Pauschale Aussagen für ganz Aventurien sind wegen der unterschiedlichen Klimazonen kaum machbar und sinnvoll. Wo es nicht nötig ist, wird halt nicht geheizt und wo nur für ein paar Wochen ein kalter, nasser Wind übers Land fegt, hilft man sich mit provisorischen Mitteln (Tücher/Tierhäute vor Fenster usw.).
Im Norden ist die Kälte natürlich ein ständiger Gast in den Häusern. Es gibt dort auch viele Hütten und Katen, die nur im Sommer bewohnt sind, da sie im Winter von der Aussenwelt weitgehend abgeschnitten sind (Holzfällerhütten, Schäferhütten).
Wo Wohnräume auch in den schlechteren Jahreszeiten genutzt werden, sind selbst die einfachsten Hütten mit Kaminen oder Feuerstellen ausgestattet. Hatte dazu selbst mal vor Kurzem für unsere Theaterritter-Runde Quellen gesammelt, da das Klima bei den Wanderungen der Gruppe einen nicht unbedeutenden Risikofaktor darstellt und ich die Stimmung dieser Kaminsituationen einfangen wollte.
Die unten genannten Zitate stammen aus der RSH "Land des schwarzen Bären" (LdsB) und aus den beiden Bände „Das zerbrochene Rad“ (DzR) von Ulrich Kiesow. ACHTUNG also vor SPOILERN in diesen Zitaten (wobei die fast immer eher generisch sind):
Zu Festum:
Offene Feuerstellen, Kamine und (Kachel)Öfen scheinen dort in fast jedem Haus zu existieren.
(DzR) „Joschin (ein Festumer Lustknabe, der in höheren Kreisen verkehrt) rekelte sich, angetan mit einem blutroten Hausmantel aus Brabaker Seide – auf die Revers waren kleine weiße Pferdchen gestickt – auf dem Diwan, der dicht an den Kamin geschoben war.“
Eine Darstellung von Festum im Winter mit zahllosen Kaminen und Rauchfahnen findet sich in TRK6 - Der rote Chor, S. 10.
In Festum schätzt man die Behaglichkeit von Öfen und Kaminen aber nicht nur bei den Menschen in der Altstadt und den angrenzenden Vierteln, sondern auch bei den Goblins im Gerberviertel:
(LdsB, S. 143) „Die Gebäude im Gerberviertel sind im Durchschnitt bescheidener als jene innerhalb der Mauern Festums, eifern diesen aber nach, gerade auch im Inneren. Manch unscheinbarer Bretterbau ist innen sorgfältig getäfelt und hat einen großen Kachelofen, auf dem sich gemütlich sitzen lässt.“
Auch in allen anderen Städten und grösseren Siedlungen des Bornlands sind rauchende Kamine ein vertrauter Anblick:
Zum Ort Rodebrannt erfährt man in der RSH:
(DzR) „Eine weitere Besonderheit sind die in Nischen an den Hausecken untergebrachten kleinen Altäre oder Statuetten, über die fast jedes Haus verfügt, und an denen Ofen-, Heimund Herdgeistern Opfergaben dargebracht werden.“
In Kiesows Romanen wird hier immer wieder darauf verwiesen, dass die hohen Herrschaften ihre Herrenhäuser oder Wohnbereiche in den Burgen mit Kaminen und/oder Öfen heizen:
(DzR) „Die Gräfin und ihre Gäste saßen in der Bibliothek vor einem frisch aufgeschichteten prasselnden Kaminfeuer. Ein wenig abseits hatte sich Frau von Scherpinskoje, die Erzieherin des kleinen Erborn, in einem Ohrensessel niedergelassen, um in einem dünnen Büchlein zu blättern.“
(DzR) „Auch die Soldaten, die nicht zum Fest geladen waren und keineswegs, so wie die Bronnjaren, ein warmes helles Kaminzimmerchen im Schloß oder Gästehaus bewohnten, sondern in Zelten, Ställen und Scheunen hausen mußten, lebten an diesem Abend nicht schlecht.“
(DzR) „Er wurde von Graf Wahnfried von Ask unterbrochen, der sein Glas gleichfalls in den Kamin schleuderte.“
(DzR) „Warum ich Ilmenstein nicht verschenke? Weil ich gern dort lebe. Weil ich es zu schätzen weiß, daß ich nicht selbst Holz schlagen und den Kamin anheizen muß, wenn Meister Firun an den Fensterläden rüttelt ...“
Selbst im ungastlichen Notmark gibt es einen Kamin in der Burg-„Bibliothek“:
(DzR) „Nach dem Abendessen, das recht einsilbig verlief – es gab eine Suppe aus Rote Bete mit Bärenschmalzklößen –, versammelte man sich in der sogenannten Bibliothek des Grafen, einer kaum viermal vier Schritt messenden Stube mit einem der wenigen beheizten Kamine in der Burg.“
Auch in ärmlicheren Ansiedlungen und Dörfern wird in den Häusern der Ofen/Kamin angeheizt, wenn es draussen kalt und feucht ist:
So etwa in Darbwinkel:
(DzR) „(...) dennoch waren die Mauern und Türme in der klaren Winterluft so deutlich zu sehen, als ob man sie durch ein Fernrohr betrachtete. Selbst die aus den Kaminen aufsteigenden grauen und weißen Rauchfahnen erkannte man.“
Und in Quelldunkel:
(DzR) „Der Magier Pirmakan von Scherpinskoje, der unter einer doppelten Lage warmer Pelze halb aufgerichtet auf einem der offenen Troßschlitten lag, drehte schwerfällig Kopf und Oberkörper nach hinten, um einen letzten wehmütigen Blick auf das Dörfchen mit seinen dunklen Hecken, den schneebedeckten Dächern und den rauchenden Kaminen zu werfen.“
In Torsin heizt man ebenfalls ordentlich ein:
(DzR) „Ein großer Krähenschwarm zog unter vielfachem Krächzen über die Dächer von Torsin mit ihren rauchenden Kaminen hinweg nach Osten.“
Im Haus der Dorfschulzin zu Geestwindskoje :
(DzR) „Auf der Ofenbank, unmittelbar unterhalb der Stelle, wo der Riß in der Kaminmauer klaffte, den die Söhne trotz ständiger Ermahnungen der Mutter noch immer nicht zugeputzt hatten, führte eine wohlbeleibte graue Scheunenkatze herzhaft gähnend ein paar Dehnübungen durch, (...).“
Auf dem Land schaffen sich die Bauern an den Öfen ein Stück Gastlichkeit (LdsB, S. 33)
„Bevor man die Stube betritt, tauscht man die Straßenschuhe gegen filzene Taposchen aus, die der Gastgeber auf dem großen Kachelofen aufgewä1mt bereithält. Noch ehe man Platz nehmen kann, bekommt man das erste Glas Met oder Meskinnes gereicht, das zügig "auf die Freundschaft" geleert wird. In rascher Folge schließen sich weitere Gläser an, auf die Gesundheit, die Güte des Bronnjaren und das Leben an sich, bis schließlich nur noch ein kräftiges "Pojechali!" ("Hinunter damit!") die zunehmende Ausgelassenheit signalisiert.“
Und zum Allgemeinwissen in den bronländischen Weiten zählt:
(DzR) „Ein guter warmer Ofen in einer Gegend, wo einem das ganze Jahr hindurch der Schweiß von der Nase tropft, ist natürlich hervorragend geeignet, die Wohlhabenheit seines Besitzers darzustellen ...“
Im Winter ist der Platz bei der Ofenbank der beliebteste... natürlich dem Familienoberhaupt oder einem hohen Gast und der Kaminaufbau ist den wichtigsten Familienerbstücken als Zier vorbehalten (zB das Familienschwert über dem Kamin):
(DzR) „Nachdem sich alle Schorkins ins Haus zurückgezogen – die Abende waren seit ein paar Tagen bei weitem nicht mehr warm genug, sie im Freien zu verbringen –, gegessen und auf Bänken beim Ofen niedergelassen hatten, bedrängten nun Tirulf und Littjew den Onkel, ihnen von seiner Reise in die Welt und vor allem vom Krieg zu erzählen.“
(DzR) „(...)so wie die Helmzier, die nun einen Platz auf dem Schorkinschen Ofensims gefunden hatte.“
Auch Wirtsstuben und Schenken heizen hier über offene Feuerstellen die Stuben (z.B. hier in Geestwindskoje) :
(DzR) „In Donsemkins Haus war die Stube nicht mit nur einem, sondern mit vier Tischen und der entsprechenden Menge an Bänken und Hockern bestückt. Keine steile Leiter führte zu dem Speicher und den Gesindeschlafplätzen im oberen Stockwerk hinauf, sondern eine richtige Treppe mit einem Geländer und gedrechselten Säulen. An den Wänden brannten Fackeln, die Flammen in der großen Feuerstelle flackerten, es war also mehr als hell genug in der geräumigen Stube, aber dennoch trug Donsemkin sofort einen dreiarmigen zinnernen Leuchter heran und stellte ihn auf den Tisch, an dem der hohe Herr aus dem Gutshaus und der junge Schorkin sich niedergelassen hatten. (...) Er trug, vorsichtig mit der Hand abgeschirmt, einen brennenden Kienspan von der Feuerstelle heran und entzündete die Kerzen auf Gerions Tisch.“
Ein Bild einer solchen Wirtsstube findet sich in der RSH LdsB, S. 143. Dort wohl grad mit dem Hasenbraten über dem Feuer.
Das Bild entspricht wiederum der Beschreibung des offenen Kamins im bekannten Wirtshaus Ochs & Eiche im Notmärkischen:
„Anschließend schwenkte die Goblinfrau vorsichtig einen eisernen Hängetopf von der Feuerstelle und schöpfte mit einem hölzernen Schälchen eine dampfende Flüssigkeit aus dem Eisengefäß.“
Eine ähnliche offene Feuerstelle gibt es in Wirtshäusern der Drachensteine und westlichen Marken des Bornlands, z.B. dem „Ogerbau“ (ehemals „Ingerimms Kessel“) am Sichelstieg:
(DzR) „In der Mitte des Raumes erhob sich eine aus behauenen Felssteinen gemauerte mächtige Feuerstelle. Das einen Schritt mal einen Schritt messende Feuerbecken mit seinen schwarzeisernen Vorrichtungen wie Drehspieß und Schwenkhaken für die großen Henkeltöpfe erinnerte eher an eine Schmiedeesse als an eine Kochstelle.“
Ärmliche Katen der Fronbauern und Leibeigenen haben nur einfache Feuerstellen aus schlecht und provisorisch aufgemauerten Kaminen/Öfen im Haus:
(DzR) „Derweil hatte Matajew – wie er es seit kurzem täglich tat – das Strohlager in der Hüttenecke zusammengeschoben und aufgehäufelt, es mit einer Decke belegt und ein Feuer in dem bröckligen Kamin entfacht. Nun hockte er vor der Feuerstelle und betrachtete abwechselnd die Flammen, die ein paar feuchte Scheite mit ihren roten, gelben und blauen Zungen beleckten, und den hellen dichten Qualm, der aus dem nassen Holz quoll, aufwärtsstieg, weiter oben aus etlichen breiten Rissen im mürben Mauerwerk des Schlotes drang und sich unter dem Schindeldach der Hütte sammelte. An Tagen wie diesen, wenn die Nebelluft schwer auf dem Land lastete, zog der alte Kamin denkbar schlecht. Matajew zuckte die Achseln. Ihm konnte es gleich sein, wieviel Rauch sich unter den Dachsparren fing. Herabsinken bis auf das Strohlager würde er schon nicht – das hatte er noch nie getan.“
Angesichts des rauen Klimas gibt es auch in einfacheren Hütten, wie hier bei einer schlecht gezimmerten Schäferhütte, ähnliche Heizmöglichkeiten:
(DzR) „Algunde sah den weißen Rauch, der wie eine träge Flüssigkeit aus dem Kamin über das Dach der Schäferhütte floß, ehe er vom Wind fortgezerrt wurde, ...“
Das wären so ein paar Stimmungsbilder zu Öfen und Kaminen in den bornischen Stuben.