Fall 03 - Das Erbe der Werhexen (Teil 1 von 2)
Etwa eine Woche nachdem Tetzlaff und Wächter die Ruine im Spessart, in der der Dämon Kala gehaust hatte, ausgehoben haben, sitzen sie an einem Vormittag erneut im Büro ihres Chefs. Mallmann ist bester Laune. Er wirkt weniger blass und angespannt als zuvor. Dann überreicht er seinen beiden Ermittlern eine weitere Fallakte. Knapp erklärt der Hauptkommissar das es sich erneut um einen Altfall handelt, versehen mit dem Aktenzeichen JS0044, bei dessen Nachbearbeitung möglicherweise ebenfalls magische Gegenstände sichergestellt werden könnten. Tetzlaff und Wächter sollen allerdings auf der Hut sein, da in diesem Fall mehrere Faktoren zu berücksichtigen seien. Die beiden Ermittler sollen nach Runstorf, einem kleinen Ort in Schleswig-Holstein, nicht weit von Bad Seegeberg, fahren, wo sich hartnäckige Gerüchte über ein enormes schwarzes, katzenartiges Raubtier halten würden. Dort hatten Mallmann, Sinclair und zwei weitere damalige Verbündete vor Jahren in einem vornehmen Internat ermittelt, das in einem Schlösschen residierte, welches idyllisch an einem See gelegen war. Aus dem Internat waren Schülerinnen entführt worden. Die Entführer waren drei, ebenfalls am See lebende Hexen gewesen, welche die magische Fähigkeit besaßen, sich in gefährliche Raubtiere zu verwandeln. Die Entführten sollten in einem schwarzmagischen Ritual dem Teufel geopfert werden. Eine der Werhexen konnte die Gestalt eines Tigers annehmen, die zweite die eines Panthers, während die Dritte sich in einen enormen Wolf verwandeln konnte. Malmann und seine Kollegen waren von diesem Trio aus Werhexen damals in eine Falle gelockt worden, hatten die drei Teufelsbuhlen jedoch am Ende knapp vernichten können.
Etwas zerknirscht erklärt Mallmann, dass er damals noch weitaus weniger erfahren in diesen Dingen gewesen sei als heute, und nach der Vernichtung der Werhexen keine entsprechende Nachbearbeitung des Falles stattgefunden habe. Erst heute, viele Jahre später, habe er endlich die nötige Zeit und die personellen Ressourcen, um sich mit der gebotenen Gründlichkeit darum zu kümmern. Tetzlaff und Wächter sollten sich also ins Runstorf umhören, ob es sich bei dem schwarzen Raubtier - möglicherweise einem Panther - wirklich nur um ein Gerücht handele. Es waren seit den damaligen Ereignissen zumindest keine von Raubtieren verletzten, oder in diesem Zusammenhang verschwundenen Personen amtlich gemeldet worden. Zudem sollten die Ermittler die Überreste der Holzhütte, in der die Werhexen gehaust hatten, aufspüren und untersuchen. Ihre genaue Position sei in der damaligen Aufregung und den daraufhin angefertigten Berichten nicht verzeichnet worden, und es habe auch nie eine nachfolgende Spurensicherung stattgefunden. Mallmann vermutet, die Werhexen hätten seinerzeit auf etwas größeres hingearbeitet, sei sich jedoch nicht sicher, um was es sich gehandelt habe. Es habe in jedem Fall etwas mit dem See zu tun gehabt, den die damalige Ermittlung ebenfalls sträflich vernachlässigt habe. Ein weiteres Detail der damaligen Vorgänge habe nach neueren Erkenntnissen ebenfalls nicht ins Bild gepasst: Die Ermittler waren im Schwimmbad des Internates scheinbar Zufällig von einem völlig fremdartigen, krakenähnlichen Wesen angegriffen worden, das in keiner direkten Verbindung zu den Werhexen gestanden hatte. Dieses Krakenwesen sei zwar zurückgeschlagen, vermutlich aber nicht vernichtet worden. Mallmann schließt damit, dass Tetzlaff und Wächter diese drei unterschiedlichen Faktoren bei ihren Ermittlungen zu berücksichtigen hätten, um herauszufinden, in welchem Zusammenhang sie miteinander stehen.
Als Boris und Simon am Nachmittag auf der Autobahn gen Norden unterwegs sind, sprechen sie den Inhalt der Akte und die knappen Ergebnisse ihrer bisherigen Recherche noch einmal durch. Mit Hilfe ihrer unwirschen und kettenrauchenden Sekretärin, Inge Koschmidder, haben die beiden Ermittler herausgefunden, das in der Nähe des Runstorfer Sees zwar keine polizeilich relevanten Fälle gemeldet waren, in denen es um ein Raubtier ging, jedoch lagen Berichte über vermisste Personen vor, die möglicherweise beim Schwimmen im See ertrunken waren. Die örtliche Wasserrettungs-Gesellschaft hatte den See mehrmals sperren und durchsuchen lassen, jedoch nichts gefunden. Zudem hatte die Jagd- und Forstbehörde der Gemeinde ein paar Meldungen von gerissen Wildtieren verzeichnet. Diese waren mutmaßlich einem größeren, katzenartigen Raubtier zuzuschreiben. Die Forstleute vermuteten einen aus südlicheren Gegenden zugezogenen, stattlichen Luchs als Täter, der jedoch nur anhand weniger Tatzenspuren fragwürdig identifiziert worden war. Keiner der Forstleute hatte das Tier tatsächlich gesehen. Simon hatte eine recht kurze Liste an Zeugen aufgestellt, die in den damaligen Fall verwickelt gewesen waren und noch immer am Ort wohnten. Hierbei handelte es sich zum einen um einen gewissen Harry Hart, der vom damals einfachen Sportlehrer, arglos unter die Kontrolle der Hexen geraten, inzwischen zum stellvertretenden Schulleiter des Internates avanciert war. Die andere Zeugin der Ereignisse der Akte hieß Marika Revens. Sie war noch recht jung gewesen, als ihr Freund das dritte Mordopfer der Werhexen geworden war. Sie war mit einer schweren posttraumatischen Belastungsstörung, ausgelöst durch die furchtbaren, kaum erklärlichen Vorfälle, diagnostiziert worden und lebte nun zurückgezogen in einem kleinen, ehemaligen Hofgut auf der anderen Seite des Sees, welches sie von ihren verstorbenen Eltern vererbt bekommen hatte. Die Frau lebte scheinbar davon, recht ansehnliche Schmuckstücke verschiedenster Arten und Materialien über eine Reihe von Online-Plattformen zu verkaufen. Am Abend kommen Boris und Simon schließlich in Runstorf an, und beziehen Quartier in einem schön restaurierten, zum Hotel umfunktionierten Bauerhaus, mit Blick auf den See. Dieser leuchtet silbrig in der Nacht, während die Scheibe des nahezu vollen Mondes auf ihn scheint.
Früh am nächsten Morgen steht Boris auf, um den Tag mit seinem üblichen Fitnessprogramm zu beginnen. Er genießt die frische Morgenluft auf seiner Jogging-Runde entlang des Sees. Dabei sieht er eine einsame Schwimmerin ihre Bahnen ziehen, und schließlich das nahe Ufer ansteuern. Als die attraktive Frau mit langem, schwarzem Haar und heller Haut dem Wasser entsteigt, ist Boris erstaunt, an ihrem Knöchel ein festgeschnalltes Tauchermesser zu bemerken. An einer Schnur hinter sich zieht sie ein triefendes Netzbündel aus dem Wasser. Boris beschließt sie anzusprechen und versucht das Eis mit einem Scherz über im Wasser lauernde Krokodile zu brechen. Zunächst schaut ihn die hübsche Schwimmerin nur irritiert an, doch dann entgegnet sie zögerlich, sie sei gerade dabei gewesen Schlingpflanzen und schwimmende Algen aus dem See zu entfernen, bevor sich diese zu einer Gefahr für Schwimmer entwickeln könnten. Rasch zieht sich die ansehnliche Dame eine ledernes Band mit einem Anhänger über den Kopf und wickelt sich in ein Handtuch, die beide am Ufer gelegen hatten. Boris versucht ein Gespräch zu beginnen, doch die dunkelhaarige Schönheit lässt sich nicht darauf ein. Etwas verhuscht verabschiedet sie sich und eilt davon.
Später bei Kaffee und Frühstücksbüffet ("Rührei ist schon alle..."), beraten Boris und sein Kollege Professor Wächter ihr weiteres Vorgehen. Zunächst wollen sie die Akten der örtlichen Behörden einsehen und sich die Zeugen zur Befragung vornehmen, später auf die Suche nach der Ruine des Hexenhauses gehen. Da Boris es eher mit Personen anstatt Papier hat, fährt der Professor die örtlichen Ämter ab, während sich Boris zu Fuß zum nahen Internat aufmacht. Dort trifft er auf Harry Hart, den stellvertretenden Schulleiter. Dieser wirkt auf Boris mit seiner athletischen Figur, blondierten Haaren und Zahnpastalächeln eher wie ein klischeehafter Skilehrer. In seinem Büro steht eine beachtliche Anzahl an angestaubten Pokalen und anderer Trophäen eines ehemals erfolgreichen Leistungsschwimmers. Hart ist gerade dabei das jährliche Schwimmturnier seiner Schule zu planen. Aufgrund eines Defektes in der Technik der schuleigenen Schwimmhalle will er die Wettkämpfe direkt im See stattfinden lassen. Der Mann ist erfreut nach all den Jahren doch noch mit jemandem von offizieller Seite über die damaligen Ereignisse reden zu können, doch er erinnert sich an nicht viel, was die Hexen und ihre Pläne betrifft. Stattdessen zeigt er Boris enthusiastisch eine Vielzahl an unscharfen Fotografien und verwackelten Videoschnipseln, die angeblich das mysteriöse Raubtier zeigen sollen. Schließlich legt er dem Ermittler zwei weitere "Beweise" für die Existenz der schwarzen Raubkatze vor: ein zerrupftes Büschel schwarzen Fells und Fragmente einer beachtlich großen, abgebrochenen Kralle. Boris ist erstaunt und verspricht Hart diese durch ein forensisches Labor weiter prüfen zu lassen. Begeistert gibt Hart ihm von beidem Proben und zeigt Boris auf einer vollgekritzelten Landkarte die Stellen, an denen die Stücke gefunden und die Aufnahmen gemacht wurden. Der Mann hat alles davon fleißig, aber auch etwas dilettantisch verzeichnet. Boris macht sich noch eine Kopie von Harts Karte, bevor er sich verabschiedet, um die zweite Zeugin zu befragen.
Simon fährt gerade mit wenig handfesten Ergebnissen vom etwas außerhalb gelegenen Forstamt zurück nach Runstorf, als er an einer Bushaltestelle ein paar Jugendliche bemerkt, die mittels einer Farbdose und einer Schablone das stilisierte Haupt eines Panthers auf die Plexiglaswand der Haltestelle sprühen. Er hält an und fragt die Jugendlichen, die sich natürlich ertappt fühlen, nach der Bedeutung des merkwürdigen Graffito. Sie entgegnen, dass es sich dabei um das selbsterdachte Zeichen ihrer Clique handelt. Inspiriert von einschlägigen Fernsehsendungen, die cryptozoologischen Phantomen nachjagen und den örtlichen Legenden, fahnden die Kinder in ihrer Freizeit nach eben diesem Wesen. Sie zeigen dem Professor ein wackeliges Handyvideo, das angeblich den Panther im nahem Wald zeigen soll, auf dem aber nichts wirklich substantielles zu erkennen ist. Neugierig geworden hakt Simon bei den Jugendlichen nach, die ihm daraufhin von einer Freundin erzählen, die das Tier mit eigenen Augen gesehen haben will. Der Professor schlägt den Jugendlichen vor, sich am Nachmittag mit ihnen erneut zu treffen. Sie willigen etwas unsicher ein, verdutzt, dass ein Erwachsener sich ernsthaft für das Thema zu interessieren scheint.
Boris ist erstaunt, als die Zeugin Marika Revens die Tür ihres Hauses öffnet, und er unvermittelt der Schwimmerin von früher am Morgen wieder gegenübersteht. Auch Frau Revens ist nicht minder erstaunt, dass sich Boris als Ermittler des Bundeskriminalamtes vorstellt. Schließlich bittet sie ihn auf eine Tasse Tee ins Haus. Als Boris sie vorsichtig nach dem vergangenen Vorfall befragt, wird sie durch die Erinnerung an die traumatischen Ereignisse des Mordes an ihrem damaligen Freund sehr aufgewühlt. Da Boris eigene Erfahrung mit post-traumatischen Ereignissen hat, glaubt er gut nachvollziehen zu können, was in der Frau ihm gegenüber vorgeht. Er beruhigt sie einfühlsam und lässt andeutungsweise durchblicken, dass er selbst schon mit Dingen zu tun hatte, die mit dem normalen Menschenverstand nicht zu erklären sind. Er erfährt schließlich von ihr, dass eine der drei Hexen in der Nacht nach dem Mord an ihrem Freund in ihr Zimmer kam und sich vor ihren Augen in einen Panther verwandelt hatte. Doch statt auch sie zu töten, fügte das unnatürliche Tier ihr mit einem Krallenschlag nur eine oberflächliche Wunde an Brust und Schulter zu, bevor es einfach wieder verschwand. Sie sei damals so verängstigt gewesen, dass sie den Ermittlern nichts davon erzählt hatte. Boris fällt während des Gesprächs wiederholt auf, wie die hübsche Dunkelhaarige ihm gegenüber nervös an der ledernen Schnur eines von ihrer Kleidung verdeckten Anhängers zupft. Spontan entscheidet er sich Frau Revens das Stück der Kralle zu zeigen, welches er von Harry Hart erhalten hat. Marika sieht zunächst das Stück, dann Boris perplex an. Sie zieht den Anhänger ihrer Halskette hervor. Bei dem handelt es sich ebenfalls um die abgebrochene Kralle eines enormen Raubtiers, gefasst mit einer sorgfältig gearbeiteten goldenen Kappe. Beide Stücke sind farblich sehr ähnlich und könnten möglicherweise vom selben Tier zu stammen. Frau Revens erzählt, dass es sich bei dem Anhänger um ihr Gesellenstück zu Goldschmiedin handele und sie die Kralle, welche von der Pantherhexe in ihrem Zimmer zurückgelassen worden war, seit Jahren um den Hals trage. Dies sei ihre Art die erschreckenden Ereignisse ihrer Vergangenheit sprichwörtlich "mit Fassung zu tragen". Als Boris Frau Revens darauf ansprechen will, ob sie vielleicht eine Verbindung zwischen den Hexen und dem See sähe, bittet die hübsche Dunkelhaarige Boris abrupt zu gehen. Das Gespräch habe sie zu sehr aufgewühlt und angestrengt. Boris fügt sich ihrer Bitte, nicht jedoch ohne ihr seine Mobiltelefonnummer mit dem Hinweis zu hinterlassen, dass sie sich bitte melden sollte, falls ihr doch noch etwas einfalle, oder sie mit jemandem einfach reden wolle. Auf dem Fußweg zurück zur Pension sinniert Boris noch tief über die zurückhaltende, dunkelhaarige Schönheit mit der tragischen Vergangenheit. Sie gefällt ihm auf eine Weise, über die er seit seinem Aufenthalt in der Nervenheilanstalt nicht einmal in Ansätzen nachgedacht hat.
Sein Rückweg führt ihn erneut an der Uferstelle vorbei, an der Boris Marika Revens bereits am Morgen getroffen hatte. Dort sieht er nah am Wasser das Netz liegen, welches sie schwimmend hinter sich her gezogen hatte. Er will das Bündel aufzusammeln. Es wäre ein weiterer guten Grund die Schüchterne erneut zu besuchen. Als er näher an das Netz herantritt nimmt er plötzlich eine zappelnde Bewegung darin war. Ob sich wohl ein Fisch darin befindet ? Bei genauerer Betrachtung ist das Netz aber nur mit einer glitschigen, nahezu durchsichtigen Masse verhedderter Stränge gefüllt. Diese pulsieren leicht und bewegen sich träge zuckend. Sie erinnern Boris an die Fangarme einer Qualle. Er will gerade nach dem Bündel greifen, als er eine weitere Bewegung aus den Augenwinkeln wahrnimmt. Etwas gallertartiges schlängelt sich schnell von den Ausläufern der Wasseroberfläche auf ihn und das zuckende, im Netz gefangene Knäuel zu. Gerade noch rechtzeitig kann Boris ausweichen, als ein fast durchsichtiger, riesenhafter Tentakel auf ihn zu schießt. Der Tentakel umschlingt das Netzbündel. Boris reißt seine Waffe heraus. Die gallertartige Pseudopode rückt zurück Richtung Wasser. Boris gibt eine kurze, präzise Folge von Schüssen ab. Die auftreffenden Projektile schlagen in den glasigen Fangarm. Dabei entstehen in der transparenten Masse ringförmige Wellen, als träfe ein Regentropfen auf eine Pfütze. Zischend spritzt Schleim hervor. Der Tentakel windet sich. Dabei entgleitet ihm das Netz. Erneut feuert Boris auf das monströse Etwas. Daraufhin zieht sich der Fangarm blitzartig zurück zum Wasser und verschwindet. Entsetzt starrt Boris auf die Wasseroberfläche, die sich dabei kaum gekräuselt hat. Als er eine Sekunde später seine Fassung wieder erringt, schnappt sich der Geisterjäger das Netz mit der wabbeligen Substanz und sprintet fort vom Seeufer.
Derweil sitzt Simon auf der Veranda des kleinen Hotels an seinem Laptop und versucht aus den spärlichen Hinweisen etwas herauszulesen. Da klingelt sein Telefon. Boris ist dran und bittet ihn schleunigst mit dem Auto zu ihm zu kommen. Eiligst macht sich der Professor auf den Weg und findet seinen Kollegen wenig später fluchend an einem Feldweg stehen. Boris berichtet ihm mit knappen Worten von dem gerade erlebten Angriff und zeigt Simon das Netz. Der Inhalt ist gerade dabei sich langsam, aber sicher in eine matschige Pampe aufzulösen, die zähflüssig und stinkend zu Boden tropft. Der Geisterjäger ist frustriert darüber, dass sich erneut Beweise scheinbar in nichts auflösen. Geistesgegenwärtig erinnert sich der Professor an die mitgebrachte Spurensicherungsausrüstung und nimmt eilig ein paar Proben von den Überresten der gallertartigen Substanz. Boris ist sich sicher, dass Marika Revens mehr über das Ding im See weiß, als sie bereit ist zuzugeben. So fahren die beiden erneut zu ihrem Wohnort, doch niemand öffnet. Auch eine kurze Inspektion des Grundstückes ergibt keine Hinweise auf den Verbleib der inzwischen verdächtigen Frau. Die Sache fuchst Boris gewaltig. Während der Professor den Wagen startet, ruft Tetzlaff im Büro an. Am liebsten will er den See komplett sperren lassen, um ihn anschließend trocken zu legen, doch Mallmann überzeugt ihn schnell davon, dass solche Aktionen nur in einer öffentlichen Panik enden würden. Er gibt Anweisung die Sache möglichst vertraulich zu behandeln und weiter verdeckt zu ermitteln. Die gesammelten Proben sollen sofort per Kurierdienst zur Analyse nach Wiesbaden geschickt werden. Ein neuer Plan muss also her.
Da Simon sich weitere Hinweise von den jugendlichen Hobby-Monsterjägern erhofft, steigt er am verabredeten Treffpunkt aus und überlässt Boris den Wagen. Der fährt ins wenige Kilometer entfernte Bad Seegeberg, um die Proben aufzugeben. Sein nächstes Ziel ist eine Tauchschule vor Ort. Er will der Sache im wahrsten Sinne des Wortes auf den Grund gehen. Während seiner Dienstzeit hat der Ex-Soldat des Kommando Spezialkräfte unter anderem eine Tauchausbildung erhalten, die ihm nun unverhofft zu Gute kommt. Wenig später verlässt er die Tauchschule mit zwei Leihausrüstungen. Auf dem Rückweg sammelt er seinen Kollegen Wächter wieder auf. Der hat von den Jugendlichen ein paar neue Hinweise bekommen. Das Mädchen, welches das schwarze Raubtier selbst gesehen haben will, scheint glaubwürdig. Sie konnte nicht nur relativ genaue Zeit- und Ortsangaben machen, sondern auch bestätigen, dass es sich bei dem Handyvideo um eine authentische Aufnahme handelt. Außerdem kennen die Jugendlichen den Platz, an dem sich die Überreste des zerfallenen Hexenhauses befinden sollen, da sich ihre Gruppe dort regelmäßig treffe. Sie hat Simon den Ort beschrieben, der sich in einem kleinen Waldstück nahe des Internats befinden soll. Darauf entgegnet Boris, dass Harry Hart, der stellvertretende Schulleiter im Besitz weiterer Aufnahmen ist, die ebenfalls genauer unter Augenschein genommen werden sollten. Er will ohnehin noch einmal zu Hart, um ihm das geplante Schwimmturnier auszureden, ohne jedoch eine genaue Idee zu haben, wie er es anstellen soll, ohne die tatsächliche Gefahr im See zu verraten. Er erzählt Simon auch von seinem Plan den See zu durchtauchen. Der ist von der Idee seines Kollegen schockiert und lehnt rigide ab. Boris Einfall erscheint dem Professor wie ein Himmelfahrtskommando. Weder habe er die entsprechende Kenntnis vom Sporttauchen, noch seien sie beide in der Lage gegen ein scheinbar gigantisches Monster mit unverletzbaren Fangarmen anzukämpfen. Harry Hart stellt den beiden Ermittlern nach einem kurzen Anruf, wenig später bereitwillig sein weiteres Material zur Verfügung, während Boris an sich halten muss, dem Lehrer nichts über die lauernde Gefahr im See zu sagen. Es dauert noch bis spät am Abend, bis Tetzlaff und Wächter schließlich glauben, ein erstes Muster in den Hinweisen gefunden zu haben: Alle glaubwürdigen Aussagen und Aufnahmen, die mit dem Raubtier zu tun haben, stammen aus Nächten, in denen ein Vollmond am Himmel stand. Doch eine Sache macht keinen Sinn. Falls sie es tatsächlich mit einer Werkreatur in Form eines Panthers zu tun haben, warum gab es seit der Zeit der Werhexen keine neuen Opfer ? Auch der Zusammenhang mit der Kreatur im See ist ihnen weiterhin ein Rätsel. So beschließen sie, am nächsten Morgen erst einmal damit zu beginnen den ehemaligen Wohnort der Hexen zu untersuchen. Auch in dieser Nacht scheint der Mond silbrig und in fast vollem Rund auf den See, während die beunruhigten Geisterjäger nur mit Mühe Schlaf finden.
Ende des ersten Teils.
[Der Fall wurde aufgrund seiner Länge unser erster Zweiteiler. Wie ihr merkt, ist die Geschichte ziemlich Ermittlungslastig gewesen und die Action kam in ersten Teil relativ kurz. Im zweiten Teil nimmt er dann aber doch noch etwas mehr an Fahrt auf. Dafür ist das Bedrohungsszenario zum Ende des ersten Teils schon relativ hoch. Die beiden GJ hatten zu diesem Zeitpunkt der Geschichte nahezu alle SP aufgebraucht und ich hatte leider zu wenig Nachschub daran in die Story eingebaut, da ich noch nicht so erfahren mit dem System war. Aus heutiger Sicht waren die Schwierigkeiten der Herausforderungen auch zu hoch, bzw. die Aufteilung der Geisterjäger auf bestimmte Aspekte des Falles nicht wirklich gut gewählt. Dafür war der Pool an Erzählerspielpunkten ebenfalls sehr übersichtlich. Zu Beginn hatten die beiden eine weitere Gruppenaktion benutzt, die wir über die Figur der Sekretärin Inge Koschmidder ins Spiel gebracht haben (siehe unten). Später kam durch die Taucherausrüstungen noch ein paar ESP hinzu (auch unten). Ich hätte damals aber auch nicht wirklich gewusst, was ich mit den ESP effektiv hätte tun sollen, ohne meine Spieler dadurch zu frustrieren. Meine oberste Prämisse als Spielleiter ist, gemeinsam mit meinen Spielern eine spannende Geschichte zu erzählen, die allen beteiligten Spaß macht. Natürlich möchte ich es ihnen dabei nicht zu leicht machen, denn ein Teil des Spaßes ist es ja schließlich auch, das die Geisterjäger den Sieg nicht geschenkt bekommen, sondern sich angestrengt haben, oder sogar über sich hinausgewachsen sind. Im Umkehrschluss ist es aber natürlich auch nicht spannend, wenn die GJ an jeder Ecke auf Granit beißen und die Ermittlungen nicht voran kommen. So war es gerade genug damit, wie Boris mit drei Würfeln (Seele 2, Charisma 1) versuchen musste, Herausforderungen mit Schwierigkeiten von 2 (Hart) oder 3 (Revens) zu bestehen, um die NPC davon zu überzeugen ihre Infos oder Quest-Items preiszugeben. Ein "Gewinnendes Lächeln" hätte nicht geschadet, aber nicht wirklich zu Boris' doch eher grüblerisch-düsterem Charakter zu diesem Zeitpunkt der Story gepasst. Apropos düster: Mallmann erscheint zu Beginn der Geschichte neuerdings tagsüber und ist weniger blass, weil er durch die nicht näher genannten Artefakte, die seine beiden Ermittler im letzten Fall sichergestellt haben den Blutstein wieder vervollständigen konnte. Damit ist er quasi wieder der Supervampir, den manche aus den alten Sinclair-Geschichten kennen. Der Fall basiert mit einigen Tweaks und Twists auf der Geschichte aus dem Sinclair Roman 0044 "Das Trio des Teufels".]
Gruppenaktion: Sekretariat (+1 ESP)
"Hier! <klatsch> Die Unterlagen, die sie unbedingt haben wollten."
Die GJ erhalten einen automatischen Erfolg für eine Gruppen- oder Sammelherausforderung auf Geist + Nachforschung oder Geist + Wissen, indem sie auf die Fähigkeiten ihrer Sekretärin zurückgreifen. Ein mal pro GJ und Kapitel einsetzbar, solange sich die GJ im Büro befinden.
Gruppenaktion: Taucherausrüstung (+1 ESP pro GJ)
''Wir warfen uns die Pressluftflaschen über die Schultern und befestigten sie an Rücken und Hüfte. Dann stülpten wir die Tauchermasken über den Kopf und überprüften die Atmung...''
Der Geisterjäger erhält ein Ausrüstungspaket im Wert von 17 AP, die folgende Ausrüstungsgegenstände umfasst: Taucherausrüstung (3 AP; beim Tauchen +1 Bonus auf Körper + Athletik), Tauchermesser (5 AP; Nahkampfwaffe, Physisch +1), Druckluftharpune (5 AP; Fernkampfwaffe, Physisch +2, Nachladen), Unterwasserlampe, Kunstfaserleine, Schwimmboje, Ersatz-Sauerstoffflasche. Diese Gruppenaktion kann für jeden GJ des Teams einmal genutzt werden.