Ich vermute stark, dass Walfänger und Horasier sowie Al´Anfaner in Thorwal den Status rechtsfreier Vogelfreier haben. Zudem gibt es dort keine Gerichte im mittelreichischen Sinne. Zwar gibt es Versammlungen, um Streitigkeiten und Klagen zwischen Thorwalern zu klären, Ausländer können sich darauf aber nur bedingt berufen. Die Tötung der Walfänger war demnach auch gar kein Mord, denn nur eine ungesetzliche Tötung erfüllt diese Definition. Der Vorwurf wäre höchstens, dass es kein ehrenhafter Kampf war. Ritter aber sind nicht verpflichtet, andere zu ehrenhaften verhalten anzuhalten, sie müssen den Kodex nur selbst erfüllen. Der Praioskult ist in Thorwal einfach nicht vorhanden und somit spielt rechtsprechung keine große Rolle. Als Hetfrau kommt eure Freundin übrigens am nächsten an einen Richter ran, Hetleute sind die einzigen dort, die in irgendeiner Form recht sprechen können. Es lag nach dem Gesetz des Landes also praktisch ein legitimes Todesurteil vor.
Als bornischer Ritter gibst du vermutlich auch nicht viel auf Praioten - der Praioskult ist im Bornland eher schwach, Rondra ist die Göttin des Adels. Dort sprechen die Bronnjaren, die Adligen, Recht. Aber selbst ein Praiosgeweihter ist an das Gesetz des Landes gebunden, in dem er sich befindet. Thorwal ist auch kein Heidnisches Land wie das kalifat - Travia und Firun werden hoch in Ehren gehalten, Swafnir ist als Halbgott anerkannt.
Nicht ganz, so leicht ist Thorwalsche Rechtssprechung dann doch nicht Sie obliegt nicht den Hetleuten (Auch wenn sie bei Ottainternen Sachen durchaus die Rechtssprechung haben), sondern den Jarlen der einzelnen Jarltümer. (Sippen haben dann ihre Hersire, aber die sind auf dem gleichen Niveau wie Hetleute) Sobald etwas über die eigene Sippe hinausgeht, und nicht in einem einfachen Gespräch geklärt werden kann, werden Sachen aufs Hjalding und vor den Jarl gebracht. Der Jarl wird dabei von einigen gewählten Richtern unterstützt beziehungsweise vertreten.
Blos weil Praios nicht verehrt und bisweilen verachtet wird, gilt das nicht für seine Aspekte. Rechtssprechung ist, auch in Thorwal, ein stark ritualisierter Prozess und Rechtsgelehrte nehmen einen sehr hohen gesellschaftlichen Stellenwert ein. (Ich mein, Rahja verehrt ja auch kaum jemand, aber das hält Thorwaler von wenig ab was die Nutzung "ihrer" Gaben betrifft.)
Aber ganz ab davon wer Recht spricht und dass Recht gesprochen wird: Als Fremder hast du in Thorwal tatsächlich kaum Rechte, zumindest nicht das Recht, Klage zu erheben. Klar kann das ein Thorwaler für dich tun, aber der will erstmal überzeugt sein. Auf Waljagd als solche steht in Thorwal auch tatsächlich nicht direkt die Todesstrafe, zumindest für Thorwaler nicht, "lediglich" die permanente Friedlosigkeit. Da aber selten jemand auf Seiten von Walfängern vorsprechen wird, hätten diese in diesem Fall hauptberuflich Pech gehabt. Was ich sagen will: Nein, es lag kein legitimes Todesurteil zu, das wird für solche Sachen auch nicht verhängt. Es wird aber, zumindest von den Thorwalern, wohl niemand das Wort gegen die Hetfrau wegen der Sache erheben, was es indirekt legitimiert.
"Ehre" ist für Thorwaler sowieso immer was anderes als der typische Mittelreicher darunter verstehen würde. Leute im Schlaf meucheln geht da nichtmal zwanghaft gegen... Man beweist eher großes Geschick und List dadurch, dass man unbemerkt an sie herankommt und das nächtliche Meucheln gelingt. Die Hetfrau könnte sich mit der Tat sogar tatsächlich brüsten. Innerhalb Thorwals, versteht sich.
Ob Thorwal als heidnisches Land zählt... Ich weiß nicht, ob ich dir da zustimmen würde. Sie haben das Silem-Horas Edikt nach Rauswurf der Praiospriester- und Diener offiziell aufgekündigt. Ja, sie verehren Travia und Firun ("falsch"), aber die Al'Anfaner Boronis verehren auch die Zwölfe, und die sind Ketzer, afaik...