Schon die Anreise brachte folgenreiche Probleme mit sich. Die Befehle waren klar: sich von lokalen Schmuggelrn heimlich in die Stadt schmuggeln lassen. Das Abenteuer begann deshalb gleich mal mit einer gebrochenen Prinzipientreue (Verstoß gegen Offensichtlichkeit etc.). Ganz zu schweigen davon, dass man nicht nur mit Abschaum arbeiten musste, sondern dem auch noch etwas schuldet.
Du sagst es selbst, das hat mit dem Nachteil Verpflichtung nichts zu tun.
Zitat von x76In der Stadt hatte er in etwa die Anweisung "mit Fingerspitzengefühl vorzugehen und niemanden auf die Füsse zu treten", obwohl er eigentlich lieber den halben Wald niederbrennt, solange man wenigstens den dämonischen Baum miterwischt. Das hat sich schnell als äußerst schwierig herausgestellt und vor allem mich als Spieler dazu gezwungen, meinen Helden nicht so spielen zu können, wie ich es ohne den Nachteil getan hätte. Es war ein scharfer Hund an der kurzen Leine.
Irgendwann ist er dann doch über die Stränge geschlagen und hat angefangen auf der Suche nach den Kultisten, denen man auf die sanfte Weise nicht beikommen konnte und mit Hilfe der lokalen Bannstrahler (und in Überschreitung seiner Kompetenzen, Stadt war im Bannstrahl Kernland) den Wald grob abzuholzen. Dabei ist er etlichen Leuten auf die Füße getreten.
Wenig verwunderlich ging es dann als "Strafe" per Befehl in der Endschlacht samt der vorher zur Hilfe aufgewiegelten Gefolgsleute mitten in die Todeszone. Viele Tote, die auf seinen Helm gehen und nicht zu letzt der beinahe eigene Tod im Dienst der Pflicht (das habe ich als Konsequenz seiner üblichen Spielweise als Spieler auch in Kauf genommen).
Am Ende hat der kleine, unbeirrbare Haufen Fanatiker durch die stoische Befehlstreue eine entscheidene Rolle gespielt. Statt der eigentlich angemessenen Belohung (endlich die lange ersehnte Beförderung und noch wichtiger endlich mehr Macht, um holzen zu können ) , gab es eine Bestrafung, die nur hinsichtlich der herausragenden Leistungen relativ glimpflich ausfiel.
Unter dem Strich hatte ich von Anfang an Ärger, konnte in weiten Teilen des Abenteuers nicht so spielen, wie ich das gern getan hätte, musste sehr viel mehr Stiefel lecken als erträglich war und bin am Ende auch noch einmal mehr um die Endbelohnung gebracht worden. Entscheidungsfreiheit ist etwas anderes. Denoch würde ich in dem Abenteuer nichts anders machen.
Das klingt für mich nach einem ganz normalen Ausspielen der Rolle und des Plots. Die Anweisung mit Fingerspitzengefühl vorzugehen muss für die gesamte Gruppe gelten, sonst ist sie nicht umsetzbar und dann kann sie anderen genau so aufstoßen, wie Deinem SC. Das Dein SC die Konsequenzen trägt, wenn er die gesetzten Bedingungen eines Auftrages oder gar das Gesetz bricht, hat auch nichts mit Verpflichtungen zu tun, denn auch das würde auf jeden SC (auch ohne den Nachteil) zutreffen. Du beschreibst hier eine Situation, wo der Auftraggeber auch der Verpflichtende ist, so liest es sich zumindest und das wäre schon die Idealsituation, weil keine Konflikte mit anderen Auftraggebern entstehen. Wenn Du aber nicht eine ganze Kampagne an den Verpflichtenden bindest, wird das eher die Ausnahme sein.
Zitat von x76In von eigenen Gnaden hatten wir ein Andergaster SC Duo aus hochadeligem Ritter (seinem Haus verpflichtet) und meinem druidischen Berater (ebenfalls dem Haus verpflichtet). Nur hatten wir völlig unterschiedliche Auflagen und Anweisungen. Der Ritter hat versucht seinen Verpflichtungen gerecht zu werden, während mein Held ihn (um den eigenen Verpflichtungen nach zu kommen) manipuliert hat und ihm häufig Knüppel zwischen die Beine geworfen hat. Der wirklich tragische Faktor war aber, dass die beiden eigentlich gute Freunde sind und häufig eine Entscheidung zwischen Loyalität und Freundschaft getroffen werden musste. Ohne Verpflichtungen wäre sehr vieles ganz anders gelaufen. Auch hier war deutlich zu spüren, dass man nicht voll Herr über seinen Held ist.
Wieder eine sehr spezifische Situation, die extra für zwei SCs mit Verpflichtung konstruiert wurde und hauptsächlich ein schönes Rollenspiel, statt einen wirklichen Nachteil generiert. So etwas kann auch ganz ohne Nachteil einfach aus dem Plot heraus entstehen. Natürlich warst Du die ganze Zeit Herr über Deinen Helden, nur der Plot selber hat Dich vor eine Entscheidung gestellt. Das hat nichts mit dem Nachteil Verpflichtung zu tun, sondern ist eine ganz normale Rollenspielsituation. In meinen Augen ist es gar nicht wünschenswert, das ich als Spieler immer in Situationen gesetzt werde, die es mir erlauben meinen SC nach seinen optimalen Bedingungen ausspielen zu können. Wenn ich einen Gesellschaftscharakter in die Wildnis führe, einen Kämpfer in ein Detektivabenteuer, wo er eigentlich nicht handgreiflich werden darf oder einen magischen Charakter nach Havena, wo er nur heimlich zaubern darf, weil es der Auftrag verlangt, stehe ich vor genau so einem Dilemma, ganz ohne den Nachteil Verpflichtungen. Und wieder hast Du eine Situation beschrieben, wo der Verpflichtende der Auftraggeber ist.
Zitat von x76Da sind nach meinem Empfinden zwei Punkte Abzug o.ä. die man "einfach" mit einem höheren Talentwert kompensieren kann oder die vielleicht sogar auf irgendwelche Dinge gehen, die für den Held gar nicht so entscheidend sind (z.B. der häßliche Waldläufer) weniger tiefgreifend. Wobei ich "Verrechnungen" (sehr beliebt in DSA 4 waren bei mir bspw. Regnachteile oder Gruppenunfähigkeiten) generell als "milde Nachteile" empfinde, weil sie die Spielweise kaum beeinflussen. Man wendet sie Regel konform an und die Sache ist abgegolten. Ganz im Gegensatz zu Verpflichtungen, Prinzipientreue etc. die sich deutlich mehr aufs Charakterspiel auswirken.
Das was Du beschreibst, ist ganz normales Charakterspiel und in keinster Weise an einen Nachteil gebunden. Man will mit seinem SC in Situationen geraten, welche einem ein spannendes Rollenspiel ermöglichen und mit der Wahl bestimmter Charakterkonzepte, können dies, ganz unabhängig vom Nachteil Verpflichtungen, ganz unterschiedliche Spielsituationen sein. Was für Deinen Praioten innerweltlich eine persönliche Herausforderung war, wäre für eine Phexgeweihten die ideale Spielwiese gewesen. Anders herum wäre eine rein offizielle Untersuchung ohne die Erlaubnis die Pfade des Verborgenen zu Nutzen für einen Phexgeweihten eine solche innerweltliche Herausforderung. Dass der Nachteil Verpflichtungen hier keinen wesentlichen Einfluss hat, siehst Du daran, dass die gleiche Situation auch hätte ohne diesen entstehen können.
Ich stimme zu, dass Nachteile nicht immer gleich stark greifen (müssen). Da wäre Dein Beispiel eines hässlichen Jägers, der gar nicht das Ziel hat auf dem gesellschaftlichen Parkett zu brillieren oder die Landratte mit ANgst vor Wasser, welche eher selten getriggert wird und genau so ist es ok, wenn Verpflichtungen dazu genutzt werden, um SCs ins Spiel zu bringen, aber es sollte eben nicht nur das sein. Auch ein Jäger muss immer mal wieder gesellschaftliche Situationen bestehen und sei es nur um zu Handeln und einen guten Preis für seine erbeutete Ware herauszuschlagen oder sich mal wieder aus einer Situation heraus zu reden. Angst vor Wasser wird in einer Wüstenkampagne wohl eher weniger AP bringen, als in einer Südmeerkampagne. Verpflichtungen, welche nicht nur das Rollenspiel fördern, in dem sie Konflikte schaffen, die SC auch ohne diese haben könnte, sondern ganz konkret, sei es nun in Form von Geld oder ... (hier hatte ich nach Ideen gefragt) und dies auch immer mal wieder tun und nicht nur in dem einen Einstiegsabenteuer, wo der Verpflichtende auch mal der Auftraggeber ist, sind ihre AP auch Wert.
Kurz: Das was Du als Nachteil beschreibst, sehe ich als ganz normales Charakterspiel an und es ist für mich eher eine Bereicherung, als ein Nachteil.
Wie gehst Du denn mit dem Nachteil um, wenn mehrere Charaktere den Nachteil haben und fernab ihrer Verpflichtungen für längere Zeit unterwegs sind?
PS: Wenn es für Dich bzw. Deine Gruppe normal ist, Deinen SC, ganz unabhängig von InGame-Bedingungen, so ausspielen zu können, wie Du es gerne möchtest und nur Verpflichtungen Dich bzw. euch in diesem Spiel einengen können und ihr eure Spielcharaktere mit Verpflichtungen innerweltlich immer mit euren Auftraggebern verpflichtet, sehe ich sehr wohl, wo dies ein Nachteil ist. Nur würde ich dies als eher ungewöhnlich und keinesfalls den Standard ansehen. Vielleicht mag auch das der Kern unserer unterschiedlichen Sichtweisen sein. =)