Kann mich meinem Vorredner nur anschließen.
Ich habe das Konzept von TSA nett gefunden und mir in den 90er Jahren eine TSA-Geweihte gezimmert, da gab es im Kanon noch sehr viele Freiheiten.
Vor ca. 10 Jahren habe ich nach einigen Jahren wieder regelmäßig in einer Gruppe diese TSA-Geweihte (in DSA 4.1 neu generiert) gespielt, - und es hat mir viel Spaß gemacht. Ich sehe allerdings den "Kanon" als Standards, die uns helfen sollen, aber nicht einengen.
Aus meiner Sicht müssen zwei Punkte beachtet werden.
- wie lege ich als Spieler und meine Mitspieler die Standards/Vorgaben der Regeln/des Kanons aus
- wie legt der Charakter die Vorgaben seiner Kirche aus
Die Satzungen in den Büchern geben uns "Standards" für die verschiedenen Charaktere, aber jeder Charakter ist ein Mensch mit seinen Schwächen und Fehlern und auch seiner Auslegung der "Standards", ohne dass er/sie sich gleich als Sekte empfindet.
Als TSA-Geweihter/TSA-Geweihte wird der Charakter die Freiheit predigen und als Ziel sehen, aber viele werden sich bewusst sein, dass nicht alles von heute auf morgen umsetzbar ist. Gerade als Handwerker, weiß man, dass vieles auch einer guten Vorbereitung bedarf. Damit muss der/die Geweihte nicht ständig Sklaven befreien, Leibeigene zum Verlassen der Scholle aufrufen, gegen Kaiser, Fürsten, Ritter, Praiosgeweihte, Kirchenhierarchien der anderen Glaubensrichtungen opponieren. Ich denke es erwartet auch niemand, dass jede Person, die gerade die Weihe erhalten hat sofort in einen Sklavenhalterstaat fährt und dort alle Sklaven befreit, derer sie habhaft wird. Das heißt aber, dass ich als Spieler schon diese Regel nicht so einschränkend auslege. Dazu kommt dann noch die Auslegung durch den Charakter selbst. Weil der Charakter kann ganz andere (moralische) Anschauungen haben als der Spieler (z.B. Sklaverei, Schranken zwischen Bauer - Bürger - Adel, etc.)
Dies trifft aus meiner Sicht ebenso auf alle anderen Aspekte zu, wie z.B. Friedfertigkeit (siehe Anhang) und Erneuerung
Gebot: "Erneuerung: Jede Form von Routine oder Wiederholung sei dem Gläubigen ein Gräuel. Stillstand ist von übel, sei jederzeit offen für Neuerungen und Veränderungen. Suche im Sinne der Göttin nach neuen Wegen und Zielen, um deinem Leben und dem Leben anderer stets neue Wendungen zu geben."
Schauen wir uns diese Vorgabe näher an:
Jede Form von Routine oder Wiederholung
Was ist eine Form von Routine oder Wiederholung? Ist es schon eine Wiederholung wenn ich den zweiten Löffel Suppe esse? Darf ich nach dem ersten Schluck Wasser aus der Wasserflasche diese nicht mehr verwenden. Vermutlich nicht. Soll ich den Löffel/die Wasserflasche jedes Mal anders halten? Vermutlich nein, da ich nach ein paar Tagen vergessen habe, welche Handhaltung ich schon hatte. Aber halt, vielleicht genügt es jedes Mal neu nur in Bezug auf das Mal davor, also ich kann die Routine einführen, dass ich einmal so einmal anders den Löffel halte. Aber halt wir haben, da auch eine Routine.
Was ich damit sagen will, die Phrase Routine oder Wiederholung, darf nicht zu eng auf einzelne alltägliche Handlungen ausgelegt werden, sondern es ist mehr das Gefühl gemeint, dass sich einstellt, wenn ich etwas tue, weil ich es immer schon getan habe und nicht weil ich davon überzeugt bin bzw. mich überlegt dafür entschieden habe.
sei dem Gläubigen ein Gräuel
Was bedeutet dies? Steht hier, dass es der/m Geweihten verboten ist? Nein. Es sei ihr/m ein Gräuel. Somit nicht verboten. Ein Gräuel wird nicht angestrebt werden sollen, aber wenn es passiert, folgt keine Strafe, sondern eine Information, dass dies vielleicht nicht ideal ist. Wenn die/der Geweihte dann nicht in sich geht und darüber nachdenkt, dann wäre dies vermutlich ein Fehlverhalten. Ob eine Änderung des Verhaltens notwendig ist, muss die/der Geweihte entscheiden.
Stillstand ist von übel
Ok. Aber nicht jede Routine ist Stillstand. Es gibt jetzt verschiedene philosophische Theorien zum Stillstand selbst, ab wann ein tatsächlicher Stillstand vorhanden ist. Sagen wir in Aventurien ist von der Bewegung der Teilchen noch nichts bekannt und wir gehen von offensichtlichen aus. Ist physischer Stillstand gemeint? Jemand sitzt irgendwo. Keine Bewegung, wenn wir die Atmung vernachlässigen. Vermutlich werden wir auch nach seinem Denken fragen sollen. Es macht einen Unterschied ob er meditiert - schläft - den Sonnenaufgang genießt - wartet - philosophiert - betet - etc. Die Tätigkeit selbst kann also nur in Zusammenhang mit den Gedanken der Person gewertet werden. Also ist vermutlich der geistige Stillstand gemeint. Das heißt die/der Geweihte soll sein Wissen erweitern. Gut wir wissen alle, dass das Lernen eine gewisse Zeit benötigt und auch Motivation. Ich lese diese Regel also, dass das Gebot der/dem Geweihten die Motivation geben soll nicht in seinem Wissen zu verharren, sondern sich weiterzubilden. (Hier haben wir natürlich eine Überschneidung mit Hesinde)
sei jederzeit offen für Neuerungen und Veränderungen
Offen für Neuerungen kann ich auch sein, wenn ich mein Leben lang als Hufschmied arbeite und Tag für Tag Hufeisen herstelle. Ich muss nur, wenn ich einen neuen Weg entdecke mich diesem gedanklich stellen und nicht mich auf die Tradition berufen. Vielleicht gibt es aber einen Grund warum ich die Änderung nicht annehme. Auch der Zeitaufwand des Lernens wäre hier zu nennen, wobei ich bei einer/einem TSA-Geweihten für den Zeitaufwand des Lernens nur einen geringen "Betrag" einsetzen würde. Aber offen sein für Neuerungen und Veränderungen verlangt nicht, dass sich jemand ändert. Es verlangt lediglich, dass er sich auch mit Neuem gedanklich beschäftigt und nicht gleich schreit, "des hamma imma so gmocht" ohne eine Begründung folgen zu lassen und auch bereit zu sein, die eigenen Sitten und Gebräuche zu hinterfragen. Vielleicht bleibe ich dabei, weil ich für mich zu dem Schluss komme, dass es richtig ist oder dass es noch zu früh zur Änderung ist oder viele andere Gründe, aber die Offenheit verlangt lediglich eine gedankliche Auseinandersetzung keine Aktion. Der Hufschmied wird weiter Hufeisen schmieden, aber einer mit einer offenen Einstellung wird schneller auf neue Materialien und Werkzeuge wechseln, als ein Traditionalist.
Suche im Sinne der Göttin
ok, sonst wäre der Charakter kein/e Geweihte/r geworden.
nach neuen Wegen und Zielen
Hier muss die Frage nach der Bedeutung von "neu" gestellt werden. Jeder wird andere Ergebnisse erhalten. Heißt neu für mich neu, oder darf es diese Erkenntnis auf Dere/in Aventurien/in meiner Region noch nie gegeben haben. Vermutlich heißt es für mich neu, weil mir als Charakter das andere nicht bekannt ist. Wenn ich das neue Ziel gefunden habe kann ich es verfolgen. Als Bildhauer habe ich eine Idee für ein Kunstwerk - ein neues Ziel. Als Forscherin habe ich ein neues Thema ausgemacht, an diesem werde ich vielleicht jahrelang forschen wieso nicht? Es gibt vermutlich zahllose Unterthemen, denn je mehr man über ein Thema weiß, desto genauer kann man sagen, wo es noch offene Fragen gibt. Es werden sich also ständig neue Fragen aufwerfen. Sehr Tsagefällig.
um deinem Leben und dem Leben anderer stets neue Wendungen zu geben
Aus meiner Sicht ist eine Forscherin die in einem Thema beständig forscht, weil sie immer auf neue Fragen stößt, die sie beantworten will; oder ein Künstler, der an seinem Kunstwerk ständig neue Verbesserungsmöglichkeiten findet und deshalb jahrelang daran arbeitet, tsagefällig. Vielleicht stößt sich dies jedoch mit der Forderung nach stets neuen Wendungen. Ist dies die Forderung nach unstetem Lebenswandel? Was bedeutet stets hier. Steht "stets" hier in der Bedeutung von "dauernd" oder von "jedes Mal". Ich meine damit, lesen wir, dass das Leben ständig und immer wieder neue Wendungen benötigt, ODER lesen wir, wenn ich eine neue Erkenntnis im Sinne der Göttin habe, dann gebe ich meinem Leben stets (=auf jeden Fall) eine neue Wendung? Ich tendiere zu zweiter Lesart, weil wenn ich ohne Gedanken nur um der Änderung willen Änderungen im Lebensweg herbeiführe, kann ich aus Zufall oder Unwissen einen Lebensweg so ändern, dass er in die Seelenmühle (=Dämonen) führt, und dass will TSA sicher nicht. Das heißt für mich, die/der Geweihte muss sich gut überlegen, welche Änderungen sie/er herbeiführen will. Sie/er sucht im Sinne der Göttin nach neuen Wegen und Zielen für diese Änderungen. Und das Wort Suche impliziert für mich, einen längeren Zeitraum, der auch ein ganzes Leben dauern kann, meist wird jedoch früher ein Ergebnis da sein.
FAZIT Erneuerung:
Aus meiner Sicht sind somit auch Künstler, die an einem großen Kunstwerk jahrelang arbeiten und Forscher, die ihr Leben einem Thema widmen, tsagefällig und für einen Geweihten-Charakter möglich
ABER die WICHTIGSTE REGEL lautet, euch muss euer Aventurien gefallen und somit, wenn ihr nur TSA-Geweihte wollt, die sich in jeden Streit einmischen, alle Sklaven befreien, etc., lasst sie so wie ihr sie euch ausdenkt existieren und genießt es, weil das ist das ultimative Ziel, dass es euch Spaß macht.