Ob ein Schelm ein "Nervbolzen" ist, hängt nur zum Teil von dessen "Design und Darstellung" ab. Ebenso entscheidend ist die Spielweise und Vorstellung der Spielrunde. In der Schulzeit (lang ist es her) fanden wir es super wenn der blöde Graf unter der Decke hing oder der Feind nackt in Stücke geschlagen wurde. Das war kein Nervfaktor sondern pure Unterhaltung und damit ein Gewinn.
Das wuerde ich unterstreichen und noch einen anderen Punkt hervorheben: als Schelmen-Spieler werden die anderen Spieler von dir auch eher erwarten, dass du einen Nervbolzen spielst. D.h. sie werden dem SC dann auch das Motiv unterstellen, lustig sein zu wollen und unterhalten zu wollen - und das um jeden Preis.
Dieses "lustig sein um jeden Preis" ist glaube ich der Punkt, an dem man als Schelmen-Spieler arbeiten muss, wenn der Schelm ein SC sein soll, den man auch ueber laengere Phasen spielen kann und der von den anderen Spielern nicht nur als Klotz am Bein empfunden wird und ich glaube das ist aus verschiedenen Gruenden schwierig:
1. so ein SC laedt dazu ein, sich als Spieler gehen zu lassen um spontan witzig zu sein. Wenn man sich staendig fragt, ob man jetzt gerade in dieser Situtaion lustig sein darf, dann kann man nicht richtig lustig sein. Aber man braucht trotzdem irgend eine Stopp-Regel, an der man merkt, dass man den Bogen gerade ueberspannt und den Plot stoert (oder wie auch immer man "nervig" jetzt genau definiert).
2. wie x76 schon erwaehnt, die Nachteile koennen dich auch dazu zwingen, zu nerven.
3. ein Schelm hat nicht viele Faehigkeiten, die bei der Loesung von typischen Abenteuerproblemen hilfreich sind, bzw. seine Wesensart sorgt dafuer, dass man seine Faehigkeiten nicht so nuetzlich einsezten kann.
Punkt 1 ist glaube ich die Herausforderung waehrend des Spiels am Tisch.
Was man ausprobieren kann, ist dass man dem SL und den Mitspielern eine Moeglichkeit gibt, dich zu stoppen. Also z.B. ein Signal, dass du anfaengst zu stoeren oder dass du dich in der naechsten Szene etwas zurueckhalten sollst, weil der SL nicht will, dass du die torpedierst, indem du den Graf, der eigentlich den AB-Auftrag geben soll, an der Decke schweben laesst.
Die anderen zwei Punkte sind etwas, was du schon jetzt bei der Konzeption beruecksichtigen kannst.
Zu 2 hat x76 ja schon etwas geschrieben.
Zu 3: Hier kann man sich fragen, was fuer Faehigkeiten in der Gruppe typischerweise unterbesetzt sind und wie der Schelm das ergaenzen koennte. Naheliegend ist hier der Gesellschaftsbereich, also das Ueberreden von Leuten, das Einholen von Informationen bei NSCs und sowas. Der Schelm macht das dann mit Witz und Charme, anstatt mit Bedrohlichkeit oder Autoritaet.
Ausserdem wuerde ich ueberdenken, ob der Gaukler so eine gute Wahl als Zweitproffession fuer den Schelm ist. Es erlaubt ihm zwar, das Menschsein kennenzulernen, aber doch in einer sehr nerv-affinen Weise und im Grunde lernt er da wenig neue Faehigkeiten, die ihn breiter aufstellen.
Also ich wuerde eher etwas nehmen, was dem Schelmsein nicht so sehr aehnelt, etwas, das u.U. gar nicht bei den passenden Zweitprofessionen steht.
Da braucht man dann natuerlich eine gute Geschichte, wie der Schelm zu einer nicht-schelmenhaften Zweitprofession kommt, am einfachsten mit einem Mentor, der auch einen Weg findet, den Schelm zu baendigen.
Ein Geweihter ist hier gut geeignet, weil der mit seiner missionarischen und seelsorgerischen Taetigkeit einen Grund hat, einer verlorenen Seele wie einem Schelm zu helfen und ihn "auf den rechten Weg zu bringen". Die Frage ist dann nur, welche Gottheit (und damit verbunden, welche Faehigkeiten).
Man koennte z.B. eher die phexischen Faehigkeiten des SCs betonen. Also eher etwas in Richtung von Spion, Intrigant. Ausserdem hat man bei Phex auch noch den Humor, das passt also gut. Man koennte hier an eine Phex-Geweihte denken, die sich als Hofnaerrin Zugang zu hohen Kreisen verschafft und diesen dann dazu nutzt, um an wichtige Informationen zu gelangen oder auch mal ein wichtiges Dokument zu stehlen. Diese trainiert dann also den Schelm, es ihr gleich zu tun (whrs auch ohne dass der Schelm genau weiss, wer seine Mentorin wirklich ist).
Bei Tsa wuerde ich an den Schutz des Lebens und Heilung denken, Tsa ist aber auch eine eher "unnuetze" Gottheit, davon wuerde ich daher eher abraten. Eine Alternative waere Peraine. Die ist normaler und hat trozdem den Aspekt des Schutzes des Lebens, der Heilung, ausserdem Ahnung von Pflanzen. Hier koennte der Schelm z.B. als Gehilfe eines Peraine-Wandergeweihten auftreten, der von Dorf zu Dorf zieht und da kranke Leute versorgt und die Ernte segnet und sowas. Da kann der Schelm dann auch sehr gut lernen, seinen Humor zu nutzen, um kranke Kinder aufzuheitern und sowas.