Hier werden gerade glaube ich drei verschiedene Ebenen behandelt.
Oberste Ebene: Der Metaplot treibt so vor sich hin und ist unkoordiniert.
Der Sternenfall wurde sogar so kommuniziert, dass da kein großer Plan dahinter steht, sondern man einfach nur ein Szenario schaffen sollte. Die Zynikerschildkröte reckt da gleich wieder den Kopf und entdeckt hier den finalen Finger in Richtung 2011er Schisma, wo ja genau das einer der Kernpunkte des Streits war: Plant man nun einen Metaplot grob vor oder nicht? Der Sternenfall ist erst einmal nur ein isoliertes Ereignis. Wenn ein Autor das aufgreifen möchte, möge er/sie es tun, wenn nicht, dann...nicht. Dass er zudem keine Fernwirkungen hat (nach Arivor sollte Aventurien in Panik sein!): Ja gut, das ist jetzt nicht weiter überraschend, das passiert ständig. Aventurien ist ein Sammelsurium aus isolierten Plots, die ab und an mal die Grenzen überschreiten, aber dann gleich wieder zurück in ihre Grenzen fliehen. Borbarad war da in der Tat die eine erwähnenswerte Ausnahme. Es gibt ja auch selten genug echte Konsequenzen aus irgendwelchen Katastrophen. Beispiel Größte Seeschlacht aller Zeiten. Flotte Al'Anfas komplett vernichtet. Wurde ein Abenteuer später wieder gebraucht (naja, irgendwie war es ein Plotaufhänger) und tadaaa Flotte wieder da. Theoretisch: OK, Holz ist da, habt ja einen Dschungel suspense of disbelief geht durch. Zeitspanne...uah, äußerst grenzwertig. Ähm, warum hat sich aber eigentlich nichts an der Armut geändert? Habt ihr da nicht eine riesige Flotte, die Besatzung braucht? Von groß angelegten Sklaventouren war nichts zu hören/lesen. Irgendwo müssen die ja herkommen, also wohl aus der Stadt...Warum genau sind die Leute unzufrieden? Ihr hattet gerade Bau-und Arbeitsmarktboom (bei reduzierter Bevölkerung). Passte halt nicht in die Story, also weg damit. Konsequenzen gibt es immer nur, solange es in die Geschichte passt. Derzeit passt offenkundig niemandem der Sternenfall so richtig ins Konzept, also ruht der See still. Dass man hier offenkundig einfach nicht lernfähig/lernwillig/entwicklungswillig ist, darüber lässt sich sicherlich trefflich streiten, aber neu ist das Problem nicht.
Mittlere Ebene: Plots sind oftmals nur langhingeschludert
Für die Splitterdämmerung muss man an der Stelle glaube ich einfach sagen, dass sie Opfer des Editionswechsels ist. Man wollte halt unbedingt, unbedingt vor DSA5 mit den Splittern durch sein. So lesen sich die Abenteuer dann am Ende auch. Gerade bei Oron war mit Alex Spohr nun einmal auch der Macher von DSA5 Hauptverantwortlicher. Dass er mit den Gedanken an der Stelle schon woanders war, ist dem Abenteuer durchaus anzulesen (von generellen Schwächen an der Front mal abgesehen). Auch Haffax' Ende hätte sicherlich besser sein können, aber da drückte die Zeit wohl am Ende gar zu sehr. Am Ende sehr schade, dass ein Plot, der so lange gehegt und gepflegt wurde am Ende irgendwie weggewischt wirkt. Vielleicht auch gerade, weil direkt danach der Sternenfall kam. Es fehlt auch enorm die Feierlaune Aventuriens nach 20 Jahren Borbarad endgültig besiegt zu haben (also so endgültig es eben geht). Aber Abenteuer waren schon immer sehr unterschiedlich von der Qualität her. Es gibt sie immer: Die Perlen, die Standardkost und die "Reden-wir-nicht-drüber".
Unterste Ebene: Charaktere brauchen Katastrophen um überhaupt scheinen zu können
In dem Fall gäbe es keine großartig bekannten Thorwaler oder Tulamiden. Da passiert nie groß etwas und trotzdem haben sie dort interessante Leute. Auch Al'Anfa hatte schon immer interessante Leute zu bieten, ohne dass da groß etwas passiert. Dieses Argument kann ich so also nicht mittragen. Ein Charakter ist interessant, wenn ich mich frage: Was ist der? Was will der? In welcher Beziehung steht der zu meinen Charakteren oder diesem NSC hier? Wie reagiert der auf dieses oder jenes? Interessante Charaktere lösen einen Denkprozess in ihrem Betrachter aus und regen die Phantasie an. Denke ich beim Draufgucken der Beschreibung: Aha. Und nu? Dann ist das kein interessanter Charakter. Der kann natürlich noch interessant werden, Entwicklungen sind ja, wie gesagt immer möglich, aber er inspiriert nicht und ist zunächst einmal nur Füllmasse. Nun kann man sich natürlich fragen, ob Füllmasse nicht auch etwas Gutes hat? Nimmt einem als Meister ja auch Arbeit ab, aber so sind die Charaktere nie gedacht. Womit wir wieder beim Kern meines Problems sind: Die Zahl der zweiten Kategorie erhöht sich zunehmend.
Beweisstück A für meine These: Hier wird schon wieder munter über den Metaplot und den Editionswechsel diskutiert, aber der Ausgangsaufforderung: Nenne mir interessante Charaktere nach 2004(!) wird munter trotz langer Texte nicht angegangen. Es geht NICHT um DSA5 und irgendwelche Pausen zum Editionswechsel, das Problem liegt weiter zurück und tiefer in meinen Augen. Ich rede von post JdF, nicht post SD, nicht post SF. Post JdF. Also lange bevor sich ein Editionswechsel auch nur angekündigt hat. Sucht mir die Charaktere, die danach entstanden sind, wo man sagt: Von dem möchte ich mehr wissen, der ist mir im Gedächtnis geblieben (sprich: Der Charakter sollte bevorzugt noch am Leben sein). Und genau hier liegt das Problem.