Beiträge von Rattazustra

    Nach deiner Argumentation hätten Armbrüste auch in einer offenen Feldschlacht keinen Platz.

    Korrekt. Haben sie auch nicht. Aber du denkst bei offener Feldschlacht vermutlich an etwas anderes als ich.
    Die Armbrust ist eine Waffe für Belagerungen und Belagerungsabwehr. Ob man dabei eine Burg belagert oder eine stehende Feindformation, spielt keine Rolle. Sobald ein Kampf aber in die dynamische Bewegungsphase geht, ist die Armbrust nutzlos. Im Gegensatz zu Bögen ist sie im Scharmützel eines Nahkampfes nicht zu gebrauchen und ohne den Schutz durch Infanterie werden Armbruster von leichter Kavallerie niedergemetzelt.

    Die Amrbrust dient der Vorbereitung einer Feldschlacht, indem man die feindlichen Truppen mit anhaltendem Dauerbeschuss zermürbt und so mittelfristig zwingt sich zurückzuziehen oder anzugreifen. Anders als der Bogen kann die Armbrust nämlich von Sonnenauf- bis Untergang schießen, so lange Munition vorhanden ist. Bogenschützen ermüden bereits nach kurzer Zeit. Auch das Feuer aus der Deckung einer Pavese, oder das Wendefeuer mit einem Großschild auf dem Rücken, kommt dieser Kampfweise entgegen. Beweglich und Nahkampftauglich ist es aber nicht.

    Sobald der Gegner in Nahkampfreichweite kommt zieht der Armrbrustschütze sein Schwert und erwehrt sich seiner Haut so gut er kann, bis die Spießträger oder die Kavallerie ihn retten. Ansonsten rennt er um sein Leben.

    [infobox]Schattenkatze: Dieses Thema wurde aus einem DSA-Thema ausgegliedert. Bitte zukünftig mit einer solchen Diskussion gleich ein eigenes Thema aufmachen, spätestens nach dem ersten Hinweis.
    DSA 5 Bezüge gehören bitte in den originalen DSA 5-Faden, nicht hierher.[/infobox]


    Den Konzept bzw. Archetypen "Armbrustschütze" ist damit noch lange nicht geholfen. Der muss in die Lage kommen, mit der Armbrust als Hauptwaffe einen sinnvollen Beitrag zu leisten.

    Warum? Wie ist das mit dem Artilleristen? Dem Lanzenreiter? Dem Grenadier? Dem Sappeur? Schleuderern?

    All diese Kampftätigkeiten existieren in Aventurien und keiner davon ist im Rahmen einer klassischen Abenteuerrunde in Kämpfen zu irgendwas gut, was relevant mit seiner Rolle zu tun hätte. Dem Artilleristen fehlt sein von 40 Mann betriebenes Geschütz, dem Lanzenreiter gehen schnell die Lanzen aus, von der Verwendbarkeit in geschlossenen Räumen mal ganz abgesehen. Der Grenadier ist pleite nach dem ersten Wurf, was eigentlich aber sogar gilt, wenn er Teil eines Heeres ist. Und der Sappeur? Wie oft kann man einen Schanztunnel im Kampf graben, um den Orkräuber zum Einsturz zu bringen? Und Schleuderer waren beliebte Hilfstruppen in der Antike, aber im Spiel ist die Schleuder keine ernstzunehmende Waffe.

    Wir alle akzeptieren ohne zu Murren, dass nicht alle Kampfelemente eines Heeres in einer 3-8 Personen Gruppe funktionieren.

    Was macht die Armbrust da zur Ausnahme? Sie ist die typische Massenwaffe des industrialisierenden Tower-Defense-Game Krieges.

    Wenn man Armbrüste tatsächlich auf Augenhöhe mit Bögen im Einzelkampf bringen will, muss man sie schon mit Magie zu Selbstladern machen.

    Dann poste doch bitte etwas entsprechendes! Würde mich interessieren. Das fände ich wesentlich nützlicher.

    DSA hat einen systemischen "Fehler", indem es sich zwar einerseits bewusst ist, dass man nicht jeden Schlag auswürfelt, dies selbst jedoch sofort wieder vergessen hat.

    Die Regeln sehen vor, dass das was gewürfelt wird, lediglich die Folge eines Schlagabtausches ist. Das ist in der Grobregelfassung auch kein Problem. Im Bestreben die Regeln kleinteiliger und komplexer zu machen, ging dieser Gedanke jedoch weitgehend verloren und es entsteht der Eindruck, dass man eben doch den einzelnen Angriff mit Schwert, Speer, Schild, etc. abwickelt. Wäre das jedoch so, würden die Kämpfe völlig lächerlich aussehen und hätten eine zeitlupenhafte Langsamkeit, wann immer zwei Personen allein mit unmodifizierten AT/PA Abläufen gegeneinander kämpften. Ich halte es daher für einen Trugschluss.

    Gehen wir jedoch dahin zurück, dass die Kampfrunde eine Abfolge von Dingen ist, die regelmechanisch durch das Raster fallen, bis hin zur letztlichen Erfassung des relevantesten Elements, tut sich eine völlig neue Möglichkeit auf, den Bogen von der Armbrust zu differenzieren!

    Zum Beispiel über die decodierung der Handlungsfolge-Abstraktion:
    Der Angriffswurf bei einem Bogen repräsentiert den Einzelschuss einer Reihe abgeschossener Pfeile, der die besten Chancen auf ein Resultat hatte. Der Munitionsverbrauch ist daher größer 1, je nach Bogen, und liegt zwischen 1:2 und 1:4.
    Der Angriffswurf bei einer Armbrust repräsentiert jedoch lediglich diesen einen Schuss. Der Munitionsverbrauch entspricht exakt der Zahl der Angriffswürfe.

    Damit wäre ein Bogen zwar zunächst im Vorteil, würde aber aufgrund eines wesentlich höheren Munitionsverbrauches jenseits der Logistik einer vorbereiteten Position in einer Schlacht sehr schnell zurückfallen. Es erleichtert auch die dynamische Beschreibung der Ereignisse, weil es zahlreiche Fehlschüsse und wirkungslose Schüsse des Bogenschützen vorsieht. Diese Elemente wären dann außerdem selektiv durch Sonderfähigkeiten anpassbar, was für Bogenschützen einen Skill-drain produziert, den Armbrüste nicht benötigen. Das ökonomische Gleichgewicht beider Waffen pendelt sich so besser ein. Ein Armbrustschütze mit den üblichen 20 Bolzen im Bolzenköcher hätte bei einem 1:1 Verhältnis so potentiell fast doppelt so viele Angriffe, wie ein Langbogenschütze mit den üblichen 24 Pfeilen, wenn man bei diesem ein 2:1 Verhältnis ansetzt.

    Ebenso könnte man Schnellfeuer bei Bögen völlig anders regeln, nämlich nicht einfach nur über eine SF, sondern zusätzlich über Schaden. Jeder Einsatz von Feuergeschwindigkeitsbeschleunigenden Fertigkeiten könnte dann 1 TP Schaden am Schützen verursachen. Das würde die mitunter extreme Ermüdungsrate von Kriegsbogenschützen bei lange andauerndem Feuer unter hohem Kadenzdruck repräsentieren. Es träte nur auf, wenn der Bogenschütze seine Feuergeschwindigkeit beschleunigt und wäre daher kein grundsätzliches Problem. Außerdem würde die Beschleunigung der Feuerrate zusammen mit obigem Ansatz natürlich zu noch mehr Munitionsverbrauch führen.

    Andere Ansatzpunkte wären, der Armbrust signifikante Vorteile beim Überraschungsangriff aus Lauerhaltung zu geben, sowie dem Armbrustschützen zu erlauben ohne Nachteile aus wirksamer Deckung zu feuern, dem Bogenschützen hingegen nicht.

    Innerhalb des DSA5 Systems wäre es außerdem denkbar, einfach sämtliche Armbrust SFs deutlich zu verbilligen, sowie die Steigerungsstufe der Kampftechnik Armbrust um eine weitere Stufe zu verbilligen. Das wäre durchaus angemessen und nicht einmal unrealistisch und würde zudem, wie ja mittlerweile hinlänglich bekannt ist, die Armbrust im Bewegungsnahkampf kaum aus der Spielbalance werfen.

    Andere Lösungsansätze bestehen, sind aber nicht direkt auf das DSA5 System applizierbar und auch nicht welt- und systemagnostisch anwendbar.
    Beispielsweise kann man weiteren Nutzen aus dem Umstand ziehen, das Armbrustbolzen starr und dick sind, Pfeile jedoch biegsam bleiben müssen. Armbrüste taugen daher eher als Trägersystem für alchemische und magische Kampfmittel.

    Zumindest laut Wikipedia ist es anders herum ;).

    Tragisch. Welche Passage genau meinst du?

    Ähm, das kommt wohl ganz wesentlich auf den Stahl an, würde ich meinen. Soweit mir bekannt, kann man mit Stahl eine höhere Zugkraft erreichen als mit Naturmaterialien, wei sie beim Kompositbogen zum Einsatz kommen.

    Nein, es kommt nicht auf den Stahl an. Der Stahl selbst ist hier der entscheidende Faktor. Du kannst damit tun und lassen was du willst. Du fügst mit weniger perfektem Stahl lediglich neue Probleme hinzu. Letztendlich geht es aber immer um Kompromisse.


    Um das kurz zu erläutern:

    Stahl ist mechanisch langsamer als ein Kompositbogen aus Horn und Sehnen. Langsamer bedeutet, dass er seine Energie nicht so schnell entladen kann, was zu einer geringeren Beschleunigung des Bolzens auf der kurzen Beschleunigungsstrecke führt. Ein langsamerer Bolzen hat natürlich weniger Energie, als ein schnellerer Bolzen identischen Gewichts. Die gleiche Waffe mit Stahlbogen ist also weniger wirkungsvoll.

    Stahl ist allerdings günstiger in Masse zu produzieren und langfristig haltbarer, da er weniger witterungsanfällig ist. Armbrüste mit Kompositbogen oder Holzbogen müssen trocken gelagert werden.

    Stahl ermöglicht den Bau von leistungsfähigen Armbrüsten, mit höherer Zugkraft, bei gleichzeitig besserer Lagerbarkeit der Waffen und höherer Lebensdauer im Gefecht zu einem geringeren Preis. Außerdem erfordern sie weniger Arbeitszeit und Fähigkeit des Hersteller. Dennoch bleiben sie signifikant teurer als Bögen.

    Wenn du also als Feldherr die Wahl hast, zwischen einer Hornbogenarmbrust oder 2-4 Stahlbogenarmbrüsten, dann ist recht klar welche du benutzen würdest.

    Übrigens erreichen lediglich die allerstärksten Armbrüste, die es je gab, die Feuerkraft eines Langbogens.

    Kurz zusammengefasst:

    Vorteile von Stahl:
    Wesentlich günstiger als Komposit
    Weniger Volumen als Komposit (minimal kompakter)
    Langlebiger als Komposit
    Widerstandsfähiger gegen die Elemente
    Uniformer als Komposit und daher leichter standardisierbar

    Nachteile von Stahl:
    Sehr gefährlich für den Schützen wenn er bricht.

    Mechanisch langsamer als Komposit
    Schwerer als Komposit
    Strategisch potentiell in Rohstoff-Konkurrenz mit anderen Waffensystemen

    Aus genau diesen Gründen benutzten viele Adelige, bei denen die Armbrust noch weit über das Aufkommen von Schießpulver als Jagdwaffe beliebt war, bevorzugt Armbrüste mit Kompositwurfarmen. Die Witterungsbeständigkeit war ihnen ziemlich egal, der Preis auch, die Langlebigkeit auch. Sie wollten schlicht die bestmögliche Armbrust für die Jagd. Sie sollte präzise sein, leistungsfähig, leise, leicht, handlich und schön. Und sie sollte dem Nutzer niemals in sein adeliges Gesicht zerbersten, was Stahlarme einige Zeit von Zeit zu Zeit taten. Erst als die Stahlqualität gen Renaissance hoch genug war, um annähernd perfekte Wurfarme zu fertigen, haben auch Adelige flächendeckend zu Stahlbögen gegriffen.

    Man könnte das ganze aber auch einfach „verstärkter Bogen“ nennen ohne genauer auf das Material einzugehen.

    Nein, genau das kannst du nicht. Beziehungsweise nicht ohne das es Unsinn wäre. Eine leichte Armbrust mit einem verstärkten Bogen ist eine mittlere Armbrust und eine mittlere Armbrust mit einem verstärkten Bogen ist eine schwere Armbrust. Das ist im Kern das einzige, was die verschiedenen Armbrust-Grobklassifizierungen unterscheidet. Zugkraft.

    Daher ist es durchaus eine Möglichkeit, den Stahlbogen in Aventurien als die Norm anzunehmen. Das wird auch von den Illustrationen getragen. Damit wiederum ist der Hornbogen, als leistungsfähigere aber wesentlich teurere Variante, eine Option. Verstärkt wäre der aber nicht. Er ist keinen Deut stärker. Gleiche Zugkraft, mehr effektive Beschleunigung pro Sekunde. Mit einem solchen Bogen wären dann, mit viel Augenzwingern, etwa 1TP und vielleicht 10% mehr Reichweite rauszuholen.

    Ganz allgemein muss man aber sagen, dass die Armbrust einfach keine gute Nahkampfwaffe im Bewegungskampf ist. Fast alles was du tun könntest, um das zu ändern, führt zu etwas, das in Wirken und Verhalten nichts mehr mit einer Armbrust zu tun hat.

    Dieses Problem teilen sich Armbrüste übrigens auch mit Musketen. Bzw. in Aventurien mit den Horas-Musketen. Oder aventurisch mit Piken und Drachentötern. Kaum jemand beschwert sich, dass eine einzelne Pike zu kaum etwas gut ist und das man zu zweit sein muss, um einen Drachentöter zu führen. Wir haben keine kognitiv relevanten Memes mehr für diese Waffen. Die Armbrust hingegen wurde von zwei Generationen von PC und Konsolenspielen reichlich zugrunde geschändet, bis nur noch ein Kurzbogen übrig war, der anders aussieht.

    DSA basiert aber nicht auf PC Spielen und Van Hellsing Actionfilmen, sondern wesentlich stärker auf den Memes der 60er und 70er. Da gab es den verbreiteten Aberglauben, dass Armbrüste über gewaltige Feuerkraft verfügt hätten, aber ewig zu spannen bräuchten. Daher ist das eben in DSA wie es ist. Es fügt sich damit perfekt in andere Memes dieser Zeit, wie das des überragenden Einhandschwertes oder der nutzlosen Tuchrüstung. Man kann nur schwer eine Facette reparieren, ohne die benachbarten zu beschädigen. Am Ende hat man es dann nicht mehr mit Aventurien und dem DSA System zu tun.

    Systemagnostisch gäbe es ansonsten jede Menge Möglichkeiten, die Armbrust konkurrenzfähiger mit Bögen zu gestalten.

    Der Rondrakamm ist de facto eine Kombination aus einer Waffenform und einer Klingengestaltung. Als solche ist er problemlos skalierbar.

    Betrachten wir den typischen Rondrakamm lediglich als einen besonders leichten Zweihänder, so kann man die gleiche Gestaltung aber auch einem größeren Zweihandschwert angedeihen lassen. Also beispielsweise dem generisch-unbezeichneten Zweihänder, oder dem Andergaster. Die Klingenwellung bewirkt nach den DSA5 Regeln ohnehin nichts.

    Wenn du also einen wirksameren Rondrakamm haben möchtest, lass ihn dir doch einfach als Zweihänder oder Andergaster schmieden. Dazu dann die lithurgischen Eigenschaften drauf und fertig.

    Im Rahmen dieser Betrachtung repräsentiert der klassische Rondrakamm lediglich die typische Ausprägung dieser Waffe als Alltagsobjekt in Friedenszeiten. Jeder Rondragweihte kann einen Rondrakamm mit sich herumschleppen, ongleich es ein ziemlicher Oschi ist. Ein Zweihänder oder Andergaster wäre allerdings nur in Kriegszeiten praktikabel, in den meisten Städten entweder verboten oder eine reine Zumutung beim Transport. Andererseits sind Rondrageweihte ja aber keine Vollpfosten und dürften sich durchaus anpassen, wenn die Zeiten es erfordern. Man gewinnt schließlich keinen Blumentopf damit besonders alltagstauglich und unauffällig zu sein, wenn Dämonenhorden und Orks das Reich überrennen.

    Früher zu DSA3 Zeiten war der Rondrakamm übrigens deutlich besser, sofern man mit den MS&Z Regeln spielte. Der eine Punkt Unterschied beim W/V wirkte sich deutlich stärker im Spiel aus, als der einen Punkt Unterschied beim heutigen Parademodifikator. Ein W/V von 9/6 lag nicht nur einen Punkt über dem 14er Königsmaß des Langschwertes, sondern auch ausreichend über dem Attackewert zahlreicher anderer (unterbewerteter) Waffen, dass nicht etwa der Rondragweihte sich nur über einen geringeren Abzug freuen konnte, sondern vielmehr die Angreifer sogar Abzüge auf ihre Attacke erleiden konnten. Mit einem Angriffs W/V von 9 metzelte man dann wiederum die allermeisten Feinde ohne Chance auf Gegenwehr dahin.

    Andere Gedanken zum Thema Rondrakamm wiederhole ich hier mal nicht. 8o

    Was ich beim Kama irgendwie niedlich finde, ist dass das Ding ja ein wenig aussieht wie die Chibi-Version der archetypischen Totensense. Da muss ich jetzt mit dem Marbo-Bezug irgendwie an Susan Sto Hellit denken. :D

    Man könnte aus dem Marbo-Symbol auch eine Axt mit gegenseitigem stumpfen Schlagteil machen. Dabei wäre der stumpfe Teil verdickt, aber aufgrund der Aussparungen leichter, so dass er ein Gegengewicht zum Schnittblatt wäre. Das würde der Waffe ein hohes Maß an Präzision verleihen.

    Wenn deine These falsch verstanden wird, dann liegt das daran, dass sie schlecht gelesen wurde, schlecht formuliert war, oder aus einer Mischung von beidem. Vielleicht hällst du deine Umschreibungskriterien einfach für eindeutiger, als sie es sind, oder als andere sie interpretieren. Man braucht da weder Schlampigkeit noch bösen Willen zu unterstellen. Das vergiftet nur die Diskussion. Wenn du dich da zu Unrecht angegangen fühlen solltest bitte ich um Entschuldigung. Das war keineswegs meine Absicht.

    Du meinst also schwer gepanzerte Krieger zur Zeit der höchsten Entwicklung der Plattenrüstung, in einer Situation in der sie sich relativ isoliert ohne komplizierte, externe Faktoren gegenüberstehen und einander besonders entschlossen umbringen wollen? Und die Betrachtung endet zwingend auf dem Schlachtfeld selbst?

    Dann hast du völlig Recht. Dann sind zwei der großen Dosenöffner die tödlichsten Instrumente, im Rahmen dieser Betrachtung.

    Allerdings sagt das weit weniger über Dolche aus, als über Plattenrüstungen und es setzt voraus, dass man selbst ebenfalls eine Plattenrüstung trägt. Damit sind wir dann bei der Betrachtung eines komplexen Waffensystems, was aber nicht der Fall ist, wenn irgendwer einfach nur einen Dolch in der linken Hand hat. Das ist kein komplexes Waffensystem. Auch zusammen mit einer Hauptwaffe nur sehr bedingt. Das ist wie mit dem Gladius, dass für sich genommen auch nur ein extrem schlechtes Schwert und ein absurd großer Dolch ist, als Teil eines komplizierten Waffensystems jedoch die tödlichste Waffe seiner Zeit wird.

    Für den Marbo-Geweihten geht es ja nicht darum Ritter in Vollplatte nach hartem Zweikampf mit Mordäxten im Schlamm des Schlachtfeldes zu knacken.

    Daher ist der Dolch da zum Meuchelinstrument, Werkzeug und zur Zweit-/Notwaffe verdammt. Wie eigentlich immer und überall.
    Im Krieg kann man den Dolch mit einem Menschenfänger kombinieren, wenn man über mehrere Personen verfügt. Idealerweise 2-3 Menschenfänger. Aber das ist dann bereits ein SEHR asymmetrisches System und passt auch nicht so recht zum Geweihten.

    Bei der Mortalitätsrate bei gepanzerten Soldaten im Mittelalter teilt sich der Dolch mit dem Kriegshammer den ersten Platz.

    Das ist beim Dolch eine spannende Frage. Angenommen du stürzt vom Pferd und stirbst zwei Wochen später an einer Lungenentzündung, weil du bettlägerig wurdest, hat dich dann der Sturz vom Pferd gekillt, oder die Lungenentzündung? Im allermindesten Fall ist da ein direkter Zusammenhang zu sehen. Das gleiche gilt für den Dolch beim Todesstoß. Ein Gegner, der mit dem Dolch getötet wird, ist oft bereits besiegt und erreichte diesen Zustand nicht durch den Dolch. So oder so war das Gerangel am Boden mit gezücktem Dolch mit an Sicherheit grenzender Warscheinlichkeit die Ausnahme und keineswegs die Norm.

    Auch beißt sich diese Annahme damit, dass die dominante Waffe des Krieges seit jeher schon immer der Speer gewesen ist. Von der Vorantike bis in die Renaissance war der Speer die Waffe, die das Schlachtfeld der Infanterie dominierte. Direkt gefolgt von Axt und Schwert. Da fällt es schwer zu glauben, dass der Dolch sämtlichen Hauptwaffen des Krieges den Rang hätte ablaufen können. Die Augenhöhe mit dem Kriegshammer finde ich plausibel, allerdings eher auf einem entsprechend niedrigeren Rang, denn auch Kriegshämmer waren relativ seltene Waffen und teilten sich ihren Platz auf den Schlachtfeldern des Spätmittelalters mit diversen Formen von Langaxt, Zweihändern, Dreschflegeln, Hellebarden und Schwarzpulverwaffen. Und wenn man den Speer aufteilen mag kommen auch noch die Lanzen der Reiterei mit hinzu.

    Die mir bekannten Betrachtungen spätmittelalterlicher Schlachten deuten darauf hin, dass die tödlichste "Waffe" ohnehin Krankheiten waren. Durchfall, Wundbrand und andere Infektionen. Einhergehend mit, oder in direkter Folge von Gefechten. Die wenigsten Kämpfer starben direkt auf dem Schlachtfeld. Gerade schwere Rüstungen sorgten dafür, dass man oft nach einer Verwundung den Rückzug antreten konnte. Das selbst nach einer schweren Niederlage kaum mehr als 10% Gefallene am Boden lagen, war nach den mir bekannten Fällen keine Seltenheit.

    Ich vermute, dass hier ein all zu spezifisches Feld betrachtet wird. Leistungsfähige Plattenrüstungen des Spätmittelalters in sehr spezifischen Situationen, wo gut gerüstete und bewaffnete ohne all zu viel Einmischung anderer gegeneinander kämpften und es echt unbedingt wissen wollten, wer am Ende noch lebt? Ziemlicher Ausnahmefall. Bereits die vollständige Panzerung war so ein Ausnahmefall, denn meisten Kämpfer trugen in Teilen dieser Epoche ja nur Halbharnische und Sturmhauben. Da führten dann oft Gesichts- und Fußverletzungen zum Niedergang.

    Ich will da jetzt auch nicht entschieden widersprechen, weil mir viel zu unklar definiert ist um welche Zeit, welchen Ort und welche Betrachtungszielsetzung genau es bei welcher Waffengattung gehen soll. Das Mittelalter ist eine lange Spanne. Für das Kriegshammer & Dolch Ding würden mich belastbare Quellen sehr interessieren. Auf Basis dessen, was ich zu dem Thema weiß, halte ich es aber für eher unwahrscheinlich. Zumindest im Sinne meiner Interpretation, wie die Aussage gemeint sein könnte.

    Ich halte ein solches Ranking für die Frage ob ein Dolch sinnvoll und nützlich ist allerdings für völlig unbedeutend. Natürlich ist ein Dolch nützlich. Nur eben nicht als Ersatz für irgendwas, sondern ergänzend. Einen Dolch zu haben schadet nicht. Sogar die Römischen Legionäre trugen einen und das obwohl ihr Schwert bereits nichts anderes als ein überproportionierter Dolch war.

    Ob Dolche allerdings im eigentlichen Sinn als Waffe zu betrachten sind ist eine spannende Frage, bei der unterschiedliche Experten zu völlig gegensätzlichen Ansichten kommen. Nicht wenige sehen im Dolch vielmehr ein Werkzeug, mit dessen Hilfe man zwar töten, aber so gut wie nicht kämpfen kann, im Sinne fechterischen Kampfes.

    Was die Zweitwaffe eines Marboanhängers angeht, so würde ich der göttlichen Verwandtschaft und der Symbolik folgend einen Streitkolben spezieller Form verwenden. Borons geweihte Waffe ist der Rabenschnabel. Das Symbol Marbos ähnelt mit etwas Fantasie einem Streitkolben mit kugelförmigem Kopf, potentiell auch einem echten Morgenstern. Das wäre dann ein Streitkolben mit Scheibenparier und einem im unteren Teil durchbrochenen Schlagkopf. Auf die Wirkung hat das keine nachteiligen Auswirkungen, weil man ihn dafür einfach ein wenig größer machen kann. Ein stumpfes Hiebobjekt ist außerdem gut gegen Untote und passt gut zum metaphysischen Aspekt des "Vergessens", wenn auch auf die rabiate Bud Spencer Art. Auch der Granat (Edelstein) ist Marbo heilig. Zur symbolischen Transplantation in Form des Granatapfels ist es dann nicht weit, der ebenfalls eine gute Formgebung für einen Streitkolben abgibt. Oder als Brandbombe geworfen wird.

    Was die Länge angeht, so waren Walfangharpunen üblicherweise um die 150-180cm lang, zuzüglich der Eisenspitze von nochmal 30-60cm. Ähnlich lang dürfte auch die Hailanze sein. Bei dieser Länge und bei einer Schaftdicke zwischen 5 und 10 cm ist eine Verwendung als Speer praktisch ausgeschlossen. Dazu kann man sie nicht richtig halten, so das sogar ein direkter Oberflächenstoß rein physikalisch betrachtet einem Wurf mit Kontaktverlust zur Waffe entspricht. Ich würde daher keine speziellen Werte für die Verwendung im Nahkampf machen, sondern davon ausgehen, dass es sich dabei stets um eine völlige Zweckentfremdung der Waffe im Regelsinn mit allen damit einhergehenden Nachteilen handelt.

    Die Wurfreichweite liegt wie gesagt bei maximal etwa 5 Metern. Danach wird es mythologisch. Vielleicht bekommt man sie 10m weit geschleudert, aber ob sie dann noch eine dicke Haut durchstößen kann und tief genug dringt ist eher fragtlich. Warscheinlich trudelt sie dann bereits zu stark, was beim Walfang ein häufiges Problem mit unerfahrenen Harpunieren war. Dann verformt sich die Harpunenspitze nämlich und wird unbrauchbar, bis man Zeit hat sie zu erhitzen und geradezuziehen.

    Die Einsatzreichweite einer Harpune (und nichts anderes ist diese Hailanze sowohl in Form, als auch in Verwendung) liegt zwischen 1m und 5m. Viel mehr ist nicht drin.

    Ich vermute aber auch, dass die Autoren hier beim Walfang nicht so aufgepasst haben. Der Walfang findet nämlich mit zwei unterschiedlichen Geschoßtypen statt. Der Zweck der Harpune ist es nicht den Wal zu töten. Die Harpune ist das Ding mit dem Seil dran und den Widerhaken. Sie dient lediglich dazu, das Tier zu fixieren und die Walboote an der Beute zu befestigen. Getötet wird nicht mit der Harpune, sondern mit der sogenannten Wallanze oder auch Waleisen und Walspieß genannt. Dieser Wurfspeer hat üblicherweise keine Widerhaken. Die braucht er auch nicht, weil sie überhaupt nicht gut wären. Eine Wallanze darf sich aus der Wunde wieder lösen. Soll sie sogar, denn ihr Zweck ist nicht Schaden und Schmerz durch Widerhaken zu verursachen. Das ist auch bei einer Harpune nur ein Nebeneffekt und zwar keiner, der einen Wal mit irgendeiner relevanten Chance umbringen kann. Es ist die Lanze, die tiefe Wunden stechen soll, um die Lungen, die Aorta oder das Herz zu punktieren. Wenn sie leicht freikommt ist das sogar gut, denn dann steckt nichts in der Wunde, das den Blutfluss blockiert. Außerdem kann man sie am Seil wieder einholen und nochmal werfen, wenn man muss.

    Die Hailanze ist eine eher disfunktionale Verschmelzung beider Objekte. Besonders da Haie anders zu jagen sind als Wale. Sie haben keinen Speckpanzer und keine auch nur annähernd so dicke Haut. Es wäre erfolgversprechender sie an Stelle von Harpunen direkt mit Lanzen zu bewerfen und an Stelle der Jagd mit kleinen Booten größere Schiffe zu nutzen wie Ottas.

    Im Gegensatz zu Walen sind Haie nämlich aggressive Räuber. Wale fliehen, wenn man sie angreift. Größere Haie keksen völlig aus und greifen an. Der letzt Ort wo man dann sein möchte ist ein kleines Ruderboot. Außerdem kann man Haie anlocken. Beispielsweise mit Blut. Bei Walen geht das so nicht. Dafür müssen Haie aber auch nicht auftauchen, um zu atmen. Wenn man einen Hai also nicht direkt fixiert bekommt und er nicht durchdreht, dann ist er weg und kommt auch nicht wieder. Er kann ja buchstäblich senkrecht nach unten verschwinden. Und wenn er so groß ist wie ein Wal, was ja beim Ifirnshai der Fall ist, dann kann man da auch nichts gegen tun. Außer man hat ein ziemlich großes Fangboot und eine sehr starke Leine.

    Wenn man die Harpune benutzt, wäre es vermutlich sinnvoll ohne Warte- und Übergangsphase direkt dazu überzugehen angeleinte Wurfspeere ohne Widerhaken hinterher zu schmeißen, oder gleich mit Pfeil und Bogen nachzusetzen. Hauptsache das vermaledeite Vieh hat keine Chance zu fliehen, oder die Angreifer umzubringen.

    Die Dicke von ca. 6cm ist übrigens absolut realistisch. Walfangharpunen und Wallanzen waren zwischen 5 und 10cm dick. Man führt sie ja nicht wie einen Speer. Eine Hand führt, die andere schleudert vom Ende her. Dicke ist da bedeutungslos und wirkt nur positiv auf das Gewicht, also die Wucht, sowie auf die Steifheit. Das die Spitze austauschbar ist hat übrigens damit zu tun, dass sie ständig verbiegt. So kann man den Schaft vor Ort recyclen und die Spitzen erst an Land wieder neu schmieden. Das macht für Thorwaler aber eigentlich gar keinen Sinn, da sie unmöglich auf 2 jährige Fangfahrten gehen. Das geben weder ihre Schiffe her, noch die Meere Aventuriens. Sie können also auch einfach mehr Harpunen und Lanzen mitführen. Historische Fangschiffe hatten üblicherweise zwischen 40 und 200 Harpunen dabei und zwischen 10 und 20 Lanzen. Abgesehen davon...

    Eines frage ich mich dabei ja: Was bei allen Niederhöllen machen Thorwaler eigentlich mit den Haien? Wale sind ja extrem vielseitig nutzbar, ganz im Gegensatz zu Haien. Hai schmeckt beschissen, ist mitunter giftig und erfordert Fermentation, wodurch sein Aroma noch gewöhnungsbedürftiger wird, sie haben keinen Blubber und auch kein Kopföl. Ihr Bein ist Knorpel und völlig nutzlos und selbst ihre Zähne sind für nichts gut. :/

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    Heute ist der letzte Tag unserer Crowdfundingkampagne auf Game On Tabletop und in den letzten Tagen hat der Endspurt begonnen. Und man, was für ein Abschluss! Die Zahlen klettern und klettern. Das hätten wir so nicht erwartet. Nachdem die Kampagne irgendwo zwischen optimistischer Hoffnung und schlimmsten Befürchtungen startete, solide aber nicht überwältigend, kletterte sie unaufhaltsam über ihren gesamten Verlauf weiter und weiter. Sie nahm ein Bonusziel nach dem anderen und verhielt sich dabei völlig atypisch zu den üblichen Crowdfunding-Statistiken, was Umsatzverteilung auf Laufdauer angeht. Wow!

    Wir bedanken uns bei allen, die dabei sind. ?

    Wir sind jetzt bei 90% und ich weiß von mehreren, die nur auf ihr nächstes Gehalt warten, um einsteigen zu können. Wenn allein die noch dazu stoßen, sind wir über die 100% Marke. Das Risiko der Finanzierung hat sich also sehr bald erledigt. Dann können wir uns endlich gemeinsam mit unseren Unterstützern über die tollen Bonusziele freuen. 8o