Beiträge von RiverStyx

    Vielleicht ist der Punkt, den einige (mich eingeschlossen) verdeutlichen wollen, leichter zu begreifen, wenn man sich das Ganze mit einer physischen Komponente vorstellt, zum Beispiel Miniaturen.

    Wenn Spieler*in XY einen NSC erstellt und dafür Zeit und Mühe und Herzblut in das Bemalen einer Miniatur erstellt, dann hängt Spieler*in XY emotional an dieser Miniatur und sie ist außerdem das Eigentum von Spieler*in XY. Jetzt bringt Spieler*in XY diese NSC-Miniatur zum nächsten Spielabend mit und leiht sie der Spielleitung, die ja idR die NSC kontrolliert. Heißt das, die SL darf die Miniatur kaputt machen/neu anmalen/Gliedmaßen abbrechen, weil die Spielleitung ja alle NSC kontrolliert? Nein, denn die Miniatur gehört Spieler*in XY. Darf die Spielleitung die Miniatur in einer Weise verwenden, die durch den Besitzer nicht vorgesehen ist, also beispielsweise als großen bösen Endgegner-Fiesling, obwohl die Miniatur ja eigentlich einen von Spieler*in XY erdachten NSC darstellt? Vielleicht, wenn Spieler*in XY nichts dagegen hat. Darf die SL die Miniatur über das Spielfeld bewegen und damit Aktionen entsprechend der Spielregeln ausführen? Ja, sicher, dafür ist sie ja gedacht.

    Eine schlecht gewürfelte Probe sollte aber doch einen Nachteil haben? Ansonsten bringt es ja nichts zu Würfeln. Wenn ich mit einer gescheiterten Kletternprobe trotzdem über die Mauer komme ärgert sich der Einbrecher, weil er so dumm war und Punkte für etwas ausgegeben hat, dass er nicht braucht.

    Nee, das meine ich nicht. Ich meine mit Nachteile schon wirklich Nachteile. Also nicht "Du hast die Klettern-Probe nicht geschafft, deshalb überwindest du die Mauer nicht" sondern eher (überspitzt ausgedrückt) "Du hast die Klettern-Probe nicht geschafft? Okay, dein Char fällt von der Mauer und bricht sich das Bein. Schreib dir mal den Nachteil Lahm auf den Heldenbogen."

    Merke: Man kann auch die anderen Gruppenmitglieder vergraulen, indem man die Spielleitung nicht vor die Tür setzt.

    Das war bei mir jetzt tatsächlich mal nicht metaphorisch gemeint oder so XD Wir waren damals in meinem Elternhaus und ich dachte kurzzeitig halt echt "Boah, gleich sag ich ihm, er soll sich ins Auto setzen und nach Hause fahren."

    Das von RiverStyx genannte Beispiel wäre in meinen Augen aber erstmal nur kosmetisch

    Einerseits, ja, barfuß sein zu müssen ist erstmal nur ein optisches Problem, weil das halt jeder sehen kann. Spinn das aber mal weiter: Die Undercover-Katzenhexe will während einer fancy Party einen Blick in die Gedanken zaubern. Zu dumm, dass sie dafür mindestens einen Schuh ausziehen muss, was halt irgendwie ein bisschen seltsam kommt. Oder man ist im schweinekalten Winter unterwegs, muss sich aber erstmal mit bloßer Hand durch den Schnee graben, um ungehindert was zaubern zu können (oder eben noch schlimmer, barfuß laufen). Oder man ist im Dschungel und latscht mit nacktem Fuß in irgendwas Giftiges, weil da ja alles Mögliche an Getier rumkreucht. Oder man befindet sich einfach nur in einem Haus, was ja dann streng genommen kein Kontakt zur Erde in "Erdgebunden" ist. Ich find's schon eine ziemlich heftige Einschränkung möglicher Charakterkonzepte zu sagen "Ja, kannst du so machen, aber entweder bist du dann ein Dauerbarfußhippie oder dein Char muss halt immer alles antatschen, wenn du vernünftig was zaubern willst."

    Generell bin ich aber auch kein Freund von dem Typ Spielleitung, die ihren Spieler*innen immer alles schwer machen will, à la "Nee, den Zauber erlaube ich nicht, der ist zu OP" oder "Nein, die Kombi von Professionen erlaube ich nicht, das Skillset ist zu stark" oder "Meine Spieler*innen haben bei Probe XY schlecht gewürfelt, welchen Nachteil sollte ich ihnen jetzt dafür reindrücken?" Vielleicht einfach... keinen? Daran schonmal gedacht? Finde ich halt unmöglich, wenn SLs mit so etwas ankommen und sich dann wundern, warum die Gruppe keine Freudensprünge macht.

    Nee, nicht wirklich. Zur nächsten Sitzung habe ich die entsprechenden Stellen im Regelwerk herausgesucht, die auf feste Gewohnheiten eingehen und argumentiert, dass Barfüßigkeit bzw. Hautkontakt dort separat von Erdgebunden aufgeführt wird und dass Hexen, die auf Unauffälligkeit ausgelegt sind, fast nicht mehr funktionieren würden, müssten sie zum Zaubern ständig den Boden anfassen. Der SL beharrte dennoch auf seiner Auslegung und ich habe überlegt, zur nachfolgenden Sitzung was anderes als einen Hexer zu spielen, weil mir das nicht passte.

    Eine nachfolgende Sitzung gab es aber nicht, da A auch bei seiner Organisation der Spielsessions inkonsequent war. Er sagte zuerst, wenn jemand nicht kann, fällt die Sitzung aus, wollte dann aber ohne meinen Freund spielen, als der nicht konnte. Das fand mein Freund nicht gut und hat sich abgesetzt, und als seine Partnerin bin ich mit ihm gegangen.

    Bei uns kam das damals ziemlich aus dem Nichts. Die Stelle im Regelwerk sagt halt nur Bodenkontakt, was dieser SL als "Kontakt des Bodens mit der Haut" auslegte, obwohl "Barfuß Zaubern" eine eigene feste Gewohnheit ist. Das hat ziemlich den Spielfluss gestört, weil ich absolut nicht nachvollziehen konnte, warum ein SL darauf bestehen sollte, das so zu interpretieren, besonders wenn der/die betroffene*r Spieler*in damit offensichtlich nicht einverstanden ist. Da wurde dann die Meister-Karte gezogen und ich war ganz kurz davor, den SL des Hauses zu verweisen, habe es aber gelassen, weil man ja als gute*r Mitspieler*in die anderen Gruppenmitglieder nicht vergraulen will, in dem man die Spielleitung vor die Tür setzt.

    Das hat es nachfolgenden SLs bei mir dann leider etwas schwer gemacht, was Rechteprivilegien angeht. Man kann mir gern sagen, "Ich hab Recht, weil ich SL bin und ich das jetzt für gut und richtig halte."

    Aber wenn mir das nicht in den Kram passt, dann lasse ich mir jetzt auch nichts mehr vorschreiben, woran ich keinen Spaß habe.

    So beeinflussen schlechte Erfahrungen das Verhalten von Spieler*innen.

    Also ich kann dazu mal eine Geschichte von früher auspacken, warum für mich "Der Meister hat immer Recht" nicht (mehr) gilt:

    Es war die Zeit vor der Corona-Pandemie und klein River war gerade dabei, sich eine neue DSA-Gruppe aufzubauen. Spieler*innen gab es einige, aber niemand wollte leiten. Also fix ein Gesuch für eine neue SL gestellt und es meldete sich ein gewisser A bei mir. A sagte von sich selbst, er sei SL aus Leidenschaft, aber derzeit aufgrund von RL-Einschränkungen ohne Gruppe, man kennt das ja. Für meine Leute und mich hörte sich das gut an, also trafen wir uns mit A ganz zwanglos auf einen Kaffee und quatschten mal. A wollte kein Powergaming, und Spielspaß und Immersion sollten an erster Stelle stehen, Regeln erst an zweiter. Fanden wir gut, also schickten wir A unsere Chars zum Absegnen und starteten mit ihm beim nächsten Treffen in ein kleines Abenteuer. Zunächst lief auch alles toll, und dann wollte mein Hexer zum ersten Mal was zaubern. A fragte mich also, ob mein Char Schuhe trägt. Ich ganz verwirrt: "Ähh... ja, klar trägt der Schuhe." Und A so: "Okay, na dann ist dein Zauber um 10 erschwert." Meine Reaktion ging da so stark in Richtung "Hä???"

    Als Erklärung kam dann: "Dein Char ist erdgebunden und hat keinen Bodenkontakt, also greift die Erschwernis." Und ich frag noch so ganz naiv: "Aber... mein Char steht doch auf dem Boden???" Ja, nee, das reichte nicht: "Erdgebundene Chars müssen Hautkontakt mit dem Boden haben, sonst greift die Erschwernis." Ähhh... was?! "Das steht so aber nicht in den Regeln, Meister..." Und dann der Knaller: "Das ist mir egal. Ich interpretiere das so und will jetzt keine Regeldiskussionen am Spieltisch."

    A blieb dann nur noch für anderthalb Sessions unsere Spielleitung.

    Also bei mir kam die Familie im Spiel bis jetzt tatsächlich selten vor, da gibt es in ca. 10 Jahren Spielerfahrung gerade mal eine nennenswerte Erwähnung mit meinem fahrenden Hexer. Damals hat die Heldengruppe ein Haus geschenkt bekommen und die Familie meines Hexers hat gleich mal mit ihren Wagen den Garten besetzt und sich da breit gemacht XD

    Ansonsten kommt Familie (sprich Eltern, Geschwister etc.) meist nur im Hintergrund vor oder als Aufhänger, warum man gerade ganz dringend an den Ort des Geschehens muss, nach dem Motto "Deine Mutter schickt dich los, bei deiner Tante/Schwägerin/Cousine 4. Grades nach dem Rechten zu sehen" oder so.

    Gelegentlich hatte ich jetzt Geliebte/Verlobte usw. im Spiel, das wurde vom SL dann recht schön nach meinen Vorgaben ausgestaltet. Da war meine Vorstellung dann an einer Stelle tatsächlich "glückliches Paar" mit ein paar Twists auf Seiten meines Helden, und die Spielleitung hat das mMn super umgesetzt, ohne mir dabei mein ganzes Konzept zu verdrehen, nur weil man das als SL theoretisch kann.

    Öfter kommen bei mir (meist in Kombi mit dem Vorteil Verbindungen) Freunde und Bekannte in Form von NSC vor. Und da bin ich tatsächlich sehr pingelig, wenn ich Arbeit reingesteckt habe, die Verbindungen meines Helden auszugestalten. In dem Fall ist mir das Wohlergehen meiner sorgsam erstellten NSC sogar wichtiger als das meiner SC. Wenn mein SC eine dumme Entscheidung trifft und sich daraus Konsequenzen ergeben, fine, my bad. Aber wenn meine NSC willkürlich gekidnappt/in Sklaverei verfrachtet/von einem Kultistenmob geopfert werden oder etwas in der Art, da bin ich schon sauer. Die haben schließlich nichts angestellt, außer eben meinen SC zu kennen. Ich steck da ja nicht Zeit und Mühe rein, damit irgendeine Spielleitung dann um die Ecke kommt mit "Mach ich jetzt aber ganz anders, als du dir das dachtest. Friss oder stirb, Baby!"

    Letztes Mal in der D&D-Online-Runde:

    Info vorab: In der Nacht, die folgender Szene voranging, hat der menschliche Kämpfer von einer unbekannten Elfe geträumt, die ihn an einen Stuhl fesseln und ausknocken ließ. Im Traum sagte die Elfe "I think we've got a conscious one here. Would you please knock him out again?" Woraufhin den Kämpfer jemand mit voller Wucht ins Gesicht boxte. Erst DANACH spezifizierte die Elfe: "With magic, you dolt!" Dort endete der Traum, der dem Kämpfer aber sehr realistisch und mehr wie eine Erinnerung vorkam. Allerdings er konnte beim besten Willen nicht sagen, wann und wo das gewesen sein soll.

    Nun ist das Camp der Gruppe und besonders der Kämpfer nachts von irgendeinem komischen Nebel umgeben, der verhindert, dass die Menschen der Gruppe aufwachen. Unser Elf will den Kämpfer also zu seiner Wache wecken, bemerkt den komischen Nebel und stellt fest, dass der Kämpfer sich nicht rührt. Was macht der Elf also? Scheuert ihm volle Kanone eine - und trotzdem tut sich nichts. Dem Elfen gelingt es nach einigen Fehlversuchen, unseren Kleriker zu wecken, der sich den Nebel einmal genauer ansieht und dabei kurz etwas grün aufblitzen sieht, was aber schneller wieder verschwindet, als er erkennen kann, was es war. Gleichzeitig verzieht sich der Nebel und der Kämpfer wird wach. Aus unerfindlichen Gründen tut ihm das Gesicht weh und seine Wange ist ganz rot. Der Kleriker (der von der Backpfeife durch den Elfen nichts mitbekommen hat) fragt ihn, ob er allergisch auf irgendetwas ist. Die empörte und noch etwas schlaftrunkene Antwort des Kämpfers: "Yeah, I'm allergic to punches!"

    Was bleibt, ist die Gegenprobe: wann wäre denn einmal ein CrossgenderCharakter gut gelungen?

    Tatsächlich durfte ich schon beides erleben, sehr schön dargestellte Frauen von männlichen Spielern und umgekehrt auch Frauen, die Männer mMn gut gespielt haben. Dann aber wiederum auch Negativbeispiele, wobei beides hier im Forum viel häufiger vorkommt als am Tisch - was aber auch Sinn ergibt, schließlich hat man hier mit viel mehr Menschen auf einmal zu tun als daheim in der Tischgruppe.

    Und das ist Dir am Spieltisch schon häufiger begegnet?

    Oft genug, um es hier anzubringen.

    Und es ist reflexartig mindestens verdächtig, wenn ein Mann das macht.

    Das habe ich nicht gesagt. Wie oben erwähnt ist es - richtig verpackt und dosiert - auch für einen männlichen Spieler legitim. Es ist nicht das "Was", das mich stört, sondern das "Wie" und das "Wie oft" - vor allem das "Wie oft"!

    Berechtigte Fragen und als ehrliche Antwort auf wenigstens eine davon: Bei Spielerinnen stört es mich genauso, wenn ihre Charaktere ständig auf ihre weiblichen Reize pochen - es kommt meiner Erfahrung nach allerdings deutlich seltener vor.

    Was die Raidris Aventuriens angeht, kann ich mich leider nicht äußern, denn die Situation "durfte" ich noch nicht erleben, dass da ein Mann wild flirtend durch die aventurische Weltgeschichte zieht - oder jedenfalls nicht, dass ich mich erinnern kann. Ich habe aber durchaus auch männliche Charaktere, die man wohl gemeinhin als promiskuitiv bezeichnen könnte. Bis jetzt hat sich daran meines Wissens nach noch niemand gestört, möglicherweise weil es zum Konzept der Charaktere gehört, dass sie sexuell recht freizügig unterwegs sind, und nicht aus reinem Opportunismus geschieht.

    Und ist die Instrumentalisierung körperlicher Reize schlechteres Rollenspiel als wenn Reichtum oder Wortwitz eingesetzt werden?

    Ich finde schon, dass es einen Unterschied gibt zwischen "Der macht nicht, was ich will, also müssen Brüste die Lösung sein" und "Ich nutze den Vorteil 'Gutaussehend' meines Charakters, um eine erleichterte Überreden-Probe zu würfeln, mit der ich NSC Alrik Normalaventurier vielleicht doch auf meine Seite ziehen kann". Ersteres ist mMn einfach schäbig und tatsächlich keine gute Verkörperung einer ernstzunehmenden weiblichen Rolle, wohingegen letzteres für mich durchaus legitim ist.

    Bei mir steht im Moment einiges Verschiedenes auf dem Programm: Das Werk Teil I von H.P. Lovecraft, I wish you all the best von Mason Deaver, The Picture of Dorian Gray von Wilde und eigentlich auch Rabenerbe von Heike Wolf, wobei ich da aber nicht so wirklich gut reinfinde, weil ich mit den "neuen" Charakteren irgendwie nicht warm werde (looking at you, Said!)

    Wie schon erwähnt, spiele ich fast nur Männer, aber in die Hoden getreten wurde davon noch keinem und generell lasse ich die auch nicht rumlaufen mit dem ständigen Gedanken "Was, wenn mir jetzt jemand in die Eier tritt?", um die "männliche Experience" darzustellen oder so. Tritte in die Kronjuwelen kommen bei uns nicht oft genug (sprich eigentlich gar nicht, auch weil das keine Trefferzone ist) vor, um relevant dafür zu sein, wie man einen Mann angemessen darstellt.

    Gleiches gilt aber auch für Schwangerschaften, speziell welche, die aus Vergewaltigungen resultieren. Ist bei uns einfach nicht häufig genug Thema, um relevant zu sein. Und keine normale Frau, die Zugriff auf Verhütungsmittel hat (was die aventurischen Frauen bei uns mit Rahjalieb idR haben) denkt ständig darüber nach, wie viel Angst sie vor einer ungeplanten Schwangerschaft hat. Also hätte ich z.B. gar kein Problem mit der lesbischen Sexualität und der Unfruchtbarkeit eines weiblichen SC, auch wenn sie von einem Mann gespielt wird.

    Was mich allerdings extrem stört, wenn Männer das mit ihren weiblichen SC machen, ist es, sie gutaussehend oder herausragend aussehend zu erstellen und dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit darauf zu verweisen, dass sie ihr gutes Aussehen ausnutzt, um zu kriegen, was sie will. Frei nach dem Motto: "Oh, die männliche Torwache möchte uns nicht reinlassen? Ich halte ihm mein sexy Dekoltee unter die Nase und würfle auf Betören, damit er es sich anders überlegt!" - jedes Mal, immer. Es mag Frauen geben, die sich so verhalten, aber ich finde das sehr entwürdigend und objektivierend, vor allem wenn entsprechender SC sonst nicht viel an Persönlichkeit zu bieten hat. Schlimmer wird es, wenn betreffender männlicher Spieler mehrere solcher SC hat, die alle nur Klone von einander sind. Vielleicht mal mit anderer Haar- oder Augenfarbe, aber alle dem Typus "feuchter Traum" entsprechend, und eine starke, unabhängige Persönlichkeit wird dann so ausgelegt, dass sie jeden Mann problemlos um den Finger wickeln kann - weil hallo, Brüste!

    Das ist nicht fair Frauen gegenüber und auch nicht fair Männern gegenüber, wenn so eine Taktik dann auch noch hinhaut, denn ich wage jetzt einfach mal zu bezweifeln, dass wirklich jeder (aventurische) Mann nur mit seinem Penis denkt.

    Ich kann mich da Artemis500 nur anschließen. Technisch gesehen weiß ich, dass ein gutaussehender/herausragend aussehender Charakter in gesellschaftlichen Situationen öfter Erfolg mit seinem/ihren Anliegen hat, weil es auf die Proben dem Vorteil entsprechend Erleichterung gibt. Praktisch verhält es sich für mich aber meist so: Wenn jemand ein A****loch spielt, bleibt der Char ein A****loch, auch wenn er/sie körperlich attraktiv ist. Ist dann eben ein hübsches A****loch, arschiges Verhalten hat aber trotzdem Auswirkungen.

    Ich sag mal so: Am Spieltisch geht alles, was inneraventurisch zu rechtfertigen ist und womit die Gruppe im Ganzen leben kann. Körperliche Voraussetzungen von Spieler*innen haben meiner Erfahrung nach für den Spaß an der Sache noch nie eine Rolle gespielt (auf Schattenkatzes Beispiele bezogen).

    Problematisch wird es mMn erst, wenn eine Person mit dem eigenen Charakter in einer Art und Weise handelt, die nicht zum allgemeinen Konsens über die Welt passt, also z.B. der mit Fremdwörtern um sich werdende Ork, der auf dem Blatt KL 6 und Garethi 4 hat, oder jemand bringt irdische Dinge nach Aventurien, die es da eigentlich nicht gibt, wie man es anscheinend gerne bei D&D mal macht (magisches Fantasy-Twitter oder so).

    Eine Sonderstellung nimmt dabei aber irgendwie immer der Einsatz von gesellschaftliche Talenten ein. Wenn der/die Spieler*in total schlecht darin ist, jemanden zu überreden/betören/überzeugen etc., der Charakter aber einen hohen TaW hat, dann ist das zwar irgendwie wenig immersiv, das mit einer Probe abzuhandeln, aber das macht es noch lange nicht zu einem No-Go, als "socially awkward nerd" einen Charmeur vor dem Herrn zu spielen.

    Ich hab ehrlich gesagt ein riesen Problem damit, wenn die Spielleitung mir verbieten will, zu spielen, was mir Spaß macht, nicht etwa, weil das gruppeninkompatibel ist, was ich machen will, oder das grundlegende Konzept problematisch ist oder die Idee sonst irgendwie negativ behaftet ist, sondern einzig und allein deshalb, weil der Charakter andere Genitalien hat als ich.

    Ich stimme da RondraLion zu, wir haben das Jahr 2022, wer was in seiner Hose hat oder auch nicht, sollte völlig irrelevant sein, gerade bei einem Hobby, wo man sowieso in eine andere Rolle schlüpft.

    Ich zum Beispiel spiele zu 99% nur Männer. Ich bin schon im realen Leben die ganze Zeit eine Frau, da will ich im Rollenspiel auch mal was anderes sein dürfen. Wenn da dann eine SL daher kommt und sagt Nö, denn du hast keinen Penis, da muss ich mich schon fragen, ob ich mit dieser Person überhaupt was zu tun haben will.

    Ich sag mal so: Unfälle passieren.

    Gerade bei (unseren irdischen, modernen) Handwerkern ist es ja nicht ohne Grund so, dass die für viele Dinge eine Schutzbrille tragen müssen, gleiches gilt für Chemiker und ihr aventurisches Pendant.

    Auch Kinder sind prädestiniert für Unfälle, er muss das Auge ja nicht erst als Erwachsener verloren haben.

    Die Schiene "Namenlos Geweihter" würde ich auch ganz außer Acht lassen, der durchschnittliche Alrik Normalaventurier denkt an sowas nicht. So ein Verdacht rein aufgrund eines fehlenden Körperteils ohne jegliche weitere Indizien kann höchstens von jemandem kommen, der in dieser Hinsicht krass paranoid ist.

    Und von all dem mal abgesehen: In den Regeln steht absolut gar nichts an sozialen Folgen bei diesem Nachteil.