Ich finde dieses Thema durchaus für besprechenswert, denn wie bereits festgestellt wurde: Die Mehrzahl der Forennutzer sind weiße, ältere Männer (und damit repräsentieren sie die Rollenspelszene ziemlich gut). Für UNS mag es egal sein, wie oft dunklere Hautfarben dargestellt werden und in welchem Kontext des Spiels Frauen oder aventurische Völker auftauchen. Für Menschen, die im realen Leben von Ausgrenzung betroffen sind ist das nicht unbedingt egal. Und damit kann ein Rollenspielsystem sie exkludieren.
Ich würde euch gerne eine reale Spielsituation als Beispiel an die Hand geben. Wie einige wissen, nutze ich RPG auch beruflich als SL. Die nachfolgende Szene ereignete sich in einer Gruppe männlicher DSA-Anfänger, vorwiegend mit osteuropäischem Familienhintergrund (S2 - S6). Ein Mann entstammte der kurdischen Community (S1) und spielte einen tulamidischen Krieger.
SL: Der junge Stadtwächter begrüßt euch freundlich und etwas nervös stottert er: "A-Auszubildender Wächter A-Alrik, zu euren Diensten."
S1: Oh Mann, schon wieder ein Alrik. Warum treffen wir nie jemanden, der Yussuf oder so heißt?
SL: Naja, die Kleinstadt in der ihr euch befindet, liegt ziemlich nördlich, also weit weg von den tulamidischen Landen aus denen du stammst.
S1: Aber bei uns heißen doch auch nicht alle Leute wie typische Deutsche, oder?
SL: Naja, das musst du dir wie im Mittelalter vorstellen: Damals sind die Leute nicht soweit herumgekommen.
S2 - S6: Können wir jetzt endlich weiterspielen?
Fakt war, dass der junge Mann recht hatte. In meinem weißem Gehirn, war die Gegend von Weißen bevölkert. Ich suchte logische Ausreden aus der realen Welt in einem fantastischen Setting.
Fakt war, dass die osteuropäischen Spieler sich in der weißen Spielumgebung nicht unwohl fühlten.
Fakt war, dass das Fehlen von Identifikationsfiguren dem kurdischen Spieler Unbehagen bereitete.
Zwischendurch hatte ich nach dem Vorkommnis überlegt, tulamidische NSC in dieser nördlichen Stadt einzubauen. Aber diese wären als Alibifiguren entlarvt worden, was sie ja auch gewesen wären. Und welche Rolle hätten diese Figuren gespielt? Händler, die sind unverfänglich, die kommen herum! Und am Besten freuen sich die Landsleute über das Treffen mit S1... Und schon hatte ich mich bei weiteren Stereotypen ertappt: Weshalb sollte ein Tulamide gerade Händler (am besten Grillspieße) sein? Weshalb nicht ehrenwerter Ratssekretär in der dritten hier lebenden Generation? Weshalb sollten Angehörige der selben Kultur sofort freudig aufeinander losstürmen: "Fo shizzle my nizzle!"?
Ich habe das Ganze transparent outtime mit der Gruppe besprochen. Einfach ist es mir nicht gefallen, das kleine Dilemma aufzuarbeiten, das mein altes, weißes, männliches Hirn produziert hat. Lehrsam war es jedoch allemal und es hat meine Achtsamkeit geschärft.