Zitat von "Ecuvaro "
Zitat ende
Also ich weiß nicht wo die 128 herkommt, aber sonst klingt das sehr palusibel...
Die 128 Jahre kommen daher, daß es 128 Jahre dauert, bis durch den Zeitunterschied von 11 Min, 15 Sec ein Ereignis wie die Frühjahrs-Tag-Nach-Gleiche vom 21. März auf den 22. März rutscht.
Die Argumentation von Illig geht so:
Bereits die Römern legten den Frühlingsanfang (=Frühjahrs-Tag-Nacht-Gleiche) auf den 21. März. Als Beweis führt Illig an, daß die große Sonnenuhr des Augustus auf dem Marsfeld die Herbst-Sonnen-Wende auf den 23. September (den Geburtstag des Augustus) und somit die Frühjahrssonnenwende auf den 21. März. Folglich hätte Papst Gregor den 21. März 46 v. Chr. als Referenztag nehmen müssen, denn in diesem Jahr führte Cäsar den julianischen Kalender ein. Zwischen 46 v. Chr. und 1582 verschob sich der Frühlingsanfang somit um knapp 13, statt um 10 Tage. Wenn Gregor also nur 10 Tage aus dem Kalender streichen läßt, dann müssen zwischen 46 v. Chr. und 1582 ca. 300 Jahre zu viel sein. Und das ist nach Illig die Phantomzeit.
Illigs Argumentation hat aber einen Haken: Nach Römischer Tradition wurde der Frühlingsanfang am 25. oder 24. März gefeiert. Dies ignoriert Illig einfach. Nur im Griechisch-ägyptischen Kulturraum lag der Frühlingsanfang auf dem 21. März. Gehen wir einmal die Kalenderfestlegungen durch:
46 v. Chr. Cäsar führt den Julianischen Kalender ein. Er verlängerte das Jahr 46 v. Chr. (oder besser 707 nach Gründung der Stadt Rom, s. Römische Zeitrechnung) um so viele Tage, daß der Frühlingsanfang auf die Frühjahrs-Tag-Nacht-Gleiche fällt. Es gibt jedoch keine Angabe darübe, ob dieser Tag der 21. oder der 25./24. März war.
10 v. Chr. Augustus läßt die große Sonnenuhr auf dem Marsfeld errichten. Diese legt den 23. September (Augustus Geburtstag) auf den Tag der Herbst-Tag-Nacht-Gleiche. Dadurch fällt der Tag der Frühjahrs-Tag-Nacht-Gleiche auf den 21. März.
325 n. Chr. Das Konzil von Nicäa bestimmt den 21. März zum Frühlingsanfang. Hierzu muß jener Tag bestimmt werden, an dem die Sonne über einem bestimmten Punkt am Horizont aufgeht. Seit der Mensch den Himmel beobachtet, hat er Monoliten zu diesem Zweck aufgestellt (z.B. Stonenge). Auch in Rom gab eine solche Markierung: Die Sonnenuhr des Augustus. Fortan ist der 21. März der Tag des Frühlingsbeginns, obwohl er sich natürlich weiterhin Richtung Sommer verschiebt.
1582 n. Chr. Papst Gregor berichtig die mittlerweile 10 Tage Differenz im Bezug auf 325 n. Chr. durch den Gregorianischen Kalender.
Im Gegensatz zu Illig biete ich daher folgende These an:
Cäsar knüpfte den neuen Kalender an eine astronomisches Ereignis, die Tag-Nach-Gleiche im Frühjahrt. Er verpasste es jedoch, dieses Datum jedes Jahr neu einzustellen, sprich den Kalender neu zu eichen.
Knapp 40 Jahre später legt Augustus hat in seiner Eitelkeit den Herbstbeginn aus seinen eigenen Geburtstag. Für einen göttlichen Kaiser schickt es sich eben, an einem herausragenden Tag geboren zu sein.
Das Festhalten am 21. März führte bis zum Jahr 325 n. Chr. zu einer Differenz von 2-3 Tagen zur Frühjahrs-Tag-Nacht-Gleiche. Deshalb sah sich das Konzil von Nicäa gezwungen, den Kalender neu zu stellen: Der Tag der Frühjahrs-Tag-Nacht-Gleiche wird bestimmt und der 21. März auf diesen Tag festgelegt. Das Konzil bemerkt aber noch immer nicht, daß der Julianische Kalender um 11 Minuten falsch geht.
1582 n. Chr. Papst Gregor führt eine weiteres Reset des Kalenders durch (10 Tage gestrichen). Außerdem wird der Kalender modifiziert, damit der Fehler nicht mehr auftritt.
Mich wundert hier vor allem eines: Warum legt das Konzil überhaupt fest, daß der 21. März der Tag der Frühjahrs-Tag nacht gleiche ist? Die einzig logische Erklärung ist folgende: Im 3. Jahrhundert nach Christus mussten die Menschen im Römischen Reich den Frühlingsanfang an verschiedenen Kalendertagen gefeiert haben. Vermutlich unterschied sich das Datum je nach Kult, an den die Menschen glaubten.
Diese Idee paßt auch zur religiösen Situation im 3. Jahrhundert. Zwar hatte Konstantin der Große wenige Jahre zuvor das Christentum zur Staatsreligion gemacht, doch noch bis 394 existierten die antiken, heidnischen Kulte neben dem Christum her. Das 3. Jahrhundert war also von einem Kampf um die Herzen der Menschen im römischen Reich geprägt. Das Christentum mußte sich als den heidnischen Kulten als überlegen beweisen. Die ökumenischen Konzile, wie z.B. das Konzil von Nicäa 325 waren wichtige Konferenzen, auf denen Streitereien zwischen den Christlichen Kirchen gelöst werden sollten. Und in dem das Konzil allen Christen ein einheitliches Datum für den Frühlingsanfang (und somit zur Berechnung des Osterfestes) gab, wurde ein weiterer Streitpunkt gelöst.
Doch auch das Konzil von Nicäa verpasste es, den Fehler im Julianischen Kalender zu erkennen. Erst Papst Gregor löste dieses Problem, indem er einen neuen Kalender einführte.
Ich kann dir ebenfalls nur raten, nicht viel auf dieses Buch zu geben. Die Fakten sind: Erst das Konzil von Nicäa legt verbindlich den Frühlingsanfang auf den 21. März und verknüpft diesen Tag mit der Frühjahrs-Tag-Nacht-Gleiche. Eine frühere Fixierung dieses Datums auf den 21. März ist nur dann möglich, wenn Quellen außer Acht gelassen werden.
Illigs Theorie entpuppt sich somit als ein Hirngespinnst und als Bauernfängerei.