Beiträge von Corri

    Ich habe mal einen der alten Schätze auf mein iPad geladen, als ich verreist war und Lesestoff brauchte. Ein wirklicher Genuss war das nicht - die Formatierung der eBooks finde ich furchtbar, und ich hatte mich von der Begeisterung entfernt, die ich als Kind und Jugendliche hatte. Das ist gar keine Abwertung; manchmal begann ich, die Naivität zu vermissen, die dazu gehörte.

    Jetzt hab ich mir auf dem Tablet noch einmal die Mahdi-Reihe gegönnt - mit zunehmendem Alter ist Nostalgie was Feines. :cool:

    Ja, ich fand das auch total schade, dass meine Kinder sich nicht dafür erwärmen konnten. Sie waren lange gar nicht lesebegeistert: Bei meiner Tochter hat sich das geändert, bei meinem Sohn weniger. :rolleyes:

    Umfassender im Sinne der Anzahl der Bücher vielleicht, aber ich glaube, du kennst sie besser - vielleicht auch schon deswegen, weil du dabei geblieben bist. Wie sich die Romane verändert haben und so - davon habe ich keinerlei Ahnung. Ich habe sie damals einfach gelesen, wie ich sie in die Finger bekommen habe, und das tat ich immer... sehr schnell. Auch, wenn ich die meisten mehr als einmal gelesen habe, gerät mir so, wie du gesehen hast (Old Wabble - Old Death) mittlerweile einiges durcheinander. Halefs kompletten Namen kann ich aber immer noch mühelos aufsagen... ;) Es gab in dem Städtchen, in dem ich aufwuchs, einen Buchladen, bei dessen Fortbestehen ich sicher einige Zeit mitgeholfen habe - ich liebte es, die Reihe der schönen Hardcover in meinem Regal nach und nach zu vervollständigen, auch, wenn mir das nie schnell genug ging. Von daher gab es immer eine bunte Mischung aus zerfleddertem Altbestand, Büchereiausgaben und mühsam gekauften neuen Büchern.

    Lesen ist immer noch die Art von Eskapismus, die ich am intensivsten empfinde, und auch die, die mir meines Erachtens am besten tut. So war das schon immer, und ich erinnere mich an viele, viele Stunden, die ich mit Karl Mays Geschichten verbrachte und um mich herum alles vergaß.

    Natürlich. Ich mag die alten Verfilmungen auch nicht. Dennoch haben sie bei mir sowas Ähnliches wie zärtlichen Bestandsschutz.

    Daaas ist eine Frage, die eine lange Antwort erfordert. Angefangen habe ich mit "Winnetou"; aber der Orientzyklus folgte sehr rasch. Natürlich war Winnetou mein Liebling, aber ich mochte das Orient-Ambiente (üble Wortwahl) sehr schnell sehr gern. Beide Reihen sind Ursprung meiner Karl-May-Faszination und daher ganz vorn dabei.

    Sehr früh habe ich auch "Der Waldläufer" gelesen, den ich auch sehr mochte. *verneigt sich vor Gabriel Ferry*, ebenso auch den "Blauroten Methusalem". Und "Das Vermächtnis des Inka"! Ich hatte eine zerfledderte Taschenbuchausgabe, in der von den letzten dreißig Seiten etwa 25 fehlten! Aber die habe ich dann nach-lesen können.

    Einen besonderen Stand hat die Mahdi-Reihe, weil es mir leider damals nicht gelungen ist, alle Bände zu lesen. Das verursachte intensives mentales Sabbern... *seufzt* Sollte ich eigentlich endlich mal nachholen.

    Sehr spät liebte ich die Ardistan-Dschinnistan-Reihe und vor allem Marah Durimeh.

    In meiner sehr verdunkelten Erinnerung hatte "Der Habicht" eine Geschichte und auch eine Frauengestalt, die ich sehr mochte, aber ich erinner mich wirklich nur in winzigen Bruchstücken.

    Auch einen besonderen Platz in meinem Herzen hatte die Old-Surehand-Reihe (v.a. wegem Old Wabble) und die Reihe, die ich jetzt unter dem Namen "Deutsche Herzen, deutsche Helden" wieder gefunden habe. *lacht* "Zobeljäger und Kosak" war ebenfalls eine alte Erbschaft, der diverse Seiten fehlten, aber das war egal. Bis heute liebe ich Mehrteiler, in denen sich Charaktere miteinander entwickeln... *lächelt*

    In den Achtzigern war irgendwann noch von 72 Bänden die Rede - ich glaube, ich hatte etwa 60-65. Als ich... mein Leben neu entwarf, ließ ich sie bei meinen Kindern. Aber die haben nie dieselbe Faszination verspürt.

    Korrektur: Ich meinte nicht Old Wabble, den Widerling. Hab ich durcheinander geschmissen mit Old Death in Winnetou II. Ist alles schon lang her, offensichtlich. *seufzt*

    Oh ja, den habe ich geguckt. Ich mag ja den WW nicht ("Wotan Wilke, komm sofort aus dem Matsch heraus, sonst darfst du nachher nicht fernsehen!"), und ich fand, dass er in dieser Winnetou-Bearbeitung erstaunlich wenig mit dem Old Shatterhand zu tun hatte, wie man ihn lesend kennen gelernt hat. Gut, das hat natürlich auch Vorteile - siehe oben -, ist aber sehr weit weg von der Buchvorlage. Der schöne junge Mann, der den Indianer gespielt hat, hatte noch weniger mit Winnetou gemein, und die Nscho-Tschi war sehr interessant, hatte aber nichts... Du weißt schon.

    Mit anderen Worten: Ja, kann man gucken. Hat aber mit Karl May so gut wie gar nichts zu tun, für mein Empfinden. Das ist, als würde man "Das Lied von Eis und Feuer" verfilmen, die Namen und die Geografie, sowie den ein oder anderen Handlungsstrang übernehmen, aber ansonsten einfach so erzählen, wie man selbst es besser findet. Warte mal... Wie heiß die Serie von HBO nochmal? :P

    Ungefähr 1981 muss ich auch da gewesen sein. Vielleicht auch 1980. Da hatte Pierre Brice vermutlich Urlaub. :cry: Ich weiß noch, dass es im Sommer war, es war rattenheiß und rattenvoll und es gab ne Menge kleiner Geschäfte in pittoresken Blockhäusern, in die ich alle hinein wollte - meine Eltern weniger. :blush:

    Ich war immer eher am Lesen interessiert, obwohl ich auch zwei oder drei Schallplatten mit den Hörspielen hatte. Und geheult hab ich natürlich auch, wenn Winnetou stirbt. Heute muss ich immer leise Übelkeit bei dem Gedanken an den Satz unterdrücken: "Winnetou ist ein Christ."

    Waaas, einen Adler? Ehrlich? *lacht* Das ist ja der Hammer!

    In Elspe war ich tatsächlich mal, mit meinen völlig abgenervten Eltern, die mir den Gefallen tun wollten. ;) Aber ich fand es damals nicht so toll - der Winnetou-Darsteller war nicht nur nicht Pierre Brice, sondern wirkte eher etwas älter und müde, an Old Shatterhand erinnere ich mich nicht. Und was sie dann gaben, war eine wilde Mischung aus verschiedenen Büchern, was ich natürlich absolut nicht gutheißen konnte... :dodgy: Frevler!

    Und die erste Schallplatte, die ich mir gekauft habe - für zehn Mark, sie war leider verbogen und eierte entsetzlich - war "Winnetou-Melodie", mit den ganzen Stücken von Martin Böttcher. Das Cover war ein großes Pierre-Brice-Porträt und hatte eine ähnliche Funktion für mich, wie für andere ein Altar. ^^

    Ich halte es nicht für überraschend, dass in Abenteuerliteratur des 19. Jahrhunderts Frauen nicht ganz vorne stehen, sondern eher Männer.

    Das ist Zeit und Genre geschuldet. Manchmal gibt es sogar fast gar keine Frauenfiguren.(...) Oft sind Frauenfiguren nur Randerscheinungen, in die sich eine Nebenfigur verliebt, also Plotmittel sind. Aber wie geschrieben, das schreibe ich Zeit und Genre zu.

    (...)

    Ich glaube doch, wir hätten uns super verstanden. Den ganzen Tag über Winnetou schwärmen, die Filme schauen, und wenn wir statt Winnetou Indianer gespielt hätten, wären wir uns nie ins Gehege gekommen.^^

    Ach, was. :D Jetzt sind wir Rollenspieler. Ist doch egal, wie der Spieler aussieht, das kann man auch als Kind schon wissen! :)

    Nee, überrascht hat es mich auch nicht, wohl aber frustriert. Als ich die ersten Male selbst etwas geschrieben habe (sehr schrecklich), habe ich auch ganz selbstverständlich die Heldenrolle einem Mann zugebilligt - es ist mir gar nicht in den Sinn gekommen, dass das anders geht; dass ich das anders machen kann. Tja... =O

    Da fällt mir ein: Mit zwei Klassenkameraden teilte ich später die Begeisterung für eine Fernsehserie: "Mondbasis Alpha 1" - ziemlicher Schund, aber wir haben es immer und überall nachgespielt. Auch da geriet ich in eine Identitätskrise, da meine Rolle (die in den Commander verschossene Ärztin der Mondstation) irgendwie... sehr dem Rollenklischee entsprach. :cursing: Wenn meine Erinnerung mich nicht trügt, habe ich es da geschafft, den Charakter etwas mehr in Aktivität zu versetzen; immerhin.

    Ja, glaub ich auch, dass wir uns super verstanden hätten! Vielleicht hätten wir uns auch zum wöchentlichen Gang in die Stadtbücherei verabredet, damit wir die Bücherstapel zu zweit leichter wieder nach Hause bekommen... :thumbsup:

    Dass das Aussehen egal ist, ahnte ich schon - nur fehlte mir die Durchsetzungskraft.

    Meine Fresse... Ich hatte mich schon gewundert, dass du die Filme realitätsnaher findest. Jetzt verstehe ich das. Was ich alles nicht sehe (ob übers lesen oder sehen)! All das ist mir völlig entgangen. Zwischendrin dachte ich daran, dass Old Shatterhand in den Büchern (glaub in Winnetou 2 zB) gelegentlich auch mal nen stinknormalen Anzug anhatte statt seiner Montur und dass das doch eigentlich realitätsnaher klingt? Kannste mal sehen: Wahrnehmung ist eine Frage der empfangenden... Zellen?

    Stimmt, da hast du Recht. Es gab eine deutsche Reihe, in die ich irgendwann regelrecht verschossen war, und, wie du sagst, waren auch da Gut und Böse vorhanden. *kichert* Aus heutiger Sicht verstehe ich, dass ich damals unbewusst weibliche Charaktere gesucht habe, die meinem (äh, Winnetous) Ehrenkodex entsprachen - irgendwen gab's da, die meinen Anforderungen zumindest entfernt genügte...

    Nein, wir hätten uns gar nicht gut verstanden!!! Wir hätten nämlich beide Winnetou spielen wollen!!! :cool: Ich hatte eine... Großkusine, oder so was, die glatte, dunkle Haare hatte und noch dazu einen dunkleren Teint... Du darfst raten, welche Rolle für mich übrig blieb. ;( Ein Kindheitstrauma.;)

    Ist dir eigentlich irgendwann aufgefallen, dass es ausgesprochen wenige weibliche Hauptcharaktere gab? Und wenn, dann gab es sie nicht lange?

    Du meinst, die Filme entsprächen mehr der damaligen Realität? Das kann ich mir eigentlich nicht vorstellen... *grübelt*

    Geprägt hat er mich sicher auch massiv. Wann immer ich beim Spielen irgendeine Art Held personifizierte, hatte sie oder er mit SIcherheit einen irgendwie ähnlichen Anstrich und Ehrenkodex wie Winnetou. Der war für mich die Verkörperung von "Edel-Sein"; da konnte Old Shatterhand mal gar nicht gegen anstinken.

    Brisant scheint mir noch untertrieben. Gerade diese bescheuerten Geschichten mit der Deutung von Gesichtszügen als Charakterhinweis sind ja zB in Nazi-Deutschland zur Anwendung gekommen. Und dieses unerträgliche Gesumse von Old Shatterhand respektive Kara Ben Nemis, wenn er andere Religionen väterlich als gut gemeint abtut und immer wieder klarmacht, dass es nur den christlichen Weg zur Seligkeit gibt, würde selbst im Vatikan für erhobene Augenbrauen sorgen.

    Hach. *seufzt* Und dennoch hab ich die Bücher geliebt.

    Das könnte so annähernd auch glatt ich gewesen sein. *g* Check: Nur Winnetou anfangs gelesen. Check: Wissenswertes am Randes rausgezogen (und später rausgefunden, dass es nicht immer richtig war).

    Nur dass ich bis heute die Kara-Ben-Nemsi-Bände weitestgehend außen vor gelassen habe, und mich bestätigt sah warum, als ich vor etwa 2 Wochen "Sand des Verderbens" gelesen habe.

    Da sind Textpassagen, die sind so etwas von politisch unkorrekt, unterstellend, schlicht falsch und von heutzutage extrem brisantem Inhalt, weil es um Christentum und Islam geht.

    Da haben sich mir schon etwas die Zehennägel aufgestellt.

    Gut, Old Shatterhand ist eine ähnlich große Landplage, der ähnlich pauschalisiert. Aber mir ist da tatsächlich ein imaginärer Hut hoch gegangen.

    Jepp. Ich fürchte, Karl May hat sein Alter Ego da auch selbst mit dieser unerträglichen Selbstgerechtigkeit gefüttert; es resultierte nicht allein aus den Lebens- und Zeitumständen. Es ist ja mitunter schwierig, so etwas in einem Internet-Forum zu schreiben, aber dahinter steckt meines Erachtens ein Menschen- und Religionsbild, das u.a. auch Grundlage für Kreuzzüge und Völkermord darstellt. "Du hast eine schiefe Nase, du bist ein schlechter Mensch. Du hast ein fliehendes Kinn - du lügst. Du glaubst an einen anderen Gott - du bist ein Heide und Sünder." Und dennoch haben die Bücher dazu beigetragen, ihre Leser dafür zu öffnen, dass es mehr gibt, als die Dinge und Menschen in ihrem unmittelbaren Umfeld; und sie haben (ebenso hochromantische wie hochnaive?) Teenager wie mich dazu gebracht, fieberhaft und glückselig auf eine imaginäre Weltreise zu gehen.

    Ich habe noch nie recherchiert, was American Natives eigentlich zu Winnetou, seinen Stammesbrüdern oder auch dem fiesen Tangua sagen. Das würde mich mal interessieren.