Den Botenartikel kenne ich, und ja, die welkende Schönheit entspricht auch nicht dem Bild, das ich von ihr habe. Wie gesagt, im Roman kommt sie jetzt sehr prominent zu Wort Ich empfinde es dabei keineswegs als Widerspruch, dass sie sich insgeheim Sorgen um ihre Schönheit macht - Frauen um die 40 verändern sich. Veränderungen machen Angst/ Sorge, so rational oder irrational das auch sein mag. Objektiv ist Shantalla vermutlich auch mit sechzigplus noch eine bemerkenswerte Frau, die die Konkurrenz jüngerer Schönheiten beileibe nicht fürchten muss. Aber auch sie nimmt die Veränderungen wahr und registriert Satinavs unbarmherzige Fahrt, wobei sie damit souverän umgeht (und Helden kann man immer mal losschicken, vielleicht bringen die ja etwas Nützliches an). Ein Transmutare hingegen ist schon ein größerer Schritt, und der bedarf eines Vertrauens, dass der Zaubernde wirklich kann, was er von sich behauptet. Ich sehe den Zauber bei Shantalla nicht wirklich - im Gegensatz zu Irschan (wobei das bei ihm ja auch mit dem neuen Portrait in IdDM zusammenhing ). Mein aktueller SC, ein egozentrischer, selbstverliebter Magier, nutzt den Zauber z.B. auch, aber der psychisch und moralisch so jenseits von Gut und Böse, dass es für den passt. Shantalla hingegen weiß um ihre Wirkung, und solange sie damit erreicht, was sie will, sehe ich für sie (trotz geheimer Sorgen) keinen Grund, warum sie ihre Schönheit in die Hände eines Magiers legen sollte.
Die grundlegende Idee dem Militär in Al'Anfa als Imperium wieder eine Stimme zu geben und Admiralität neben Granden und religiösen Führer zu stellen, finde ich sogar bereichernd für das al'anfanische Thema, aber leider ist es nicht so umgesetzt worden.
Wieso nicht? Das ist doch genau so geschehen. Wobei es auch da womöglich ein verzerrtes, in Rabenblut so nicht intendiertes Bild vorherrscht - zumindest ist das mein Eindruck, wenn ich die Diskussionen in der Community verfolge. Aber womöglich werden die neuen Publikationen da auch einiges geraderücken und klären
Ich z.B. finde es auch bedauerlich, dass auf Al'Anfa immer nur ein Schlaglicht fällt und man die Nachfolger der Grandenhäuser eben nicht in ihre Schuhe wachsen sieht (oder sogar dahin hilft), sondern das immer im Hauruck-Verfahren läuft.
Das liegt auch an der Verteilung der Publikationen auf Aventurien. In Al'Anfa geschieht leider bisweilen über Jahre gar nichts, so dass kaum Raum ist, um zukünftigen Größen wirklich beim Wachsen zuzusehen. Wobei bei der jetzigen "neuen" Riege einige dabei sind, die schon langfristiger angelegt waren - Alena z.B., aber vor allem auch Amato. Sannah Wilmaan. Und auch eine Emilia Bonareth. Und letztendlich auch Amira. Im Hauruck-Verfahren lief es jetzt bei Rezzan - was auch damit zusammenhing, dass es bei den Zornbrecht keinen langfristig angelegten Char gab, der sinnvoll aufrücken könnte. Ich sehe Nareb übrigens auch als sehr intelligent, aber nach dem Verlust der Großadmiralissität auch als paranoid (darf er auch mit über 70). Rezzan - ist schon anders, eigen. Aber er hatte bislang leider wenig Screentime.
Bei Rabenblut wurden zwei, mMn, sehr gute Charaktere im Duumviri einfach abgesägt.
Tja ... Aurelian ist mein eigener SC, den ich (angepasst) in die Welt integriert habe. Mir tat es auch weh, ihn zu töten, aber die fortschreitende Geschichte machte ihn langsam zu alt für die Rolle, die er ausfüllte. Er hatte ja diese Vorstellung eines besseren, machtvollen Al'Anfas (am besten unter seiner Führung) mit einem ruhmreichen Imperium, das diesen Namen auch verdient, und er ist von Anfang an mit dem Gedanken eingeführt worden, dass er diese Vorstellung eines Tages auch in die Tat umsetzen würde (als eine Art Robespierre/ Sulla Aventuriens). Wenn er das nicht bei Rabenblut getan hätte, wäre er noch zehn Jahre älter geworden, bis Al'Anfa das nächste Mal solche Aufmerksamkeit bekommen hätte - und wäre damit langsam Mitte Sechzig gewesen. Daher war das sein großer Auftritt, seine eine Rolle, für die er gedacht war, und danach musste er von der Bildfläche verschwinden. Als verbitterten, alten Mann irgendwo im Exil habe ich ihn beileibe nicht gesehen.
Irschan ist komplizierter. Letztendlich habe ich ihn auch rausgenommen, weil es mit ihm für Amir kaum Entwicklungspotential gab. Die beiden genügten sich selbst, und gerade in Hinblick auf die (Boron)Mystik des Ortes Al'Anfa ist ein suchender Amir auf Dauer m.E. die interessantere (und stärkere!) Figur. Aber ja, er war ein sehr prägender Char, auch wenn er offiziell höchst selten in Erscheinung getreten ist.
Nicht die fehlende Beschreibung, sondern dass der Kern des "neuen Al'Anfa" auf mehr oder weniger die immer gleiche Funktion runter gebrochen wurde.
Hm ... ich sage mal nein. An sich nicht. Aber es kann sein, dass der Eindruck entstanden ist. Wenn es so ist, dann hoffe ich, dass auch hier das Bild mit den neuen Publikationen etwas gerade gerückt werden kann.
Ich bin aber dankbar für diese Eindrücke, weil sie helfen, einige Aspekte, über die ich selbst schon länger nachdenke, noch einmal von einer anderen Seite zu betrachten. Viele "hübsche" NSCs finde ich für Al'Anfa z.B. gar nicht schlimm, weil gutes Aussehen hilfreich ist (und man ggf. nachhelfen kann) und weil sich, wer es sich leisten kann, einen hübschen Partner nimmt. Sie müssen sich nur unterscheiden, keine Frage, und unterschiedliche (farbige!) Rollen einnehmen. Btw. sehe ich z.B. Rezzan nicht wirklich als schön an, auch wenn er in seinem Alter sicher ansehnlicher ist als Nareb am Ende
Interessanterweise sind diese alten, einprägsamen, "schillernden" Chars der ersten Al'Anfa-Spielhilfe zum großen Teil laufende Klischees, die bestimmte Funktionen bedienen - der Dorian Grey, der fette, brutale Sklabenhändler, die blutjunge, promiskutive Schönheit, die alle um den Finger wickelt, der geheimnisvolle Vampir, der fiese Paktierer ... Aber dennoch scheinen sie zu wirken und zu funktionieren, dass man dieser Riege (die überwiegend von 1994 und älter sind) immer noch nachtrauert. Für die Kampagne und auch die Spielhilfe (sofern ich da mitarbeite und darauf Einfluss haben sollte) sollte man das stärker im Blick behalten.
Ich habe auch schon mal darüber nachgedacht, für das Skriptorium eine Reihe "Geschichten aus Al'Anfa" zu starten - Kurzgeschichten, die die alten und neuen Figuren in den Fokus setzen, inoffiziell oder mit Placet der Redaktion. Vielleicht könnte man so verhindern, dass sich nach der Kampagne und Regionalspielhilfe erneut ein Publikationsloch auftut. Aber das ist bislang nur meine höchstpersönliche Idee und keinesfalls offiziell oder konkret angedacht.