevorzugen, sei ihnen unbenommen. Niemand verlangt dass ihre Beziehungen modern oder unmodern, gleichberechtigt oder abhängig oder sonst wie sind. Das geht den Staat wirklich nichts an, wie unschwer aus dem Paragraph 1523 zu erkennen ist, der bis 1958 in unserem Bürgerlichen Gesetzbuch vorhanden war:

    »Die Ehe wird auf Lebenszeit geschlossen. Die Ehegatten sind einander zur ehelichen Lebensgemeinschaft verpflichtet; sie tragen füreinander Verantwortung. Ein Ehegatte ist nicht verpflichtet, dem Verlangen des anderen Ehegatten nach Herstellung der Gemeinschaft Folge zu leisten ...«

    Was unter der »Herstellung der Gemeinschaft« zu verstehen ist, verdeutlicht ein Urteil des Bundesgerichtshofs aus dem Jahr 1966 :

    »Die Frau genügt ihren ehelichen Pflichten nicht schon damit, dass sie die Beiwohnung teilnahmslos geschehen lässt. Wenn es ihr infolge ihrer Veranlagung oder aus anderen Gründen (...) versagt bleibt, im ehelichen Verkehr Befriedigung zu finden, so fordert die Ehe von ihr doch eine Gewährung in ehelicher Zuneigung und Opferbereitschaft und verbietet es, Gleichgültigkeit oder Widerwillen zur Schau zu tragen. Denn erfahrungsgemäß vermag sich der Partner, der im ehelichen Verkehr seine natürliche und legitime Befriedigung sucht, auf die Dauer kaum jemals mit der bloßen Triebstillung zu begnügen, ohne davon berührt zu werden, was der andere dabei empfindet. (...) Deshalb muss der Partner, dem es nicht gelingt, Befriedigung im Verkehr zu finden, aber auch nicht, die Gewährung des Beischlafs als ein Opfer zu bejahen, das er den legitimen Wünschen des anderen um der Erhaltung der seelischen Gemeinschaft willen bringt, jedenfalls darauf verzichten, seine persönlichen Gefühle in verletzender Form auszusprechen.«

    (Seltsamerweise gab es nie ein entsprechendes Urteil, dass den Mann auf auf eine ebensolche Handlungsweise festlegt und ihm Konsequenzen für den Fall der Nichteinhaltung auferlegt.)

    Andere Paragraphen des Bürgerlichen Gesetzbuches legten fest, dass ein Mann das Arbeitsverhältnis seiner Frau auch gegen ihren Willen kündigen kann:

    »Hat sich die Frau einem Dritten gegenüber zu einer von ihr in Person zu bewirkenden Leistung verpflichtet, so kann der Mann das Rechtsverhältniß ohne Einhaltung einer Kündigungsfrist kündigen, wenn er auf seinen Antrag von dem Vormundschaftsgerichte dazu ermächtigt worden ist. Das Vormundschaftsgericht hat die Ermächtigung zu ertheilen, wenn sich ergiebt, daß die Thätigkeit der Frau die ehelichen Interessen beeinträchtigt.« (Sehr alte deutsche Rechtschreibung)

    Auch konnte er sie zur Führung seines (!) Haushalts zwingen:

    »Die Frau ist ... berechtigt und verpflichtet, das gemeinschaftliche Hauswesen zu leiten.«

    Besonders schön war auch folgende Generalklausel:

    »Dem Manne steht die Entscheidung in allen das gemeinschaftliche eheliche Leben betreffenden Angelegenheiten zu ...«

    Zu lange her? Wie wäre es mit dem Transsexuellengesetz? Hier musste 2008 das Bundesverfassungsgericht feststellen, dass die Bestimmung

    »Auf Antrag einer Person, die sich auf Grund ihrer transsexuellen Prägung nicht mehr dem in ihrem Geburtseintrag angegebenen, sondern dem anderen Geschlecht als zugehörig empfindet und die seit mindestens drei Jahren unter dem Zwang steht, ihren Vorstellungen entsprechend zu leben, ist vom Gericht festzustellen, dass sie als dem anderen Geschlecht zugehörig anzusehen ist, wenn sie ... nicht verheiratet ist« (§ 8 Abs. 1 TSG; Hervorhebung durch mich)

    irgendwie nicht so ganz mit unserer Verfassung vereinbar ist. Und 2012 lehnte der Bundestag in Namentlicher Abstimmung ein Gesetz zur Einführung des Rechts auf Eheschließung für Personen des gleichen Geschlechts ab.

    Bis auf die Ehe zwischen gleichgeschlechtlichen Partnern sind die entsprechenden Gesetze längst geändert worden. Jedes mal gegen den Widerstand von Männern, die einem traditionellen Familien- oder Frauenbild anhingen, obwohl es in keiner Gesetzesänderung darum ging, dass Frauen die Herstellung der ehelichen Gemeinschaft ablehnen müssen oder dass Männer gezwungen werden, gleichgeschlechtliche Partnerschaften einzugehen, ja nicht einmal, dass eine Partnerschaft partnerschaftlich sein muss.

    Es wurden nur nach und nach alle Bestimmungen beseitigt, die Männern einseitig bevorteilten.

    Frauen in der Wissenschaft (wie auch sonst im Beruf) immer noch systematisch benachteiligt. Dass es nicht an ihrer mangelnden Qualifikation liegt, sehe ich als erwiesen an und andere Gründe wurden nicht vorgebracht und genau deshalb muss der Staat jetzt wieder ordnend eingreifen. Jeder Widerstand dagegen zeigt - damals wie heute - wie notwendig es ist.

    Auch damit es unerheblich wird, ob Professoren pauschal oder ganz konkret fähig oder unfähig sind, andere Lebensentwürfe zu akzeptieren oder diese ignorieren.

    Mentor in einem Förderprogramm für Nachwuchswissenschaftlerinnen? Das ist mehr als gut. Mein Respekt. Und ich glaube, diese Förderung zahlt sich auch aus.

    In der Unimedizin Mainz - um bei dem Fachbereich von Dr. Edith Heischkel-Artelt zu bleiben - schaffen es überproportional viele Frauen ihr Medizinstudium erfolgreich abzuschließen. Waren es 2001 erst 46%, stieg der Anteil bis 2012 auf 65% und damit deutlich über den Anteil von Frauen an den Studierenden.

    Bei den Promotionen sieht es auf den ersten Blick auch sehr positiv aus. Hier stieg der Anteil von 48% auf 57%. Absolut gesehen, eine wirkliche Verbesserung, aber ein deutlicher Abfall gegenüber dem Anteil bei den Abschlüssen. Irgendetwas passiert auf dieser höheren Qualifikationsstufe, die es Frauen schwerer macht, ihren Anteil zu halten.

    Bei den Habilitationen, der nächsten Stufe ist für den Fachbereich Medizin sogar ein eklatanter Rückgang von 32% in 2011 auf 8% 2013 in festzustellen. Da die absoluten Zahlen sehr klein sind, habe ich mir die Zahlen für die gesamte Universität Mainz - zu der die Unimedizin in akademischer Hinsicht gehört - angesehen: habilitationen.png

    Frauen sind weit unterrepräsentiert und hier ist nicht einmal ein positiver Trend auszumachen. Über alle Jahre gerechnet, liegt der Anteil bei 24%. Erst wenn noch ältere Zahlen hinzugezogen werden, zeigt sich eine leicht positive Entwicklung.

    1962 war Dr. Edith Heischkel-Artelt die erste Professorin im Fachbereich Medizin der Universität Mainz. Davor hatte der Frauenanteil demnach bei 0% gelegen. 2013, über 50 Jahre später lag er bei genau 15%. Wird diese Entwicklung fortgeschrieben, würde es noch über 150 Jahre dauern, bis es genauso viele Professorinnen gibt wie Studienanfängerinnen.

    Um es ganz deutlich zu sagen: Ohne Programme wie das Edith Heischkel-Mentoring-Programm oder Institutionen wie das Frauenbüro und den Frauenbeauftragten in den Fachbereichen wäre der Anteil von Frauen auf jeder Qualifikationsstufe noch um einiges geringer. Aber warum kommt diese Förderung auf den höheren Qualifikationsstufen nicht an? Vielleicht, weil es gar nicht um Leistung geht, denn die erbringen Frauen genauso wie Männer, sondern um so etwas:

    »Männer wollen einfach eine nette Frau, mit der man nicht viel diskutieren muss; jung, attraktiv, gut kochen muss sie können, Kinder großziehen.« Prof. Dr. Ulrich Kutschera, Lehrstuhl für Pflanzenphysiologie und Evolutionsbiologie, Universität Kassel

    »One should start asking why women being underrepresented in senior positions is such a big problem. Is this actually a bad thing? It is not immediately obvious for me that… is this bad for women? Or bad for science? Or bad for society? I don’t know ...«

    Sir Tim Hunt, Biochemiker und Nobelpreisträger

    Das sind die Wissenschaftler, die die Leistung von Frauen als Wissenschaftlerinnen beurteilen und über Karrieren entscheiden. Sie stehen exemplarisch für eine (Un)kultur in den Wissenschaften, die Frauen benachteiligt.

    Nachtrag 28.09.2015:

    Wissenschaftler mit einem traditionalistischen Rollenbild projizieren ihre Normalität auf ihre Arbeitsgruppen. Wenn es für sie normal ist, dass ihre Partnerinnen keinen oder keinen gleichwertigen Beruf ausüben und stattdessen den Haushalt führen und Kinder großziehen, werden sie z.B. Besprechungen spontan und zu allen möglichen Zeiten ansetzen. Die Probleme, die sie ihren Mitarbeiterinnen und auch Mitarbeitern damit bereiten, sind ihnen völlig fremd. Entsprechende Hinweise werden ignoriert. Auch werden sehr häufig gerade in der Qualifizierungsphase extreme Arbeitsleistungen erwartet, die nur zu schaffen sind, wenn regelmäßig weit über jedes Maß hinaus gearbeitet wird. Beschwerden oder Weigerung sind schnell mit Nachteilen - bis hin zum Karriereende - verbunden. Die Auswirkungen sind nicht geschlechtsneutral, die Übernahme des Rollenbildes des Professors ist Männern wesentlich eher möglich, als Frauen. Letzteres führt zudem dazu, dass sich die Probleme tradieren und in der nächsten Generation von Wissenschaftlern wieder zeigen.

    Diese alten Wissenschaftler ändern sich nicht mehr. Entweder warten wir also ab, bis das Problem mit jeder neuen Generation (hoffentlich) etwas geringer wird und Frauen und Männer in 150 Jahren gleichberechtigt vertreten sind oder wir setzen die Brechstange an und erzwingen durch Quote und Kohortenmodell, dass Frauen schon jetzt ihren Anteil an allen Positionen bekommen. Das Argument, dass dadurch die Qualität in den Wissenschaften sinkt, lasse ich solange nicht gelten bis so viele schlechte Professorinnen berufen wurden, wie wir jetzt schon schlechte Professoren haben.

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    Interview Ulrich Kutschera:

    Gender Mainstreaming: "Unfug, Religion, feministische Sekte." | Inforadio - Besser informiert.

    (Zitat im Interview ab 29:30, »Möchtegernalphaweibchen« bei 32:20)

    Stellungnahme Ulrich Kutschera:

    1325234453-kutschera.pdf

    Interview Tim Hunt:

    Nobel Prize Winner Calls Lady Scientists Crybabies - The Daily Beast Vollständige Antwort von Sir Hunt auf die Frage »In your opinion, why are women still under-represented in senior positions in academia and funding bodies?«: »I’m not sure there is really a problem actually. People just look at the statistics. I dare myself think there is any discrimination, either for or against men or women. I think people are really good at selecting good scientists but I must admit the inequalities in the outcomes, especially at the higher end, are quite staggering. And I have no idea what the reasons are. One should start asking why women being underrepresented in senior positions is such a big problem. Is this actually a bad thing? It is not immediately obvious for me that… is this bad for women? Or bad for science? Or bad for society? I don’t know, it clearly upsets people a lot.«

    Wenn eine Erklärung notwendig ist, erkläre Ich mich:

    An Deutschlands Hochschulen gibt es ungefähr 44.000 Stellen für Professorinnen und Professoren. Da das Verhältnis von Männern und Frauen in der Bevölkerung annähernd gleich ist, wäre ein solches Verhältnis auch bei den Professorinnen und Professoren zu erwarten. Tatsächlich liegt der Frauenanteil im Schnitt bei 20% und variiert von ca. 30 % in den Sprach-, Kultur- und Kunstwissenschaften bis ungefähr 10% in den Ingenieur- und Naturwissenschaften sowie Mathematik.

    In jedem einzelnen Fach ist zu beobachten, dass der Frauenanteil mit jeder Qualifikationsstufe geringer wird. So lag er 2007 in der Chemie zu Studienbeginn bei 42%, fiel bei der Promotion auf 33%, bei der Habilitation auf 19% und bei den Berufungen auf 7%. In der chemischen Industrie wurden 2001 weniger als 5% der höheren Führungspositionen von Frauen gehalten und bei einer Umfrage unter Chemikerinnen und Chemikern wurde unabhängig von der Position in der Hierarchie festgestellt, dass 23% der Chemiker, aber nur 6% der Chemikerinnen ein Jahreseinkommen von über 90.0000 Euro hatten.

    Ich behaupte, diese Zahlen lassen sich nur durch eine Diskriminierung und massive Benachteiligung von Frauen erklären. Ich behaupte weiterhin, dass es keine Gründe gibt, die diese Benachteiligung rechtfertigen.

    Und ich meine gelesen zu haben, dass ihr das anders seht. Ohne Sätze aus dem Zusammenhang reißen zu wollen, kann ich die Aussage »[...] aber du schreibst gut genug, um manche validen Argumente und Einwände nicht aufkommen zu lassen [...]« nur so verstehen, dass es biologische Gründe für die Benachteiligung von Frauen gibt, denn dass es diese nicht gibt, war die Kernaussage meines ersten Beitrags. Dieser Eindruck wurde durch »Wenn Kinder per Definition aufgrund von biologischen Unterschieden anders beurteilt werden - kann das so ein schlechtes Kriterium sein?« noch verstärkt.

    Gerade die Differenzierung des Geschlechtsbegriffs sollte zeigen, dass ich keine Unterschiede leugne oder versuche etwas »wegzudefinieren«, sondern nur feststelle, dass schon das herkömmliche Verständnis von Geschlecht gänzlich ungeeignet ist, irgendetwas daraus abzuleiten und weiterhin, dass die Dichotomie von Mann und Frau nicht mehr dem aktuellen Wissensstand entspricht. (Transsexualität wird übrigens im neuesten Entwurf der internationalen Klassifizierung von Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme nicht mehr als Krankheit, sondern als nicht zu bewertender Zustand gesehen.)

    Und frage ganz konkret:

    Was ist gegen die ungerechtfertigte Diskriminierung von Frauen aufgrund ihres Geschlechts zu tun?

    .

    Auf die »allgemein anerkannte Ungleichbehandlung von Kindern aufgrund von biologischen Merkmalen« möchte ich gesondert eingehen, dafür ist es mir heute zu spät.

    Und »Singers Babyschnitzel« würde ich - wenn gewünscht - nicht hier diskutieren, sondern auslagern und zu einem eigenen Diskussionspunkt machen.

    Also die Rückseite des Spiegels, gespiegelt? Gerne.

    Nach schockierenden, aber noch unbestätigten Berichten, soll es sich bei Frauen nicht um eine außerirdische Spezies handeln und sie sollen auch nicht einfach so aus Bäumen fallen. Stattdessen wird eine gemeinsamer Genpool von Frauen und Menschen Männern angenommen. Von den über 21.000 Genen (1) werden weniger als 45, d.h. weniger als 0,2 Prozent geschlechtsspezifisch, d.h. ausschließlich auf dem Y-Chromosom vererbt (2), darunter kein lebenswichtiges Gen.

    Es gibt keine deterministische Kopplung von primären und sekundären Geschlechtsmerkmalen und Chromosomensätzen. Ein Prozent aller Menschen, d.h. allein in Deutschland über 800.000, weisen eine Diskrepanz zwischen chromosomaler Ausstattung und der Ausbildung von primären und sekundären Geschlechtsmerkmalen auf (3). Fertilität, Schwangerschaft und selbst die Geburt von gesunden Kindern bei männlichen (XY) Geschlechtschromosomen ist nachgewiesen (4).

    Auf genetischer Ebene wird das Bild noch uneindeutiger: Wurde ursprünglich angenommen, dass das Gen SRY für die Ausbildung von Hoden verantwortlich sei (5), zeigt sich zunehmend, dass die wirkliche Entwicklung weitaus komplizierter ist. Liegt bei vorhandenem XY-Chromosomensatz das Gen WNT4 mehrfach vor, bilden die betroffenen Menschen zusätzlich zu den primären männlichen Geschlechtsmerkmalen einen Uterus und Eileiter aus (6). Varianten des Gen RSPO1, ebenfalls an der Entwicklung der Eierstöcke beteiligt, können zu einer Ausbildung von Keimdrüsen führen, in denen gleichzeitig Spermien und Eizellen ausgebildet werden (7). Mutationen des Gens Foxl2 verwandelt in adulten Körpern weibliche Eizellen in Sertoli Zellen, die zur Bildung von Spermien beitragen (8). Wird das Gen Dmrt1 deaktiviert, entwickeln sich aus Zellen des Hodengewebes solche der Eierstöcke (9). Genetisch bedingte Veränderungen der Rezeptoren für Sexualhormone in somatischen Zellen führen bei im Körper liegenden, voll funktionsfähigen Hoden zur Ausbildung der sekundären weiblichen Geschlechtsmerkmale.

    Biologie und Medizin haben längst das binäre Geschlechtermodell hinter sich gelassen und gehen längst von einem Netzwerk von sich gegenseitig beeinflussenden Faktoren aus, die zu einem Kontinuum von Geschlechtern und Geschlechtsmerkmalen führen. Das Geschlecht lässt sich nicht auf den ersten Blick erkennen; es ist nicht mit einer vertrauten oder unvertrauten Physiognomie verbunden. Der beste Weg, das Geschlecht eines Menschen festzustellen, ist einfach danach zu fragen und die Antwort zu akzeptieren.

    Das Geschlecht ist kein Kriterium, an dem Leistungsfähigkeit, Intelligenz, Stärke oder sonst eine positiv oder negativ beurteilte Eigenschaft festgemacht werden kann und taugt damit nicht, um eine bestehende Diskriminierung von Frauen zu begründen. Sich darauf zu einigen, wäre ein echter Fortschritt.

    Aber wenn ich lese,dass »Ungleiches gleichzumachen [...] dem ganzen Menschen nicht gerecht [wird]«, habe ich das Gefühl, dass wir noch einen weiten Weg vor uns haben.

    Scheffnow

    .

    1) Gesamtzahl der Gene

    Ensembl genome browser 68: Homo sapiens - Whole genome - Location

    2) Anzahl der Gene auf dem Y-Chromosom

    Ensembl genome browser 68: Homo sapiens - Chromosome summary - Chromosome Y: 1-1

    3) DSDs: genetics, underlying pathologies and psychosexual differentiation.

    DSDs: genetics, underlying pathologies and psychosexual differentiation. - PubMed - NCBI

    4) High-level 46XX/46XY chimerism without clinical effect in a healthy multiparous female

    High-level 46XX/46XY chimerism without clinical effect in a healthy multiparous female - James - 2011 - American Journal of Medical Genetics Part A - Wiley Online Library

    5) Genetic evidence equating SRY and the testis-determining factor

    http://www.nature.com/nature/journal…s/348448a0.html

    6) Up-Regulation of WNT-4 Signaling and Dosage-Sensitive Sex Reversal in Humans

    http://www.cell.com/ajhg/abstract/S0002-9297(07)61219-1

    7) Human RSPO1/R-spondin1 Is Expressed during Early Ovary Development and Augments β-Catenin Signaling

    PLOS ONE: Human RSPO1/R-spondin1 Is Expressed during Early Ovary Development and Augments β-Catenin Signaling

    8 ) Somatic Sex Reprogramming of Adult Ovaries to Testes by FOXL2 Ablation

    http://www.cell.com/cell/abstract/S0092-8674(09)01433-0

    9) DMRT1 prevents female reprogramming in the postnatal mammalian testis

    http://www.nature.com/nature/journal…ature10239.html

    Zu einer anderen Zeit, die wir, die nicht in ihr gelebt haben, gerne die gute alte nennen, weil wir nicht in ihr gelebt haben, beobachtete der britische Arzt und Forscher George Murray Levick auf einer Antarktisexpedition die Leben der Adeliepinguine (Pygoscelis adeliae). Was er dort beobachte, schockierte ihn so sehr, dass er zwei Berichte über die Expedition verfasste: Einen über dass allgemeine Leben der Vögel, der es veröffentlicht zu großer Popularität brachte und einen zweiten über deren Sexualverhalten, den er auf altgriechisch verfasste und nur wenigen Forschern persönlich übergab, die allesamt dafür sorgten, dass seine Beobachtungen nicht einmal den in den biologischen Fakultäten, geschweige denn der der Öffentlichkeit bekannt wurden. Es dauerte beinahe hundert Jahre, bis die Studie wiederentdeckt und veröffentlicht wurde. (Das jetzt eine Bezahlschranke verhindert, dass sie gelesen wird, ist eine andere Geschichte.)

    Für einen im viktorianischen England aufgewachsenen Gentleman war das Verhalten der Pinguine aber auch zu skandalös: Selbstbefriedigung, Polygamie, Homosexualität, nicht auf Vermehrung ausgerichtete Paarungen aus reiner Lust, Vergewaltigungen, Missbrauch von Küken und sogar Nekrophilie.

    Dass all das nicht seiner Vorstellung von Moral und der Vorstellung entsprach mag verständlich sein, aber was hinderte ihn daran, seine korrekten Beobachtungen dennoch - ohne Wertung - zu veröffentlichen? Weil er die Moralvorstellungen seiner Gesellschaft als natürlich, d.h. durch die Natur legitimiert ansah. Eine - aus seiner Sicht - perverse Natur hätte ihm die Grundlage seiner Moral entzogen. Deshalb suchte und fand er auch einen Grund, warum die Pinguine sich so unnatürlich verhielten: Der lange antarktische Winter und das damit verbundene nichtsnutzige Herumlungern! Die Pinguine hatten einfach zu viel Freizeit und kamen deshalb auf dumme Gedanken. Problem gelöst und Moral und die »gute« Natur gerettet, schuld waren die Umstände.

    Dass er es war, der seine eigenen Kultur in die Natur spiegelte, um dann mit der (von ihm geschaffenen) Natur seine Kultur zu legitimieren, bemerkte er nicht. Das könnte uns nicht mehr passieren, oder?

    Ich dachte ja, aber einige Argumente, die ich in der »Geschlechterdiskussion« gelesen habe, lassen mich zweifeln. Da wurde von den »natürlichen Freuden des Elternseins«, dem im Vergleich zur Frau prinzipiell stärkeren Mann, dem naturgegebenen Nachteil des Kinderkriegens (der keinem Arbeitgeber zugemutet werden kann) und immer wieder von «dem Mann« und »der Frau« gesprochen und aus den Unterschieden zwischen diesen weitreichende Konsequenzen gezogen.

    Ich höre schon den Vorwurf, dass ich sicher gleich die biologischen Unterschiede zwischen den Geschlechtern wegdiskutieren werde. Aber das werde ich nicht machen. Ich werde auch nicht fragen, mit welchem Recht von Sein auf das Sollen geschlossen wird, wie es schon Hume zu Recht kritisiert hat, nicht auf den naturalistischen Fehlschluss eingehen, das Gute in der Natur zu suchen, wie es Levick getan hat und auch nicht auf den moralischen Fehlschluss, ein unerwünschtes Verhalten als naturwidrig anzusehen.

    Ganz im Gegenteil: Die Unterschiede sind real, unsere Art zeichnet sich durch einen moderat ausgeprägten Geschlechtsdimorphismus auch hinsichtlich der Körpergröße aus. (Was der übrigens - im Vergleich zu verwandten Arten ohne eine solche Ausprägung - mit ziemlich kleinen Penissen korreliert.)

    Was das bedeutet, lässt sich recht anschaulich an der Häufigkeit der verschiedenen Körpergrößen bei Menschen zeigen. (Die X-Achse gibt die Körpergröße und die Y-Achse die Häufigkeit an, der genaue Kurvenverlauf ist unwichtig). Die meisten Menschen sind von mittlerer Größe sind und es nur wenige ganz große und ganz klein: nv1.png

    Bei einer Differenzierung nach Frauen und Männern ergeben sich folgende Verteilungen: nv3.png

    Frauen sind im durchschnitt kleiner als Männer. Ähnliche Kurven wird es auch für die Muskelmasse im Verhältnis zum Gesamtgewicht und viele andere Eigenschaften geben. Alles nachweisbare biologische Unterschiede, die nicht zu leugnen sind.

    Aber was heißt das? Eigentlich nichts, denn es ist nicht möglich, im Umkehrschluss über eine Eigenschaft festzustellen, ob es sich um eine Frau oder einen Mann handelt, wie sich besonders gut an einer Kurve zeigt, bei der ich die vorausgesetzte Annahme verborgen habe: nv2.png

    Der Geschlechtsdimorphismus ist weiterhin deutlich an den Daten zu sehen, aber er ist für die Bewertung einer konkreten Person irrelevant.

    Natürlich gibt es Eigenschaften, bei denen ein größererGeschlechtsdimorphismus besteht. Wie wäre es mit der Größe der Brüste? (Hinweis: Das regelmäßige Trinken von gehopften Malzgetränken verändert die Werte erheblich) Oder der Länge von Klitoris und Penis? Oder der Anzahl von X- und Y-Chromosomen? Die Kurven mögen so aussehen: nv4.png

    Vielleicht sogar bei ganz wenigen so (ausdrücklich bei den Geschlechtschromosomen nicht): nv5.png

    Oder sie sind asymmetrisch oder verschoben; aber immer wird es Menschen geben, die nach diesem Kriterium ein Mann, nach anderen aber eine Frau sind und umgekehrt.

    Ich hoffe, dass das Problem deutlich geworden ist: Wir alle projizieren wie Dr. Levick unser Bild von Frauen und Männern in die Natur und benutzen die dann in der Natur gefundenen Unterschiede zwischen den Geschlechtern, um die unterschiedliche Behandlung der Geschlechter in unserer Gesellschaft zu rechtfertigen und einzelnen Menschen das Recht absprechen, so zu sein, wie sie sind. Aber wir sollten es bemerken und korrigieren können, auch wenn es uns erst einmal unnatürlich vorkommen mag.

    Die verschiedenen Wissenschaften sind an dieser Stelle schon deutlich weiter. Die Einteilung in männlich und weiblich ist viel zu eng und beschränkt um der Wirklichkeit gerecht zu werden, wie es Suzannah Weiss in ihrem lesenswerten Artikel »5 Ways That Science Supports Feminism – Not Gender Essentialism« zusammenfasst.

    Biologische Unterschiede taugen nicht als Begründung, um Menschen unterschiedliche Rechte zuzugestehen und sie ungerecht zu behandeln. Wer das dennoch will, sollte dazu stehen und ich wette zehn Y- gegen ein X-Chromosom, dass damit ein persönlicher Vorteil verbunden ist und sei es nur, dass es am Arbeitsplatz weniger Konkurrenz gibt und jemand anderes den Abwasch erledigt.

    Um mal einen von mir sehr verehrten Rollenspieler zu zitieren: »I'm a feminist!«

    feminist.jpg

    Ich auch

    Scheffnow

    .

    Dr. George Murray Levick (1876–1956): unpublished notes on the sexual habits of the Adélie penguin

    Polar Record - Dr. George Murray Levick (1876–1956): unpublished notes on the sexual habits of the Adélie penguin - Cambridge Journals Online

    Suzannah Weiss: 5 Ways That Science Supports Feminism – Not Gender Essentialism

    5 Ways That Science Supports Feminism – Not Gender Essentialism — Everyday Feminism

    MMn hast du mit Tim Hunt das falsche Beispiel gewählt, in den letzten Wochen wurde (wieder mMn) deutlich, dass die Skandalisierung eines - vom Publikum auch noch offensichtlich verstandenen und goutierten Witzes - der eigentliche Skandal ist.


    Genau! Das sagte ich doch, als ich schrieb »Und es ist natürlich nicht zu rechtfertigen, dass ein emeritierter Nobelpreisträger [,,,] seine Position als Botschafter seiner Universität verliert,« Aber in einem muss ich dir widersprechen, der eigentliche Skandal ist nicht die Hexenjagd auf einen männlichen Nobelpreisträger, sondern dass selbst seine Verteidiger, darunter die FAZ, das einstige Sturmgeschütz des Patriarchats - man denke nur an ihren heroischen Kampf gegen die Einführung des Zerrüttungssprinzips in das Scheidungsrecht im Jahre 1977 - dass selbst diese Zeitung schreibt, dass Zitate aus dem Kontext gerissen wurden. Dabei sprich Sir (!) Tim Hunt nur die Wahrheit, die produktivsten Laborbesprechungen finden nun mal Abends im Pub statt und wer meint sich durch Familie oder anderweitig verpflichten zu müssen, darf sich nicht wundern, wenn er - oder auch in diesem Fall wieder ausnahmsweise sie - irgendwann nicht mehr eingeladen wird und konsequenterweise den Anschluss an die Forschung der Gruppe verliert. Und dann wird erwartet, dass für so jemanden eine Empfehlung ausgesprochen wird, wenn es darum geht eine Professur zu besetzen?

    Das einzige, was diesen "Wissenschaftlerinnen" dann noch bleibt, ist sich zu beschweren, dass die Männer ihrer Gruppe ihre Forschungsergebnisse stehlen und unter eigenem Name veröffentlichen würden. So ist es Otto Hahn gegangen, dem völlig zu Unrecht vorgeworfen wurde, den marginalen Beitrag seiner Assistentin zur Entdeckung der Kernspaltung nicht genügend gewürdigt zu haben. Und ging es nicht Watson und Crick, die Entdecker der DNA und ebenfalls mit dem Nobelpreis ausgezeichnet, genauso? Auf unflätigste Weise wird behauptet, dass Rosalind Franklindie eigentliche Entdeckerin der DNA sei, obwohl sie nur die gesamte Vorarbeit und alle Röntgenstrukturanalysen durchgeführt hatte. Aber nur ein männlicher Ginius, wie er sich in Watson und Crick zeigte, konnte die richtigen Schlüsse aus ihrer zugegebenermaßen ganz ordentlichen Vorarbeit ziehen, die folgerichtig auch nicht bei der Vergabe des Nobelpreises berücksichtigt wurde.


    Hast du auch mal ein Mammut gejagt? Respekt! Das kann nicht jeder von sich behaupten!


    Stimmt! Und nicht nur das! Von der Steinzeit an bauten wir Männer eine schöne neue Welt ... für euch! Wer schuftete in Kohlenminen des Todes, baute im Schweiße seines Angesichts Eisenbahnen und Straßen, Brücken und große Bürogebäude mit Fahrstühlen? Wer erfand die Klima-Anlage? Millionen Männer starben, um Frauen einen angenehmen Job von 9 bis 5 zu ermöglichen. Nehmt alles einfach als gegeben an und fordert auch noch Gleichberechtigung und Frauenquote.

    Ick könnt ma jedes mal peitschen, wenn ich so was von dir lese. Ist da etwa...Ironie am Werk?


    Nein! Niemals! Das ist mein heiliger Ernst!

    Wir jagten das Mammut!

    Und deswegen ist es auch gerechtfertigt, dass wir weiterhin bei der Bezahlung, bei der Führungspositionen und ganz im allgemeinen bevorzugt werden. Jeder Versuch daran etwas zu ändern ist entweder - evolutionsbiologisch gesehen - gegen die Natur der Frau oder ökonomischer Selbstmord oder auch beides und provoziert nur gerechtfertigte Gegenwehr.

    Der Widerstand organisiert sich in der Man'o'Sphere (tm), in der sich alle Aktivisten für die Rechte der Männer zu einer Männerechtsbewegung zusammengeschlossen haben, um die unvermeidlichen Untergang des Abendlandes durch die Einführung des Matriarchats doch noch abzuwenden!

    Und es ist natürlich nicht zu rechtfertigen, dass ein emeritierter Nobelpreisträger, dessen Aufgabe darin bestand, junge Männer für seine Wissenschaft zu begeistern, durch seine Aussagen vielleicht einige Frauen davon abhält sich dieser Wissenschaft zuzuwenden oder gar zu versuchen in ihr Karriere zu machen, seine Position als Botschafter seiner Universität verliert, wo man doch weiß, dass es in der Wissenschaft keine Geschlechterdiskriminierung gibt. Der geringe Anteil von Professorinnen ist ganz natürlich aus der objektiven Überlegenheit von Männern für solche Aufgaben zu erklären.

    Gleiches gilt natürlich auf für das Tragen von bedruckter Oberbekleidung, Wer sich von solchen Kleinigkeiten auf ein Klima in einem Fach schließt und davon abhalten lässt, es zu studieren, zeigt doch nur, dass er - in diesem Fall ausnahmsweise sie - nicht wirklich an der Wissenschaft interessiert ist, was auch erklärt, warum es so wenige Professorinnen in den echten, harten Männernaturwissenschaften gibt.

    Ja: "Er kann jederzeit Aktionen in Reaktionen umwandeln und umgekehrt, ohne dies vorher ankündigen zu müssen", WdS, S. 74 zum Kampfgespür.
    Aber eine zur AT umgewandelte Reaktion findet weiterhin bei INI -8 statt und hat einen Aufschlag von +4.


    Danke. :)

    Auch wenn mir die Antwort nicht gefällt. Ich hatte gehofft, es gäbe eine kanonische Quelle, die festlegt oder auch nur empfiehlt, dass das Umwandeln, d.h. der Verzicht auf eine PA vor dem AT-Wurf angesagt werden muss.

    In Kombination mit der SF Aufmerksamkeit führt diese Regel dazu, dass ein Charakter, der in einer KR zuerst angreifen muss, einen deutlichen Nachteil hat.

    Abgesehen davon, dass Gott sagt "Ich habe keine Freude am Tod des Ungerechten", wer wollte denn entscheiden, wer vor Gott gerechtfertigt ist, und wer nicht?

    Wer außer Gott selbst!? Aber ich glaube du hast die Bibelstelle falsch übersetzt. Im Hebräischen heißt es »Ich habe keine Freude am schnellen Tod des Ungerechten« Sein Wort sei deine Richtschnur: »Sie haben mich gereizt an dem, das nicht Gott ist; mit ihrer Abgötterei haben sie mich erzürnt. [...] Ich will alles Unglück über sie häufen, ich will meine Pfeile in sie schießen. Vor Hunger sollen sie verschmachten und verzehrt werden vom Fieber und von jähem Tod. Ich will der Tiere Zähne unter sie schicken und der Schlangen Gift. Auswendig wird sie das Schwert berauben und inwendig der Schrecken, beide, Jünglinge und Jungfrauen, die Säuglinge mit dem grauen Mann.«

    Mir persönlich - da mit eher schütterem, um nicht zu sagen mittschädlig gar keinem Haarwuchs gesegnet bin - zeigt sich die Liebe Gottes besonders darin, dass er aus Liebe zu seinem treuen Diener Elisa auch kleinste Vergehen gegen diesen mit leidenschaftlichen Zorn verfolgt: »Und er [Elisa] ging hinauf gen Beth-El. Und als er auf dem Wege hinan ging, kamen kleine Knaben zur Stadt heraus und spotteten sein und sprachen zu ihm: Kahlkopf, komm herauf! Kahlkopf, komm herauf! Und er wandte sich um; und da er sie sah, fluchte er ihnen im Namen des HERRN. Da kamen zwei Bären aus dem Walde und zerrissen der Kinder zweiundvierzig.« Leider gibt die deutsche Übersetzung wieder einmal nicht den ganzen Umfang der Liebe Gottes wieder, dem im Urtext steht nicht, das zwei einfache Bären, die Kinder zerrissen, sondern zwei weibliche Bären!

    Und mit Ketil freue ich mich darauf, dass der Sohn Gottes am jüngsten Tag zu uns zurückkehren und das Werk seines Vaters vollenden wird: »Und auf der Wolke saß einer, der gleich war eines Menschen Sohn; der hatte eine goldene Krone auf seinem Haupt und in seiner Hand eine scharfe Sichel. [...] Und der auf der Wolke saß, schlug mit seiner Sichel an die Erde, und die Erde ward geerntet.« »Und aus seinem Munde ging ein scharfes Schwert, daß er damit die Heiden schlüge; und er wird sie regieren mit eisernem Stabe«. Mit dem Kirchenvater Augustinus hoffe ich dann an Seiten dieses barmherzigen Gottessohns zu sitzen und mich - wie Augustinus es auch für sich selbst erhofft »an den Qualen der Verdammten in der Hölle unter uns erfreuen zu dürfen.«

    Deshalb bleibe ich - sollte Windweber es mir auch um die Ohren hauen - dabei: Wahre Liebe ist Leidenschaft, heiliger Zorn und heilige Wut und in Aventurien ist Kor ihr Gott!

    b32s32k: Kann es sein, dass deine Liebe zu Gott an Leidenschaft mangelt? Sind die Seelen der Gottlosen nicht ohnehin der ewigen Verdammnis gewiss? Ist es da nicht gerechtfertigt, um einer geretteten Seele willen, die Körper aller Menschen ein ganzes - ohnehin verlorenes - Volk auf dieser Welt zu töten? Gott bedient sich uns Menschen, um seiner Liebe auf Erden Ausdruck zu verschaffen, sei es mit Atombomben oder mit Kreuzzügen, wer sonst, wenn nicht wir sollte dem »الله أَكْبَر«, dem »Allah ist groß!« ein liebendes »Deus vult!«, ein »Gott will es!« entgegen schleudern?

    Welche Liebe könnte stärker sein, als die Liebe Gottes zu uns? Aus Liebe zu uns, nicht aus Leidenschaft, ließ er seinen Sohn umbringen. Und so tötete er auch nur aus Liebe zu seinem Volk dessen Gegner »Du sollst nichts leben lassen, was Odem hat, sondern sollst an ihnen den Bann vollstrecken, nämlich an den Hetitern, Amoritern, Kanaanitern, Perisitern, Hiwitern und Jebusitern« und alle Abtrünnigen »Ein jeder gürte sein Schwert um die Lenden und gehe durch das Lager hin und her von einem Tor zum andern und erschlage seinen Bruder, Freund und Nächsten.« Glaubst du Gott hat sich an diesen Gräueltaten erfreut? Nein, er weinte, aber wusste zugleich, dass es getan werden musste, als Liebe zu seinem Volk.

    Erst darin zeigt sich wahre Liebe, dass um ihretwillen der Liebende jede Sünde - in der Gewissheit der allgütigen Gnade Gottes - auf sich nimmt, wie der Protestant Künnet dreizehn Jahre nach Hiroshima mit »selbst Atombomben können in den Dienst der Nächstenliebe treten« den Abwurf einer solchen Bombe auf das gottlose Vietnam forderte. Gewiss in der schönen Tradition der bewaffneten Wallfahrten ins heilige Land, um dort den Heiden im Moment des Todes noch eine letzte Möglichkeit zu geben, Gottes Liebe zu spüren und ihre Seele zu retten. Wie sonst, wenn nicht aus Liebe um die Seelen der Gottlosen, könnten der Orden des heiligen Franziskus das Morden der Konterrevolutionen in Südamerika mit den Worten »es ist zu erwarten, dass es nun besser wird, nachdem die Muttergottes wirklich hier dem Kommunismus den Garaus gemacht hat« begrüßt haben?

    Was dir vielleicht auf den ersten Blick wie Hass oder noch schlimmer als Leidenschaft erscheint, ist nichts anderes als wirkliche, tief empfundene Liebe und deswegen ist Kor, mehr noch als jeder andere Gott - vielleicht mit Ausnahme von Praios - der einzige, der wahre Gott der Liebe.

    Eine wahrlich leidenschaftlich vorgetragene Anklage! Ich spüre den heiligen Zornesmut, von dem es doch heißt »Wer nicht zürnen kann, dessen Liebe ist nicht blutvoll. Denn wenn wir blutvoll, mit allen leibseelischen Energien das Gute lieben, werden wir mit den gleichen Energien dem Bösen widerstehen.«

    und nirgends zeigt sich dieser Zornesmut besser als in der in Verruf geratenen Liebe zum eigenen Vaterland und theologischen Werken wie »Die Seelsorge als Kriegsdienst«

    oder »Jung, aber gut gestorben«.

    Ist es nicht Kor, der diesen Aspekt der Liebe aufs schönste verkörpert?

    .
    Wer glaubt ...

    dass Leidenschaft Leiden schafft ...

    der glaubt auch ...

    dass Zitronenfalter Zitronen falten.

    Sklaverei und Leibeigenschaft ist ein, wenn nicht der Grund, warum keiner meiner Charaktere aus der Oberschicht stammt und ich Kulturen bevorzuge, bei denen es so etwas nicht gibt oder Charaktere, die ein Gesellschaftssystem eher von »unten« kennengelernt haben.

    Bei allen (Vor)Urteilen gegen Thorwaler als Riesenzwerge, ihre Ablehnung von Sklaverei, ja der Idee, dass ein Mensch ›Besitz‹ sein könnte und die Gleichberechtigung der Geschlechter führen dazu, dass mir als Spieler (untypische) Thorwaler liegen. (Die von Shintaro89 erwähnten Treller sind die absolute Ausnahme: »Es zählt zu den Besonderheiten der Neuhjaldingarder Kultur, dass man der Sklaverei mitnichten mit solch erbitterter Abscheu begegnet, wie im restlichen Thorwal« (UdWw S.73).

    Ähnlich verhält es sich mit Albernia, mir war es als Königreich mit überwiegend freien Bauern, die z.B. auch das (Niederwild-)Jagdrecht hatten und Waffen tragen durften, tausendmal lieber als das Mittelreich mit seiner Leibeigenschaft. Das in der offiziellen Geschichte Albernia vom Mittelreich assimiliert wurde, passt mir überhaupt nicht.

    In unserer Gruppe sind unsere Charaktere klug genug, nicht verändern zu wollen, was nicht zu ändern ist (wie z.B. die offizielle Geschichte oder immer und überall gegen Sklaverei und Leibeigenschaft vorzugehen), bei passender Gelegenheit einzelne Repräsentanten des Systems ... das ist eine ganz andere Sache. Dazu kommen noch alle möglichen Arten von Ungehorsam, Verweigerung, Widerstand, verdeckter Hilfe und was wir uns sonst noch einfällt. In der Konsequenz hat es auch dazu geführt, dass es bei uns keine typischen Charaktere aus bestimmten Kulturen wie z.B. Al'Anfa gibt und auch keine klassisch bösen Charaktere. Es ist eine Einschränkung, sicherlich, aber eine, die den Grundkonsens unserer Gruppe darstellt.

    Sklaverei ist nur aus Sicht von Sklavenhaltern ein akzeptables System.