In bestehenden Gruppen finde ich eine X-Karte überflüssig. Als Meister empfinde ich eher eine Art von Genugtuung, wenn die Spieler auf die geschilderte Situation reagieren weil es bedeutet, dass ich sie gut und glaubhaft erzählt habe und einen bleibenden Eindruck hinterlassen konnte.
In (ausreichend lange) bestehenden Gruppen sollte man seine Spieler tatsächlich gut genug kennen, dass man als Spielleiter weiß, was sie vertragen können und was nicht.
Ich beschrieb mal eine Verwandlung detailliert mit schwellenden Muskeln, dem Geräusch vom reißenden Gewebe und brechender Knochen, die sofort heilen und neu verwachsen. Untermalt von Schmerzschreien, eine anwesende Person, die sich übergibt, ...
Als ich fertig war schauten sie mich einige Sekunden verstört an und es fehlte an Worten.
DAS ist die Reaktion, die ich wollte und einen Teufel hätte ich getan auf eine X-Karte zu reagieren.
Alles kein großes Problem, so lange man keine bereits bestehenden Phobien triggert.
Problematischer hingegen wäre es, wenn man vorher weiß, dass einer der Spieler an einer stark ausgeprägten Arachnophobie leidet und schon beim Anblick wie zur Salzsäule erstarrt oder Panikattacken bekommt. Ihn dann mit einer solch detaillierten Verwandlung zu einer Spinne (und am besten auch noch den Charakter mit Körperkontakt - von der Steigerung, dass der SL den Spieler entsprechend berührt, will ich mal in diesem Fall gar nicht erst anfangen) zu konfrontieren. Das wäre ein absolutes No Go.
Falls man es nicht weiß, sollte man aber eine ausreichend gute Menschenkenntnis haben, um am betroffenen Spieler erkennen zu können, ab wann man zu weit geht und dann sofort stoppen - alles andere ist ebenfalls ein absolutes No Go.
Ganz egal, wie der Spieler es äußert, dass er es nicht mehr aushält (ausdrücklich; Mimik + Gestik; X-Karte...), wenn dieser Punkt erreicht ist, wird gestoppt.
Wäre ich betroffen und würde der SL über diesen Punkt hinausgehen, würde ich zu dieser Spielrunde so schnell nicht wieder (wenn überhaupt jemals) erscheinen (Konfrontationstherapie macht man zusammen mit einem ausgebildeten Psycho-Therapeuten, aber nicht mit einem Laien).
Eine Gruppe hat mal das Einstiegsabenteuer gespielt (Reichsforst: Severin wird von Orks entführt) und sich trotz der Gefahrensituation bewusst dafür entschieden erst im Wirtshaus zu "feiern" nachdem sie beim Dorfvorsteher eingebrochen sind und erst am Folgetag sich des Auftrages anzunehmen.
Ich habe diese Heldengruppe eine geschundene Kinderleiche finden lassen.
Das ist nur konsequent - aber auch hier kann man ja skalieren. "Ihr findet die geschundene Kinderleiche" ist etwas ganz anderes als eine absolut detaillierte Darstellung der Schindung.
lollo84de kann ich da insoweit nur zustimmen.