Mittlerweile nähere ich mich dem Ende von "Tore der Welt". Stil und Strukturierung finde ich gleichbeiblend zu "Säulen der Erde".
Ken Follet schafft es meiner Meinung nach ganz gut ein Bild Englands im ausgehenden Mittelalter bzw. im 13. Jahrhundert zu zeichnen, auch wenn er sich hierbei die fikitive Stadt "Kingsbridge" erschafft, die es in dieser Form niemals gegeben hat.
Wie in vielen historischen Romanen werden immer wieder Eigenheiten des Alltagslebens beschrieben, die heutzutage allzu oft in Vergessenheit geraten sind. Seien es die Gesellschafts- und Rechtsformen, religiöser und vor allem kirchlicher Einfluss auf des Leben, technische Standards, Wirtschaftkreisläufe oder auch einfach nur, was die Leute gegessen haben und wie hart sie dafür arbeiten mussten.
Das Buch folgt den teilweise etwas verschlungenen Pfaden des Lebens mehrer Hauptpersonen über einen Zeitraum von knapp 50 Jahren. Wesentliches Merkmal dabei dürfte wohl sein, dass diese Charaktere Konstanten über die Gesamtlebenszeit sind. Veränderungen durch die, teilweise schon recht dramatischen Einschnitte, die sie über sich ergehen lassen müssen, gibt es nur recht wenige. Zudem sind sie, wie viele Romanfiguren, ein wenig überzeichnet.
Eben das dürfte aber auch einen guten Teil des Erfolges der Bücher ausmachen. Man hat ein paar stabile Linien, die über die Zeitepochen hinwegreichen und dem Leser immer wieder das Gefühl vermitteln, er bewege sich auf vertrautem Gebiet. Sympathie und Antipathieträger bleiben über die Bücher hinweg gleich und halten die Gesamtgeschichte zusammen.
"Tore der Welt" fand ich ein wenig spannender als "Säulen der Erde", was aber eher an den geschichtlichen Rahmenbedingungen des 100jährigen Krieges und dem Einfall der Pest in Europa zu tun hatte, als der Romanhandlung.
Mit ein wenig Geschichtsinteresse sind meiner Meinung nach beide Bücher ganz lesenswert. Den "Hype" der allerdings teilweise darum gemacht wurde, kann ich nicht ganz nachvollziehen. Aber wie so oft gilt eben auch bei Literatur: Geschmäcker sind verschieden.