Spielt sonst noch wer?
Bei mir hat es sich mal wieder anders ergeben als geplant. Zu einem Jubiläum gab es einen neuen Gratis DLC für XCOM 2 und sie haben das Addon War of the Chosen zudem reduziert angeboten, so dass ich da mal zugeschlagen hatte und mich auch generell noch mal mit den Remakes auseinandergesetzt habe. Ich hole mal ein bisschen weiter aus, da ich es immer schön finde, wenn in solchen Threads das Gespielte auch etwas in einen Kontext eingeordnet wird.
Zunächst einmal muss ich sagen, dass ich als Science Fiction und Strategiespiel Fan das Originale UFO Enemy Unknown unglaublich gerne gespielt habe. Es war eine wirklich gute Mischung aus einer globalen Strategieebene und harten taktischen Rundenkämpfen, die in ihrer Komplexität unglaublich in die Tiefe geht und sehr viele Entscheidungen vom Spieler verlangt. Diese Komplexität in Verbindung mit zufälligen Spielereignissen hat dann auf der einen Seite den Vorteil, dass kaum ein Spiel wie das Andere verlief, aber auch den Nachteil dass es unglaublich viele Ecken und Kanten hat, die das Spiel gerade in der heutigen Zeit eher schwer spielbar machen. Zu frustrierend ist es wenn auf der zufallsbasierten Taktikkarte der eigene Soldat den ersten Schritt aus dem Landungsschiff macht, um gleich erschossen zu werden, ohne dass man da als Spieler hätte eingreifen können. Insofern habe ich immer ziemlich oft gespeichert, da ich Verluste nur gerne hinnehme, wenn diese auch auf meinen Entscheidungen beruhen. Der zweite Teil "Terror from the Deep" war ja im Grunde nur ein neuer Skin, der das Szenario unter die Meeresoberfläche verlegte. Habe ich auch gespielt, aber bot mir zu wenig neues, um mich noch einmal zu faszinieren. XCOM Apocalypse schließlich habe ich leider nie gespielt. Ist ja recht umstritten aufgrund seiner Neuausrichtung in Richtung Echtzeit, aber will ich mir beizeiten noch mal anschauen. Danach wurde es ja länger still um die Serie.
Den Reboot "XCOM - Enemy Unknown" habe ich dann erst ein paar Jahre nach Veröffentlichung gespielt und während es mir schon sehr gut gefallen hat, hatte es auch ein paar Probleme. Es hat sich ja vom Szenario sehr am ersten Teil orientiert und neben natürlich wesentlich besserer Grafik das Spielprinzip auch an vielen Stellen glattgeschliffen. Dabei meiner Meinung nach sowohl an Stellen an denen es nötig war, als auch leider etwas an der Komplexität, die ich am Original sehr mochte. Gefallen hat mir, dass nun auch ein bisschen Hintergrundgeschichte geliefert wurde. Ebenfalls finde ich grundsätzlich die Entscheidung gut, dass die Kämpfe entschlackt wurden, denn mMn bietet das System mit 2 Aktionsphasen in Verbindung mit den Fähigkeiten der verschiedenen Charakterklassen immer noch genug Komplexität, geht aber wesentlich flotter und beim Deckungssystem transparenter von der Hand. Ein bisschen mehr Auswahl bei der Zusammenstellung des Teams, sowie nicht so zufällig spawnende Gegner, würden es allerdings für mich noch runder machen. Problematischer finde ich den globalen Strategiemodus. Hier wurden z.B. viele Möglichkeiten beim Basenbau entfernt und das Spiel wurde so gebaut, dass man im Grunde nach einer gewissen Zeit automatisch verlieren würde, wenn man nicht vorher seine Ziele erreicht. Entscheidungen werden für den Erfolg dadurch wichtiger, aber man hat einfach nicht mehr das Gefühl einer freien Spielwelt, die man großräumig beeinflussen könnte. Das Addon "Enemy Within" hat wieder etwas Komplexität hinzugefügt. In Form einer weiteren Fraktion, aber auch mehr Ausgestaltungsmöglichkeiten für die eigenen Soldaten. Am grundsätzlichen Spielprinzip hat sich nichts geändert. Insofern ist es runder, aber hat nach wie vor noch seine Probleme. Generell zu loben ist jedoch der Umstand, dass durch die Anpassungen das Spiel sogar auf Konsolen mit Controller ziemlich gut zu steuern ist. Wer also keinen PC, sondern nur X Box oder Playstation hat, kann also auch seinen Spaß haben.
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XCOM 2 hat hingegen das Szenario komplett geändert, da die Aliens den großen Krieg gewonnen haben und man nun mehr oder weniger eine Rebellentruppe spielt, die gezielte Nadelstiche setzt. Eine Entscheidung, die ich sehr gelungen finde und die die auch das Erzählen der Geschichte um einiges interessanter macht. Die taktischen Kämpfe spielen sich durch zeitliche Limitationen sowie unterschiedlichere Szenarien interessanter, weil man auch mal gezwungen wird vorzurücken und auch die Einführung einer Rüstungsklasse macht die Kämpfe interessanter. Auf der Weltkarte gibt es etwas mehr zu tun (Auch wenn es einen dann zeitweise erschlägt, gerade beim ersten Spielen) und insgesamt hat es einfach an audiovisueller Präsentation noch einiges zugelegt. (Mehr als vom Screenshot her vermutet, weil einfach die Interaktion mit Licht, Schatten, Wind etc. viel gelungener ist und insbesondere Nahaufnahmen der Charaktere spürbar mehr Details zeigen) Rein als Basisspiel war es jedoch etwas dürr. Die ersten DLCs haben das etwas verbessert (teilweise aber auch verschlimmbessert), aber man hatte immer noch das Gefühl, dass im ersten Teil mit Addon irgendwie teilweise mehr drin war. Besser war dann hingegen der Punkt, dass das Spiel zwar schon auf ein Ende zulief, aber der Zeitpunkt durch den Spieler wesentlich stärker beeinflussbar ist.
Und damit dann dazu, was ich gerade erlebe. War of the Chosen ist nun ein richtiges Addon, bei dem mit den Chosen drei besonders harte Widersacher auf Alienseite eingeführt werden, die sich immer wieder mal ins Spiel einschalten, bei dem verschiedene andere Untergrundorganisationen, die ebenfalls gegen die Aliens kämpfen, Einfluss auf das Spiel nehmen und bei dem natürlich auch wieder zahlreiche neue Ausgestaltungsmöglichkeiten für Soldaten und das Hauptschiff dazukommen. Dazu noch mit den Lost eine weitere Partei, die in manchen Stadtszenarien auftaucht und sowohl XCOM als auch die Aliens bekämpft und eher auf Masse statt Klasse setzt.
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Während mir die neuen Ausgestaltungsmöglichkeiten sehr gut gefallen und "War of the Chosen" auch weiterhin ein wirklich sehr gutes Spiel ist, hat es jedoch durchaus Probleme die neuen Elemente spielmechanisch gut mit den Alten zu verbinden. Nutzt man alle Möglichkeiten aus DLCs und Addon, können manche Einsätze schon zu einfach werden. Muss jedoch dann mal das B Team antreten und der Zufall wirft einem die härtesten Sachen entgegen, wird es auf einmal knüppelschwer. Hier müsste mMn noch am Balancing gedreht werden. Generell wäre es aber auch besser gewesen, wenn die Chosen mehr in den Plot des Hauptspiels integriert worden wären. Insgesamt schon ein Upgrade, aber es wurden auch einige Möglichkeiten nicht genutzt. Ich bin gespannt wie sich Phoenix Point spielen wird, dass ja vom Erfinder des Originals gerade entwickelt wird.
So. Ich hoffe es ist niemand verhungert beim Langen Durchlesen, aber würde mich freuen, wenn jemand vielleicht Lust auf den Klassiker oder die Remakes dadurch bekommt.